Ringwallanlage

Mal was zur Klarstellung: Das niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege ist wie jede andere denkmalpflegerische Institution in Deutschland dazu da, Denkmäler (auch sog. “Bodendenkmäler”) zu schützen, zu retten, zu erhalten. Zu diesem Zweck werden alle bekannten (Boden-)Denkmäler erfaßt und kartiert. In Baden-Württemberg z. B. geschieht dies mittels LIDAR. Wie das Niedersachsen macht, weiß ich nicht. Aber ich vermute stark, auch in Niedersachsen weiß man recht gut Bescheid, wo sich verdächtige Strukturen befinden. Und in vielen Fällen wird man auch recht gut Bescheid wissen, was ungefähr zu erwarten wäre, würde man eine Ausgrabung durchführen. Allein in Baden-Württemberg geht die Zahl der potentiellen archäologischen Fundstellen in die Zehntausende. Niedersachsen ist ähnlich groß. Also wird es da ähnlich aussehen. Das Problem ist nicht, daß man nicht wüßte, wo es etwas zu finden gibt. Das Problem ist, daß das fachgerecht geborgen werden müßte, sollte man sich denn zu einer Bergung entschließen. Also verdammt noch mal - Finger weg davon! Ich maße mir doch auch nicht an, Brückenbauern oder KFZ-Mechanikern ins Handwerk zu pfuschen. Wie zum Teufel kommt dann jeder Depp dazu, sich für einen Archäologien oder Grabungstechniker zu halten?

Hallo Ems,

Was hat das Amt denn geantwortet?

Wenn überhaupt, dann beim Landesamt. Aber mach Dir da keine großen Hoffnungen. Es ist keineswegs so, dass jeder der meint, etwas entdeckt zu haben und Lust zum Buddeln hat, eine Grabungsgenehmigung bekommt, und das aus gutem Grund.

Eine Ausgrabung besteht nicht darin, einfach mal ein Loch zu machen und Sachen aus dem Boden zu reißen. Jede Ausgrabung bedeutet Zerstörung. Deshalb wird bei einer archäologischen Ausgrabung alles peinlich genau dokumentiert, denn nach der Ausgrabung ist es weg und ohne Dokumentation hat man das gleiche Ergebnis, als würde man einfach alles in die Luft sprengen.

Das ist ja alles schön und gut, aber wahrscheinlich bist Du da nicht der einzige. Ich schätze mal, dass diese Zusammenhänge auch dem Landesamt bekannt sind. Auf die Frage, die jetzt wahrscheinlich kommt (“Warum graben die es dann nicht aus?”) gibt es eine einfache Antwort: Weil es nicht unbedingt notwendig ist. Die meisten archäologischen Hinterlassenschaften sind im Boden ganz gut aufgehoben und so lange an dem Ort keine Baumaßnahmen oder sonstige Bodeneingriffe geplant sind, ist es nicht notwendig, jetzt sofort eine Ausgrabung durchzuführen.

Und reine »Lustgrabungen« werden schon wegen der miesen personellen und finanziellen Ausstattung der Denkmalämter so gut wie gar nicht durchgeführt. Allenfalls Universitäten führen heutzutage noch reine Forschungsgrabungen durch (also an Orten, wo keine unmittelbare Gefährdung des Bodendenkmals durch Baumaßnahmen o.ä. besteht).

Wenn Du jetzt selbst anfangen würdest, auf eigene Faust »kleine Löchlein« zu buddeln, zerstörst Du möglicherweise wichtige Zusammenhänge (die Dir nichts sagen, die für die Fachleute aber durchaus wichtige Informationen liefern) und damit machst Du u.U. auch das zunichte, was Du Dir zu finden hoffst: ein Stück Geschichte Deiner Gegend. Also lass es besser sein!

Ich lege Dir dringend ans Herz, nicht gleich die Flinte ins Korn zu schmeissen, wenn Du nicht sofort eine Antwort bekommst und statt dessen dran zu bleiben: Ruf doch die Leute von der archäologischen Gruppe Lingen oder die Kreisarchäologin einfach noch mal an und nerv solange, bis sie Dir was näheres zu Deiner Entdeckung sagen.

Und: melde Deine Funde (den »komischen Stein«, der jetzt bei Dir im Garten liegt und die Scherben) dem Landesamt und/oder der Kreisarchäologin! Auf eine Fundmeldung sollten sie schon reagieren.

Gute Frage. Vielleicht weil jede(r) schon als Kleinkind im Sandkasten ein Loch gebuddelt hat? :o Hmm, Doktorspiele sind ja im Kindesalter auch nicht unüblich - trotzdem gibt es nicht annähernd so viele Hobby-Chirurgen wie Hobby-Archäologen … so ganz kann diese Theorie dann doch nicht stimmen :-?

@Andreas Hmm, Doktorspiele sind ja im Kindesalter auch nicht unüblich - trotzdem gibt es nicht annähernd so viele Hobby-Chirurgen wie Hobby-Archäologen … so ganz kann diese Theorie dann doch nicht stimmen …ENDE Da wären wir beim springenden Punkt, der praktischen Ausübung. Rein theoretisch kann jeder einer “Geistes-oder Naturwissenschaft” nachgehen, aber um sie im Sinne einer Berufsausübung oder hobbymäßig zu praktizieren gibt es eben Regeln. Bei der Archäologie sollte man bezüglich “Hobbyarchäologe” ganz besonders zwischen der “Geisteswissenschaft” als solcher und “Feldarchäologie” trennen. Sollte es im gegebenen Fall tatsächlich so sein wie Thule meint, dass jeder “Depp” leicht eine Grabungsgenehmigung bekommt, dann stimmt was mit den Regeln nicht. Nicht immer auf die einprügeln die “Lücken” im Gesetz wahrnehmen, sondern die maßregeln die für die “Lücken” verantwortlich sind. :grin: Gruß Kurti