Hornsteinspitze (Typ Tayacspitze?)

Hallo Steinfreunde,
Kurze Anmerkung: einen in Folge entsprechenden Beitrag habe ich gestern schon hier reingestellt, ist aber nicht erschienen?!

Habe also letzte Woche u.a. eine markante, rundum patitierte (Keuper-)Hornsteinspitze mit einen Rest Gesteinsrinde in Oberfranken aufgelesen. Dieses Gesteinsmaterial kommt in der Gegend autochthon vor. Dieser wohl mittelpaläolithische Artefakt scheint mir eine sogenannte Tayacspitze zu sein.
Freue mich über jeden Beitrag und Kommentar dazu bzw. kennt jemand was Vergleichbares ggf. auch aus der Fachliteratur?
Beste Grüße Uli





Hallo Uli,
mir persönlich fehlt es bei diesem Hornsteintrümmerstück am artifiziellen Charakter.
Ich würde meinen, da führt kein Weg hin.

Grüße Bucentaur

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Hallo servantes123,

nun bin ich kein Spezialist für das Paläolithikum, habe mich aber tatsächlich schon mit dieser komplizierten Artefaktgruppe beschäftigt.
Eine Tayac-Spitze sollte deutlich zur Spitze hin zugerichtet sein. Das sehe ich hier nicht. Es sind eher unspezifische eventuelle Zurichtungen, die aber auch natürlich entstanden sein könnten.
Einzig das letzte Bild zeigt eine Seite, die zu einer Tayac-Spitze gehören könnte.
Gibt es da nachweislich paläolithische Funde aus diesem Gestein?

Ich stelle hier mal eine Tayac-Spitze vor, die aus einer über 10 m tiefen Schicht einer Kiesgrube im Saale-Elster-Gebiet stammt. Diese Schicht führte hunderte Artefakte (nur die gefundenen), die um die 400 000 Jahre alt sind. Nachgewiesen auch an organischem Material. Auch hier sieht man, wie schwierig es ist, eine Tayac-Spitze zu erkennen.

Ich habe sie auch nicht als solche erkannt, erst ein fachkundiger Blick des Sammlers dieser vielen Artefakte brachte die Erkenntnis. Er konnte mir weitere Tayac-Spitzen zeigen, die immer wieder anders aussehen.

Viele Grüße

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..danke für eure eingehenden, hilfreichen Einschätzungen. Mal sehen was andere noch dazu einschätzen werden, insbesondere nach Augenscheinnahme.
Super der inhaltliche und bildliche Beitrag zu Tayacspitze. Habe selbst bislang kaum Abbildungen in der Literatur gefunden, bis auf einen Beitrag/Hinweis s. hier zeichnerische Abbildung bzw. im dazugehöriger Beitrag im Link S. 54.

https://www.uf.phil.fau.de/files/2020/10/weiss_2016_geraete_rabutz_taubach.pdf

Zur Frage nach paläolithischen Funden aus vergleichbarem Hornsteinnmsterial lautet die Antwort:Ja
Hier noch vom gleichen Fundplatz ein doch eindeutiger Hornsteinkratzer, den ich einen Tag zuvor dort gefunden habe (s. Abbildung).
Aus der gleichen Fundregion mit gleichen bzw. vergleichbaren Hornstein habe ich schon einige Steingeräte, die bereits als mittelpaläolithisch eingestuft wurden.

Beste Grüße
Uli

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.. ach ja, wegen der Zurichtung der Spitze, die ich schon sehe, hier noch ein paar Nahaufnahmen..

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Hallo Uli,

zum Thema Tayac-Spitze schreibt Michael Bolus im Werk vom Harald Floss (Hrsg) “Steinartefakte vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit”
(Tübingen Publications in Prehistory Kerns Verlag Tübingen
im Artikel Mittelpaläolithische Spitzen auf Seite 275 i)folgendes:
ich zitiere:
Tayac-Spitzen: grobe Spitzen mit relativ dickem Querschnitt (Abb. 1.14).
Die Kanten sind unregelmäßig und oft kräftig gebuchtet. Von Bordes (1961 , 36) als denticules convergents unter den gebuchteten und gezähnten Stücken aufgeführt. Es ist überhaupt fraglich, ob es sich wirklich um einen eigenständigen Spitzen-Typ handelt.

Zitat Ende:
stellt man jetzt den Vergleich Dein Foto / Zeichnung im Buch an muss ich feststellen, das passt nicht.

Grüße Bucentaur

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.. und hier mal ein Schnappschuss aus meinem Archiv von einem der zahlreichen Artefakte (wohl messerartig) aus der besagten Fundregion..

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Hallo Peter,

vielleicht muss man die (vermeintliche) Spitze mal aus einer anderen optischen Perspektive genauer anschauen. Hier fällt eine Kante auf mit wohl Retuschen ggf. Gebrauchsretuschen - Schaber/Kratzer?!. Hierzu nochmal ein paar Schnappschüsse.

Wie ist zu dieser Perspektive deine/Eure Einschätzung?

Beste Grüße
Uli





Hallo Bucentaur,

folgende Einlassung zu deinen weiterbringenden Hinweisen zur fragwürdigen bzw. vermeintlichen Tayacspitze hatte ich am 01.04. geschrieben, ist aber bislang im Kommunikationsforum nicht erschienen, warum ach immer - insofern nochmal nachträglich:

…danke, den zitierten, kurzen Textbeitrag und die Abbildung dazu kenne ich auch, habe ja das Fachbuch „Steinartefakte“. Wenn man so will, handelt es sich um eine „grobe Spitze mit relativ dicken Querschnitt“ (ginge man von einem Artefakt aus😉). Andere Vergleichsparameter in Anlehnung an den Text sind wohl nicht so gegeben. Das mit einer Tayacspitze ist erst nur einmal eine vage Überlegung. Der Vergleich bzw. der Blick mit einer etwaigen Analogie zur Zeichnung kann offenbar auch nicht so recht bei der Bestimmung weiterhelfen. Kritisch betrachtet mit der Zuordnung Typ Tayacspitze sehe ich im Grunde auch so.

Dennoch geht meine Tendenz bislang zu einem Artefakt mit Bearbeitungsmerkmalen mit einer Bearbeitungsintension Richtung einer Spitze. Aber schau mal..

Beste Grüße

Uli

Hallo Uli,
Gebrauchsretuschen sehe ich hier nicht, wenn überhaupt wurde damit geklopft, retuschiert oder sonst irgendwelche schlagenden/klopfenden Tätigkeiten.

Grüße Bucentaur

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Hallo Bucentaur, diese Art von Feindifferenzierung des allgemeinen Begriffs von Gebrauchsretusche (Absplitterung) ist mir bislang nicht so geläufig. Damit will ich nicht in Abrede stellen, dass das letztlich noch einer näheren Betrachtung/Augenscheinnahme bedarf, ob dieser sagen wir mal Gesteinsabrieb, auf natürliche oder artifizieller Art entstanden ist. Von daher ist die Einschätzung (Geofakt vs. Artefakt) sicherlich noch ergebnisoffen. Demnächst werde ich u.a. dieses Gesteinsobjekt Fachleuten vorlegen können. Ich werde dann über die Einschätzung gerne wieder berichten.

Beste Grüße
Uli

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