als ich das schrieb, hatte ich lediglich an den „heiligen“ und zentralen Vorgang der Taufe gedacht. Da das aber nicht allgemein stimmt, hatte ich diesen Teil meines Posts dann wieder gelöscht.
Und du hast recht, bestimmte Merkmale der Darstellungen erinnern an die Romanik. Aber je länger ich dein Teil betrachtet hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass mit solchen Stilmerkmalen auf moderne Weise nur „gespielt“ wurde. Die von @Shard ins Spiel gebrachten 60er/70er Jahre haben für mich dann Sinn gemacht, obwohl ich keine passende Stil-Referenz gefunden habe.
Danke übrigens für das PDF der 30 Köpfe. Das hat mir gleich mit der ersten Abbildung eine weitere Variante zu meinem eigenen Green Man geliefert.
Der stammt aus dem Nachlass eines Hamburger Architekten und hat mich viel Recherchearbeit gekostet. Eine Zeitstellung habe ich dann freundlicherweise von Dr. F. M. Kammel vom Germanischen Nationalmuseum bekommen können. Aber die Einordnung des Dargestellten für weitere Recherche ist mir erst durch eine Diskussion zu einem anderen Fund hier im Forum gelungen!
Eine Mail-Anfrage an das Germanische Nationalmuseum ist ja vielleicht auch für dich eine Option?
beim Germ Nationalmuseum nachzufragen ist eine gute Idee! Danke!
Ein schönes Stück hast du da! Ich nehme an Gotisch, 14. /15. Jh? Magst du etwas darüber erzählen?
Ich habe auch einen grünen Mann. Englisch, 14. Jh.
danke für’s Zeigen deines Grünen Mannes. Zur Ergänzung zu meinem kann ich nur noch die Antwort von Dr. Kammel geben (ich hatte lediglich nach der Zeitstellung gefragt):
hier die Antwort von Dr. Kammel (ich hatte lediglich nach der Zeitstellung gefragt):
„Sehr geehrte Frau …,
das ist ein Köpfchen - mehr kann ich nach dem Foto auch nicht sagen. Man müsste den ursprünglichen Zusammenhang kennen: Wappenstein, Architekturzier, Taufstein … Spekulationen zur Herkunft wären uferlos. Allein nach Fotos zu urteilen, ist eigentlich unmöglich. Soweit ich sehen kann, würde ich vermuten 1. Hälfte 17. Jh.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. Frank Matthias Kammel GERMANISCHES NATIONALMUSEUM Museumsdirektor (Programmbereich Sonderausstellungen) Leiter der Skulpturensammlung“
Viel Erfolg bei den Kunsthistorikern! Und halte uns informiert.
nach meinem Gefühl hat Dein Kopf gute Chancen auch älter als 17. Jh. zu sein. Aber ja, letztendlich wurden solche Bauplastiken über Jahrhunderte verwendet und ohne genauere Anhaltspunkte ist eine Datierung oft nicht einfach oder möglich. Bei meinem Grünen Mann gaben die Knopfreihen an den Ärmeln einen Hinweis (vgl. zB. anhängendes Bild vom Wams des Charles de Blois (1319-1364).
Anbei noch ein paar detailliertere Bilder von dem Fragment. Ich werde nächste Woche mal ein paar Expertenmeinungen aus Museen u.ä. versuchen einzuholen.
Bisher kam noch keine Rückmeldung von den Museen. Aber ich bin bei meinen Recherchen auf ein Kapitell gestoßen, dessen dargestellte Köpfe von der Haartracht her große Ähnlichkeit mit dem Kopf unter dem Ausguss haben:
mitlerweile gab es eine Rückmeldung vom Germ. Nationalmuseum. Man wollte sich nicht abschließend festlegen, tut sich aber schwer mit einer Datierung ins Mittelalter aus folgenden Gründen:
(scheinbar) fehlende Abnutzungsspuren und zu scharfe Zeichnungen sowie frische Bearbeitungsspuren
Motive gefühlt zu zitathaft übernommen (s. zB Beispeil aus meinem letzten Beitrag)
Zum Zweiten Punkt kann ich fachlich nichts sagen. Finde aber auch, dass es etwas “gewollt mittelalterlich” wirkt.
Dem ersten Punkt kann ich nicht zustimmen. Verstehe aber, dass es auf den Bildern so wirkt. Zur Verdeutlichung der tatsächlichen Oberflächenbeschaffenheit ein paar Bilder mit Schatten/Schummerung (man beachte auch die duetlichen Abnutzungsspuren an der Mütze des Mänchens):
Die oberen Teile der Hände scheinen bei meiner “Scherbe” abgerieben. So ist auch die Oberfläche des Randes sehr glatt. Ich vermute daher, dass es mal einen Deckel besaß, ähnlich wie dieses Stück:
Hier auch mal eine kleine digitale Rekonstruktion meines Stückes:
Hallom Andreas,
dieses “gefühlt zu zitathaft” deckt sich ja mit dem, was hier schon geäußert wurde. Und wahrscheinlich wird man auch keine definitive Aussage machen können, da man die Herkunft nicht kennt. Was aber feststeht: Das ist eine schöne Steinmetzarbeit – und die hat allemal ihren Wert.
Nebenbei: Vielleicht, wenn neueren Datums, war das ja mal eine Gesellen- oder Meisterarbeit?
es ist so oder so sicherlich eine schöne Arbeit. Aber wenn nicht antik, für mich wenig interessant. Mich würde wirklich interessieren was es war. Sollte es jüngeren Datums sein, möchte ich einen sakralen Gebrauch fast ausschließen - dann wären sicherlich zumindest annähernd sakrale Darstellungen vorhanden. So zumindest meine Beobachtungen in modernen Kirchen etc. Aber es muss ja eine deutliche Zeit in Gebrauch gewesen sein… Vermutlich wird es ein Rätsel bleiben. Ich halte Dich / Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden, sollten sich noch weitere Informationen auftun.
Ich hatte, da die meisten Vergleichsstücke französischen Ursprungs sind, auch das Museum Cluny in Paris angeschrieben.
Dort vermutet man ebenfalls, dass es Französisch ist. Aufgrund der “Frisur der Person unterhalb des Ausgusses (?), deren Strähnen am Hals in einer Rolle enden, das Lächeln, das sie unter den hervorstehenden Wangenknochen aufsetzt, oder die mandelförmigen Augen mit einem Oberlid in Form eines Zirkumflexes” ordnen sie es in die Mitte des 13. Jahrhunderts ein.
Neue Suchwörter eingetippt und auf das hier gestoßen (mittleres Bild vorletzte Reihe):
Da kommen wir der Sache schon sehr sehr nahe wie ich finde. Passt auch vom Stil her sehr gut: Das Gestein, die Struktur des mit dem Zahneisen bearbeiteten Beckens, der Kopf mit der Augenpartie und dem Mund, die halbe achteckige Form des Auslasses, etc.). Demnach wäre das kletternde Männchen der Griff gewesen. Dazu passt auch, dass zwischen Körper (der nur noch minimal erhalten) ist, und Gefäßwand ein deutlicher Abstand gewesen sein muss.
Der Eine der beiden Archäologen ist scheinbar der absolute Fachmann auf dem Gebiet der mittelalterlichen Mörser. Sie waren sehr angetan von dem Stück, da es unter vielen hundert ihnen bekannten Mörsern nur eine Hand voll mit derartigen Verzierungen gibt. Darunter ist lediglich ein Stück bekannt mit mehr als zwei Köpfen (es ist das auf dem Poster dargestellte Exponat). Die Darstellung dieses kletternden Männchens bei dem hier vorliegenden Stück ist völlig neu.
Ich habe Ihnen Fotos mit Maßstab zukommen lassen und mache gerade ein skaliertes (digitales) 3D-Modell fertig, damit sie es dokumentieren können.
Es ist wirklich sehr schade, dass nichts über die genaue Herkunft bzw Fundumstände bekannt ist. Die Meisten dieser Stücke stammen wohl aus Nord-Frankreich, aber sie tauchen auch andernorts auf, da auch viel exportiert wurde…
@ Shard: Nein, darauf ist er nicht eingegangen. Ich schätze es lag sehr lange in vorteilhaften Verhältnissen im Boden.
@ StoneMan: Das sagte der Archäologe auch. Bisher ist wohl nur eines dieser Objekte petrographisch untersucht worden. Im September soll dazu aber ein Projekt starten, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber das gibt ja auch “nur” Auskunft über den Ursprung des Gesteins, nicht über die Handelswege bzw. den Fundort des Fragmentes.
das ist doch schon prima, wenn die das auf dem Schirm haben - es zeigt Interesse.
Die Auskunft der Herkunft (Abbaugebiet) würde Erkenntnisse des Handelsweges erbringen, auch
das ist die Mühe wert.
Eines der Beispiele, die ich oben erwähnte, sind Jadeitbeile aus der Steinzeit. Da ist es schon interessant, dass man feststellen konnte, dass sie von Monte Viso stammen. Von dort konnte man also die verschiedenen Handelswege nachvollziehen.
Ich weiß ja nicht ob das noch von Interesse ist, aber bei den Werkzeugen auf Bild 2 handelt es sich um Zahnbeile und nicht um Zahneisen.
Zahnbeile werden verwendet um größere Flächen fein zu bossieren. Für Bildhauerarbeiten wären sie zu grob und die Oberflächenstruktur sieht nach der Bearbeitung anders aus. Man muss sich das Ergebnis eher wie bei kleinen, aneinander gereihten Spitzeisen vorstellen. Vielleicht finde ich ja noch ein Bild. Ein Zahneisen sieht so aus: