Hallo Barbara,
Frau Dr. Kern von der die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
„die Deutschen Inschriften“
war so nett und hat das Kreuz auch in Augenschein genommen.
Sie kommt zu folgender Einschätzung:
„
Unserer Einschätzung nach handelt es sich nicht zwangsläufig um ein Sühnekreuz, sondern wohl eher um ein Grabkreuz. Vergleichbare Kreuze sind - allerdings aus dem Material Basalt - im Mittelrhein/Mosel-Gebiet häufiger zu finden. Die erkennbaren Buchstaben würden wir folgendermaßen auflösen:
H[I]E[R]
RVHET DE[R]
EHREN GE
[AC]H - TE
[…] DAV[DG?]
[…] GEWESE[N]
[…] CHVS […]
(eine eckige Klammer bedeutet nicht lesbare, sondern erschlossene Buchstaben; unterstrichen bedeutet, dass zwei Buchstaben zu einem sog. Nexus zusammengezogen sind)
Es handelt sich also wohl um ein Grabkreuz für einen Verstorbenen (Hier ruht der ehrengeachtete …), in dessen Nachnamen die Buchstabenkette DAVD (= daud) vorkommt. Das GEWESEN (im Sinne von “ehemals”) bezieht sich auf seinen ehemaligen Beruf (oder ein Amt), der in der folgenden, kaum noch lesbaren Zeile gefolgt sein düfte. Ob abschließend eine Jahreszahl mit dem Todesjahr stand, ist nicht zwingend sicher, aber durchaus möglich. Aufgrund der Schriftart und weiterer Indizien gehen wir von einer Fertigung des Kreuzes in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus. Einzelne Buchstabenformen der handwerklichen, aber sehr klaren Kapitalis sprechen ebenso dafür wie das als U verstandene V bei DAVD. Eine Fertigung im 14./15. Jahrhundert (oder früher) können wir jedenfalls definitiv ausschließen.
Die beiden erhabenen (also nicht vertieft gearbeiteten) Ansätze von Balken in der Mitte interpretieren wir als Reste einer Hausmarke oder eines Zeichens, also nicht zwangsläufig als Kreuz im Kreuz. Vergleichbare Zeichen basieren oft auf ähnlichen Grundformen (ein Vergleichsbeispiel aus Müden ist beigefügt).
Ein wenig Unsicherheit und Kopfzerbrechen bereitete uns der Gedankenstrich in Zeile 4, denn so etwas ist schon eher ungewöhnlich. Möglicherweise sollte dies auch ein kleines Kreuz andeuten, das durch den schlechten Erhaltungszustand verloren gegangen ist. Bei einer Aufnahme im Streiflicht ist vielleicht noch mehr zu erkennen.
Wir hoffen jedenfalls, Ihnen weitergeholfen zu haben.
Einstweilen mit freundlichen Grüßen
Ihre
Deutschen Inschriften
Dr. Susanne Kern
“
Es hat mich sehr gefreut, dass so viel Interesse gezeigt wurde und vielen Dank an alle.
Beste Grüße
Thomas