Teil II Astroarchäologische Standortbestimmung am Beispiel der ältesten heute noch anwendbaren Sternkarte aus Bronze, gefunden bei Nebra, Das mythologische Schiff Aus verschiedenen nachfolgend aufgeführten Gründen, nimmt das „mythologische Schiff“, das als letzte Applikation auf der Bronzescheibe befestigt wurde, eine Sonderstellung ein. Es unterscheidet sich nicht nur durch die Art der handwerklichen Ausführung, sondern auch in der damit verbundenen astronomischen Auslegung. Doch zunächst zur Aufbringung und Arbeitstechnik: Gesichert ist, dass diese Schiffsapplikation das letzte kosmologisch zu bezeichnete Element, darstellt, das auf die Scheibe übertragen worden ist. (Phase IV) Das wirft zunächst wiederum die Frage auf, an welchem Ort und mit was für einer Technik, diese Applikation aufgebracht wurde. Eine geänderte Aufbringungstechnik, wie sie bei dieser Applikation festzustellen ist, gibt alleine keinen Hinweis auf den Ort an dem diese auf der Scheibe befestigt wurde. Sie unterscheidet sich auffallend von der Technik, die beim aufbringen der übrigen Applikationen angewendet worden ist. Im Gegensatz zu den zuvor aufgebrachten übrigen Applikationen, deren “Tauschiergruben” mit einem abgeflachten Punzstift geschlossen wurden, wurde das “mythologische Schiff” mit Hilfe eines kleinen Meißels befestigt worden. Mit dem gleichen Werkzeug wurde in der gedachten Aufteilung die als Schiffsplanken ausgelegt werden, ist das gleiche Werkzeug ngewendet worden. Dieser Wechsel der Werkzeugart ist nicht als Beweis zu bewerten , dass ein anderer Handwerker diese Applikation auf der Scheibe befestigt hat. Betrachten wir die Aufbringungstechnik der übrigen Applikationen so ist wie im Teil I beschrieben, der Ort der Herstellung durch die dort beschriebenen kosmischen Begebenheiten nachgewiesen. Gilt dies auch für das mythologische Schiff? Kosmos und Mythos Betrachten wir das Schiff im Zusammenhang mit der in Teil I ausgeführten kosmischen Auswertung, so ist durch das positionsbestimmende “einnorden” das Schiff genau da positioniert wo sich das Sternbild “Puppis genannt Schiff” seine Position am Himmel einnimmt. Im unterschied zu den Einzelsternen hat man sich wegen dem offensichtlichen Platzmangel alle Sterne dieses Sternbildes als “Komplettbild” zwischen den anderen südlich liegenden Sternen zu platzieren. Auch die schwach leuchtenden dieser Konstellation können zu dem angegeben Datum 10.März 1.700 v.Chr. von Nebra nicht beobachtet werden. Was wiederum als Beleg angefürt werden kann, dass die Bronzescheibe mit allen Applikationen, an einem anderen Ort als “Nebra” auf der Scheibe befestigt wurden. Es ist mit der dargestellten Schiffssymbolik, wiederum nur ein Bezug mit einem Standort im südöstlichen Balkan herzustellen. Zwei Aussagen unterstützen die zuvor gemachten Aussage: Einmal gibt die Form des Schiffes Hinweis darauf, dass mit der "überhöhten Darstellung von Bug und Heck, nur Schiffsformen wie sie im Mittelmeerraum bekannt waren, gemeint sein können. Hier wurde zur Zeitstellung mit Schiffen Handel betrieben , deren alle Bereiche des Mittelmeeres einschließt. Besonders zu erwähnen ist der Handel mit Ägypten. Die stilisierte Formgebung des Schiffes entspricht den hier zur Zeitstellung bekannten “seetauglichen Handelsschiffen” sowohl der Minoer, sowie den ägyptischen Handelsschiffen. (Ägypten Reich der Pharaonen, 89, Abbildung 86) Mit der Annahme, dass das Schiff als Sympol, einer mythischen Auslegung zu interpretieren ist, können gerade in Verbindung mit dem Mittelmeerraum, mehrere Myten als Auslegung in Frage kommen. Es ist deshalb die Frage zu stellen, gerade weil es mehrere Auslegungen über die Bedeutung von Schiffsymbolen gibt, nur die Auslegung in Frage kommen kann, wie sie im Zusammenhang mit der Himmelsscheibe beschrieben worden ist. (archlsa.de Das Universum der Himmelsscheibe die Barke) Nebenbei bemerkt bedarf das hier gezeigte Himmelsbild dringend einer astronomisch korrekten Überarbeitung. Mond und Plejaden befinden sich nicht in der Nähe des Zenit, sondern sind in Höhe des Horizontes zu finden. Die naheliegenste Auslegung wäre aus der griechischen Mythologie abzuleiten. “Charon der Fährmann” überführt die Seele der verstorbenen in die Unterwelt. Nach den Richtungsbeschreibungen liegt das Ziel seiner Fahrt im Westen. (Charon, Unterwelts und Jenseitsvorstellungen in der griechisch römischen Mythologie.de) Die gleiche “mythische Auslegung” ist auch aus Ägypten bekannt. Hier wird im Zusammenhang einer Bestattung, die Fahrt der Sonne in den “schönen Westen” beschrieben. (Ägypten, Reich der Pharaonen, 89, Abbildung 86). Diese mythische Auslegung ist auch “Jahrhunderte später” aus den Felsdarstellungen der nordischen Sonnenschiffe abzuleiten. Auch hier fahren die Schiffe in den Westen. (Flemming Kaul.de das Schiff im Sonnenkult des Nordens) . Wobei zu bemerken ist, dass die Schiffsformen hier, nicht mit der symbolischen Schiffsform auf der Scheibe übereinstimmt. (Abbildung: Dietrich Evers, Als das Kreuz noch Symbol des Lebens war.de) In keinem bekannten Schiffsymbol des Nordens ist die mytische Vorstellung bekannt, dass ein “Schiff” wie es in den mythologischen Aufzeichnungen in Ägypten beschrieben wird, die Sonne in der Nacht von einem Schiff von Westen nach Osten transportiert worden ist. (Die Nachtfahrt des Sonnengottes.de) Besonders Interessant ist das Sonnenschiff des Pharao Cheops, das im Originalzustand erhalten geblieben ist (siehe Abbildung). Im Zusammenhang mit dem Sonnenwagen von Truntholm kann “möglicherweise” eine entsprechender auch ein Bezug mit der Nachtfahrt der Sonne hergestellt werden. Wobei diese Auslegung im Zusammenhang mit dem Sonnenwagen davon abhängig ist, von welchen Standpunkt aus man die Scheibe betrachtet. (Wo ist Westen, wo Osten). Außerdem ist die Herstellung dieses Fundes ca. 400 Jahre nach der Entstehung der Himmelsscheibe zu datieren. (Flemming Kaul.de Das Schiff im Sonnenkult des Nordens) Vom Verfasser wird im Zusammenhang mit dem Schiff und den übrigen Darstellungen auf der Scheibe keine Hypothese im Bezug auf das gezeigte entwickelt. Es werden lediglich Möglichkeiten aufgezeigt, die für eine Theoriebildung in Frage kommen können. Ob es ein Zusammenhang mit einer solchen Vorstellung überhaupt gab, oder ob lediglich ein bestimmter Himmelsauschnitt ausgewählt wurde um auf ein bestimmtes Datum (Vegetationsbeginn in Rumänen (!??) hinweis geben soll, bleibt das Geheimnis des bronzezeitlichen herstellers der Scheibe. An dieser Stelle möchte ich mich für den wertvollen astronomischen Gedankenaustausch, den ich im Zusammenhang mit den Sterndarstellungen auf der Bronzescheibe geführt habe, bei Francesco Presenti, Vorstand Arbeitskreis Astronomie Freiburg und Leiter der Volkssternwarte Freiburg herzlich bedanken. Sepp Albrecht