Hallo Inez,
du stellst die Frage, womit nicht nur ich, mich schon lange beschäftige.
Warum hat man sich die Mühe gemacht, Steingeräte zu durchlochen. Die einzige Antwort, die mir einigermaßen “vernünftig” erscheint, ist: Weil man es konnte.
Für mein Dafürhalten sind die Löcher für eine Schäftung weniger geeignet. Bis dahin hat man die Beilklingen wohl in Kniehölzer geschäftet, wie hier etwa:
Das hatte den Vorteil, dass man neben der Masse des Steingerätes auch noch die Masse des Holzes nutzen konnte. Es wurden auch Zwischenstücke aus Geweih verwendet. Zudem konnte sich die Klinge nicht verdrehen, wie es bei runden Löchern der Fall ist. Heutige Schaftlöcher sind oval, um das zu verhindern.
Um den Stiel ordentlich im Loch zu fixieren, musste man Gewalt anwenden, was schnell das Brechen des Gerätes zur Folge hatte. Ohnehin sind auch im Gebrauch die Löcher Sollbruchstellen, wie man an den meist gebrochenen Querbeilen sehen kann. Um ein Loch in das Beil zu bohren, wobei es nach archäologischer Ansprache, zur Axt wird, braucht es mehr Material, was auch eine etwas stumpfere Schneide zur Folge hätte.
Außerdem frage ich mich, was dünne Stiele für einen Zweck haben. Die Löcher sin nach meiner Beobachtung selten wesentlich über 20 mm im Durchmesser. So ein Stiel sollte doch beim Gebrauch schnell zerbrechen. Eine Ausnahme bilden die Rössener Breitkeile, bei denen sich das Loch weit hinten befindet, was für einen Gebrauch als Axt sehr hinderlich wäre. Da kann man wohl davon ausgehen, dass die Stiele da als Haltegriff für eine Verwendung als Spaltkeil dienten.
Auch bei der gängigen Theorie des Bohrens/Schleifens mit einem Holunderstab bin ich noch skeptisch. Nach meiner Beobachtung haben nur junge, recht dünne Holunderzweige einen ordentlichen Markkanal, je dicker der Ast, desto kleiner ist diese Hohle im Durchmesser.
Ich habe da mal etwas vorbereitet:
Der Holunderstab hat einen Außendurchmesser von 20 mm, wie auch das gebrochene Lch des Artefakts. Der Innendurchmesser beträgt aber nur 10 mm, was deutlich weniger ist, als der Durchmesser der Bohrkerne (in der Regel).
Ich würde mich über eure Gedanken und Theorien zu dem Thema freuen!
Viele Grüße