Ein Altar mit menschengemachten figürlichen Abbildungen?

Bei einer Wanderung in der Umgebung von Dahn bin ich unterhalb des Elwetritsche Fels, unweit der PWV-Hütte, auf eine altarähnliche Struktur gestoßen (Altar-1)

. Auf der linken Seite scheinen Stufen zum “Altar” hochzuführen, der sich direkt an den Elwetritsche Fels anlehnt.
Macht man von derselben Position eine zweite Aufnahme von dem Objekt, allerdings nun mit einem Programm, das Farbveränderungen zulässt, so werden plötzlich rötliche, figurenähnliche Gebilde an der Wand hinter dem Altar sichtbar, die vorher kaum wahrnehmbar waren (Altar-2)
.
Handelt es sich hierbei lediglich um eine optische Täuschung oder könnte es auch eine Hinterlassenschaft unserer Vorfahren sein? Was ist die Meinung der Experten?

Hallo Boadicea 12,

die Beobachtung ist interessant, aber beim Thema Altar setze ich mal ein Fragezeichen. Da wären doch sicher Steinmetze mit dem Einschlagen christlicher Symbole beteiligt worden.
Da ich die Gegend (leider) nicht kenne, würde ich gerne wissen, ob dieser Weg eine alte Handels- oder Verbindungsstraße zwischen größen Ortschaften ist?
Im Elsass habe vor längerer Zeit ähnliche Spuren gesehen, die einen Weg begrenzten. Im Sandstein des Weges waren deutlich die über sehr lange Zeit eingeschliffenen Spuren von eisenbeschlagenen Rädern zu sehen. Auch dort gab es treppenartige seitliche Rillen - vielleicht von der Nabe der Räder?
Gibt es denn an anderer Stelle des Weges ähnliche Auffälligkeiten?

Zur “Malerei”: Da können natürlich Farbreste zu sehen sein. Genauso gut kann es sich aber auch um Flechten auf dem Stein handeln. Und das mir inzwischen sehr vertraute Phänomen der “Pareidolie” narrt uns ja oft, sodass wir gerne Menschenähnliches sehen, obwohl die Formen nur zufällig entstanden sind.

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Danke für Deine Erläuterungen, Siria! Ich habe noch ein weiteres Foto hochgeladen, das das Objekt aus einer anderen Perspektive zeigt (Altar-3)


. Dazu noch ein Bild der “Altaroberseite” (Altar-4)

. Vielleicht können sie mit zur weiteren Erhellung des Problems beitragen.
Die Funktion als “Altar” ist natürlich nur eine Vermutung und wird deshalb von mir in meinen Beiträgen mit Gänsefüßchen oder Fragezeichen versehen.
Allerdings möchte ich in diesem Zusammenhang den von mir verwendeten Begriff “Altar” nicht nur auf die christliche Religion beschränkt wissen.
Ich könnte mir beispielsweise gut vorstellen, daß in der Vergangenheit hier auch von Anhängern des Mithras-Kultes Zeremonien abgehalten wurden…
Wie Du vielleicht aus dem Altar-3 - Foto erahnen kannst, liegt das Gebilde leicht erhöht, etwa 1-2 Meter oberhalb eines Knotenpunkts, an dem mehrere Wanderwege zusammenlaufen. Dort fließt auch der Seibertsbach entlang. Und da sich die Menschen in alten Zeiten gerne entlang von Gewässern ihren Weg gebahnt haben, möchte ich schon annehmen, daß zumindest ein Teil dieser Wege auch schon in der Vergangenheit genutzt wurden. Ob sie auch Handelsrouten waren, kann ich nicht sagen.
Spurrillen konnte ich dort keine ausmachen. Die sind mir bisher im Pfälzer Bergland nur bei Bad Dürkheim in der Nähe des römischen Steinbruchs Krummholzer Stuhl untergekommen.

Natürlich kann niemand hier ausschließen, dass sich an so prominenter Stelle eine Art “Gedenkstätte” befunden haben könnte. Aber genau so gut kann diese Anordnung von Steinen ganz natürlichen Ursprungs sein.

Vielleicht gibt es ja Heimat- und Geschichtsforscher in der betreffenden Gegend, die man befragen könnte. Manchmal deuten Flur- oder Gemarkungsnamen auf zurückliegende Ereignisse oder Nutzungen hin. Bei uns beispielsweise gibt es den Flurnamen “Am Kirchhöfchen”, wo eine mittelalterliche Wüstung liegt, von der nichts mehr zu finden ist außer gelegentlich Scherben im angrenzenden Bach. - Und auch Sagen aus der betreffenden Region können manchmal ein schwaches Echo weit zurückliegender Ereignisse sein. - Viel Erfolg bei der weiteren Suche!

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Vielen Dank für Deine Hinweise, Siria! Bisher hat die Recherche nach alten Flurnamen für diesen Ort noch keinen Treffer ergeben. Auch die Überprüfung einiger Sagen der Region führte zu keinem Erfolg. Bei nächster Gelegenheit werde ich die Stelle aber nochmals aufsuchen und von der “Altarfelswand” einige Nahaufnahmen mit unterschiedlichen Filtertypen machen. Vielleicht führt das zu weiteren Erkenntnissen.
Beste Grüße von Boadicea12.

Hallo Boadicea,

das ist ein interessanter Ort, den Du da ins Visier genommen hast. Alleine von den Bildern und der Bezeichnung des Felsens kann man schon einige Schlüsse ziehen, ob es sich hier um eine natürliche oder künstlich geschaffene Struktur handelt.

Du sprichst vom “Elwetritschefels” - ist das eine historische Bezeichnung? Als Elwetritsche werden in der Pfalz Fabelwesen ähnlich der Wolpertinger in Bayern bezeichnet - das spricht schon mal für eine Felsstruktur, in die viel Phantasie eingeflossen ist.

Auf Deinen Fotos erkenne ich eine zerklüftete Felsflanke aus Sandstein, an deren Abbruchkante durch natürliche Korrosion/Erosion im Verlauf der (horizontalen) Schichtfugen eine höhlenartige Eintiefung, am Fuß des ganzen treppenartige Stufen und dazwischen eine wandartige Felsfläche entstanden sind. Die Stufen entstanden sehr wahrscheinlich nicht durch Felsbearbeitung, sondern jahrhundertelangen Abrieb durch die Schuhe der Begeher. Möglicher weise diente der Felsen auch mal als Steinbruch, wegen der teils eckigen Abbruchkanten.

Im wandartigen Teil gibt es mehrere (früh)/neuzeitliche Einritzungen; nämlich etwas rechts vom Hinweisschild mit dem Wolf ein “M”, am oberen Rand der Fäche eingeritzt “Nicole”, darunter ein “J”, und am rechten Rand der Fläche mehrere unleserliche Ritzungen. Das erkennt man nur in der vergrößerten Ansicht.

Die Farberscheinungen halte ich alle für natürlich: das Rot rührt vom Oxid des Sandsteins, die weißen Areale wahrscheinlich mit Flechten bewachsen. Die geritzten Zeichen wirken heller, wie das bei frisch bearbeitetem Sandstein so ist. Die Oberfläche des “Altars” scheint mir eine fossile Schichtoberfläche zu sein, daher ist sie eben.

Die Baum- bzw. menschenartigen “Zeichen” in der Mitte der Felsfläche könnten Spuren von Vegetation sein, die beim Freischneiden entfernt wurden. Oft färbt sich Sandstein auch intensiv rot, wenn in seiner Nähe ein heißes (Lager-) Feuer brannte.

Sorry, außer den rezenten Ritzungen sehe ich keine alten Zeichen oder figürliche Abbildungen. Da wird auch mit Falschfarben und digitaler Nachbearbeitung wahrscheinlich nicht mehr herauszuholen sein.

Aber so wie er ist, ist das schon ein großartiges Naturdenkmal!

viele Grüße, Technicus

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Hab Dank für diese ausführliche Analyse, Technicus! Es kann noch ein wenig dauern bis ich mich dazu äußere.
Viele Grüße von Boadicea12😎

Nach einer kleinen Pause kann ich mich jetzt wieder etwas intensiver mit diesem seltsamen “Altarobjekt” im Pfälzer Wald beschäftigen.
Die Umgebung von Dahn ist das Reich der Elwetritschen. Elwe steht für Elfen und als Tritschen werden vogelähnliche Wesen bezeichnet. Sie sind sozusagen eine Kreuzung aus Elfen und Vögeln. In der Region existieren viele Geschichten über Elwetritschen. Sie sind quasi unsichtbar und zeigen sich nur den Menschen, wenn sie es wollen. Soweit zu diesen Sagenwesen.
Und um das unsichtbare sichtbar zu machen bin ich kürzlich zum Elwetrischfels zurückgekehrt, um - wie angekündigt - an dem “Altargebilde” unterhalb des Felsens noch einige zusätzliche Aufnahmen mit verschiedenen Filtern zu machen. Zu meiner Überraschung haben sich doch noch einige Details ergeben, die mir vorher nicht so ins Auge gefallen sind.


Die hintere Felswand des Altars hat keine glatte Oberfläche, so daß ich malerische Tätigkeiten, die zu diesen Strukturen geführt haben ausschließen möchte. Besser noch ist dies auf dem Altar-7 Foto erkennbar.

Wenn es sich hier um menschengemachte Strukturen handeln sollte, so denke ich, sind sie als Relief in den Felsen geschlagen worden und vielleicht nach einiger Zeit teilweise wieder entfernt worden. Möglicherweise ist auch natürliche Erosion für den derzeitigen Zustand verantwortlich. Dann müssten sie allerdings sehr alt sein.
Richtig interessant wird es, wenn man die Struktur mit einem Farbumkehrfilter fotografiert!

Meine Wahrnehmung ist in dem Falle unterhalb des J ein sich aufbäumendes Tierwesen mit einem markanten Schwanzteil, das auf seinen Hinterbeinen steht. Links daneben läßt sich eine menschenähnliche Figur erahnen. Oberhalb des Kopfes befindet sich ein schwarzes, dreieckiges, pfeilspitzartiges Gebilde, das an einen Hut erinnert.
Möglicherweise lassen die Schattierungen weiter links noch weitere Schlüsse auf menschenähnliche Figuren zu.
In Altar-9 habe ich nochmal eine Nahaufnahme von Teilen des vermeintlichen Tieres und des Menschen gemacht. Es zeigt gut die Unebenheit der Oberfläche.

Was meint ihr dazu? Ist diese “Altarfelswand” nur eine Laune der Natur und der Elwetrischefels trägt seinen Namen zurecht, da mir dann die Elwetritschen bei meiner Wahrnehmung einen Streich gespielt haben?
Sollten es sich doch um menschgemachte Strukturen handeln ist natürlich die Frage: Sind sie aus neuerer Zeit oder Relikte der Vergangenheit. Und wer hat sie gemacht?

Hallo,
objektiv und realistisch betrachtet schätze ich das Ganze als natürliche Felsformation ein, wie sie in dieser Gegend häufiger anzutreffen ist !
Der Fels ist mit Moos, Flechten und Algen bewachsen die durch den feuchten Laubwald hier ein ideales Ausbreitungsgebiet vorfinden.
Zugegebenermaßen kann man aber der Fantasie gerne freien Lauf lassen und da einiges hineininterpretieren. Anlässlich eines Ausflugs mit Kindern kann man deren Fantasie mit Elfenmärchen und dergleichen anregen und sie der Natur näherbringen, auch wenn sie das Ganze dann irgendwann nicht mehr glauben.

Beste Grüße
Bucentaur

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Danke für Deinen Kommentar, Bucentaur!
Schon möglich, daß mich mein laienhaftes Auge hier in die Irre geführt hat! Oder waren am Ende es vielleicht doch die den Felsen bewohnenden, sagenumwobenen Elwetritschen, die sich da einen Spaß erlaubt haben? :wink:
Beste Grüße von Boadicea12

Anbei noch eine kleine Ergänzung zum Beitrag: Ich habe inzwischen festgestellt, daß ca. 3 km nördlich vom Elwetritschfelsen eine alte Handelsroute - die Salzstraße - verlief. Sie führte aus Lothringen kommend zum Rhein.