Bestimmung vorneuzeitlicher Gusskuchen und Schlacken

Mir fällt immer wieder auf, dass Metallfunde wie Gusskuchen, Schlacken und ähnliches häufig ohne jede chronologische Zeitbestimmung und ohne Zuordnung der Art des Metalles bleiben. Ich stelle hier einige wenige Fundstücke aus Mitteleuropa vor, welche eine genauere Bestimmung erfuhren. Wo finde ich dazu weiterführende Literatur ?

Einzelne Fundstücke







Diese seltenen Gusskuchen weisen für die Barren der Fundstelle Salouf-Vostga eine Datierung um kurz nach 1200 v. Chr. bzw. ins 12. bis 11. Jahrhundert v. Chr. auf, sowie für den im Kloster Walkenried befindlichen Gusskuchen vom Rammelsberg eine Datierung in die Zeit zwischen ca. 1150 bis 1350 n. Chr. und für Frienstedt Datierungen in die Zeit zwischen 150 bis 370 n. Chr. auf. Die von Andreas Hirsch vorgestellten, mit Teilungsrillen versehenen Gusskuchen von Bad Vigaun werden offenbar der keltischen Hallstattzeit ca. 800 bis 450 v. Chr. zugeordnet, dürften aber bereits der früheren illyrischen Zeit angehören. Die Datierung der Gusskuchen aus der Sammlung Much vom Mitterberg fällt in die mittlere und späte Bronzezeit ca. 1.600 bis 1.200 v. Chr. und schließt den Überblick. Was lässt sich an Vergleichsmaterial anführen ? Für mich wären Hinweise auf Artikel und Fachbeiträge aller Art, auch auf Zeitungsartikel und ähnliches, sehr hilfreich.

Gruß But :inbox_tray:

Hallo Butmir,

genau das würde mich auch interessieren, “mein” Ofen lässt mich so gar nicht so gar nicht los. Das eine Schlackestück, das ich dort gefunden habe, ähnelt sehr dem auf Tafel 196 mit seinen Blasen, ist aber natürlich ohne weiteren Kontext nicht datierbar (das Amt meint, irgendwann ist meist aber eine datierbare Keramik dabei, in den nächsten Jahren - da hab ich ja noch etwas Zeit :blush:). Die Fundstücke, die du zeigst, hatten ja aber alle diesen Kontext und sind wohl nur deshalb datierbar gewesen, das sehe ich doch richtig? Ich halte mal meine Augen auf nach entsprechenden Artikeln etc.

LG!

Besten Dank Emma, das wäre hilfreich. Und ja, gelegentlich lassen sich Verhüttungsprodukte über Holzkohlereste, oder anderes organisches Material, teils wohl sogar im Gusskuchen eingeschlossen, datieren. Ich selbst habe bislang auch nur ein einziges Mal die Reste einer Herdgrube entdeckt, genauer handelte es sich um Bruchstücke derselben. Ein Zufallsfund neben der alten Harzstraße :smiley:

Ich habe gestern schon mal bisschen geschaut, leider hatte ich noch nicht viel Zeit dazu. Bei mir ist es dasselbe, ich habe Schlacke, ich habe mehrere Stücke vom Ofenüberbau, teils mit gläsernem Überzug (es ist aber kein Glasofen gewesen, das steht schon fest), ich habe zwei Eisenplättchen, aber keine Kohle und noch zu wenige und auch nicht eindeutig datierbare Scherben. Deshalb interessiert mich das Thema ja auch sehr, auch in Ofentechnologie wollte ich mich jetzt etwas vertiefen. Ich halte weiter die Augen offen und wäre dir dankbar, wenn du hier weiter postest, wenn du etwas Interessantes findest.

Viele Grüße!

Helgoländer Kupfer

Bedeutend dürften für die vorneuzeitliche Kupfergewinnung sicherlich auch die Vorkommen auf Helgoland sein. Wenn man die von Spanuth vertretene Atlantis These einmal weglässt und seine Untersuchungen auf die eigentliche Fundlage reduziert, könnte auf Helgoland bereits in der Bronzezeit Kupfer gewonnen worden sein, wie Gerhard Gadow 1973 berichtet. Zuvor hatte Hans Stühmer, seinerzeit Leiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes in Tönning, 1971 bei Taucharbeiten südlich des Südhafens kupferne Gusskuchen gefunden https://epic.awi.de/id/eprint/28810/1/Sth1978a.pdf. Im Zuge der späteren Untersuchungen wurde festgestellt, dass in diesen Gusskuchen Reste von Holzkohle eingeschlossen war, welche mittels 14-C Methode eine Datierung in die Zeit zwischen 1140 bis 1340 n. Chr. erlaubten, wie André Kramer berichtet Die Kontroverse um das Helgoländer Kupfer - Wunderkammer der Kulturgeschichte. Man weiß inzwischen, dass diese Kupfer Gusskuchen bei den Wikingern als Zahlungsmittel umliefen Strand_und_Steine.de. Weiter zurückreichende Datierungen konnten bislang aber offenbar noch nicht erzielt werden, obwohl ich dazu nichts abschließendes sagen kann. Glücklicherweise wurde die montanarchäologische Bedeutung dieser Gusskuchen jetzt erkannt, denn die vor Stühmer bereits von Marinetauchern gemachten Funde an Gusskuchen waren noch sämtlich in den Altmetallhandel verkauft worden.

LG But

Hallo
Am 18.05.25 wird im Rahmen des Museumstages im Museum Klein Köris vorgeschichtliche Eisenverhüttung vorgeführt


Viel Spaß
Uwe

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hört sich toll an, aber das werde ich wohl nicht schaffen … so langsam kann ich mir meinen Ofen eh selbst zusammenbauen, wenn ich weiter Teile davon finde :grin:. Es wird mir nichts anderen übrigbleiben, also ausreichend Keramik in dem Bereich zu finden, durch die er dann evtl.. datierbar wird, was aber zurzeit null Spaß macht mit der Staubwüste, die überall auf den Feldern herrscht, ist echt irre.

Liebe Grüße :slight_smile:

Hi Schottensatze,
danke für den Hinweis auf den Workshop :+1:

Aufgrund der freundlichen Genehmigung von Herrn Hans Stühmer können hier nun auch einige Abbildungen von Gusskuchen und Schlacken veröffentlicht werden, welche sich als Dauerleihgabe im Museum Helgoland Fossilien - Museum Helgoland befinden und dort von Hildegard Wilske abfotografiert wurden. Die datierten Gusskuchen wurden 1971 im südlichen Riffbogen, dem Schülver-Riff, entdeckt. Im Rahmen der Zerspanung von einem dieser Helgoländer Gusskuchen war es Bernhard Hänsel an der Universität Kiel dann gelungen anhand von eingeschlossenen Holzkohleresten mittels C-14 Methode eine Datierung in die Jahre ca. 1140–1340 n. Chr. vorzunehmen. Weitere Helgoländer Gusskuchen wurden in der Süderpiep vor Büsum, sowie südlich des Helgoländer Vorhafens und an der Südspitze des östlichen Riffbogens gefunden. Bemerkenswert sind auch die dort entdeckten Verhüttungsschlacken aus der Helgoländer Kupfer-Verarbeitung.
Aufgrund der während seiner Tauchgänge festgestellten geologischen Verwerfungen im Bereich eines wichtigen Verhüttungsplatzes gelangte Herr Stühmer selbst zu der Einschätzung, dass dieser Fundort bereits um ca. 1.000 v. Chr. infolge des Einbruchs einer darunter befindlichen Salzlagerstätte im Meer versunken sein könnte, was darauf hindeutet, dass die Verarbeitung von Kupfer auf Helgoland bereits in der Späten Bronzezeit stattgefunden haben wird.





Nähere Einzelheiten bitte ich dem weiter oben eingestellten Fachbeitrag von Hans Stühmer, Bernhard Hänsel, Horst Willkomm und Horst Schulz, Rohkupferfunde vor Helgoland, In: Offa, Berichte und Mitteilungen zur Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, Band 35, Neumünster 1978, Seite 11–35 zu entnehmen.

Gruß in die Runde

But :person_rowing_boat: