Gewerbe statt Römerebe

Am 03.03.2012 erschien in der Südwest Presse folgender Artikel: Burladingen. Gewerbe hat Vorrang vor dem römischen Erbe. Wenn das Burladinger Baugebiet Kleineschle gen Westen ausgedehnt wird, ist das römische Vicus, das unter den Wiesen schlummert, endgültig verloren. zum Komletten Artikel: http://www.swp.de/hechingen/lokales/burladingen/Gewerbe-statt-Roemererbe%3Bart5604,1361981 aktion archäologie hat dazu in einem Leserbrief wie folgt Stellung bezogen: Wirtschaft contra Kultur? Wir denken hier zeigt sich ein sehr kurzfristiges Denken. In der finalen und unwiederbringlichen Zerstörung nach vorher nur notdürftigen Bestandsaufnahme des kulturellen Erbes, hier einer ausgedehnten römischen Siedlung,werden die Spuren der Geschichte unwiederbringlich aus unserem Erlebnisbereich getilgt. Was uns noch unverständlicher ist: entsprechende Ausweichfächen für eine gewerbliche Nutzung sind mit einer Fäche von 17 Hektar vorhanden! Selbst wenn die Zeugnisse unserer Geschichte keinen Stellenwert im Bewusstsein einiger Entscheidungsträger haben, so muss man doch zumindest auch einmal einen Blick auf den Standort- und Wirtschaftsfaktor der Regionalgeschichte werfen. Diese Bedeutung haben selbst unsere EU Politiker in den Fokus der Regionalförderung bei der Unterstützung und Erschließung geschichtlicher Zeugnisse zur Förderung beachtet und erhebliche Mittel bereit gestellt. In den vergangenen Jahren haben sich kulturelle Stätten, besonders Zeugnisse der kulturellen Geschichte als wichtige Standortfaktoren zur Ankurbelung der regionalen Wirtschaft erwiesen. Bei dem in diesem Artikel vorgestellten Ausdehnung der Anlage, sollte man hier von einer vielschichtigen Quelle für die wissenschaftliche Forschung und von einem sehr interessanten touristischen Ziel ausgehen können. Mit dem von der Rom-Expertin Dr. Brigitte Holzhauer vorgestellten Begriff einer Via Appia antica Burladingen wäre schon einmal der Grundstein für eine erfolgreichen Vermarktung gelegt. Aber wie so oft sieht man in den politischen Gremien zuerst die Kostenhürde. Wir als private Organisation im Bereich der Erforschung der geschichtlichen Hinterlassenschaften, deren Bewahrung und Vermittlung, bieten wir hier gerne unsere Unterstützung an um die Schaffung einer geeigneten Struktur auf privater Initiative zu starten und die laufenden Arbeiten zu koordinieren. Welche Erschließung für die wirtschaftliche Stärkung der Region nachhaltiger ist… muss an dieser Stelle nicht betont werden, da dies im Hinblick auf alle Belange offensichtlich ist. Also sollte der Geschichte hier auch der entsprechende Vorrang eingeräumt werden. Kultur ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor! aktion archäologie Verband zur Erforschung, Dokumentation und Erhaltung des geschichtlichen Erbes www.aktion-archäologie.de Wir würden uns über Unterstützung in Form von weiteren Leserbriefen an dieses Presseorgan sehr freuen.

Vor ähnliche Probleme sind sicher viele Gemeinden in Deutschland gestellt. Ich denke hier nur an die bekannte Römervilla von Oberndorf-Bochingen, mit ihrer umgefallenen Mauer. Gefunden und ausgegraben wurde die Anlage ja nur, weil auch dort ein Gewerbegebiet geplant war - sonst würde das alles sicher noch unberührt unter der Erde schlummern. Doch anstatt die Chance zu nutzen und ein Teil der Römervilla zu erhalten und touristisch zu erschließen, wurde inzwischen das gesamte Gebiet mit Industriegebäuden überbaut. Sicherlich spielen hier ohne Zweifel finanzielle Aspekte eine große Rolle, doch warum kann man zum Beispiel nicht Industriebetriebe, welche auf solchen archäologischen Plätzen bauen, verpflichten, sich auch finanziell an Ausgrabungen oder Erhalt bestimmter Teile einer Anlage zu beteiligen? Vielleicht gibt es für Burladingen ja die Chance, beides - Industrie und Vergangenheit - sinnvoll unter einen Hut zu bringen und zu kombinieren. P.S.: Was ich von aktion-archaeologie halten soll, kann ich noch nicht beurteilen. Falles es eine IG ist, welche sich für die Erhaltung und die Unterstützung von archäologischen Denkmälern einsetzt, ist dies begrüßenswert. Sollten sich in dieser IG jedoch irgendwelche private “Hobbybuddler” vereinigen, so kann ich dies nur ablehnen.

Welch bessere Werbung z.B. für ein Industriegebiet und die dort ansässigen Gewerbebetriebe und Industrien, welch bessere Werbung für eine Gemeinde/Stadt könnte es denn geben, wenn es gelingt, beides miteinander zu vereinbaren: Alte Kultur und modernes Aufstreben? Was spricht gegen einen archäologischen Park mitten in einem Industriegebiet? Da muss doch z.B. eine Werbegemeinschaft hellhörig werden, um altes zu erhalten (wenigstens zu größtmöglichen Teilen) statt es zuzubuddeln…:!::?: :slight_smile: Herzliche Grüße, Vinzenz