Was interessiert die Medien?

Oder, wie können die neuen Medien verwendet werden? Die Trennlinie zwischen Journalisten und Archäologen ist vielleicht irgendwann Vergangenheit. Vielleicht habe ich aber auch zu hohe Erwartungen an die neuen Medien. Egal. Ein Beispiel, das mir bei der Fotoseite Flickr untergekommen ist. Eine Studentin der Archäologie (UK), die ihren Einstieg in die Wissenschaft auf einer Internetfotoseite als Comic veröffentlicht hat. I’m an archaeology graduate student interested in open source, new media, and public archaeology. und hier die Darstellung: http://www.flickr.com/photos/colleenmorgan/sets/72157594380823254/

Hallo Jens-Olaf Walter, also die “neuen Medien”, das sind ja eher Internet, bald mal rückkanalfähiges Fernsehen oder Verbreitungsformen wie Podcast. Nicht: die gute Tageszeitung, Magazine, Fernsehen und Radio. Ich bezweifle, dass die Trennlinie zwischen einem Journalisten (der Begriff ist nicht geschützt, jeder darf sich so nennen. Aber ich meine die “richtigen”, mit Volontariat bzw. Ausbildung), also dass die Trennlinie zwischen einem solchen Journalisten und einem Archäologen verschwimmt. Natürlich in Einzelfällen schon, wenn Archäologen als Journalisten arbeiten und umgekehrt - aber eigentlich verschwimmt auch da nicht die Grenze, wie ich an mir selbst feststelle: Ich kann einen Sachverhalt als Archäologin sehen und den total spannend finden. Als Redakteurin aber sehe ich, dass der mein Publikum interessiert oder auch nicht interessiert und entscheide dem entsprechend, ob wir darüber berichten oder nicht. Ich glaube, Journalismus und Wissenschaft verschmelzen allenfalls im Einzelfall. Ansonsten nicht, denn das sind ja zwei völlig unterschiedliche Berufe. Der Arzt und der Logopäde werden ja auch nicht eins. Was sich aber sicher ändert (schon jetzt), ist, dass jeder seien gesammelten Gedanken an die Menscheit weitertragen kann (siehe eben Flickr). Aber das ist ja kein Journalismus, das möge auch bitte niemand verwechseln. Diane Scherzler

Da möchte ich erstmal nicht widersprechen. Nur bin ich mir nicht sicher, ob das die Zukunft ist. Archäologen = Wissenschaftler, Journalisten= Journalisten. Warum ich das in Frage stelle, weil es Entwicklungen gibt, wie bei dieser Organisation hier: We are an archaeological unit which aspires to become a leading and efficient outreach organisation. We are a registered charity. The aim of this site is to inspire people about archaeology. For more about us visit our own web site at www.wessexarch.co.uk Wenn ich das richtig verstehe, forschen sie archäologisch, planen Projekte, veröffentlichen Arbeiten, schreiben Grabungsberichte, stellen Fotos ins Netz, nutzen das Netz als Werbemittel, führen Lehrveranstaltungen durch. Nur leider bin ich da nicht auf dem neuesten Stand, wie es bei der Studienausrichtung im UK aussieht, ob die Medienseite generell dazugehört. Oder eine amerikanische Archäologin, die selbst damit begonnen hat über ihre Wissenschaft zu publizieren: K. Kris Hirst:I am totally obsessed with making archaeology available to the public; there are far too many fascinating things that we find out that never ever hit the front page of your daily newspaper. That’s what I hope you’ll find here. Andere Grenzbereiche sind zum Beispiel das Mittelalter-Burgprojekt in Frankreich. Experimentelle Archäologie, plus Vermarktung, plus Öffentlichkeitsarbeit, plus Tourismus und vieles andere.

Ja, das mag alles so sein. Nur ist das eben einfach kein Journalismus, zumindest kein qualitätvoller. Wenn ich als Archäologe die Errungenschaften meines Instituts auf meiner Instituts-Website beschreibe, betreibe ich keinen Journalimus, sondern mache Öffentlichkeitsarbeit. Ein Journalist publiziert nicht nur, das kann ja jeder. Er wählt Themen aus, bewertet sie, ist ein unabhängiger Kritiker - im besten Fall, natürlich gibt es auch jede Menge schlechter Vertreter ihrer Zunft. Ne Blitzrecherche bei Wikipedia ergibt übrigens folgendes: “Journalismus bezeichnet die publizistische Arbeit bei der Presse, im Rundfunk und in Online-Medien. Mit ihren Artikeln und Beiträgen ermöglichen Journalisten eine öffentliche Diskussion über aktuelle Themen, die Grundlage jedes demokratischen Zusammenlebens ist. Man spricht in diesem Zusammenhang oft vom Journalismus bzw. den Medien als vierte Gewalt im Staat, da sie die Aufgabe der Meinungsbildung übernehmen und so politische, gesellschaftliche und ökonomische Abläufe beeinflussen können.” Das Burgprojekt in Frankreich ist also trotz aller guten Medienarbeit definitiv einfach kein Journalismus. Jemand, der ein Steinzeitbuch schreibt, ist umgekehrt auch nicht zwangsläufig ein Archäologe, auch wenn er sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Diane Scherzler

Mal eine Frage, die eventuell vom Thema etwas wegführt bzw. vom Grundgedanken dieses Threads: Wie kommt man in den Journalismus überhaupt rein, wenn es um archäologische Themen geht? Ich bin selbst (momentan noch neben dem Studium, das aber leider kein archäologisches Fach umfaßt, “nur” Geistes- und Kulturwissenschaften) bin als Journalistin tätig und suche im Moment neue Möglichkeiten, denn eine kleine Lokalzeitung kann’s einfach nicht gewesen sein. Vielleicht weiß hier ja jemand irgendwelche Anlaufstellen und kann mir weiterhelfen? Denn gerade das, was hier im Thread teilweise beschrieben wurde, ist das, was ich als Journalist gerne umgehe. Klar, ich kann auch nicht alle meine Texte gegenlesen lassen, aber im Allgemeinfall achte ich, egal bei welchem Thema, darauf, daß es möglichst klar, aber auch möglichst prägnant aufbereitet wird, ohne dabei aber wichtige Details, die teilweise auch einfach für das Verständnis wichtig sind, unter den Tisch fallen zu lassen. Am Ende hat dann aber leider doch der Chefredakteur das Sagen und gerade in einer Lokalzeitung muß man sich auch an die Leser anpassen.