Hallo! Ich könnte dringend Hilfe bei einem Seminar gebrauchen… Worums geht: Ende November muss ich einen Vortrag zum Thema “Antike Helden und das Christusbild des 4. Jhs.” halten und dafür versuche ich jetzt Literatur zu finden. Meine Professorin meinte, ich solle mir vor allem die Darstellungen von Achill, Herakles und Kaisern/Ministern aus spätantiker Zeit (z.B. auf Münzen und Sarkophagen) anschauen und diese mit denen des frühchristlichen Christus vergleichen. Alles schön und recht, aber ich frage mich ob es nicht schon ein gutes Buch gibt, das konkret dieses Thema behandelt oder zumindest anschneidet und das ich sozusagen als Leitfaden benutzen kann. Das Thema kommt mir nur ziemlich umfangreich vor und ich weiß nicht wieviele Bücher ich in so kurzer Zeit lesen kann. Das einzige Buch, das mir bisher einigermaßen weitergeholfen hat ist “Epochenwandel?” herausgegeben von Franz Alto Bauer und Norbert Zimmermann (ein sehr gutes Buch, schneidet mein Thema aber auch nur minimalst an). Des weiteren habe ich Bücher zu Sarkophagreliefs und spätantiken Münzen ausgeliehen sowie Bücher zu Darstellungen von Achill und Herakles. Ich hoffe ihr könnt mir das eine oder andere Buch empfehlen oder mir Tipps/Stichwörter geben, mit denen ich auf meiner Suche weiterkomme! Danke im voraus für jede positive Antwort!!! LG, Kaldea
Hallo, an Deiner Stelle würde ich mal Bücher ausbuddeln über die Katakomben. Dort hast du Malereien mit Christusdarstellungen als den guten Hirten, als Wundertäter, Orpheus, als Sonnenwagenlenker…, was natürlich auf klassische Hellenistische Darstellungen zurückgreift. (Daneben gibt es natürlich auch die symbolischen Darstellungen Fisch, XP etc. Googeln doch mal nach Deinen Begriffen: Christusbild 4. Jahrhundert Da kommt einiges. Auf den ersten Blick am interessantesten für dich dürfte vielleicht der link hier sein, weil es da auch Literaturangaben gibt. http://www.amertin.de/aufsatz/2002/unterscheidungen.htm Hier fand ich: Paul Hinz (1973): Deus Homo. 2 Bände. Berlin. …
Ich würde vl. erstmal versuchen ein grundlegendes Werk über die Art der Darstellung und deren Attribute zu finden. Mit welchen Symbolen wurde ein normaler Mensch als Held bzw. was besonderes gekennzeichnet. Wo kommt der Heiligenschein her, Flügel, Schwurhände usw und inwieweit wurde dann diese Kennzeichen auf Darstellungen Christus übertragen?
Hallo! Danke für die schnelle Antwort!! Die beiden Bände “Deus homo” sind wahrscheinlich genau das, was ich brauche! Muss die Bücher aber erst per Fernleihe bestellen, dann kann ich genaueres sagen. Zur Katakombenkunst hab ich schon einige Bücher gefunden, ich bin mir nur nicht sicher, wie weit ich die in meine Arbeit einbauen soll, weil meine Professorin (so wie ich sie kenne) eher an die offizielle frühchristliche Kunst der Zeit nach Konstantin gedacht hat. Aber da sollte ich vielleicht mal mit ihr drüber reden. Die Bilder von Christus als gutem Hirten, als Helios o. Sonnenwagenlenker und als Lehrer möchte ich aber auf jeden Fall berücksichtigen. Die Symbole werd ich vielleicht ganz weglassen. @Konstantin: Danke auch! Über den Nimbus hab ich mich schon informiert (trifft sich gut, dass ich da Ende Oktober ein Referat halten muss :-D), die Schwurgestik noch nicht. Und bei der Gelegenheit könnte ich mir die Überreichung mit verhüllten Händen und das Sitzen auf dem Globus auch noch anschauen. Mir leuchtet aber nicht ganz ein, was du mit Flügel meinst? Christus mit Flügel? Echt lieb von euch, dass ihr mir so schnell geholfen habt! Ich denke, damit werd ich schon mal ein gutes Stück weiterkommen. Bin aber auch über jeden weiteren hilfreichen Tipp dankbar, also meldet euch bitte, wenn euch noch was einfällt! Danke! LG, Kaldea
Beim Wagenlenker würde ich zu dieser Zeit nicht mehr zuerst an Helios denken, auch wenn er in der Literatur so bezeichnet wird. Wir befinden uns ja schon in einer Zeit von Kaiser Aurelian, der 274 den Kult des aus dem Orient kommenden (Iupiter) Sol Invictus als Reichsgott einführte. Die Kirche in Rom übernahm den Termin 25. Dezember und stellte dem heidnischen Fest das Fest des geborenen Herrn Christus, der wahren Sonne des Heils, entgegen. Vergleiche dazu: Hansjörg Auf der Maur, Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr, S. 167 Abschnitt 2: religionsgeschichtliche These. (Das ganze Buch ist der 5. Teil des Handbuches für Liturgiewissenschaft: Gottesdienste der Kirche; Hg Hans Bernhard Meyer, Hansjörg Auf der Maur, Halthasar Fischer…) (Das Mosaik des Christus als Helios auf dem Triumpfwagen aus dem Mausoleum der Julii auf dem vatikanischen Friedhof stammt allerdings schon aus der Mitte 3. Jhd., ebd.) Biblisch kommt “die Sonne der Gerechtigkeit” übrigens aus Maleachi 4,2. Auch interessant könnte für dich sein: Hugo Rahner: Griechische Mythen in christlicher Deutung. (1945) Zürich 2.1956. Für eine Seminararbeit ist das aber wahrscheinlich zu ausufernd. Spannend ist es trotzdem. Interessant wenngleich auch sehr viel früher angesetzt und für Deine Frage vielleicht deshalb nicht mehr so von Belang, könnte auch die Parallele des Sterns von Bethlehem (für Jesus) und des Sterns der Venus sein (den trugen die Priester der Venus am Hut; Symbol für das Iulisch-Claudische Kaiserhaus. Die führten sich ja auf Aeneas, den Sohn der Venus zurück). Das ist aber eher was für das erste Jahrhundert und spielt im 4. Jhd vielleicht nicht mehr so die Rolle.
Tschuldigung, dass das jetzt ein Weilchen gedauert hat, aber ich musste erst mal den anderen Vortrag vorbereiten (und halten). Jedenfalls hab ich mir inzwischen das Buch vom Rahner ausgeliehen, das du mir empfohlen hast… es ist tatsächlich etwas zu ausufernd wenn mans im Rahmen meiner Seminararbeit betrachtet, aber den letzten Teil über Odysseus und die Sirenen kann ich schon mal sehr gut verwenden! Was “Christus-Helios” betrifft muss ich gleich dazusagen, dass ich da einen kleinen Denkfehler gemacht habe, weil ich das Mosaik in der Vatikan. Nekropole jünger eingeschätzt habe, als es eigentlich ist. Ich weiß daher gar nicht, ob ich das Thema noch in die Arbeit aufnehmen werde. Aber nur um sicher zu gehen, dass ich dich richtig verstanden habe: du wolltest sagen, dass man beim Mosaik im Mausoleum M von Helios/Sol sprechen kann, aber noch nicht von Sol Invictus, weil dieser Kult dann erst mit Aurelian eingeführt wird? Und dass erst im Anschluss daran Parallelen zw. Christus und Sol Invictus angenommen werden können, oder? Ich hab mir inzwischen ein paar Gedanken darüber gemacht, was ich ungefähr behandeln will (großartige Ergebnisse hab ich leider noch nicht, weil der andere Vortrag mich doch etwas gefordert hat), und zwar: Orpheus, Odysseus, Herakles und evt. Achill und Dionysos in heidnischer und christlicher Deutung Christus als Philosoph/Lehrer in Zusammenhang mit der Darstellung von unbärtigem und bärtigen Christus Christus als Pantokrator/bei der traditio legis in Zusammenhang mit kaiserlicher Repräsentation/Übergabe von Ehrengeschenken usw. Die Gliederung muss ich natürlich noch etwas ausarbeiten, weil sich ein paar Sachen überschneiden, aber da hab ich ja noch Zeit… Über konstruktive Kritik freu ich mich aber immer, also meldet euch bitte! Und bevor ichs vergesse noch ein herzliches Dankeschön an rudiratlos, hast mir wirklich schon sehr geholfen! Schöne Feiertage!
Hallo Kaldea, ja du hattest richtig verstanden. Verwenden kannst du das Bild auf jeden Fall, weil es sicher bis in die Zeit verwendet wurde, die dich interessiert. Die Namen und inhaltlichen Schwerpunkte ändern sich halt ein wenig; das ist aber gerade das spannende, was du darstellen könntest. Für deine Zeit ist der Sol Invictus auch deswegen noch von Interesse sein, weil zB der “christliche” Kaiser Konstantin 311 eben jenen Sol Invictus noch auf Münzen prägen lies, die auch noch weit nach dem Toleranzedikt von Mailand im Umlauf waren, als die anderen Götter schon langsam am verschwinden waren. Es war eine Zwischenstation der Christianisierung der Römer, für die sich die Kraft des “neuen Gottes” auf dem Schlachtfeld gegen die alten durchgesetzt hatte. (römischer Pragmatismus: Der Beweis eines Gottes ist die Wirksamkeit seines Schutzes.) Dieser Jesus war zwar schon etwas Neues, aber irgendwie scheinbar noch in den Kategorien der alten Götter faßbar. Im Prinzip fand hier unter der Verwendung des fast identischen Bildes aber ein innerer Wandel statt. Als Heide hättest du damals (im 3. Jhd) in dem Mosaik wahrscheinlich auch nichts anderes als den Sonnengott erkannt. Die Christen aber haben damals schon eine ganzes Arsenal von Bildern und Symbolen, sich zu erkennen und geheim zu kommunizieren. Als das im 4. Jhd so nicht mehr nötig war, boten aber genau diese Symbole die Möglichkeit für die breitere Schichten, das Christliche mit bekannten Motiven verstehen zu lernen.
Hm, du hast eigentlich recht. Dann nehm ich den Sol vielleicht doch wieder in den ursprünglichen Plan auf. Ich versuch momentan sowieso rauszufinden, welche heidnischen Darstellungen die Wende mit Konstantin “überlebt” haben und prüf die dann auf einen möglichen Zusammenhang mit der Darstellung von Christus… war da aber ansonsten nicht wirklich erfolgreich. Was ich häufiger finde sind eben heidnische Darstellungen, die dann von den Kirchenschriftstellern oder allgemein von der spätantiken christlichen Gemeinde in ihrem Sinne (schriftlich) uminterpretiert wurden, z.B. eben Orpheus, Odysseus oder Herkules. Das sind aber nur Allegorien, mit dem Christusbild hat das Ganze aber weniger zu tun. Vielleicht wars ja eine blöde Idee, aber so wie meine Prof mein Thema beschrieben hat, hätt ich eigentlich eher an ikonographische Übernahmen von den heidnischen Heroen- in die Christusdarstellungen gedacht. Bei kaiserlicher Repräsentation und herrscherlichem Christus sind die Parallelen im Unterschied dazu ja ziemlich eindeutig. Aber naja, lange Rede, kurzer Sinn… ich glaub da sollt ich mal mit meiner Prof drüber reden, wie sie sich das vorgestellt hat.
Da hast du übrigens auch recht. Weiß nicht ob ich das schon mal geschrieben hab, aber der Titel des Seminars heißt “Die Zeit und ihre Bilder”, also ich glaub es geht auch zum großen Teil darum, die unterschiedlichen Auffassungen der Bilder je nach Zeitabschnitt herauszuarbeiten. Und spannend ist das Thema auf jeden Fall, ist immer ein Erfolgserlebnis, wenn man herausfindet, wie alles miteinander zusammenhängt. So, das wars jetzt aber vorerst von mir. Danke nochmal!!! Und einen schönen Abend…
Ich wünsche Dir viel Erfolg und Erkenntnisgewinn.