BMI aus historischem Skelettmaterial - sinnvoll oder nicht?

Da wir ein kompetentes Neumitglied zu haben scheinen, möchte ich doch mal diese Frage stellen. Ich meine damit konkret: Es scheint möglich sein, vor allem anhand Beckenknochen und des Oberschenkelknochens das Gewicht zu berechnen. Aber: Kann ich aus Robustizität auf einen hohen BMI schließen? Wenn ja, woher weiß ich, ob das Körpergewicht aus einem hohen Fettanteil resultiert oder aus einer großen Muskelmasse? Und ist es nicht so, daß robuste Knochen mit Anzeichen von starker Belastung durch ein hohes Gewicht nicht vielleicht auch darauf hinweisen könnten, daß von einer mageren Person regelmäßig große Lasten geschleppt werden mußten? Ist die Berechnung des BMI also sinnvoll?

Hallo, ich kann zwar nichts zur Fragestellung beitragen, möchte aber dokumentieren, dass eine “Nichtantwort” nicht mit “Nichtinteresse” gleichzusetzen ist. Grüßlis

Zwei Veröffentlichungen zu BMI-Schätzungen an mitteleuropäischen Populationen finden Sie als pdf unter den neueren Aufsätzen auf http://frank-siegmund.de/ Neu und spannend ist ein Aufsatz von Chris Ruff u.a., in: American Journal of Physical Anthropology 148, 2012, 601-617. Bilanz: Schätzen geht, es gibt Schätzfehler, die Fehler sind nicht groß. Ob der BMI aus Muskelmasse resultiert oder aus Körperfett, lässt sich nicht ableiten. Ich denke aber, das Extreme in jederlei Hinsicht auch in Urgeschichte selten waren, d.h. wir normalerweise weder extremen Kraftsportlern (viel Muskeln, null Fett) oder den extremen Alternativen der Art null Muskel nur Fett nicht begegnen.

Soweit ich weiß ist es ja auch so, dass man anhand von gut erhaltenen Skelettresten durchaus sagen kann ob eine Person Übergewicht hatte oder sehr muskulös ist. Die Extreme sind schon fast für Laien sichtbar, da diese Spuren auch im Skelett hinterlassen. Wobei Mangelernährungen auch bekannte Spuren im Bereich der Zähne und Wachstumsfugen hinterlassen. Also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man zumindest erkennen kann, ob eine Population normalgewichtig oder fettleibig war, was sich aber auch sicherlich im archäologischem Befund des Abfalls widerspiegeln könnte.