Archäologie, Studium, Beruf und privates Glück

Jetzt bin ich auch endlich an dem Punkt angekommen an dem ich das wiederholen muss, wovor mich mancher meiner heutigen Kollegen gewarnt hat. Ich findes das jetzt wichtig, dass jeder der sich hier zu Studienbeginn informiert, sich der Nachteile der Archäologie bewusst ist. Unser generell ja tolles und interessantes Fach verlangt nämlich viel von uns. Hier gehts aber weniger um Abinoten, Fremdsprachen oder sowas. Es geht um persönlichen Einsatz der immerwieder gefordert wird. Wenn man es mit dem Studium und zukünftigen Beruf und so ernst meint, ist man nämlich gezwungen sein Leben fast ganz um die Uni, Ausgrabungen, Ausstellungen, Publikationen und so weiter und sofot kreisen zu lassen. Dabei fällt das Streben nach persönlichem Glück (einer glücklichen Beziehung, später Kindern und Familie) sehr schnell vom Tisch. Man verbringt Monate irgendwo am Anus mundi (wie mein Lateinlehrer zu sagen pflegte (dt. Arsch der Welt)) um z.B. an einer Ausgrabung teilzunehmen. Das ist ja per se auch toll, ABER sowas führt halt auch sehr schnell dazu, dass Beziehungen zerbrechen oder garnicht erst zustande kommen. Der Satz: “Schatz, wir sehn uns dann in zwei Monaten”, kommt einfach nicht gut an. Hinzu kommt, dass man sich weil das Leben ja sowieso um die Uni oder die Institution kreist, für die man arbeitet, man natürlich auch hauptsächlich potentielle Partner kennenlernt, die auch im Dunstkreis der Archäologie arbeiten. In sehr vielen Fällen sind das ja auch sehr interessante und nette Charaktere. Es führt aber dann dazu, dass man sich etliche Monate nicht sehen kann, weil jeder grade irgendwo am Arsch der Welt ist. Und je nach Forschungsgebiet kann man sogar Telefonieren oder gar Skypen total vergessen, oder nur mit viel viel Geld (das ein Archäologe/Student nicht hat) finanzieren. Ich hab früher übrigens auch gedacht, dass sowas ja immernur den Anderen passiert und dass man das selbst alles besser machen wird. Die allermeisten laufen aber doch immerwieder in die gleichen Fallen. Man sollte sich das bewusst machen bevor man mit der Archäologie professionell anfängt. PS: Und übrigens an alle “alternativen Theoretiker”. Weil so viele professionelle Archäologen so viele persönliche Opfer bringen, um das zu machen was sie machen, hatt man dann irgendwann sehr wenig Verständniss für die immergleichen, wirre Diskussionen, die bei etwas mehr Lektüre archäologischer Fachliteratur eurerseits nicht nötig werden. So genug rumgeheult. Gute Nacht

Find ich gut, dass man das mal hier anspricht. Davon kann ich auch ein Lied singen. Und wenn ich ehrlich bin, war die Beziehung bei mir einer der ganz großenGründe. Die Archäologie an den Nagel zu hängen. Als Student denkt man sich, ach doch egal, hat man halt mehr One Night Stands als normal, da man ja dauernd wo anders ist. Aber irgendwann kommt man in ein Alter (bei mir war es so mit 25) wo einem das nicht mehr genug ist. Irgendwo im strömenden Regen in einem Schnitt zu hocken und die einzigen Lebewesen die man trifft die Rehe im Wald sind. Mann/Frau will irgendwie sesshaft werden will. Ich bin nun schon seid 8 Jahren verheiratet und habe es ehrlich gesagt keinen einzigen Tag bereut. Aber, und das muss ich in aller Deutlichkeit sagen, das Ganze wäre nicht gegangen, wenn ich mir keine lokalen Jobs gesucht hätte. Zwar bekam ich alle Unterstützung die man sich vorstellen kann und in den Abschlussprüfungen hat meine bessere Hälfte mir mir zusammen gepaukt obwohl eigentlich davon keine Ahnung (Ausbildung im Friseurbereich und danach sogar Ahnung über die verschiedenen Ausformungen der bronzezeitlichen Fischdarstellungen und die verschiedenen geologischen Formationen Deutschlands :rofl ) aber ich denke, die Beziehung hätte zumindest die ersten Jahre nicht überstanden wenn ich längere Zeit weg gewesen wäre. In diesem Sinne habe ich mich damals entschieden, dass mein Ehrgeiz nicht ganz soweit reicht um auch das aufzugeben und habe mich gegen die Archäologie entschieden. Zumindest war das einer der vielen Gründe, die einem das Leben als Archäologen echt sauer machen. (Von Rentenansprüchen bei diversen kurzzeitigen Arbeitsverhältnissen will ich gar nicht erst anfangen.) @Brennos Lese ich da irgendwie ne beendete Beziehung zwischen den Zeilen?

Das noch nicht. Ich hatte nur die Freude ein Mädel kennen zu lernen, die mir sehr sehr gut gefällt und die sich auch für mich interessiert, aber wie das Leben so ist lernt man sich natürlich drei Wochen kennen bevor erst ich monatelang nicht in Deutschland sein werde und dann ist sie monatelang nicht da. Das ganze summiert sich ganz hübsch auf ein halbes Jahr. Da brauch mans garnicht erst versuchen. Wenn man es schaffen würde sich in der kurzen Zeit nahe zu kommen und sich gefühlsmäßig ein Stück weit zu binden, wird das folgende halbe Jahr nur umso schlimmer …

Natürlich ist das eine ganz persönliche Entscheidung die jeder individuell treffen muss aber ich gebe mal meinen Senf dazu :) Meine Beziehung fing ähnlich an: ca 2 Wochen nach dem wir uns entschlossen hatten ( nach intensiven Gesprächen) eine ernsthafte Beziehung einzugehen, ging mein Freund auf eine 3 Wohen Reise, 2 Tage bevor er wieder zurück kam ging ich auf eine 2 Wochen Reise. Dann hatten wir einen Monat zusammen und er ging dann für 3,5 Monate nach Amerika für ein Praktikum jetzt haben wir wieder ein paar Monate zusammen. ab September wird er in einer anderen Stadt wieder 3 Monate ein pratikum machen und ich im Oktober in eine andere Stadt zum studieren. Nächstes jahr möchte er in England seinen Master machen…er hat noch viele andere Pläne wie Asien, Südamerika. und ich ebenso! ich möchte auch einige jahre im Ausland leben, jedoch schweben mir andere Länder vor… aber uns ist es das wert! Bis jetzt hat es funktioniert auch wenn es manchmal stressig ist gemeinsame Zeit dazwischen zu schieben, bis jetzt sind wir motiviert weiterhin unsere Träume zu erfüllen UND eine glückliche Beziehung zu führen. Vllt konnte ich dir ja "helfen"8)

Ihr habt auf jeden Fall meinen tiefen Respekt, wenn ihr das alles so hinbekommt. Wenn man sowas drauf hat ist das zweifellos ein Vorteil für eine Leben als Archäologe. Ich bin dummerweise ein Mensch, der sehr gerne irgendwo Wurzeln schlägt und da versucht sich sein Leben möglichst fest einzurichten. Ich weis, scheiß Herangehensweise in der Branche. Ich versuch auch dagegen anzukämpfen. Fühl mich im Moment wie ein Faust für Arme, hab nur keinen Mephisto …

Naja, es glaubt einem sowieso keiner, dass der Beruf viel Entsagung mit sich bringt. Außerdem, wenn man ehrlich ist, konnte man sich nicht vorstellen, dass das viele Reisen, die Auslandsaufenthalte und die ständigen neuen Jobs zum Problem werden. Als ich jünger war, habe ich das als Abenteuer empfunden. Heute bin ich doch mal froh, wenn ich einen Monat habe, in dem ich nicht reisen muss. Viel belastender empfinde ich allerdings die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Dazu brauch man aber m.E. nicht viel sagen…