Bitte um Hilfe bei der Einordnung einer Ruine in den Grajischen Alpen

Hallo,

ich bitte um Hilfe bei der Datierung und Einordnung einiger Ruinen einer ehemaligen Siedlung in den italienischen Grajischen Alpen.
Es handelt sich um eine langzeitliche Geschichtsaufgabe an meiner Schule. Dabei sollen mehrere Teilfragen beantwortet werden, darunter der Zweck der Siedlung, wer dort lebte und warum dieser Ort verlassen wurde.
Ehemals hieß dieser Ort wohl “Nivolet”. Nun stößt man bei der Recherche zu “Nivolet” hauptsächlich auf Artikel zu dem Gebirgspass und Wanderweg “Colle del Nivolet”.
Das beigefügte Bildmaterial ist das einzige von dieser Ruine, da die Fotografien privat von meinem Geschichtslehrer gemacht wurden.

Die Ruinen befinden sich an folgenden Koordinaten: 45°30´19"N 7°09´58"E

Und soweit man es auf den Satellitenbildern und den Fotografien des Geschichtslehrers erkennen kann ist das Gebäude auf obigen Bild das einzige zweistöckige und hebt sich durch eine moderne Bauweise von den anderen teils nur aus Trockenmauerwerk bestehenden Gebäuden ab.
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Außerdem befindet sich nur ca. 600m nordöstlich der oben genannten Koordinaten diese Struktur:


Dem Anschein nach handelt es sich hier um Bewässerungsgräben.
Kann das jemand bestätigen?
Und hat vielleicht noch jemand eine Vermutung, was auf dieser Art Feld angebaut worden sein könnte und wie weit das aufgrund des Bestehens der Gräben zurückliegen könnte?
Ich habe dafür leider noch kein Gefühl, wie lange solche einfachen Strukturen bei Witterung bestehen können. Also inwiefern die Gräben durch Niederschlag verwittern und sich schließen, oder ob sie durch ständigen Wasserfluss nur noch tiefer graben.

Eine Theorie war, dass es sich dabei um Infrastruktur handeln könnte, die König Viktor Emanuel II. im Rahmen seines Projektes zur Zugänglichmachung der Alpen als Jagdgebiet bauen lassen hat. Diese theorie wurde dadurch unterstützt, dass wir lange nicht die Position des letzten seiner 5 in mehreren Quellen beschriebenen Jagdhäuser (casi di caccia) sicherstellen konnten, was sich in der Region “Nivolet” befinden sollte.
Letztendlich haben wir das letzte fehlende Jagdhaus doch gefunden und zwar nur ca. 3 km südwestlich der Ruine unter dem jetzigen Namen “Rifugio Savoia”, da es zur Schutzhütte/Hotel umgebaut wurde.

Das hat unsere Theorie etwas erschüttert. Es wäre zwar immer noch möglich, dass die Ruinen ehemalige Unterkünfte für die Gefolgschaft des Königs waren, ist aber unwahrscheinlich, weil diese Unterkünfte auch im Vergleich zu den anderen vier Jagdhäusern (heutiges “Rifugio Casa di caccia del Gran Piano”, “Casa Reale di Caccia di Orvieille”, das heutige “Rifugio Dondena” und ein von uns unidentifiziertes Jagdhaus irgendwo bei Lauson im Cogne Tal) etwas zu umfangreich scheinen.

Im selben Zusammenhang wäre es auch möglich, dass die ehemaligen Bewohner der jetzigen Ruinen dort die heimischen Steinböcke für die wertvollen Herzknochen (ossa cordis) gejagt haben, aber vertrieben wurden als der König Viktor Emanuel II. das Gebiet zu seinem Jagdrevier erklärte. Dabei hat er vermutlich, dadurch dass er das Gebiet so ausgiebig kontrollieren und vor anderen Jägern schützen ließ, den Alpensteinbock vor dem Aussterben gerettet.

Nun fehlt es uns allerdings an Begründung dafür, dass die Siedlung tatsächlich als Stützpunkt für die Steinbockjagd bis ca. Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt wurde, als Viktor II. es als sein Jagdgebiet in Anspruch nahm.

Haltet ihr diese Theorie für plausibel? Welche (architektonischen) Merkmale sprechen dafür, dass die Siedlung etwa Mitte des 19. Jh.´s erbaut wurde (Stützsäule links oben im ersten Bild, Baumittel…)?

Ich wäre sehr dankbar für jegliche Tipps. Wie ihr seht, bin ich noch sehr unerfahren bei archäologischer Forschung und trotz langwieriger Recherche nicht fähig eine halbwegs standfeste Theorie zu produzieren.

Hallo Paul👋,
wenn ich das richtig verstanden habe war euer Geschichtslehrer bei diesen Ruinen und hat ein paar Fotos gemacht und verlangt jetzt von euch dass ihr den Zweck, die Besiedlungsdauer und entstehungszeit aus dem Hut zaubert?

Ihr habt jedoch keinerlei handfeste Beweise für… Irgendwas?

Ich sage mal so: Selbst wenn wir ein Archäologenteam da hinschicken die alles ausgraben und einen Stab an Historikern haben die ununterbrochen recherchieren, selbst dann könnte es gut sein dass wir so gut wie gar nichts über diesen Ort herausfinden außer vielleicht wo die Abfälle entsorgt wurden und woraus diese bestehen. Eventuell könnte man durch Knochen anhand der C14 Methode das alter dieses einen Knochen bestimmen. Vielleicht finden wir ja auch ein bisschen Keramik mit dem wir das alter der Fundstätte grob datieren können.

Ob jedoch irgendwann irgendein König irgendwas mit dieser Fundstätte zu tun hat, das heraus zu finden ist vermutlich sehr unwahrscheinlich.

Ich würde an deiner Stelle den Lehrer mal ganz ernsthaft fragen wie er sich das anhand dieser paar Informatiönchen vorstellt dass ihr jetzt eine Arbeit darüber schreiben sollt.

Denn eines kann ich dir Sagen: Diese Mauern können schon ewig alt sein oder erst nach dem letzten Krieg erbaut worden sein.

Ich vermute mal stark dass dein Lehrer im Urlaub was entdeckt hat, ganz stolz auf sich ist und euch jetzt anhand ein paar dürftiger Fotos die Recherchearbeit aufs Auge drücken will.

Grüße Lara :wave: