römische Gewichte

In Groß Meckelsen in Norddeutschland sind neben den Siedlungsfunden auch eine römische Balkenwaage und zehn Gewichte gefunden worden. Für eine vergleichende Untersuchung der Gewichte , die alle kleiner gleich einer Unze sind, suche ich Vergleichsobjekte, Beschreibungen, Bilder oder Hinweise zu Museen und Ausstellungen. Die Besonderheit ist, daß dieses Ensemble( Waage mit Waagschalen und Gewichte) des ca 1 Jhdt, weit außerhalb des römischen Reiches gefunden wurden. Wer kann helfen? Bitte unter Balkenwaage@web.de , hierfür habe ich eine eigene e-mailadresse eingerichtet. Danke im voraus.

Warum ist es eine Besonderheit, dass römische Funde im Barbaricum auftauchen? Auch Waagen gibt es genug. Eine eigenständige Literaturrecherche ist unumgänglich. Schauen Sie doch mal im CRFB nach. Oder bei Google. 8) Grüßlis

Nun, da ich ja nun auf dem Gebiet kein Neuling mehr bin, habe ich sehr ausgiebig Herrn Google befragt, habe fast alle Museen der entsprechenden Couleur angeschrieben, habe ausführliche Literaturrecherche betrieben, und mich auch in universitären Bereichen umgetan. Auf diesem Gebiet, ansonsten hätte ich keine öffentliche Anfrage gemacht, gibt es sehr, sehr wenige metrologische Experten, einer davon bin ich. Meistens sind sie weniger bekannt, da sie oft im Verborgenen arbeiten, oder ihre Arbeiten irgendwo in der Universität verstauben. Diese Waage, als Balkenwaage, außerhalb des römischen Gebietes, kurz nach der Varusschlacht, ist wirklich einmalig in Deutschland, gefunden in einem Siedlundsplatz der Chauken. Darf ich jetzt meine Frage wiederholen, wo gibt es noch Kleingewichte der Römer, unterhalb der Unze, vielleicht sind mir ja bestimmte Stücke entgangen, da viele sogenannte Römerexperten nicht gewillt sind, ( meistens werden Zeitgründe genannt, ) weiter zu helfen. Nähere Angaben sind auch hier zu finden: http://www.rotenburger-rundschau.de/redaktion/redaktion/full/data_anzeigen.php?dataid=213&page=7702 Falls jemand Interesse an dieser Sache hat, ich bin gerne zu weiteren Auskünften bereit, was ja auch Sinn und Ziel dieses Forums ist. Ich lasse mich auch gerne in sachlicher Hinsicht belehren, schließlich lerne ich immer gerne dazu.

Lieber Moordruide, wie ist es Ihnen möglich einen Siedlungsplatz einer gewissen Ethnie bzw. einem Stamm zuzuorden? Wie haben Sie die Varusschlacht als terminus post quem festgemacht? Da Sie schon fast alle Museen der entsprechenden Coleur angeschrieben haben, schlage ich vor, dass Sie einmal die archäologischen Landesämter anschreiben. Dort können Sie auch Einsicht in die Ortsakten nehmen. Grüßlis

Guten Morgen, ich bin zwar kein metrologischer Experte, allerdings hörte ich letztens in einem Vortrag, dass in Armenien Hämatitsteine als Gewichte genutzt wurden, darunter auch 3 Gramm schwere Steine. Eventuell mögen Sie mal in diese Richtung recherchieren. Mit freundlichem Gruß

Man muß etwas viel mehr über die Numismatik und die dazugehörigen Gewichte in Verbindung bringen, um in diesem scheinbaren Chaos das verbindende Glied zu finden. Das  römische Gewichtssystem ist eine Sache, das Gewicht, das Metall und die Wertigkeit der Münzen sind eine andere Sache. Unter Augustus wurde das Gewichtsnominal festgelegt, und die " Eichgewichte" im Tempel der Juno Moneta gelagert. Entsprechende Stücke wurden in alle Provinzen geschickt, somit war im gesamten römischen Reich ein einheitliches Gewicht vorgeschrieben und wurde auch von den Ädilen überwacht.  Augustus hat ebenfalls das Münzwesen reformiert, beim Denarius wurden 84 Stücke aus einem Pfund Silber geschlagen. Unter Nero, nach dem Brand von Rom, wurden dann 96 genommen, somit eine Gewichtsverringerung von ehemals ca  3,9 gr. ca auf 3,4 Gramm, später wurde er noch weiter abgemagert. ( Der Wert, 1 Aureum 8,1gr auf 7,6gr wurde ebenfalls verringert.) Da wir es einmal mit Münzgeldwirtschaft als auch mit Gewichtsgeldwirtschaft  zu tun haben, sind die gefundenen Gewichte dort einzuordnen, oder manchmal auch als Äquivalenzgewicht, sprich x gramm Silber entsrechen y denare, usw. Folglich muß man die Stückelung eines Gewichtssatzes auf alle 3 Faktoren überprüfen. Ein Beispiel eines Gewichtes aus dem Satz von Groß Meckelsen. Bronzegewicht von 0,32 gramm. Dazu passt keine Münze, kein offizielles Gewicht. Es entspricht ca einem 1/1ooo Pfund, oder 0,32 Gold haben genau den Wert eines Silberdenars der Augustuszeit. Um hier weitere Aussagen zu diesem Thema machen zu können, brauche ich also Vergleichsgewichtssätze, unterhalb einer Unze. Gewichte über eine Unze sind in der Regel gekennzeichnet, unterhalb selten, aber das möchte ich ebenfalls überprüfen, auch außerhalb dieses speziellen Gewichtssatzes. Im übrigen , aber da halte ich mich heraus weil nicht mein Fachgebiet, wurden bestimmte Zeiten im Grabungsbereich festgelegt, Scherbenfunde, Schmelzöfen datiert nach C14, so daß man die Siedlungszeit festlegen konnte. Und zu diesem Zeitpunkt war bekannt, daß dort die Chauken wohnten, später dann die Franken??? Nochmals zu den Waagen und Gewichten. Anhand der Stückelung von Gewichten und Vergleich mit den dazugehörigen Münzgewichten kann man auch eine Zeitbegrenzung machen.  Dieses ist mir ebenfalls gelungen, ich denke daß dieses Gutachten in ca 3 Monaten veröffentlicht wird, ich arbeite mit dem Doktoranten zusammen, der Groß Meckelsen auswertet. Nochmals, weiß jemand etwas über Vergleichsobjekte von Gewichten. Waagen sind hier relativ uninteressant, sie haben sich über hunderte von Jahren nur wenig verändert. Gewichte sagen viel, viel mehr aus, da sie ein teil des praktischen Lebens wiederspiegeln.

Nochmals einen guten Morgen, ich hätte noch die Frage, warum sie die gefundenen Gewichte zwingend mit Münzen als Gegenwert in Verbindung bringen? Müsste dazu nicht erstmal untersucht werden, welche Bedeutung das Geldwirtschaftssystem in dem gebiet hatte, bzw. ob nicht andere güter in dem Raum verhandelt oder ausgetauscht wurden?  Wie ich in meinem beitrag oben anführte würde ich Vergleichsobjekte ebenfalls in Peripheriegebieten suchen, wie bspw. in Armenien, wo Hämatitstein mit 3 Gramm gewicht gefunden und als gewichte interpretiert werden, die zeitstellung habe ich aber leider nicht mehr im Kopf. Mit freundlichem Gruß P.s. Eine C-14 Datierung von Scherben stell ich mir schwierig vor. :wink:

Hallo Moordruide, im Netz bieten Händler “römische Gewichte” und Gewichte aus dem römischen Herrschaftsbereich an. Vielleicht wirst Du da fündig. z.Bsp. Alter Römer de. http://www.alteroemer.de/shop.php?kategorie @DÜSENDISKUS

Das kannst Du auf der Seite der Kreisarchäologie von Rotenburg nachlesen. http://alpha.archaeologie-row.de/projekte/gross\_meckelsen/gross\_meckelsen.htm ZITAT aus der Seite: Außergewöhnliche Funde, vor allem Metallfunde hat die Ausgrabung des Bauerndorfs mit einer Ausnahme nicht erbracht. In einer Siedlungsgrube fand sich eine römische Feinwaage mit Gewichtssatz. Sie gehört zu einem Typ der Spätlatènezeit und fand sich mit Keramik des 1. Jahrhunderts. Sie wird daher etwa um Christi Geburt nach Germanien gelangt sein. Theoretisch könnte sie ein Beutestück aus der Varus-Schlacht sein. Die Keramikfunde zeigen, dass Groß Meckelsen in der älteren römischen Kaiserzeit zum Verkehrsgebiet der Nordseegermanen und damit wahrscheinlich zum Stammesverband der Chauken gehörte. Zum Siedlungsgebiet der nur 8 km entfernten Langobarden gab es nach dem Fundgut keine Verbindungen. In der Völkerwanderungszeit gehörten dann beide Gebiete zum Stammesverband der Sachsen. ENDE Gruß Kurti

noch einmal Waagen und Gewichte. Die klassischen Balkenwaagen sind sehr oft auf den Münzen der Römer abgebildet. Der Waagebalken war meist aus Bronze, in der Mitte war eine Zunge, mit einer Öse. Dort wurde die Waage gehalten. Am Ende des Waagebalkens waren  ebenfalls Ösen, woran die Waagschalen mit Hilfe von 3 Fäden gehalten wurden. Erst nach der Latenezeit wurden die Waagen mit einer Gabel versehen, daher kann man alleine aufgrund dieses Merkmals eine zeitliche Einordnung machen. Feinwaagen wurde einerseits dazu gebraucht, um bestimmte Metallmischungen abzuwiegen, andererseits zur Kontrolle von Edelmetallmünzen. Da zwar der Wert der Münzen festgelegt war, wurden oft Edelmetallspäne abgenommen und somit die Münze gewichtsmäßig  verändert. Da aber zu dieser Zeit Metallwert und Münzwert entscheidend waren, wurden die Münzen abgewogen, die Waagen wurden als Münzwaage benutzt, und dafür brauchte man eben Präsenzgewichte der Edelmetallmünzen. ( Gold un Silber) Auch wurde geprüft, ob es sich z.B. um einen Augustusdenar oder Nerodenar handelte, war zwar den Römern egal, aber nicht den Germanen. Im Handel mit den Germanen galt nicht der Münzwert sondern der Metallwert. Viele germanische Schmückstücke wurden mit den “Münzgeldern” hergestellt, wie gesagt, eine Mischung aus Münz und Gewichtsgeld. Ein reiner Münzgewichtssatz hätte also nur das Münzgewicht abgebildet, Gewichtsgeldwirtschaft hätte reine Gewichtseinheiten als Gewichte gehabt. Gerade im römisch-germanischen Grenzbereich wurden beide gebraucht, vorgreifend vermute ich, diese Waage gehörte einem Kaufmann zwischen den Grenzen. Bekannterweise gehörten die Chauken zu den eher friedliebenden Völkern( Tacitus) , ebenso wurden im Fundgebiet römische Glasstäbe als Vorstufe der örtlichen Perlenherstellung gefunden. Natürlich kann dieses Ensemble ein Beutestück sein, nur wenn man keinen Handel damit betreiben wollte, wozu hätte man es denn gebraucht? Metalle wurde sonst sofort eingeschmolzen und zu wichtigen " Werkzeugen" umgearbeitet. Nochmals, dieser Gewichtssatz bildet sowohl Münzengewicht, Römergewicht und Äquivalenzgewicht ab, als ein klassisches Handelswerkzeug.attachment_ddad391426e352db67c1e922337b0ce3.jpg

@ Moorhämorrhoide:) Man kann rhein-weser-germanische von elbgermanischer Keramik unterscheiden. Das war es auch.