Frühlatènezeitliche Halsringe

Hallo Forum, als ein Attribut der keltischen Adelskaste wird der Torque genannt. Aus der Mittel- u. Spätlatènezeit kennen wir Funde dieser offenen Halsringe. Wie sieht es allerdings für die Lt A-Epoche aus? Die gefunden Halsringe sind alle geschlossen und weisen kaum Abnutzungsspuren auf. Trugen die keltischen Krieger zu dieser Zeit keine Halsringe? Ich möchte versuchen einen Krieger der Lt A zu rekonstruieren, daher würde ich mich über Antworten freuen. schöne Grüße, simon

Hallo Simon! wie formuliere ich das jetzt, damit es nicht überheblich klingt…?[:/] Ich finde Du schmeisst mit jeder Menge Begriffen (Adel, Kaste, Krieger) um Dich, die nicht gut definiert sind und immer wieder anders gebraucht werden… Als netten Einstieg in die Diskussion zu diesem Thema könnte ich: H. Birkhan, Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur, Wien 1997 empfehlen. Und zum Thema Rekonstruktionen: In Österreich gibt es das Gräberfeld Dürrnberg, bei Hallein. Das enthält jede Menge Grabausstattungen, auch der Frühlatènezeit. (Stöllner Th., Grab 102 vom Dürnberg bei Hallein. Bemerkungen zu den Dürrnberger Kriegergräbern der Frühlatènezeit. In: Germania 76, 1998, 67-176. / vom selben Autor (als Einstieg in die ostalpine Frühlatènezeit): Die Hallstattzeit und der Beginn der Latènezeit im Inn-Salzach-Raum. Archäologie in Salzburg, Band 3/I2002.) In den beiden Publikationen solltest Du weitere Literatur finden… Toll, dass Du Dich an so ein schwieriges Thema rantraust! Ich wünsche Dir viel Spass und Erfolg bei Deiner Rekonstruktion! Machst Du alles von A-Z selber? Liebe Grüsse Emanuela

Hi Emanuela, Birkhan’s Buch ist mir selbstverständlich ein Begriff und sollte ich auch mal die 100 € übrig haben wird es sich in meinen Besitz übergehen. :wink: Die Funde von Hallein sind mir ebenfalls bekannt. Allerdings bin ich dran eine Rekonstruktion zu versuchen die mehr im “nordkeltischen” sprich süd- und mittelhessischen Raum angesiedelt ist. Der Halsring des Glaubergfürsten deutet allerdings eher auf ein totenkultisches Stück hin und ist meines und anderer Personen erachten kein “Alltagsgegenstand” gewesen. Ich glaube auch, dass die Lt A-Kelten nich unbedingt dauernd einen Halsring trugen. Alles von A-Z selber zu machen übersteigt leider meine Möglichkeiten. Alles Textile mache ich selber, sprich Tunika, Hose, Sagum, Brettchenwebereien. Auch möchte ich einen Kompositpanzer rekonstruieren, wie ihn die Glaubergstatue und die Figuren auf den etrusk. Schnabelkannen zeigen. Hierzu schwebt mir eine Leder-Leinen-Konstruktion vor. bratercastis pe iactis, Simon

Hallo Simon! Tja, sorry, es ist manchmal schwer einzuschätzen, wie der Infostand der Leute ist - nichts für ungut! Den Birkhan werde ich mir wohl vorläufig auch nicht leisten können…zum Glück steht er bei uns in der Bibliothek. Mit “nördlicherem” Zeug kenne ich mich leider nicht aus - über den Dürrnberg habe ich mal ne kleine Arbeit geschrieben, deshalb die “wandelnde Bibliographie” - ich finde Dein Projekt aber sehr spannend! Darüber, was täglich getragen wurde und was als Grabausstattung extra angefertigt wurde oder nur zu speziellen Gelegenheiten getragen wurde, habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht - ein weites Feld… Wie ethnographische Vergleiche zeigen, werden aber manchmal Dinge, die uns “untragbar” erscheinen durchaus auch bei der Arbeit getragen - irgendwie nachvollziehbar, wenn man keinen Tresor hat. Ob das aber für den Glauberger Ring auch gilt? Noch eine andere Frage: Kennst Du die Vereinigungen für experimentelle Archäologie (VAEE, Exarc, Exar, AEAS)? Ich bin da selber Mitglied (mit unserer “Bronzegiessertruppe” ExperimentA - wir haben auch einen Link hier bei Arch-online) und finde den Austausch mit anderen “Bastlern” sehr positiv. Ich denke, es gibt einige Leute, die Dein Projekt sicher spannend finden würden - und vielleicht finden sich ja auch noch Helfer? Bei den Rekonstruktionen basiert viel auf Austausch und gute Textilien sind immer gefragt… Have Fun! Emanuela

Hi, das mit dem Infostand stimmt von daher schon o.k. Da ich quasi “Zivilist”:slight_smile: bin, kann ich den Birkhan nur in der Staatsbibliothek einsehen. Gerade das “nördliche Zeug” finde ich interessant, 1. weil ich aus der Ecke bin und zweitens weil das gerade den Reiz ausmacht. Gerade bei Keltendarstellungen hat das “gemeine Volk” eine Vorstellung wie sowas auszusehen hat( Lt C + D), deshalb finde ich es reizvoll mal vom Mainstream abzukehren und mal was anderes zu machen. So z.B. die Rekonstruktion des Hallstattfürsten (www.hallstattzeit.de). Die VAEE kannte ich bisher noch nicht, aber gerade das “selbermachen” ist interessant. Man lernt was dabei, merkt was machbar ist und was nicht und es ist individualistischer. Bis dann, Simon

Im Giessener Museum befinden sich einige sehr frühe Stücke von Torques, vielleicht sogar Hallstatt A. Hierbei handelt es sich um recht einfache Stücke. Zur Tragweise: Überliefert ist, dass die Kelten die Halsringe in der Schlacht trugen. Ob sie sie auch im Alltag getragen wurden, ist umstritten. Der Glaubergring wurde häufiger genutzt, wie die Spuren zeigen.

Hallo schlabberwutz, das die Kelten einen Torque trugen ist uns von den Römern überliefert.Allerdings stammen diese Berichte aus der Lt C u. D-Zeit. Die Römer hatten zu dieser Zeit schon viel Kontakt zu den kelt. Stämmen. Zur Lt A-Zeit war Rom gerade ein aufstrebender Stadtstaat im etruskischen Herrschaftsbereich. Für diese Zeit sind Halsringe häuptsächlich nur aus Frauengräbern bekannt. Der Glaubergfürst ist eine der wenigen Ausnahemen. Schöne Grüße in meine Heimat, Simon

guten abend liebe freunde, berichte über die torques gehen wohl bis auf poseidonis zurück. diodor V,27 berichtet von weiblichen und auch männlichen trägern. auch strabon IV 4,3 berichtet davon. die praxis diesen ring zu tragen, geht wohl bis in die spätere hallstadtzeit zurück. ein brauch welcher bis in die provinzialrömische epoche nachweisbar ist. in der darstellenden kunst bemerken wir, daß hier im gegensatz zu den grabfunden der männliche träger , bis auf wenige ausnahmen, bevorzugt wird. in diesem zusammenhang ist der “kessel von gundestrup” und die plastik des “sterbenden galaters” zu nennen. römische feldherren haben sich immer wieder nach gefechten in den besitz solcher torques gebracht, siehe " manlius torquatus"… wir können daher auch davon ausgehen, daß die torques im feldzug getragen wurden. der darüber hinaus gehende gebrauch im kultus steht ja hier außer zweifel mit allerbestem gruß max

hi ich nochmal, :wink: wie kommt man denn an die beiden Publikationen heran? Gerade die Funde aus Hallein würden mich sehr interesseieren. Gibts da vielleicht auch einen Ausstellungskatalog zu?? Schöne Grüße von der schwindenden Isaria, Simon