Zeichnungen?!

Hallo! Nachdem ich mich schon seit langem hier passiv im Forum herumtreibe, wird es heute mal Zeit auch aktiv einzusteigen. :slight_smile: Vor etwa zwei Stunden musste ich in Kunst Kontrapost und Ponderation erklären und hab dazu den tollen Doryphoros von Polyklet versucht zu zeichnen. [unsure] Und da ich erst gestern wieder bei den Berufsanforderungen eines Archäologen auf die Fähigkeit “Zeichnen” gestoßen bin, frag ich mich jetzt Folgendes: Warum muss ein Archäologe zeichnen können? :open_mouth: Naheliegend wäre: Zur Dokumentation. Doch ist doch in der heutigen Zeit eine digitale Aufnahme wesentlich zeitsparender(und damit kostengünstiger) und sicherer als eine Handzeichnung. Ausserdem irrt sich eine Fotografie selten, im Gegensatz zu einem mehr oder minder gut zeichnenden Archäologen. Was mir noch eingefallen ist: Vielleicht soll er Zeichnen können, um sich den Aufbau und die dreidimensionale Beschaffenheit der Objekte zu verinnerlichen? Aber ist das nicht auch durch Theorie und Vorstellungskraft möglich? Ansonsten bin ich auf keine Antwort gekommen und hoffe, dass Ihr mir da weiterhelfen könnt. :wink: m. (Einer der Vielen, die sich interessieren, aber deren Familienumfeld dauernd nach der Sicherheit des zukünftigen Einkommens fragt.)

Hallo! Die Zeichnungen dienen der Dokumentation, das stimmt. Zum einen werden während einer Ausgrabung Zeichnungen von Flächen und Profilen (z.B. den Wänden einer Grube) angelegt, entweder in “natürlichen” Farben oder in codierten Farben (das habe ich aber noch nicht gesehen). Dabei wird zum Teil mit Maßband und Meterstab gearbeitet, aber auch viel aus freier Hand. Solche Flächen und Profile werden natürlich auch fotografiert, sicher. Aber an die Genauigkeit und Detailliertheit einer Zeichnung kommen Fotos (noch?) nicht heran. Außerdem kommt es auch vor, dass schwarz-weiß fotografiert wird - dann fehlen natürlich die Farben. Beim Zeichnen kann der Zeichner gleich eine Interpretation des Gesehenen zu Papier bringen. Es interessiert ja nicht immer jeder einzelne Kieselstein. Zum anderen werden insbesondere Gefäße bei der Restaurierung gezeichnet. Diese Zeichnungen sind gewöhnlich zweigeteilt: ein “Schnitt” durch das Gefäß, um das Profil deutlich zu machen. Die andere Hälfte zeigt die “Außenansicht” des Gefäßes, und damit die Muster und Verzierungen auf der Außenseite. Im Feld hat man, denke ich, damit aber recht wenig zu tun. Zeichnungen, gerade die im Feld bei der Ausgrabung, bieten gegenüber einem “normalen” Foto (ob analog oder digital) noch einen anderen Vorteil. Abstände zwischen und die Größen von Objekten lassen sich genau ermitteln, da bei der Zeichnung ein Maßstab angewandt wird (1:10, 1:20 sind gebräuchliche Maße, das hängt aber wirklich vom Objekt ab). Ein Foto erlaubt eine Schätzung (darum ist auch meist ein Meterstab oder etwas ähnliches drauf, als Hilfe), aber nicht mehr - und eine Verzerrung durch eine schräg gehaltene Kamera oder das Objektiv sind auch nicht auszuschließen. Mehr fällt mir zum Thema Zeichnen in der Archäologie nicht ein, im Moment. Bis dann!

Danke für die Antwort! Wie es einem immer so geht, wenn man die Antwort auf eine Frage vor sich hat: Ach ja, natürlich, warum bin ich da nicht selbst draufgekommen!

kann mir irgend jemand ein gutes Buch über das Zeichnen von Artefakten nennen? Danke und Gruß