Angebohrter Schuhleistenkeil

Hallo,

diesen schönen Fund konnte ich heute auf einem Acker im südlichen Sachsen-Anhalt machen. Der Fund ist noch nicht gemeldet, ich möchte ihn aber hier zeigen, da er doch schon etwas Besonderes ist.

Er zeigt deutlich, wie in der Jungsteinzeit die Löcher in den Stein gebohrt wurden. Mit Hohlbohrung! (natürlich ohne Metall!) Der Rest des Kernes ist auf der Sole des Bohrloches noch zu sehen, der Kern selbst ist abgebrochen. Diese Bohrkerne finden sich auch ab und zu.

Dass diese schmalhohen Dechselklingen (Schuhleistenkeile) gebohrt wurden, ist auch nicht so sehr häufig. Fraglich finde ich immer noch, wozu das Loch wirklich gut war. Oft sind die Löcher mit um die 2 cm Durchmesser recht klein für eine Schäftung. Wie lange hält da der Stiel? Und warum sind die Löcher manchmal quer zur Schneide und sonst parallel? Aber eventuell hat sich der Produzent dieses Gerätes die Frage auch gestellt, als er das Loch noch nicht ganz fertig hatte. Es fehlt noch ein knapper Zentimeter. Benutzt wurde das Querbeil offensichtlich auch ohne Bohrung intensiv. Man hätte es allerdings auch mal nachschleifen können.

Viele Grüße

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Glückwunsch!

Moin,

ich habe ja “drüben” bereits geschrieben, ein sehr eindruckvoller Fundbeleg - Danke fürs Zeigen.

Was ich nun noch hinzufügen möchte, da mir trotz wiederholter Betrachtung die Dechsel nicht plausibel ist, ob es sich um einen unvollendeten “Setzkeil” handeln könnte?

Kommt doch auch mit Deinem Fundort und angedachtem Zeithorizont hin.

Gruß

Jürgen

Moin nochma :smiley:

Hallo,

… Fraglich finde ich immer noch, wozu das Loch wirklich gut war. Oft sind die Löcher mit um die 2 cm Durchmesser recht klein für eine Schäftung. Wie lange hält da der Stiel? Und warum sind die Löcher manchmal quer zur Schneide und sonst parallel? …

Der Stiel ist im Falle eines Setzkeiles ja nur zum festhalten da. Der Setzkeil wird aufgesetzt und mit einem anderen Schlaggerät wird auf den Knauf des Setzkeiles geschlagen.

Parallelschäftung passt auch zum Setzkeil.

Gruß

Jürgen

Hallo Jürgen,

ich benutze ja gern weiter den alten Begriff Schuhleistenkeil.

Das kann dann sowohl als Dechselklinge als auch als Setzkeil verwendet worden sein. Dieses Fundstück hat deutlich eine flache Unterseite und einen gewölbten Rücken. Damit entspricht es einer Dechselklinge. Die durchbohrten derartigen Geräte sind vermutlich in der Regel als Setzkeil verwendet worden. 

Dieses hier ist aber nun doch noch nicht durchbohrt, also sage ich zur bisherigen Verwendung Dechselklinge. Eventuell sollte es ja durch die Bohrung und einen neuen Schliff dann als Setzkeil verwendet werden. 

Eine stichbandkeramische Dechselklinge wird zum Rössener Setzkeil?

 Viele Grüße

Moin Sven,

nun, zur Typologie werde ich keine Diskussion anstoßen, das ist und bleibt verkorkst. Was da in der Archäologie so gewachsen ist, ist wohl niemals auf die Reihe zu bringen.

Gut fände ich, dass wenigstens Änderungen, aufgrund von neuen Erkenntnissen, mehr Akzeptanz entgegen gebracht würden.

Zurück zu Deinem Fundstück.

Deine Einschätzung muss mehr Gewicht haben als meine aufgrund der Fotos. Nicht dass die schlecht sind, alle Ansichten vorhanden, die sind gut wie immer.

Allein die Beschädigungen erlauben mir keine endgültige Übereinstimmung mit einer Dechsel. Das was fehlt, können wir nicht mehr interpretieren. Und das sekundär Überarbeitete verfälscht die ursprügliche Arbeit. Und (!) nicht alle Geräte entsprechen der unsrigen “Norm”.

Aber egal, es ist ein toller Fund. Bin gespannt was das LDA sagt und ob sie etwas zur Aufgabe der Bohrung aussagen.

Bitte später um Rückmeldung.

Gruß

Jürgen