Rekonstruktion der Bernsteinrouten

Hallo zusammen, Es muss bereits Jahrhunderte vor Christi Geburt einen ergiebigen Bernsteinhandel gegeben haben. Bedeutende Fundorte des Altertums wurden lokalisiert an der Ostsee (Estland, erwähnt in Germania-Tacitus), bei den ostfriesischen Inseln (siehe Plinius) und an der Ostküste Englands. Bernsteine waren im Altertum sehr wertvoll: ein Bernstein war soviel wert wie ein Sklave. Als Handelswege für den Bernstein sind Seewege und Landrouten bekannt, die von den Fundorten in den Nahen Osten führen. Merkwürdigerweise gibt es viele Hinweise, die darauf deuten, dass man die Landrouten auch heute noch aus den Fluß-, Gebirgs- und Ortsnamen rekonstruieren kann. Diese These stelle ich in diesem Forum zur Diskussion. Als wichtigste Alpenüberquerung gilt bereits im Altertum der Brennerpass. Nahe dem Brennerpass liegen das Ammersattel und dann das Tal der Amper und Ammer (frühester Name für beide ist in der Baierischen Chronik aus ca. 1500: “Ambra” (ital.) = Bernstein). Weiter nördlich liegt Bernstorf auf dem Weg zum Keltenoppidum Manching an der Donau. Südlich der Alpen führt das Flußtal der Brenta an die Adriaküste. Nahe Hamburg liegen einige Dutzend Vororte, die auf Bernsteinhandel deuten, z.B. Berne, Ammersbek, Barmbek, Barmstedt, Börndiek, Börnstein, Borndiek, usw. Der belgische Hafenstadt Antwerpen heißt in Spanisch immer noch Amberes, d.h. “Bernsteine”. Auch nahe Antwerpen findet man Ortsnamen, die auf den Bernsteinhandel deuten: Berndrecht, Brans, Braine-le-Comte, Braine-l’Alleud, usw. Diese Namen enthalten einen Wortkern, der in verschiedenen Sprachen “Brenner” bedeutet und auf den brennbaren Bernstein verweist. Die Route führt von Antwerpen nach Bern und weiter nach Brundisium und Ambracia in Griechenland. Im Osten wurde der Bernstein ebenfalls verhandelt. Der wichtigste Handelsweg war der Borysthenes, d.h. in der russischen Sprache “Bernsteine”. Diesen Fluss findet man bereits auf der Weltkarte Herodots (um 440 v.C., siehe z.B. Westermanns historischen Weltatlas). Heite heißt dieser Fluss “Dnjepr”. Aus 2000 solcher Orts-, Gebirgs- und Flussnamen habe ich nun eine Rekonstruktion der Bernsteinrouten entworfen. Die 26 Hauptrouten folgen soviel wie möglich die Gebirgsrücken. Südlich der Alpen bündeln sich die Wege in eine Ostroute, die über Troja führt, und eine Westroute über Italien und Griechenland (Athen). Daraus könnte man ableiten, dass der Trojanische Krieg als Handelskrieg der Bernsteinhändler entstanden ist. Die These der trojanischen Kontakten stimmt mit den Beschreibungen des ersten deutschen Historikers Aventinus überein. Demnach sollen deutsche Krieger auf der Seite der Trojaner beim Kampf um Troja mitgeholfen haben. Einem Handelspartner im Bernsteinhandel würde das selbstverständlich eine Ehrenpflicht sein. In der Namensliste der deutschen Fürsten, die Aventinus ebenfalls veröffentlicht hat und mit dem König Tuitsch (Lat. Tuisco) um 2214 vor Christus beginnt, findet man an: - 17er Stelle ein König Brenner (Amtszeit 1224-1186 v.C., genau zum Trojanischer Krieg!) - 28er Stelle ein König Brenner (Amtszeit 589 - 479 v.C.) - 30er Stelle ein König Brenner (Amtszeit 399 - 361 v.C.) - 31er Stelle ein König Brenner (Amtszeit 361 - 279 v.C.) (Liste in Englisch veröffentlicht im Internet in “Compendium of World History, Teil II”, Herman L. Hoeh). Wer an dieser These der Bernsteinrouten interessiert ist, kann diese vollständig nachlesen auf Papier oder im Internet: [#000000] Das vollständige Manuskript der These wurde veröffentlicht im Buch mit dem Titel: “Der Brenner & Tuisc Codex”[/#000000] [#000000](Autor: Joannes Richter, R.G. Fisher Verlag, Frankfurt/Main, ISBN 3-8301-0965-2).[/#000000] Deutsche Version (ca. 500 kByte pdf-datei): [#0000ff]http://www.joannesrichter.homepage.t-online.de/Androgyn/DasBuchTuisco.pdf[/#0000ff] English Version (ca. 500 kByte pdf-datei): [#0000ff]http://www.joannesrichter.homepage.t-online.de/Androgyn/SpellingTUI.pdf[/#0000ff] Zur Minimierung der Ladezeiten im Internet wurden die Abbildungen zu diesem Manuskript in einer separaten Datei abgelegt (ca. 2 MByte): [#0000ff]http://www.joannesrichter.homepage.t-online.de/Androgyn/graphics.pdf[/#0000ff] Bernsteinrouten_Europa.pdf (105 K:sunglasses:

Hallo Richter, jetzt hab ich aber schonmal ne blöde Frage, und zwar bist du dir da mit dem Trojanischen Krieg sicher, dass das Bernstein Anlass für diesen Krieg gewesen sein könnte? Dann wären ja die Sachen und Überlieferungen durch Homer,Aeneis, und Vergil, die von Paris, Helena und Menelaos sprechen eher falsch… Klar war Trjoa damals, wie herausgefunden wurde, ein lebhaftes Handelszentrum, jedoch denke ich das eher die Machtgier der Griechen zu dem Krieg geführt haben… In dieser Sache lass ich mich aber gerne eines besseren belehren, denn dieses Thema hat mich schon immer interresiert… Aus meiner Sicht kann ich halt nur das wiedergeben, dass irgendwo steht oder was man aus den Geschichtsbüchern und der Schule lernt :wink: viele Grüße

hallo richter, also, das da von dir zusammengetragene konglomerat von daten erscheint mir wenig schlüssig. sicherlich hat es einen auch archäologisch greifbaren bernsteinhandel gegeben, dieser hat jedoch keinerlei übermäßigen wirtschaftlichen einfluß gehabt der trojanische krieg wurde ganz sicherlich nicht wegen bernstein geführt. so wirtschaftlich wichtig war dieses produkt ganz gewiß nicht. schaut man sich auf einer landkarte die lage von traoja genauer an, werden andere mögliche kriegsgründe weitaus wahrscheinlicher. es geht um den wirtschaftlichen maritimen zugang zu den dardanellen, zum bosporus und ins schwarze meer. Einem ab den alpen gebündelten handelsweg östlich über troja fehlt jeder nachweis und was noch schlimmer ist, jeder sinn. die von dir verklausolierten wortspielereien mit bernstein, brenner und amber sind, so schwer mir dies auch fällt auszudrücken, möglicherweise reine phantasie. man kann die begriffe nicht setzten wie es gerade passt. ein beispiel nur für den ort barmstedt, zugehörig dem grafen barmstede, der wohl ehemals aus sachsen stammte. es zeigt sich kein zusammenhang auf bernstein. auch der von dir verwendete begriff brenner ist keinesfalls belegt und eröffnet schlußfolgerungen nach vielen anderen seiten. am schwersten gegen deine thesen wiegt, zu trojas zeiten gab es noch keine deutschen auch eine liste deutscher fürsten beginnend 2214 vor christus stellt dich sofort außerhalb jeglicher seriösen diskussion. es hat leider keinerlei weiteren und tiefen sinn sich damit zu beschäftigen. trotzdem mit freundlichem gruß max

Hallo Danny, es gibt keine blöde Fragen. Frage 1: Kann Bernstein der Anlass für den Trojanischen Krieg gewesen sein? Frage 2: Könnte nicht die Machtgier der Griechen Anlass für den Krieg gewesen sein. Die Trojaner und Mykener haben wohl beide mit Bernstein gehandelt. Als Konkurrenten haben beide versucht, den Gegner vom Markt zu drängen. Die Machtgier der Mykener (d.h. die “Griechen”) hat offensichtlich zunächst gesiegt. Deshalb lautet meine Antwort auf beiden Fragen: ja. Zum Beweis, dass beide in Bernstein gehandelt haben, möchte ich auf die Internetseite des National Geographic Magazine verweisen, mit dem Titel “Handelten die Ahnen der Bayern mit Troja?”, geschrieben von einem Mitarbeiter der Archäologische Staatssammlung - Museum für Vor- und Frühgeschichte, Lerchenfeldstrasse 2, 80538 München . Zitat zum archäologischen Fund der “Bernstorfer” Siedlung, nördlich von München an der Einmündung der Glon in die Amper, aus der Internetseite des National Geographic Magazine: “… Zum Vorschein kam eine bronzezeitliche Wehrmauer, der ein fünf Meter breiter und knapp zwei Meter tiefer Graben vorgelagert war. Dieser Wall umschloss eine etwa 1400 v. Chr. erbaute Stadt, reich an Gold und Bernstein. Davon zeugen Kostbarkeiten wie goldene Gürtel, Amulette, Schmucknadeln, ein kronenartiges Diadem mit Aufsätzen sowie zahlreiche kunstvoll bearbeitete Bernsteinobjekte. Inzwischen sind sich die Archäologen sicher: Die für die damalige Zeit einzigartige Zusammensetzung des verwendeten Goldes sowie die Art der Verzierungen beweisen eine lange Zeit angezweifelte Verbindung zwischen Händlern aus dem südbayerischen und dem mediterranen, besonders dem mykenischen Raum. Manche Schmuckstücke zeigen eine unverkennbare Ähnlichkeit zu Pretiosen, die Heinrich Schliemann in Troja ausgegraben hat. Umstritten bleibt dagegen die Deutung eines in Bernstein geritzten Gesichts als Nachahmung einer trojanischen Agamemnon-Maske (Bilder rechts und rechts unten, in der Internetveröffentlichung vorhanden). Nur ein halbes Jahrhundert soll die geheimnisvolle Stadt an der Amper bestanden haben, ehe eine Feuersbrunst die Festung in Schutt und Asche legte…”.

Hallo Max, Vielen Dank für deine kritische Stellungnahme, die ich gerne beantworte: Frage 1: Andere Kriegsgründe sind wahrscheinlicher, z.B. maritime Zugänge. Meine Antwort: Der Bernsteinhandel wurde auch über den Zugang zu den Dardanellen geführt, und zwar von der Donaumündung und von der Borysthenes-Mündung aus. Der Borysthenes (Dnjepr) heißt ja noch 440 vor Christus “Bernsteine”, weil von dort im Altertum Schiffe mit der Bernsteinfarcht in den Bosporus gesegelt sind. Die Donau wurde von den Griechen um 1300 vor Christus auf den sog. Argonautenreisen ergiebig untersucht, mit dem Ziel die Handelswege in den Norden (zum Baltikum) zu erkunden. Die Argonautenreisen führen direkt zum Trojanischen Krieg, denn die Teilnehmer sind die Väter der Helden im Trojanischen Krieg. Frage 2: Für einen östlichen Handelsweg über Troja fehlen Nachweise. Meine Antwort: Die Seewege sind die Argonautenrouten (von der Donau- und Borysthenesmündung). Ein Landweg, der südlich der Alpen nach Troja führt, verläuft von Sopron, über Pernik zum Piringebirge am Ägäischen Meer. Um vom Piringebirge nach Troja zu gelangen, muß man lediglich die Dardanellen überqueren. Frage 3: Die Wortspielereien mit Bernstein, Brenner und Amber sind vielleicht Fantasie. Meine Antwort: Vielleicht sind sie auch Realität. Anbei möchte ich die Namensliste der Siedlungen an der einzigen zurverlässig rekonstruierten Bernsteinstrasse von der Ostsee nach Aquileia an der Adria auflisten. Urteile nun selbst, ob die Namen mit Bernstein korrelieren oder nicht: Pärnu (Estland) - Brandenburg (Königsberg) - Braniewo (Brennsberg) - Brusy - Bydgoszcz (Bromberg) - Barcin - Wrzesnia - Wreschen - Prosna - Berndorf - Wroclaw (Breslau) - Bernstadt - Broumov (Braunau) - Brandys - Bystrice nad Pernsteynem - Pernstejn - Brno (Brünn) - Slavkov u Brna - Breclav (Lundenburg) - Bratislava (Pressburg) - Parndorf - Brennbergbanya - Sopron - Bernstein - Brestanica - Bresternica (= Maribor) - Aquileia (bei Triëste) Frage 4: Zu Trojas Zeiten gab es noch keine Deutschen. Meine Antwort: Dazu bitte im Internet die vorhandene Doku zur archäologischen Fundstelle “Bernstorf” nachlesen. Diese stadtähnliche Burg aus 1400 v.C, d.h. noch vor Trojas Untergang war eine überaus reiche und kultivierte Siedlung mit einer Stadtfläche von 14 ha. Diese Siedlung hatte Handelskontakte zum Baltikum, zu den Trojanern, zu den Griechen und zum Nil. Natürlich ist unklar, ob die Bewohner der “Bernstorfer” Siedlung und andere Siedlungen Deutsche waren. Da gebe ich dir Recht. Das habe ich aber auch nicht behauptet. Es handelt sich vielmehr um ein Zitat von Aventinus, dass vermutlich basiert auf die Aussage des römischen Historikers Tacitus. Tacitus dokumentiert in “Germania”, dass alle Germanen (und/oder ggf. auch die Kelten ?) um 100 nach Christus behauptet haben, vom Schöpfergott Tuitsch (Lat. “Tuisco”) zu stammen. Die Römer haben beim Eroberungsfeldzug ein Gerücht verbreitet, dass die Germanen noch um Christi Geburt in Bärenfellen herumgelaufen sind. Und jeder hat es bisjetzt geglaubt… Schöne Grüsse J. Richter

Guten Tag Richter, vielen Dank für Deine freundliche Antwort. Offensichtlich hast Du Dich bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt. Auch aus Zeitgründen ist es mir leider nicht möglich auf alle notwendigen Aspekte Deines Beitrages einzugehen. Aus Gründen der Effektivität halte ich mich mal an die von Dir genannten Punkte, als Fragen sind sie ja nicht ausreichend beantwortet. Punkt 1 Richtig ist, daß schon in der Steinzeit Bernstein im Fernhandel bis an das Mittelmeer gelangte. Es gibt weiterhin keinen Beweis, noch einen von Dir genannten schlüssigen Grund, warum es wegen Bernstein zum Trojanischen Krieg gekommen sein soll. Bei den Argonautenfahrten handelt es sich um eine gegen 250 vor Christus aufgeschriebene Sage. Aus dieser Sage lässt sich weder ein Beweis noch eine zuverlässige Datierung herleiten. Selbst der Sage nach hatte die Fahrt der Argonauten andere Gründe als die Erforschung. Auch beim “Trojanischen Krieg” handelt es sich um eine Sage, der aber auch nach Homer aus anderen Gründen geführt wurde. Der Ausgräber von Troja, Korfmann, sagt noch am 24.5.2005.:" Wir reden nicht vom Trojanischen Krieg mit Achäern (Griechen) als Sieger". Offensichtlich gab es mehrere Kriege, mit welchen Völkern und aus welchem Grunde ist zur Zeit nicht nachweisbar. Nach den Ausgrabungen von Korfmann gab es um 1190 vor Christus eine Brandkatastrophe in Troja, welche auch aus kriegerischen Ereignissen stammen könnte. Zu dieser Zeit gab es jedoch keinerlei Handelstätigkeiten von Griechen im Schwarzmeer. Hermann Sauter schreibt 1997:" Bis zum heutigen Tage wurde an keinem Ort des Schwarmeerraumes - von Berezan möglicherweise abgesehen - griechische Überreste gefunden, die zweifelsohne älter sind als das sechste Jahrhundert". (gemeint ist v.Chr.) Dazu siehe auch Minns 1913,570 und Rolle 1985,466. Unter Schliemann wurden in Troja ganze 2 Bernsteinperlen gefunden. Dies erscheint mit in dieser Form dann nicht als herausragendes Handelszentrum für Bernstein. Es verbleibt, daß gewichtige Argumente aus dem aktuellen Forschungsstand Deiner Theorie gegenüberstehen. Punkt 2 Es ist nicht auszuschließen, daß baltisches Bernstein auf irgend welchen Wegen nach Troja gekommen ist. Doch leider sind Deine Angaben kein Beweis dafür. Punkt 3 Eine Deiner Ortsbezeichnungen hatte ich bereits kritisch bewertet. Den konkreten phylologischen Wert deiner Ortsbezeichnungen kann ich kaum beurteilen. Auffallend ist jedoch, daß Bezeichnungen und Worte aus verschiedenen Sprachen und Epochen zu einem Ergebnis transferiert werden. Wir wissen nicht welche Sprache in Troja gesprochen wurde. Es läßt sich konkret nicht nachweisen, welche Sprachen bronzezeitliche Stämme in Europa sprachen. Die Indoeuroüäische Sprachforschung hat zwischenzeitlich einige Aspekte klären können. Hier konkrete, wissenschaftlich nachvollziehbare Schlußfolgerungen aufzuzeigen wäre sicherlich sinnvoll. In Zusammenhang mit Bernstein wird bei Dir auch noch die Bezeichnung “Amper” benutzt. Da darf ich aus bescheidener eigener Anschauung noch beitragen. “Amper” läßt sich aus einem indogermanischem Wurzelwort ableiten. Dies bedeutet Wasser - oder Wasserlauf- kein Bezug zu Bernstein. Eine anderer Hinweis dazu weist auf das keltische Wort “amport” welches geschickt, gewandt und stark bedeuten könnte. Also Deutungen sind viele möglich, ein Beweis erscheint mir so schwer erbracht. Punkt 4 Mir liegt ein Bericht des archäologischen Ausgräbers von “Bernstorf”, Rupert Gebhard vor. Dort ist keinesfalls die Rede davon, daß es zu Zeiten der Erbauung dieser Befestigungsanlage in der älteren Bronzezeit bereits Deutsche gab. In Deinem ersten Beitrag hattest du geschrieben," es sollen deutsche Krieger beim Kampf um Troja auf trojanischer Seite gekämpft haben." Da halte ich Dir einfach mal das “sollen” zu Gute. Solche Dinge werden immer wieder von “deutschtümlicher” Seite behauptet und ins Spiel gebracht. Es sollen auch keltische Krieger auf der Seite der Achäer gekämpft haben. Aber es gab selbstverständlich weder Kelten noch Deutsche. Die Chronologie des Entstehens der Völker und Stämme spricht hier eine eindeutige Sprache. Ein Schlußwort zu “Bernstorf”: Sicher handelt es sich um eine herausragende Ausgrabungsstätte. Bemerkenswert die Goldfunde und die Nähe zu Mykenischen Kunstgegenständen. Doch wenn wir in diesem Zusammenhang von großem Bernsteinhandel sprechen, dann muß ich Dich enttäuschen. Ganze 6 Bernsteinstücke wurden dort gefunden, davon 2 möglicherweise von mykenischen Künstlern hergestellt und reimportiert. mit freundlichem Gruß Max

Hallo Max, Vielen Dank für Deine konstruktive Kritik. In meiner Antwort noch einige Ergänzungen zum Dialog: Bernstorf Du hast Recht. Ich ziehe jegliche Bezeichnung der Bewohner Bernstorfs als Deutsche, Germanen oder Kelten zurück. Es gab in Bernstorf nicht nur 6 Bernsteinstücke, sondern mehr als 30 Fundstücke. Der Artikel “Das Bernsteingesicht von Bernstorf” vom Entdecker Manfred Moosauer erwähnt als Funde:[#231f20] “das älteste Kronendiadem Alteuropas aus purem Gold, über 30 unbearbeitete und vor allem zwei gravierte Bernsteinstücke, das »Bernsteingesicht« und ein Siegel mit Ritzungen in mykenischer Schrift”. Alle Bernsteine waren in Tonhüllen vor dem Feuer geschützt. Weitere ungeschützte Bernsteine sind sicherlich im Brand restlos verloren gegangen.[/#231f20] Manfred Moosauer schreibt im gleichen Artikel: “[#231f20]Vor allem in Mykene wurden viele Bernsteine aus dem Baltikum gefunden”. Dieser Bernstein wurde somit um 1600-1400 vor Christus an der Ostsee gefunden, transportiert und verhandelt und gelangte stückweise auch nach Bernstorf. Dabei müssen viele Personen als Sucher, Transporteure, Händler und Bearbeiter tätig gewesen sien. [/#231f20] [#231f20] [/#231f20] Der Bernsteinhandel in Troja Troja dominierte den Handel am Schwarzen Meer. Der wichtigsten Flüsse am Schwarzen Meer sind die Dnjepr und die Donau. Meine Beweisführung für den Bernsteinhandel in Troja stützt sich erstens auf den Flußnamen Borysthenes (heute: Dnjepr), der auf Bernstein verweist. An zweiter Stelle beziehe ich mich auf die Argonautensage, die zwar erst 250 vor Christus aufgezeignet wurde, aber wohl auf eine ältere Erzählung oder Gesang beruht. Da diese Sage sich auf die Helden im Trojanischen Krieg abstützt, dürfte diese ältere Erzählung ursprünglich so alt sein wie die Gesänge “Ilias” und “Odyssee”. Die Argonauten haben in der besagten Sage die Fundorte des Bernsteins ausdrücklich gefunden. An der “innersten Bucht der Eridanos” soll die Stelle der Bernsteintränen liegen. Die Stelle liegt im hohen Norden, denn die “tiefstehende”, d.h. “heiße” Sonne “trocknet die Tränen der Heliaden zu Bernstein”. Die Argonautenreisen betrachte ich sehr wohl als Erkundungsreisen für den Handel und Kolonisierung der Hellenen [#231f20]um 1400 vor Christus. Die Verwendung eines tragbaren Schiffes deutet auf eine Erkundung der Flüssen und nicht auf die reine Kolonisierung der Schwarzmeerküste. Es hat offensichtlich nicht nur eine [/#231f20]Argonautenreise gegeben. Damit wäre das Hauptziel nicht die (einmalige) Eroberung des goldenen Widderfells, sondern eine systematische Suche. Man hat inwischen vielleicht wirklich ein “Argonautengrab” gefunden: Siehe P.M.-Artikel “Die Argonauten gab es wirklich”. Der zugehörige Schatz aus Gold und Juwelen wurde in einer ungeplünderten mykenischen Grabkammer nahe der Hafenstadt Volos gefunden. Das Alter ist: ca. 1400 vor Christus. Ich gebe jedoch gleich zu: Vielleicht war es doch kein “Argonautengrab”. Troja ist mehrmals untergegangen und wurde immer wieder aufgebaut. Dass man nur zwei Bernsteine in Troja ausgegraben hat, ist nicht verwunderlich, da die meisten Untergänge bedeutender Fundstellen in einer Brandkatastrophe endeten, wobei der leicht brennbare Bernstein vollständig verschwunden ist. Dass soviel Gold gefunden wurde, deutet lediglich auf Reichtum, nicht auf den Handel in Gold. Beim Handel ging es zudem nicht um Billigware. Die Waffen (zum Beispiel der Bogen des Odysseus und die Rüstungen) waren im Trojanischen Krieg teure HiTech-Produkte. Die Bezeichnung “Amper” Aventinus bezeichnet die Amper “Amber” oder Lat. “Ambra” (d.h. in mediterraner Sprache “Bernstein”), aber Du hast Recht: andere Deutungen sind ebenfalls möglich. Ortsbezeichnungen Die von mir zusammengetragenen Ortsbezeichnungen müssen keinswegs aus der (vor-)Trojanischen Zeit stammen. Der Ortsname “Bernstorf” stammt z.B. sicherlich nicht aus der Zeit der Bernstorfer Siedlung, denn diese Siedlung ist nur kurze Zeit in Betrieb gewesen. Vielmehr sind die Bernsteinrouten Jahrtausende lang in Betrieb gewesen und stammen einzelne Siedlungsnamen erst aus der jeweils letzten Phase, z.B. aus dem Mittelalter oder aber aus älteren Zeiten, wobei sich ein Name eben lange Zeit erhalten hat. Das würde auch die Vielfalt der Namen erklären. Mit freundlichem Gruss J. Richter

guten Tag Richter, prima wenn wir uns in einigen Punkten annähern können. Zu Bernstorf möchte ich noch bemerken: Moossauer hatte 1997 selbst über die gefundenen 6 Bernsteinstücke gesschrieben. Ein weiterer Depotfund von Rohstücken wurde erst 2003 pubiziert. Dies war mir unbekannt. Die gefundenen Schnmuckstücke gehören nach Ansicht von Rupert Gebhard, prähistorische Staatssammlung München, zu einer Tracht beziehungsweise zu einem Kultbild aus Holz. In welcher Form es sich hier also um eine Kultstätte handeln könnte, sei dahingestellt. Verbindungen zum mykenischen Kulturkreis erscheinen auf Grund des Fundes unbestritten, jedoch lassen sich weitergehende Interpretationen nicht beweisen. Richter, in deiner letzten Mail schreibst du selbst: “Das soviel Gold gefunden wurde, deutet lediglich auf Reichtum, nicht auf den Handel in Gold”. Es ist rational nicht nachvollziehbar, warum hier bei Gold andere Kriterien als beim Bernstein gelten sollen. In Irland, County Galway, in Derrybrien wurde eine „einzige“ mehrgliedrige Bernstein-Halskette gefunden mit nahezu 400 Bernsteinperlen. Dieses mach deutlich, daß es sich beim Bernstorfer Schatz zwar um einen wissenschaftlich bedeutenden Fund handelt, aber es keinen darüber hinaus gehenden Hinweis gibt, es handele sich um eine bedeutende Station des prähistorischen Bernsteinhandels. Bernsteinhandel in Troja Wir haben bereits darüber gesprochen, daß möglicherweise auch Bernstein in Troja gehandelt wurde. Die Existenz des Flußnahmens Borysthenes dafür als wichtigen Beweis anzuführen mag man als interessanten Hinweis akzeptieren, selbst kann ich solcher Beweisführung nicht folgen. Deine Theorie ist sicherlich nicht uninteressant. Viel Mühe hast du in die Recherche der dargelegten Zusammenhänge eingebracht. Deine Aussagen zu Troja zeigen, daß du dich mit den Dingen intensiv beschäftigt hast, aber, die von dir getroffenen Schlußfolgerungen aus der Argonautensage und der Geschichte von Troja halten einer streng wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. (ist ja vielleicht auch nicht beabsichtigt?) Gänzlich unmöglich erscheint mir, daß ein der Sage nach so gewaltiges Heer wie die Achäer einen Krieg führten wegen des doch recht unscheinbaren Bernsteinhandels. Der Beweis wurde dafür noch nicht erbracht. mit freundlichem Gruß Max

Hallo Max, Vielen Dank für Deine Argumente. Zu Deiner Antwort möchte ich Folgendes sagen: Vorschlag für eine gemeinsame Aussage zum Thema Bernstorf: Der bernstorfer Bernstein stammt aus der Nordsee oder Ostsee und es gab (vor 1300 vor Christus) Kontakte von Bernstorf zu Mykene. [#000000] Zum Thema: Andere Kriterien bei Gold als beim Bernstein Gold wurde und wird an vielen Stellen gefunden, z.B. auch in Troja. Meistens betrachten Archäologen das gefundene Gold als Zier oder als Reichtum, eher selten als Handelsware.[/#000000] Bernstein wird nur an wenigen Stellen (i.d.R. Nordsee oder Ostsee) [#000000]gefunden.[/#000000] Unbearbeiteter Bernstein (der in Bernstorf überwiegt) kann eher auf Handelsware deuten. Nur 2 Steine aus Bernstorf waren bearbeitet (das “Gesicht” und das “Siegel”). Wer Bernstein als Kapitalanlage hortet, wählt wohl eher eine veredelte Form des Bernsteins. Zum Thema: Bernstorf als Teil der Bernsteinstraße.[#000000] Der Fund in Irland beweist: Auch in Irland wurde offensichtlich Bernstein gefunden oder eingekauft. Dieser irische Fund sagt allerdings wenig über Bernstorf. Bernstorf gehört m.E. zur bekannten “Brennerroute”. Diese Route wird m.E. markiert durch Ortschaften und Flußnamen, die auf Bernstein verweisen können. Beispiele sind die Ammer und Amper. Dazu sei vermerkt, dass der Lat. Name “Amber” m.E. von dem lateinverb “amburo-ambussi-ambustum” stammt, das “Brennen” bedeutet. Zudem liegt auf der Verbindungsstrasse zwischen Brenner und Amper noch der Fernpass und das Dorf Fernstein. Da jedoch der Buchstabe “F” und “B” austauschbar sind, ist Fernpass ggf. auch Bernpass und das Dorf “Fernstein” ggf. “Bernstein”. Nur aufgrund solcher Namensanalysen kann man bereits die Bernsteinstraße restaurieren. Die Bernsteinfunde, die in Bernstorf an der Amper gefunden werden, dienen nur als Bestätigung. Selbstverständlich ist diese Theorie zunächst eine These, die überprüft werden muss. Die These wird dadurch untermauert, dass die gefundenen Routen die Gebirgsketten der europäischen Mittelgebirgen folgen. Aus den ältesten Handelsrouten in England wissen wir, dass die Hügelketten im Altertum tatsächlich für die Handelswege in England bevorzugt wurden. Zudem liegen die Keltenhochburge (La Tene, Hallstatt, Ardennen, Niederrhein, usw.) alle an den rekonstruierten Routen in Frankreich, bzw. Österreich und am Niederrhein. Zum Thema: Argonautensage und Troja [/#000000] Die These der Bernsteinrouten wurde zunächst ohne [#000000]Argonautensage und Troja entwickelt. Erst in der Übersicht fiel mir auf, dass die Routen gen Süden über Athen bzw. Troja verlaufen. Argonautensage und Troja sind deshalb als ergänzende These hinzugefügt worden, jedoch kein Mußkriterium für die Thesen zu den [/#000000]Bernsteinrouten. Auch über das Alter der Routen möchte ich zurückhaltend sein. Es ist denkbar, dass die Ortsnamen erst sehr viel später (als 1300 vor Christus) festgelegt wurden. Meine Theorie beschreibt zunächst nur, wie der Routenverlauf der Bernsteinroute aus den Ortsnamen rekonstruierbar ist, nicht das Alter, die Bedeutung der Strecke und auch nicht der Nutzungszeitraum. Zum Thema: Wert des Bernsteins Über den Wert des Bernsteins möchte folgendes Zitat aus dem Bericht im Internet mit dem Titel [#f8941d]Das Bernstein gesicht von Bernstorf [/#f8941d]von[#f8941d] [/#f8941d][#949699]Manfred Moosauer [/#949699][#000000]wiedergeben: (Anfang Zitat)[/#000000][#231f20] “Das seltenste und am meisten begehrte Schmuck-Material im alten Ägypten scheint der Bernstein gewesen zu sein. Intensive Nachforschungen haben ergeben, dass die Pharaonen seit ca. 1500 vor Chr. Bernstein über diplomatische Beziehungen von den Herrschern befreundeter Nachbarstaaten erwerben wollten, in der Regel wohl aber nicht erhielten, wie Mitgiftlisten auf Keilschrifttafeln verraten. Nur einige wenige Bernstein- Objekte wurden in Pharaonengräbern gefunden. Sie stammen augenscheinlich aus dem Hügelgräber-Kulturbereich von Zentraleuropa. So ist die Bernsteinkette aus einer Grabtruhe Tutanchamuns einer Halskette aus einem Grab der Hügelgräberkultur in Schwarza in Südthüringen auffallend ähnlich. Den gleichen doppelkonischen Zuschliff der Bernsteinperlen weist in Bayern etwa die Kette von Pörndorf oder das Bernstein-Kollier einer bronzezeitlichen Fürstin aus Ingolstadt auf. Auch weisen die so genannten »Bernsteinschieber«, Kettenhaltespangen, nach einem Fundort ebenfalls in Bayern als »Typ Asenkofen« benannt, eine Bearbeitung gleicher Herkunft auf. Sie erzählen uns also die Epoche einer Geschichte ganz neu, die beiden Bernsteine und das Gold aus dem bronzezeitlichen Bernstorf. Durch sie wissen wir von dem überraschenden Reichtum der Siedlung, die vor 3400 Jahren offensichtlich ein wichtiger Handelsort in einem herrschaftlich strukturierten Gebiet war, dessen Verbindungen zur Ostsee und bis hin zum Nil reichten. Das Gold kam aus Ägypten, wohl auch der Weihrauch, mit dem das Gold benetzt war. Allem Anschein nach wurde eine Halskette aus Bernstein im Grabschatz Tutanchamuns im heutigen bayerischen Raum angefertigt! Schon damals war Bayern ein »industrieller Mittelpunkt«, reich durch die Herstellung von Bernsteinketten und durch den Handel damit. Die lange verborgenen Schätze von Bernstorf haben uns erstaunliche neue Erkenntnisse über das Werden der europäischen Kultur verschafft”. (Ende Zitat) Das heißt m.E. Der Bernstein war wertvoll und gewinnträchtig. (Für das Weiterleben nach dem Tod hätten die Ägypter alles hergegeben und der Bernstein war nun mal das Amulett für das ewige Leben.) Auch wenn Troja nicht in einem Handelskrieg um den Bernstein gefallen sein soll, muss der Bernstein von der Nord- und Ostsee an Troja oder Griechenland vorbei geführt worden sein. Einen anderen Weg gibt es nicht. [/#231f20][#000000] Wenn man im Altertum einen Fluß Borysthenes (= Bernstein) nennt, dann tut man es wohl, weil an dieser Stelle etwas wertvolles gefunden werden konnte. [/#000000][#231f20] Vielleicht hat Troja den Reichtum mit dem Handel in Weizen oder Sklaven verdient? Vielleicht ist Troja tatsächlich wegen Helena (mehrmals ?) untergegangen. Vielleicht müssen wir noch einige “Bernstorfer Siedlungen” finden, bis der Beweis erhärtet wird. [/#231f20] Mit freundlichen Grüssen, J. Richter

Für mich als “Neuling” in diesem Forum gleich eine spannende Theorie zum Mitdiskutieren. Ähnlich wie “Hall” = Salzstraße, “Weichs”=“Vicus”. Gerade bei der Ammer/Amper muß man m.E. berücksichtigen, daß sie ja schon bei den Römern bekannt war. Außerdem zeigt das Itinerarium Antonini einen Ort mit dem Namen “Ambra” an der Römerstraße von Salzburg nach Augsburg. Dieses “Ambra” wird heute als Schöngeising nördlich vom Ammersee gedeutet was auch durch Funde bestätigt wird. Nun kann man viel spekulieren, welcher Name zuerst da war: der Ortsname oder der Flußname? Wenn die Römer ihn von der keltischen “Urbevölkerung” übernommen haben sollten, dann vielleicht beides. Heute erinnert aber nichts an den Ortsnamen. Eine Frage stellt sich mir daher: wie kommt es daß sich die “Bernsteinnamen” über Jahrtausende erhalten haben, wo bisher keine klare Siedlungskontinuität von Kelten, über Römer, Germanen, Bajuwaren usw. nachgewiesen ist? Und da die Römer meist recht effizient gearbeitet haben, sollten sie ja idealerweise die vorgefundenen Bernsteinrouten einfach als Straßen ausgebaut haben. Das kann ich aber nirgends erkennen. Weder Bernried, noch Bernsdorf liegen direkt an Römerstraßen. Also waren sie zu Römers Zeiten wohl schon nicht mehr in Betrieb. Wie kann sich da dann aber das “Amber”/“Bern” bis in die heutigen Dorfnamen übertragen haben? – hns

Hallo HNS, Sicherlich ist es interessant über ein Thema zu sinnieren, das man “Archäologie der Ortsnamen” betrachten kann und ohne Lizenz oder Risiken der Zerstörung eines archäologischen Fundortes jedem ermöglicht werden kann. Über die Herkunft der Namen Die Römer haben wg. der starken Widerstand der Kelten nie die Donau überschritten. Deshalb haben sie ihre Militärstrassen (bis auf dem ug. Weg nach Carnuntum) nicht über die Donau hinaus ausbauen können. Die Kelten sind für den Handel bei Widerstand der Römer m.E. auf andere Strassen ausgewichen, z.B. über die Dnjepr und den Balkan. Da die Keltenstrassen keine ausgebaute Wege, sondern eher Trampelpfade gewesen sind, waren diese für die Römer ausserdem nicht sehr bedeutend als Basis für eine Weiterverwendung. Die Römer haben die Militärstrassen wohl nach anderen Gesichtspunkte geplant, z.B. Sicherheit, sicheres Wasser, Weinanbau, usw. Die älteste Namen Vor den Ortschaften wurden vermutlich die Gebirgsnamen, die Paßnamen, die Flüsse, die Sattel und die Ländernamen nach der Handelsware benannt, danach erst die Siedlungen. Als Gebirgs- und Gebietsnamen sind z.B. in Deutschland bekannt: das Ammergebirge in Bayern (dazu Ammerland, der Fluß Amber und der Ammersattel) Ambergau (bei Magdeburg) die Flüsse: Emmer (Nfl. der Weser), Ammer (bei Tübingen) und die Brenz a.d. Donau das Ammerland in Norddeutschland an der Küste vor den friesischen Bernsteininseln (Glaesaria / Elektriden), die bereits Calius Plinius Secundus in seinem Reisebericht (1. JH. nach Christus) erwähnt. In Dänemark: Himmerland In England: Northumberland, und der Fluß Humber In Frankreich die Provinzen Brenne, Bresse und Bearn sowie die Pyrenäen. In Österreich: der Berg Pyrenäus (am Brennerpass) In Italien: das Brentagebirge & Fluss, Umbrien In Rußland: der Fluß [#000000]Borysthenes[/#000000] (Dnjepr) In Griechenland: Gebirge Parnon (b. Mykene, Pelepones), Parnasos (b. Delphi) und Parnis (b. Athen) In Griechenland/Türkei (gegenüber Troia): das Piringebirge Desweiteren folgende Alpenpässe (die jedoch sicherlich nicht alle gleichzeitig in Betrieb waren): Umbrail, Brenner, Bernardo, gr. & kl. Bernhard, Bernardino, Pyhrn. Zum Wert des Bernsteins in der Römerzeit, zu den Fundorten und zu den Römerstrassen: Bernstein war schon in der Steinzeit ein begehrtes Material: Die vielen vorgeschichtlichen Funde, besonders aber die von Schwarzort (heute Litauen), die römischen Werkstätten in Aquileja und die berühmten Bernsteinstraßen des Altertums sind Belege für die Wertschätzung des Bernsteins in der Antike. Die Preise waren (in der Zeit Neros) so hoch, daß ein Stück bestimmter Größe den Preis eines Sklaven hatte und mitunter höher als Gold bewertet wurde. Die römische Kaiserin Poppaea, die schöne Ehegattin des berüchtigten Kaisers Nero, tönt sich die Haare bernsteinfarbig, damit diese genau dem geliebten Schmuck entsprechen und nach kurzer Zeit tragen alle adlige Römerinnen den Schmuck und die beipassende Haarfarbe. In dieser Zeit lassen die Römer besonders intensiv nach der Quelle des teuren Bernsteins suchen, u.a. bauen sie von Aquileia eine Strasse über die Alpen. Zur römichen Route nach Aquileia (nach Wikipedia): "Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) berichtet, dass Bernstein von der Ostseeküste nach Aquileia gebracht worden sei. Die bereits in der Urgeschichte bedeutsame Bernsteinstraße folgt in Niederösterreich der March, überquert bei Carnuntum (rund 50km östlich von Wien und war die wichtigste Römerstadt um die Zeitenwende. Auch in der Nähe Wiens ist Bernsteinhandel nachzuweisen) die Donau und führt über Ödenburg, den gleichnamigen Ort Bernstein im Burgenland und Laibach über die Passhöhe des Birnbaumer Waldes an die Adria. Südlich der Donau wurde sie als wichtige Verkehrsroute schon im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. von den Römern ausgebaut". Wie bereits erwähnt haben die Römer die Donau nie überschritten. Dafür haben sie jedoch zuvor Schiffsexpeditionen durchgeführt. Bei der Expedition des Drusus in Germanien im Jahre 12 vor unserer Zeit werden auch einige Inseln betreten. Näheres darüber erfahren wir bei Plinius dem Älteren, der als römischer Reitoffizier zwischen 47 und 57 unserer Zeit unter anderem im Land der Chauken (heute Ostfriesland) war. Er kannte die Küste aus eigener Anschauung. Von Plinius hören wir: 23 Inseln sind von der kimbrischen Halbinsel (Jütland) durch römische Kriege bekannt. Er nennt drei Inseln in Reihenfolge: BURCANIA (Borkum), GLAESARIA (von den römischen Soldaten so genannt wegen des großen Bernsteinvorkommens) und ACTANIA. GLAESARIA wird bei den Barbaren AUSTERAVIA genannt (“Rav” ist immer noch das dänische Wort für Bernstein). Auch die Griechen haben bereits zuvor nach Bernsteinquellen gesucht. Dieses Detail war den Römern natürlich bekannt. Der griechische Forschungsreisende Pytheas von Massila reiste (im Auftrag des großen Alexanders) von 350 bis 320 vor unserer Zeit. Sein Weg führte an einer Bernsteininsel vorbei, die in der Nordsee lag; er nannte sie ABALUS. Die Einwohner würden den Bernstein anstelle von Holz als Brennstoff verwenden und ihn den benachbarten Teutonen verkaufen. Tacitus beschreibt dagegen in Germania (um 100 n.C.) nur die Fundorte an der Ostsee (Estland). Damit sind alle wichtigen Bernsteinquellen (Britannien, Friesland und das Baltikum) den Römern bekannt. Zu Deiner Frage: Wie und warum haben sich die Bernsteinnamen bei einer Völkerwanderung erhalten? Solange ein gewisser Volkskern bei einer Völkerwanderung erhalten bleibt, gibt es keinen Grund Gebirgs-, Fluß- und sogar Ortsnamen zu wechseln. Diese werden jedoch ggf. verstümmelt. Bei einer Völkerwanderung finden oft Vermischungen der Völker statt. Die neue Völker töten oft nur die Krieger und nehmen die Kinder und Frauen als Sklaven bzw. im Glücksfall als Ehefrauen auf. Dieses ist z.B. in Britannien mit den Kelten passiert. Die Eroberer übernehmen die Gebirgs-, Fluß- und Ortsnamen oft von der Vorgängerbevölkerung. Viele britische Römernamen haben so überlebt, obwohl die Römer beim Überfall bereits verschwunden waren. Die Namen haben eine erstaunliche Stabilität. Mit Deinem Verweis auf Salzburg hast Du natürlich Recht: Auch Salzkammergut, Hallstatt und Salzburg wurden zum Beispiel wohl seit alter Zeit nach dem Salzhandel benannt. Zudem waren aber auch im Mittelalter noch alte Bernsteinrouten in Betrieb und haben einige Städte erst zu dieser Zeit ihren Namen erstmalig erhalten. Schönen Gruß, J. Richter

Hallo zusammen, Habe jetzt die Karten aus der Arbeit von Frau Dr. Stahl (Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatenezeit, Christa Stahl, Verlag J.H. Röll, Dettelbach ISBN 3-89754-245-5) ausgewertet. Die Fundstellen konzentrieren sich speziell in den bekannten Zivilisationskerngebieten, denn nur in den reichen Siedlungen wurden viele Würdenträger mit Grabbeigaben beerdigt. In den dünn bevölkerten Durchreisestrecken werden dagegen wenig Bernsteine gefunden. Die Bernsteinfunde aus der Frühbronzezeit (ab ca. 1700 v.C., Karte I der Arbeit Stahl) liegen überwiegend im Bereich der Lausitzer und Aunjetitzerkultur (Mitteldeutschland, Böhmen, Niederösterreich), bekannt für ihre weitreichende Handelsbeziehungen. Die Bernsteine stammen offensichtlich aus dem Bereich Weichselmündung. Eine durchgehende Handelsroute (entlang Bernsteinfundstellen) entspricht der Strecke Danzig -> Bromberg -> Breslau -> Bratislava. Im späteren Germanenbereich (Küstenstreifen mit dem Zentrum Hamburg) fehlen die Fundstellen für Bernstein. Die Bernsteinfunde aus der Mittelbronzezeit (Karte II der Arbeit Stahl) konzentrieren sich im klassischen Germanenbereich (Küstenstreifen mit dem Zentrum Hamburg) und abgesetzt davon im Bereich der Hügelgräberkultur (mit einer wichtigen Handelsstellung im Handel von Norden nach Süden und etwa berenzt durch Maas, Seine, Alpen, Oder, Niedersachsen). Bedeutsam ist die Konzentration der Fundstellen an der Theiss. Der Mangel an Bernsteinfunde zwischen Norddeutschland und Süddeutschland entspricht genau dem Grenzbereich zwischen der nordischen Germanenkultur und der Hügelgräberkultur. Diese Lücke bleibt in allen Karten deutlich sichtbar und erklärt auch den späteren, bisher unklaren Unterschied zwischen “Germanen” und “Kelten”. Die Bernsteinfunde aus der Spätbronzezeit (Karte III der Arbeit Stahl) liegen hauptsächlich im klassischen Germanenbereich (Küstenstreifen mit dem Zentrum Hamburg) und abgesetzt davon im Bereich der Urnenfelderkultur (ab 1300). Ausbreitung von mittleren Donau nach Süden, der Donau entlang nach Böhmen, Polen (Lausitzerkultur), Mitteldeutschland sowie Westfrankreich, Mittelitalien, Nordspanien. Bedeutsam ist auch in dieser Zeit die Konzentration der Fundstellen an der Theiss. Bekanntlich unterhält Ungarn in der Frühzeit intensive Handelsbeziehungen zu Mykene, wo viele Bernsteine in den Schachtengräbern gefunden wurden. Die Bernsteinfunde aus der älteren Eisenzeit (Karte IV der Arbeit Stahl) stammen wiederum aus dem klassischen Germanenbereich, bzw. Lausitzerkultur und abgesetzt davon aus der Eisen- oder Hallstattzeit (ab 800, verbreitet in Kroatien, Bosnien, Süd und Westdeutschland, Alpengebiet, Schweiz, Ost- und Südfrankreich, Nordspanien). Die Fundstellendichte in Süddeutschland ist beachtlich und entspricht auch der von mir registrierten Zahl der Brenner-Siedlungsnamen in Deutschland. Ab 450 v.C. Jüngere Eisenzeit (La Tenekultur) bilden die Bereiche der Urnenfelderkultur die Grundlage für die klassischen Keltengebiete. In der Keltenkultur erweitert sich der Handel auf den gesamten Keltenbereich (insbes. Frankreich, Britannien, Spanien, Türkei, Nordditalien, usw.). Ich meine, dass man aus den Karten von Fr. Dr. Stahl sehr wohl die ausserordentliche Bedeutung des Bernsteins für die Entwicklung der Handelsbeziehungen und für den kulturellen Austausch der europäischen Völkergemeinschaft dokumentiert. Mit freundlichen Grüssen, Joannes Richter

Hallo zusammen, Habe bei einem Kurzbesuch in Berlin einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen den Brennernamen und den Gletschermoränen in Norddeutschland diagnostiziert. Die Anregung zu dieser Diagnose stammt übrigens von einem Werbeplakat am Bahnhof Friedrichstrasse, das für den Tourismus im Barnim wirbt und nebenbei notiert, dass der Barnim sich an einer Moräne aus der Eiszeit befindet. Diese Aussage hat meine Aufmerksamkeit angeregt, denn Barnim ist ein Brennername und der Bernstein wurde von Gletschern an seine Fundstellen transportiert. Um den Zusammenhang zu verstehen ist jedoch zunächst eine kurze Einführung in die Vergletscherungstheorie und Moränenkunde von Nöten. Vergletscherungstheorie und Moränenkunde Moränen sind Schuttablagerungen und Geröll, die von Gletschern bei ihrer Bewegung mitgeschleift oder angehäuft werden. Man unterscheidet dabei Endmoränen, die am Ende eines Gletschers zurückbleiben und Grundmoränen, die der Gletscher auf seiner Bewegung mit sich führt. Die Materialien sind gemischt und können aus unterschiedlichen Eiszeiten stammen. So finden sich im gesamten norddeutschen Raum Gesteine skandinavischen Ursprungs. Beispielsweise stellt der Fläming im südlichen Brandenburg eine Endmoräne eines eiszeitlichen Gletchers dar. (Quelle: deutsche Wikipedia, Eintrag Moräne). Das nördliche Mitteleuropa wurde mehrfach vom skandinavischen Inlandeis überfahren. Da dieses Inlandeis Norddeutschland flächendeckend unter sich begrub, ist eine grundmoräne flächendeckend vorhanden. Glaziale Rinnen sind im nördlichen Mitteleuropa eine weit verbreitete Erscheinung. Endmoränen sind in Norddeutschland zwar weniger ausgeprägt, treten aber trotzdem in der flachen Landschaft als Höhenzüge deutlich in Erscheinung. Die Stadt Eckernförde und die Eckerförder Bucht (an der Ostsee, nördlich von Kiel) werden im Internet namentlich als Fundstelle für Bernstein genannt (Webseite: Mineralienatlas Lexikon - Deutschland). Der Bernstein wird an der gesamten Nord- und Ostseeküste gefunden, insbes. in Eckernförde. Die Kliffs dieser Bucht bestehen aus Tillit. Diese Tillite stellen Moränen dar und wie im norddeutschen Flachland findet man in diesem Boden Geschiebe nördischer Gesteine. In der Nähe der Stadt Eckernförde liegt an der Strasse zwischen Eckernförde und Kiel bezeichnenderweise eine Ortschaft Bornstein, die sich namentlich bereits als “Brenner”-Siedlung klassifiziert. Da wir jedoch wissen, dass die glaziale Gletscherbewegungen den Bernstein in Norddeutschland genauso wie das nordische Gestein transporiert haben, dürfen wir annehmen, dass alle Grund- und Endmoränen Bernsteine enthalten haben können. Norddeutsche Moränen ohne Bernstein wurden vielleicht inzwischen vollständig abgebaut, aber enthalten eventuell auch noch Restspuren des Bernsteins, insbes. dann, wenn der Name der Moräne sich als Brennername herausstellt, wie zum Beispiel Barnim. Der Landkreis und Moräne Barnim Zu den auffälligen Höhenrücken mit Grundmoränen, einem Endmoränenzug und kleinen Sandern zwischen dem berliner Urstromtal im Süden und dem Eberswalder Urstromtal im Norden gehört nun der Barnim. Der südwestliche Teil des Barnims liegt bereits auf Berliner Stadtgebiet. Der Barnim erreicht eine max. Höhe von 158 m über NN. Auf berliner Stadtgebiet (Prenzlauer Berg) bildet er eine schwache Steilkante (37 m über NN), welches dort nur 4 km breit ist. Das Plateau des Barnim wird von mehreren glazialen Rinnen durchschnitten. Im gamengrund östlich von Berlin befinden sich mehrere schmale Seen, wie der Gamensee und der Mittelsee. Zur Geschichte des Barnim sind folgende Details dokumentiert: (Auszug der Webseite: www.barnim.de) - In der Steinzeit (16.000 bis 2.000 v.C.) Besiedlung von Jägern und Fischern. - In der Bronzezeit (2000 v.C. bis 700 v.C.) metallene Funde um den Grimnitzsee und rund um Biesenthal. - Bis zum 6. JH. u.Z. Bevölkerung des Landes von Germanen - Einwanderung slwaischer Stämme aus Böhmen in das Gebiet des Barnim, Entstehung von Burgen. - bis zum 9/10. Jahrhundert Siedlungskonzentration z.B. um den Parsteiner See. - 1232 Urkundliche Erwähnung der Stadt Bernau. - Barnim bezeichnet die Hochfläche zwischen Spree, Havel, Finowkanal und Oderbruch. In 1913 entdeckten Bauarbeiter einen 2,5 kg schweren, großen Goldschatz in der Stadt Eberswalde aus dem 9. Jahrhundert v.u.Z. aus der Bronzezeit. Der Schatz verschwand im II. Wetlkrieg, aber ein Imitat ist in der restaurierten Adlerapotheke in Eberswalde zu besichtigen. Man kann sich natürlich fragen, wie Jäger und Fischer mit dem Erlös ihrer Jagd einen so grossen Goldschatz anhäufen konnten. Waren die Bewohner vielleicht Bernsteinsammler, die das Gold als Erlös ihres Fernhandels verdient hatten? Die Flämingmoräne Am Südrand der Flämingmoräne befindet sich die Endmoräne eines Gletchsers, der an dieser Stelle direkt an der Elbe bei Dessau endet. Am Nordufer der Elbe befinden sich die Dörfer Brambach und Bernsdorf (inzwischen eingemeindet, aber im Grossen Shellatlas 73/74 noch dokumentiert auf der Strasse zwischen Zarbst und Roßlau). In unmittelbarer Nähe liegt auch die Stadt Bernburg, dessen Name ebenfalls als Brennername identifiziert wird und in der Fachliteratur als Bernsteinhandelsort gilt. Nördlich von Bernsdorf liegt Bornum, wo inmitten des Flämings ggf. in einer Grundmoräne Bernstein gefunden wurde. Die Hamburger Moräne Westlich von Hamburg verläuft eine Moräne von Dänemark, durch die Lüneburger Heide bis nach Wolfsburg. An dieser Moräne liegen zahllose Brennersiedlungen wie Emmerlev (bei Sylt), Alt Bernebek, Barmstedt, Barmbek, Barmbruch, Raven. Bei Wolfsburg befindet sich ein Bernsteinsee an einem Barnbruch. Die Teutobürger Moräne Einige kleineren Moränen befinden sich im Teutobürger Wald bei Osnabrück und Bielefeld. An diesen Moränen befinden sich die Orte Bramsche, Bramgau, Barnstorf, Barenburg, Bad Pyrmont und Brunsberg. Die Gegend östlich von Osnabrück heißt Ravensburger Land, während die Umgebung von Hildesheim als Ambergau bezeichnet wird. Als Flüsse gelten die Ems und die Emmer (Seitenfluss der Weser) als Brenner-Namen. Die Mecklenburger Moräne Eine sehr lange Moräne erstreckt sich von Kiel über Lübeck und Mecklenburger Seenplatte bis zum Barnim. An dieser Moräne befinden sich Orte wie Fernwisch (bei Kiel), Ammersbek, Hamberge, Borndiek (bei Lübeck), Bernitt, Barnim, Neu-Brandenburg, sowie die bereits beschriebenen Orte Barnim, Bernau und Parsteinsee. Die norddeutsche Moränen Die Moränen Norddeutschlands verlaufen in der Regel zwischen den Flüssen, z.B. zwischen Elbe und Oder, zwischen Weser und Elbe. Da auf den Hügelrücken der Moränen an vielen Stellen Bernstein gefunden wurde und sich diese Fundorte zufälligerweise auch auf der Hauptachse des Fernhandels befinden, geben die Moränenlinien gleichzeitig die Handelsroute des Bernsteins wieder. Die südlichsten Endmoränen in Nordeuropa Eine Landkarte mit einer Skizze der nordeuropäischen Moränen wurde in dem University Atlas von George Philip & Son Limited, London (1972) gefunden. Die südlichsten Endmoränen in Grossbritannien liegen an der Nordküste Cornwalls. An dieser Stelle liegen Barnstaple, Brendon, Burnham-on-Sea, Brent, Amberley. Auch die ehemalige Insel Glastonbury dürfte vielleicht noch von einer Moräne erreicht worden sein. In Bristol kann eine Moräne im dominierenden Stadtberg Amber Hill gesucht werden, der etwa 30-50 Meter über den Dächern hinausragt. Von Bristol verläuft die Südgrenze der Vergletscherung steil nach Norden bis etwa Birmingham. Auch auf dieser Grenzlinie befinden sich Orte mit Brennernamen, z.B. Brent und Amberley. Darüber hinaus verläuft die südliche Endmoränengrenze durch London, wo sich die Stadtteile Brent, Brentwood, und die Vorstädte Burnham, Ambersham und Burnham-on-Crouch, Amberley, usw. In der Niederlande verläuft die südliche Endmoränengrenze an der Maas entlang. Auf dieser Linie befinden sich Bernisse, Pernis, Barndrecht, die Flußmündung Amer der Maas, Ammerzoden, Ravenstein. Innerhalb Deutschland verläuft die Vergletscherungsgrenze durch Dortmund bis nach Pirna bei Dresden. Westlich von Dresden konzentrieren sich sehr viele Siedlungen mit Brennernamen, so dass man annehmen darf, dass an dieser Stelle sehr viel Bernstein in den Moränen gefunden und ausgegraben wurde. Weiter östlich in Polen verläuft die Grenze südlich von Wroclow (Bre[n]slau) bis nach Krakau. Zusammenfassung Nach Analyse der Moränenfundstellen sind die Orte mit Brenner-Namen im norddeutschen Bereich keineswegs nur als Handelssiedlungen zu sehen. Vielmehr wurde an diesen Stellen auch Bernsteine in den Gletschermoränen gefunden und verhandelt. Der Goldschatz aus dem Barnim beweist, dass der Fernhandel bereits in der Bronzezeit (9. JH. v.u.Z.) einen beträchtlichen Reichtum bescherte. Die Brennernamen dokumentieren bereits seit dem Altertum den Reichtum des Ortes oder des Bezirks und sind offensichtlich jahrhundertelang erhalten geblieben. Da die Fundorte einigermassen gleichmäßig verteilt sind, darf der Reichtum aus dem Bernsteinhandel als relativ homogen gestreut angenommen werden. Nach Erschöpfung der Bernsteinfundstellen in den Moränen ist die Quelle des Reichtums in Vergessenheit geraten und nur der Ortsname zeugt noch vom Bernstein. Die Brenner-Orte südlich der Endmoränengrenze (z.B. in Baden-Württemberg) kommen als Fundorte nicht mehr in Frage und können nur noch als Handelsstationen eingestuft werden. Falls jemand von Fundstellen eines Rohbernsteins in norddeutschen Moränen erfährt, bitte ich um Veröffentlichung dieser Info in diesem Forum. Schöne Grüsse, Joannes Richter

Hallo zusammen, Zum Thema Bernsteinrouten und Bernsteinvorkommen gibt es Neues zu berichten. Natürliche Bersteinvorkommen sind großflächig über Europa verteilt. Eine genaue und detaillierte Übersicht der Bersteinvorkommen haben M. Ganzelewski und R. Slotta im Standardwerk der Bernsteinverarbeitung “Bernstein-Tränen der Götter” (1997 er Ausgabe - ISBN 3-7739-0665-X) veröffentlicht. Ich habe die Kartenübersicht aus diesem Buch übernommen in: http://www.joannesrichter.homepage.t-online.de/Androgyn/Amber_sources_in_Europe.jpg Einige Orte mit Bernsteinvorkommen, namentlich die Pyrenäen, Nordspanien, die Rhonemündung, die Adriaküste, die Flüsse Po und Rhone, Ligurien (nahe Genua und Piemont), Skythien (Ukraine, Krim, Russland), Britannien, das Baltikum und die nordfriesische Inseln sind (nach ug. Aussage v. Plinius) bereits im Altertum bekannt. Auch der Bernstein Siziliens wurde möglicherweise bereits von Theophrastos (373-288 v.C.) beschrieben. Der römische Schriftsteller Plinius Secundus der Ältere (geboren 23 n.C., gestorben 79 beim Ausbruch des Vesuvs) dokumentiert ug. Bernsteinvorkommen in seinem Werk “Naturalis Historia” Buch 37 (30-53). Die Fundstellen stimmen erstaunlich gut überein mit den Bernsteinvorkommen im o.g. Standardwerk. Auch heute werden an diesen Fundstellen noch geringe Mengen Bernstein gefunden. Die Bernsteinquellen an den Flüssen Po und Rhone werden auch bereits in der Argonautensaga erwähnt. Französische “Veneter” (bei Julius Caesar im Gallischen Krieg ein Volksstamm “Veneti” südlich der Bretagne) haben in einem Gebiet mit Bernsteinvorkommen gelebt. Interessanterweise nennt sich (ebenfalls lt. Caesar) einer der Völker in diesem Fundgebiet Aulerci Brannovices. Das französische Department mit diesen westfranzösischen Vorkommen heißt heute Brenne. Die Veneter sind wohl auch verwandt oder verschwägert mit den Venetern, die den Bernstein über die Alpen zur Adriaküste transporiert haben. Waren die Veneter villeicht sogar europaweit Bernsteinhändler? Mit freundlichen Grüssen, J.R. Zitate aus “Naturalis Historia” von Plinius Viele Dichter (Aischylos, Philoxenos, Euripides, Nikandros, Satyros) erwähnen die Bernsteinquellen an den Ufern des Eridanos, den wir lt. Plinius als Po (Lat. Padus) in Norditalien identifizieren können. Manche Authoren erwähnen Bernsteinvorkommen auf den Elektriden-Inseln im Adriatischen Meer vor der Po-Mündung. Aischylos beschreibt die Lage der Bernsteinvorkommen am Eridanos und Rhodanos (Rhone) in Iberia (Spanien), aber Euripides und Appolonios verlagern die Flüsse Padus (Po) und Rhodanos (Rhone) an die Adriaküste. Einige Authoren vermuten Bernsteinquellen an den Felsenküstenlinie der Adria. Theophrastos beschreibt wie Bernsteinfunde in Ligurien ausgegraben werden. Chares dagegen beschreibt die Fundstelle auf der Insel Ammon in Ethyopien. Philemon dokumentiert, dass Bernstein an zwei Stellen in Skythien ausgegraben wird. Zenothemis vermutet, dass Bernstein als Harn der Lynxen in der Nähe des Padus entsteht. Sudines und Metrodoros dagegen erwähnen einen Baum, der Lynx genannt wird, in Ligurien wächst und Bernstein trägt. Sotacos dokumentiert, dass Bernstein aus Felsen fließt, die Elektriden genannt werden und sich in Britannien befinden. Pytheas beschreibt eine Insel Abalus in Germanien, wo Bernstein aus dem Meer angelandet wird. Dem Pytheas schenkt Timaios Glauben, nennt aber diese Insel “Basilea”. Nicias schreibt, dass Bernstein angelandet wird an den Küsten Germaniens, aber auf ähnlicher Weise auch in Ägypten und Indien. Theochrestos und Xenocratos behaupten, dass Bernstein von der Brandung des Ozeans an die Vorgebirge der Pyrenäen geworfen wird. Asarubas beschreibt einen See Cephisis in der Nähe des Atlantischen Ozeans. Die Mauren nennen diesen See “Electron” und durch Sonneneinstraglung bringt das Wasser den Bernstein hervor. Mnaseas erwähnt die Afrikanische Siedlung Sicyon und einen nahegelegenen Fluß Crathis, wo der Bernstein auf ähnlicher Weise entstehe. Themenes beschreibt den Garten der Hesperiden in der Nähe der Großen Syrte und den See Elektron, an dessen Ufern der Bernstein von den Bäumen fließt. Ctesias erwähnt den Fluß Hypobaros in Indien, der von Norden her in den östlichen Ozean mündet, wo an den Ufern Bernsteinproduzierende Bäume mit dem Namen “psitthachores” wachsen. Mithridates dokumentiert Bernsteinvorkommen auf der Insel Serita an der Küste Karmaniens, wo die Zederbäume wachsen. Plinius Secundus bestätigt nochmals die Bernsteinvorkommen an den Inseln der Nordsee, welche Germanicus Caesar als Glaesaria identifiziert hat und von den Barbaren Austeravia genannt werden. Quellen / Literaturstellen: 1. “Bernstein-Tränen der Götter” von M. Ganzelewski und R. Slotta (1997 er Ausgabe) (ISBN 3-7739-0665-X). 2. “Naturalis Historia” Buch 37 (30-53), Plinius Secundus der Ältere (geboren 23 n.C., gestorben 79 beim Ausbruch des Vesuvs). 3. “Argonautika”, Appolonius Rhodios, 295-215 b.C.