Fund Burgruine

Hallo Heute sind wir beim Spaziergang im Wald (Bayrischer Wald) mit unserem Hund auf eine alte Burgruine gestossen. Es sind nur noch ein paar Mauerreste und die Reste des Burgfrieds erhalten. Laut Recherchen stammt die Burg aus dem 12 Jhd. und war eine ehemalige Räuberburg. Über die Geschichte der Burg ist leider so gut wie nichts bekannt. Weder wer sie erbaut hat, noch um welche Art von Burg es sich gehandelt hat. Sie wurde noch nicht archäologisch untersucht. Da mich Geschichte und das Mittelalter allgemein sehr interessiert habe ich mich etwas intensiver umgesehen und einen umgestürzten Baum gefunden dessen Wurzeln ein großes Loch im Waldboden freigelegt haben. Das Loch befindet sich ca 15m entfernt vom Burgfried. Beim entfernen des Laubs aus dem Loch fand ich gleich an der Oberfläche Tonscherben. Als ich die Erde etwas entfernt hatte fand ich weitere Scherben und Knochenreste mit sichtbaren Schnittspuren. Worauf könnte der Fund hindeuten? Eine Müllgrube vermute ich nicht mitten in der Burganlage? Muss ich die Funde melden? Darf ich weitersuchen auf dem Gelände? Fotos der Funde sind beigefügt Gruß Lizzy 

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Hallo Lizzy87, wenn du sagst, die Burgruine wurde bislang noch nicht archäologisch untersucht, dann würde ich deine Funde sicherheitshalber beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) oder zumindest bei der zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde melden (letztere wird dich vermutlich dann doch an das BLfD verweisen). Evtl. auch nochmal ein Foto vom umgestürzten Baum machen, um jedem Verdacht der Raubgräberei vorzubeugen. Wenn die Burg als Bodendenkmal in der Denkmalliste eingetragen ist, dann interessiert der umgefallene Baum das Amt evtl. auch in Hinblick auf Bestandssicherung…wobei das dann wohl in das Aufgabengebiet der entsprechenden Gemeinde bzw. Waldbesitzer fällt. Weitersuchen ist so eine Sache…einerseits sind Scherben von der Oberfläche ja Lesefunde…und nach dem Denkmalschutzgesetz (wenn ich es richtig verstanden habe) ist es ja nicht verboten Scherben und Knochen aufzuheben…aber wenn du dafür Erde bewegst, ist das schon wieder etwas anderes…und rein optisch ist das, was sich unter einem Baum befindet, ja eigentlich schon “unter der Erde”. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Hallo nochmal, wie ich Heute in Erfahrung gebracht habe, befindet sich das Grundstück auf dem die Burgruine ist in Privatbesitz eines Bauern. Wie verhält es sich hier? Muss ich ihm die Fundstücke bringen und abgeben (was natürlich kein Problem ist) Wenn er mir die Erlaubnis erteilt weitersuchen zu dürfen, darf ich das dann? Oder muss ich mich an den ansässigen Stadtarchäologen wenden? Das dort eine Burg stand ist der Gemeinde bekannt denn es wurde ein Schild aufgestellt "Ehemalige Burg ca 12Jhd) Es wäre einfach klasse wenn die Burg archäologisch untersucht werden würde. Es wäre doch Verschwendung wenn man so ein Stück Geschichte einfach im Wald versinken lassen würde. An wen muss man sich denn überhaupt wenden um so etwas in Gang setzen zu können? Kann jemand anhand der Bilder erkennen ob es sich um neuzeitliche oder altertümliche Scherben handelt? Und was das für Knochen sein könnten? Entschuldigt bitte die vielen Fragen :slight_smile: Gruß Lizzy

@ reeholz entschuldige, ich hatte deine Antwort wohl zu spät gesehen. Ich werde mich zusätzlich noch an die Behörde für Denkmalschutz wenden. Die Funde werde ich selbstverständlich abgeben sollte ich dazu aufgefordert werden und hoffe ich habe da jetzt nichts falsches gemacht da ich ja die Scherben aufgelesen und mitgenommen habe. Das ich Erde bewegt habe werde ich dann wohl lieber nicht erwähnen hm? :-*>  Ich wusste ehrlich gesagt nicht dass das so streng behandelt wird.    

Hallo Lizzy, also erstmal wird dir beim Landesamt keiner den Kopf abreißen, dass du Scherben aus einem Baumsturz gesammelt hast. Man wird dich aber ganz sicher auch darauf hinweisen, dass da ja sogar ein Schild steht und das demnach mit Sicherheit ein Bodendenkmal ist und in der Denkmalliste steht. Da ist das Aufsammeln von Sachen, vor allem aber das Suchen, grundsätzlich verboten. Du solltest denen aber deine Scherben abliefern und vor allem auch, wie bereits erwähnt, auf den Baum hinweisen. Ob das Privatbesitz ist, oder nicht, tut erstmal gar nichts zur Sache. Auch der Eigentümer hat keinerlei Recht, auf dem Burgareal Erde zu bewegen oder dir zu erlauben, dort irgedwelche Erdmassen abzutragen. Selbst weitersuchen also ein klares Nein! Auch die zuständige Behörde wird dir niemals erlauben, dort auf eigene Faust irgendwelche Ausgrabungen zu unternehmen. Du würdest mehr kaputt machen, als du an Erkenntnissen zu Tage förderst. Das ist nicht böse gemeint, aber ohne entsprechende Ausbildung (die ich jetzt auf Grund der Frage nicht voraussetze) weiß man gewisse Dinge einfach nicht. Unter Umständen könntest du dich ehrenamtlich mit Erlaubnis und Schulung des Amtes dort betätigen, und eben solche Baumverstürze angucken und melden. Aber wie das in Bayern gemacht wird, weiß ich nicht. Musste fragen. Graben wird man dir auf keinen Fall erlauben. Die Knochen kannst du meiner Meinung nach auch zuhause lassen, ich denke, die werden die nicht haben wollen. Die Scherben sind, zumindest nach dem, was man auf den eher verschwommenen Bildern so erkennt, schon mittelalterlich, neuzeitliche sehe ich nicht. Die sind aber so klein und unspezifisch, dass man dir da mit Bildern nicht mehr sagen kann. Insgesamt sind Scherben und Knochen das, was du auf so einer Burganlage hauptsächlich an Funden zu erwarten hast. Da brauchts keine Müllgrube, um flächendeckend Keramik und Knochen zu finden.

Ich habe mich Heute mal schlau gemacht. Die Ruine ist auf der Denkmalliste vermerkt aber “Benehmen nicht hergestellt und nicht nachqualifiziert” Der Besitzer hat gesagt es wäre mal jemand da gewesen um das Gelände anzusehen und die Ausmaße der ehemaligen Burg zu bestimmen aber mehr ist dort nicht geschehen. Ich habe ihm die Funde gezeigt und er meinte das sei doch nur Müll =:-O Er meinte zudem noch es wäre mal ein Mann in Dorf gewesen der einen Burgverein gründen wollte, daraus sei aber nichts geworden. Mit dem ortskundigen “Geschichtskenner” habe ich mich auch unterhalten. Er meinte die Burg hätte bis 1648 bestanden. Ich würde mich liebend gerne Ehrenamtlich auf diesem Gebiet zur Verfügung stellen. Welche Schulungen gibt es in diese Richtung? Ich werde gleich Morgen die Funde zum Amt für Denkmalschutz bringen. Die werden mir dann schon sagen was weiter mit den Scherben passieren soll. Soviel ich in Erfahrung bringen konnte wird wohl nur durch Archäologen gegraben wenn das Bodendenkmal akut in Gefahr ist da sonst das Bodendenkmal zerstört wird. Ok ist für mich jetzt nicht so nachvollziehbar denn die Artefakte werden ja auch zerstört je länger sie im Boden sind bzw die Nachwelt erfährt nichts über die Geschichte der Burg und der Menschen die Dort gelebt haben.

Also, natürlich ist das “Müll”, aber Archäologie ist sowieso eine Müllwissenschaft. Wir sammeln den Müll oder die Sachen, die andere vor vielen Jahrhunderten verloren haben, auf :grin: Vielleicht darfst du die Keramik sogar behalten, die ist so klein, dass das Amt damit vermutlich wenig anfangen kann. Trotzdem vorzeigen! Alles weitere wird man dir da dann erzählen, auch was ehrenamt angeht :wink: Ja, das ist richtig, dass meistens nur gegraben wird, wenn etwas bedroht ist. Es gibt aber auch Forschungsgrabungen, die kann sich heutzutage kaum noch eine Institution leisten :grin: Es gibt inzwischen auch genug Möglichkeiten, etwas zu dokumentieren, ohne es dirket auszugraben. Geomagnetik, Auswertung von Luftbildern (beides im Wald eher schlecht, gebe ich zu :grin: ) und AirborneLaserscans. (http://www.academia.edu/1058461/Der_Einsatz_von_Airborne_Laserscanning_zur_Entdeckung_von_archaologischen_Gelandedenkmalen) Dass Artefakte im Boden kaputt gehen, ist so nicht richtig. Es ist so, dass der Boden die Funde und Befunde konserviert. Vor allem mittelalterliche Keramik ist da ziemlich unbeeindruckt von längerer Lagerungszeit. Natürlich können Veränderungen des Bodens wie Erosion oder Grundwasserabsenkungen zur Zerstörung von Feuchtbodenfunden führen, aber die sind für die Burg im Wald jetzt eher nicht anzunehmen. Ansonsten erhalten sich Steinfundamente sowieso, aber auch Holzkonstruktionen lassen sich anhand von Pfostenlöchern etc. nachweisen. Wenn die aber erstmal ausgegraben wurden, sind sie weg. Deswegen ist es so wichtig, dass alles fachgerecht dokumentiert wird. Wir zerstören immer beim Ausgraben, anders geht es nicht. Und die freigelegten Mauerfundamente dann sichtbar zu erhalten kostet danach eben auch Geld, das sowieso an jeder Ecke nicht reicht. Ganz zu schweigen davon, dass ja auch irgendwer die Ausgrabung bezahlen müsste, wenn sie denn dort stattfände. Und die anschließende Aufarbeitung der Funde/Befunde und die Publikation, damit die Öffentlichkeit dann letztlich wirklich etwas davon hat. Mit Ausgraben ist es ja bei weitem nicht getan. :wink: Sowas kostet Geld, das einfach nicht vorhanden ist und immer knapper wird.