Geschoß(?)kugel aus Fachwerk

Hallo, liebe Forumsmitglieder!

Ich habe beim Freilegen des Fachwerks des Nebengebäudes meines Gutes in 09322 Penig eine Kugel gefunden. Sie steckte in der Außenseite eines Fachwerkständers, ungefähr auf Kopfhöhe, neben einer Heuluke. Die Kugel scheint aus Blei zu sein. Sie ist nicht ganz kugelrund, sondern leicht zylindrig. Ich habe ein paar Fotos beigefügt, auf denen die Abmessung und die Form erkennbar ist. Das Nebengebäude wurde zwischen 1796 und 1814 errichtet. Nun würde ich gern wissen, um was es sich bei dieser Kugel handelt. Ist es vielleicht eine Geschoßkugel aus den Oktobertagen 1813, als hier mehrere Tage um Penig und den Muldenübergang Richtung Leipzig gekämpft wurde? Oder etwas ganz anderes?

Die Kugel ist ca. 7 mm im Durchmesser und wiegt ca. 4g.



Hallo und herzlich willkommen im Forum,

es könnte tatsächlich ein Projektil sein. Eine andere Anwendungen von einem Bleizylinder im Fachwerk kann ich mir nicht vorstellen.

Allerdings würde ich das Alter nicht vor 1850 datieren, da vor dieser Zeit noch Kugelgeschosse gebräuchlich waren. Erst um die Zeit von 1850 ist man zu Langgeschossen übergegangen.

Gruß Shard

Hallo Shard!

Danke!

Es ist schon eine Kugel. Sie ist nur ganz, ganz leicht zylindrig. Hoffe, man sieht das auf den Bildern ausreichend.

Bautechnisch hat die Kugel keinen Sinn. Mir fällt auch kein Grund ein, warum man die sich ins Fachwerk klopfen sollte. Sie steckte bzw. steckt (ich habe sie wieder zurückgesteckt) zu etwa zwei Drittel im Holz. Da braucht es auch etwas Kraft dazu.

Rillen oder ähnliches gibt es übrigens nicht an der Kugel.

Hallo Maik

Zylindrische Geschosse kamen erst im 19. Jhd auf mit dem Übergang vom Vorder- zum Hinterlader. Die Hinterlader wurden erst ab Mitte des 19. Jhd entwickelt, also (zeitlich) etwa zwischen amerikanischem Bürgerkrieg und dem deutsch-französischen Krieg. Die Kugel - wenn es eine ist - ist kurz, das könnte eher auf eine Revolver- als eine Gewehrkugel hinweisen. Kannst du noch mehr Bilder machen? Ein Längsbild wäre hilfreich.

lg Uwe

Hallo Maik,

vermutlich hat sich das Projektil beim Aufschlag verformt. Die Spitze wird dabei etwas platt gedrückt, daher wohl die annähernd kugelige Form.

Ich stimme Uwe zu, ein paar Detailbilder wären hilfreich.

Gruß Shard

Ich mache heute Nachmittag noch ein paar Bilder und stelle die ein!

Das hier wäre eine mögliche Waffe für so ein Geschoss.

Sollten die 7mm Kaliber noch original sein, könnte das Projektil aus einem französischen LeFaucheux-Revolver stammen, die hatten Kal 7mm. Oder aus einer Kopie davon.

lg Uwe

Ich habe noch zwei Fotos gemacht, wo man die zylindrische Form besser erkennt. Ich hoffe das hilft weiter. Ich kann weitere Bilder machen, besser bekomme ich sie aber mit dem iphone leider



nicht hin.

Moin,

Irgendwie Zweifel ich jetzt an der Theorie Projektil. Mir fehlen da die typischen Verformungen die beim Einschlag entstehen und die Form erscheint mir doch auch eher untypisch. Aber was das Teil ansonsten in einem Fachwerk verloren hat, erschließt sich mir auch nicht…

Bin Mal gespannt auf @Uwe s Meinung…

Gruß Shard

Mahlzeit! Das Fachwerk besteht aus Fichtenholz, einem ziemlich weichen Holz. Vielleicht gibt es deswegen keine Verformungen.

Vielleicht ist es auch ein härteres Metall? Das es Blei ist, ist ja nur eine Vermutung von mir.

Mahlzeit @MaikO und @Shard

Ich habe mir IMG_7847 mal in Photoshop mit 300-facher Vergrößerung angesehen. Das “Projektil” ist an beiden Enden abgerundet, was nicht auf ein Geschoß schließen lässt. Geschosse sind auf der Seite die auf der Ladung liegt flach, um den Druck der Ladung voll auszunutzen. Das, was du gefunden hast, ist eher walzenförmig: abgerundete Enden und runder Körper.

Ein Bleigeschoss, das aus einer Waffe abgefeuert wird, würde definitiv an der Aufschlagsseite deformiert werden, unabhängig davon, wie hart oder weich das Holz ist. Außerdem ist es nach dem Bild 3 deiner ersten Bilder nicht sehr tief eingedrungen. Auch das widerspricht der Theorie, es wäre von einer Schusswaffe verfeuert worden.

Bist du sicher, dass das Objekt aus Blei ist? Lässt sich relativ einfach testen: Blei ist weich. Einfach versuchen, ob es sich mit einem Messer ritzen lässt.
Wenn es kein Blei ist:
Durchmesser 7mm und Länge etwa 15mm könnte eine Walze aus einem Walzenlager sein:

image

Vielleicht mit einer Schleuder verschossen. Das würde die geringe Eindringtiefe und die fehlende Verformung erklären.

lg Uwe

Hallo Uwe! Ja, es läßt sich leicht ritzen. Das hatte ich schon gemerkt, als ich es mit einem Schraubenzieher aus dem Holz gepuhlt habe und deswegen Blei vermutet. Eine Walze kann es damit eigentlich auch nicht sein.

Was mir jetzt noch aufgefallen ist, ist, daß das Objekt seitlich, also auf der “Walzenseite” oder Längseite, nicht auf einer der runden Seiten, leicht deformiert ist. Das ist auch die Seite, die dem Holz zugewandt war. Fotografisch läßt sich das leider nicht richtig festhalten.

Guten Morgen und ein schönes Wochenende, Uwe und Shard!

Ich habe mir das Teil und unsere Unterhaltung noch einmal angesehen und fasse mal die bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse zusammen:

  • Form: zylindrisch, beide Enden rund
  • Größe: ca. 7,5 mm Zylinderdurchmesser und ca. 9 mm Zylinderlänge
  • Gewicht: ca. 4 g
  • Material: Blei
  • Aufschlagseite = Zylinderseite
  • Eindringtiefe: etwa 4 mm

Ein Geschoß einer Feuerwaffe wird wegen der zwei runden Zylinderenden ausgeschlossen.

Ein Geschoß ist meiner Meinung nach aber trotzdem, da es mehrere Millimeter tief in den Balken eingedrungen ist. Das kann kaum aus Versehen bei irgendwelchen Arbeiten an der Fassade passiert sein. Vielleicht wurde tatsächlich dieses Metallteil zweckentfremdet und mit einer Zwille, Schleuder, Katapult oder irgendetwas anderem, selbstgebauten, verschossen. ODER, das fällt mir gerade noch ein, direkt daneben befand sich zu DDR-Zeiten die Garage und davor befindet sich die Platte, also der betonierte Platz vor der Scheune. Vielleicht ist bei einer Arbeit, vielleicht bei einer Reparaturarbeit an einem Fahrzeug ein Metallteil abgeschossen. Weitere solcher Teile, Einschlagspuren, Beschädigungen usw. kann ich am Fachwerk nicht feststellen.
Falls etwas Zweckentfremdetes mit einer Zwille oder ähnlichem verschossen wurde, fällt mir noch ein, daß sich ab ca. 1900 eine Kettenstuhlfabrik in der Nachbarschaft befand, die den Grundstücksbesitzern gehörte und zu DDR-Zeiten wurden dort Trikotagen hergestellt.

Guten Morgen @MaikO , guten Morgen @Shard .

Gute Zusammenfassung. Der Hinweis auf die Fabrik brachte mich auf eine Idee:
Möglicherweise ist es eine Art Gewicht; von einem Webstuhl oder etwas Ähnlichem, vielleicht auch von einem Vorhang. Und entweder wurde es als Geschoss zweckentfremdet (Zwille o.Ä.) oder bei einem Unfallgeschehen mit relativ hoher Geschwindigkeit weg geschleudert. Beides ist denkbar.

lg Uwe