Webgewicht?

500m vom Fundort entfernt war ein See - wohl seit Urzeiten. Irgendein Graf hat ihn im 18. Jhd. Trockenlegen lassen. Landwirtschaftliche Nutzung ist ausgeschlossen. Viel zu feucht. Jetzt ist es ein Biotop für Vögel und allerlei Gekreuch. Also durchaus auch als Netzbeschwerer oder für Reusen denkbar. Beides passt ja in die Zeit. 

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Nachtrag: V on daher käme der Einsatz als Webgewichte etc. eben doch in Betracht. Wie lange dauert es z.B., ein Teil zu weben und wie groß war etwa der Aufwand, den Webvorgang zu optimieren? Es spricht eben auch die teilweise bei Funden viel zu kleindurchmessrige Lochung dagegen, dass es sich um einen Hammer- oder Keulenkopf handelte, oder aber besagte Funde waren “noch nicht fertig gearbeitet”.

Natürlich lässt sich ein kugeliger “Donut” als Schlagwaffe einsetzen. Aber wie groß war dann beim Schlagen die Gefahr, sich selbst damit zu verletzen? Es kann dabei natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass etwa Web- oder Fischereinetzgewichte bei Notwendigkeit zur Waffe zweckentfremdet wurden (siehe zum Vergleich z.B. die Mistforke und Sense eines Bauern).

​Def. Nein!

Weder Webgewicht noch Netzsenker kommen in Frage und im übrigen liegt das mittels Pickung hergestellte Loch völlig im Rahmen der Lochgöße eines Keulenkopfes, ohne wenn und aber! In Norddeutschland wurde vor ca. 5 Jahren bei Grabungen im Schlick ein Keulenkof mit Stiel gefunden. Exper. Archäologie ergab bei federndem Griff einen besonderen Punch bei rückfedernden (elastischem) Holzgriff.

Bucentaur

@Steinmetz

Hallo Vinzenz,

bei den Bestimmungsvorschlägen sollte man immer dabeisagen, ob man sich auf das Fundstück bezieht oder allgemein auf einen Stein mit Loch !

Es hat sicher durchlochte Netzsenker aus Stein gegeben. Die Regel war es aber wohl nicht. Dazu kommt, dass bei keulenähnlichen Stücken die Bestimmung als Netzsenker nie eindeutig gegeben ist. >:)

Da Deutschland nichts an Bildern zu bieten hat muß ich mal wieder in der Sprache der Queen anfragen und im Ausland recherchieren. :innocent:

Zum Beispiel das Stück aus England. War es wirklich ein Netzbeschwerer nur weil er in einer Fischergegend gefunden wurde ?

Bei diesem Stück darf man schon eher davon ausgehen.

https://collections.tepapa.govt.nz/object/178620

Hier ist es schon wieder fraglich.

http://ancientpoint.com/inf/129180-solomons_obtained_in_1983___large__heavy_holed_stone__clubhead_or_net_sinker_.html

Netzsenker
http://www.historischerfischer.de/html/steinzeit3.html
ZITAT: Es fanden sich flache, gekerbte Kieselsteine, Sandsteinplatten, runde, seitlich zum Anbinden gekerbte Keramikscherben ( häufig im Binnenland bis zum Voralpenraum), in Rinde eingewickelte oder im Weidenring mit Birkenrinde eingeflochtene flache Kiesel,( Antrea, Russland) an der Ostseeküste zudem auch Feuersteine mit fossilen Löchern (so genannte Hühnergötter), welche in der volkskundlichen Fischerei noch im 20 Jahrhundert Verwendung fanden. ENDE
Durchlochte Platte

Gefüllte Birkenrinde

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b2/Birch_bark_fishing_net_weights.jpg/1024px-Birch_bark_fishing_net_weights.jpg

Netzsenker 2

https://www.researchgate.net/publication/317721047_Mensch_und_Fischfang_seit_der_Urgeschichte

ZITAT: NetzfischereiFischernetze können in Europa seit der Mitt-leren Steinzeit nachgewiesen werden. In der Regel sind von den Netzen aber nur noch die Schwimmer (als Flotten bezeichnet) und die Senkgewichte erhalten. Die Schwimmer waren aus leichtem Holz, aus Birkenrinde oder Kiefern-borke gearbeitet. Als Netzsenker kamen kleine gekerbte Kieselsteine, Keramikscherben, an der Ostseeküste evtl. auch Feuersteine mit fossi-len Löchern (sog. Hühnergötter) zum Einsatz. In Süddeutschland konnten ganze Netzbündel mitsamt Gewichten im Bereich von Hauswän-den ausgegraben werden. Wahrscheinlich wa-ren sie hier zum Trocknen aufgehängt. Die Frage, ob durchlochte Steinscheiben vom Dümmer als Netzsenker interpretiert wer-den können (Both 2003, S. 57 f.), muss offen bleiben.Wahrscheinlich kamen neben den Stellnetzen auch Zugnetze zum Einsatz, der archäologische Nachweis stellt sich aber schwierig dar. ENDE

Um die oben beschriebenen gekerbten Steine zu finden mußte ich natürlich mal wieder nach Amerika fahren. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Hühnergötter brauche ich ja wohl nicht zu verlinken.

Wie sieht es eigentlich mit Netzsenkern aus Ton aus ?

Da ist dann auch wieder die Frage Netzsenker, Webgewicht oder Spinnwirtel ? Das die Geröllheimer auch keine Bestimmungsbücher hinterlassen haben. :smiley:

Gruß

Kurti

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@Steinmetz

@kurti schrieb:

Es hat sicher durchlochte Netzsenker aus Stein gegeben. Die Regel war es aber wohl nicht. Dazu kommt, dass bei keulenähnlichen Stücken die Bestimmung als Netzsenker nie eindeutig gegeben ist.

@Steinmetz schrieb:

Obwohl sich das obige Argument beim Lesen in der Argumentationskette zumindestens ein bisschen widerspricht

Ich habe ja anschließend mit Fotos erleutert was damit gemeint ist. Das es nicht die Regel war entnehme ich aus den Fundzahlen.

Die nach Angaben der Experten in einigermaßen sicherem Zusammenhang gefundenen “durchlochten” Stücke sind sehr gering und bestehen in der Regel aus flachen Sandsteinplatten. Durchlochte, runde oder ovale Stücke sind dagegen sehr selten als “Netzsenker” identifiziert worden und bei diesen Stücken liegt die Einordnung als Keulenkopf näher. Weitaus häufiger wurden aber die seitlich eingekerbten Steine gefunden und von den nordamerikanischen Indianern weiß man gewissermaßen als Zeitzeugen für was die Dinger gut waren.

Es ging eigentlich nur um Deine Behauptung, dass ein durchlochter “Netzsenker” in der von Tackenberg beschriebenen Ausführung schnell gemacht sei und keinesfalls uneffektiv sei usw.

Die Analyse der Fachleute sieht jedenfalls anders aus und hier werden anlässlich der Fundzahl die eingekerbten Steine am häufigsten angeführt.

@Bucentaur

_In Norddeutschland wurde vor ca. 5 Jahren bei Grabungen im Schlick ein Keulenkof mit Stiel gefunden. Exper. Archäologie ergab bei federndem Griff einen besonderen Punch bei rückfedernden (elastischem) Holzgriff. _

Das bestreitet ja auch keiner.

Es ging ja hier um die Stücke, die Tackenberg als Besonderheit mit äußerst kleiner Bohrung als sehr kurzem Mittelsteg beschreibt. Die Stücke sehen auch nicht so aus, als würde man nochmals größer bohren, denn das hätte man ja gleich machen können. Eine Überlegung bezüglich anderer Befestigung oder Verwendung ist also durchaus angebracht. Auch Biermann läßt ja offen, ob alle angeblichen Keulenköpfe gestielt waren, wenn er sagt, dass die von ihm beschriebenen mit Sicherheit geschäftet waren. Ergo war ihm bekannt, dass das in der Fachwelt bei anderen Stücken nicht als sicher erachtet wurde.

Gruß

Kurti

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Klasse! Ich bin auf das Endergebnis gespannt! Das muss ich auch mal versuchen.

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Das ist steinzeitliches Grundwissen.  Leider heute verloren gegangen. Gibt es Nachweise über neolithische Schutzbrillen

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@Steinmetz

Bei Gelegenheit geht es dann weiter mit geeignetem anderen Pickstein, der für das Tieferarbeiten der Lochung über eine spitzer zulaufende Ausformung verfügen muss (ich konzentriere mich zunächst auf eine einseitige Anlochung).

Hallo Vinzenz,

achte drauf, dass die Lochung exakt gleichmäßig rund wird, damit sie dem kritischen Blick von Maggie standhält. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Jetzt willst Du das Ding nur “einseitig” fertig machen und die armen Archäologen der Zukunft zerbrechen sich dann wieder den Kopp darüber, ob das jetzt ein Nussknacker, ein Andruckstein für einen Bohrer oder der Schminkstein von Geröllheimers Frau war. :innocent:

Gruß

Kurti

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Hallo Steinmetz,

die statistische Signifikanz der für Geröllkeulen verwendeten Materialien ermittelte bereits Biermann sehr zuverlässig. Das für Geröllkeulen verwendete Material wurde in der Regel im Mesolithikum nicht explizid abgebaut sondern bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Jagd- oder Streifzügen aus Flußläufen usw. aufgesammelt. Die ursprüngliche, natürlich gerundete Form war also dank Kraft des Wassers bereits vorgegeben.

Bucentaur

 

Ich kombiniere mal messerscharf, dass das Ding seinen Namen von dat Geröll hat un deshalb Geröllkeule heißen tut ! :innocent: