Gab es Unterschiede bei der Bestattung?

Hallo! Ich bin neu in diesem Forum und ich habe mich hier angemeldet, weil mich gerade eine bestimmte Frage beschäftigt. In den nordischen Überlieferungen ist immer die Rede davon, daß im Kampf Gefallene (zumindest zur Hälfte) nach Wallhall kommen, eines natürlichen Todes Gestorbene kämen jedoch zu Hel. Frage dazu: Gibt es irgendwelche archäologische Untersuchungen darüber (egal, ob bei den nordischen Stämmen oder Kontinental-Germanen), ob es Unterschiede bei der Bestattung, Beigaben o.ä. je nach Todesart gab, wenn ja, welche? Über möglichst viele Antworten würde ich mich freuen.

Ich wundere mich ein wenig, daß bis jetzt noch keine Antwort kam, deshalb werde ich mein Anliegen noch ein wenig erläutern. Auf Grund meines Interesses an Deutscher und Germanischer Geschichte habe ich mich zum Aufbau einer eigenen Geschichts-Homepage entschlossen, welche wissenschaftlich fundiert sein soll. So bin ich zur Zeit gerade dabei, die Germanische inkl. der Nordischen Mythologie durchzuarbeiten und möglichst viel darüber an Wissen zusammenzutragen. Dazu gehört natürlich auch das Bestattungsritual der Germanischen Stämme. So ist vor allem aus der Nordischen Mythologie überliefert, daß man zwar an ein Leben nach dem Tod glaubte, jedoch nicht jeder in die selbe Totenwelt kam: Die im Kampf Gefallenen kamen nach dem Glauben der Menschen je zur Hälfte zu Odin nach Walhall oder zu Freyja - die eines natürlichen Todes Gestorbenen jedoch zur Hel. Mich würde nun interessieren, ob sich diese Mythologie auch bei den Bestattungsritualen niederschlägt. Meine Frage an das Forum betrifft daher (fachspezifisch) das Bestattungsritual der Germanischen und Nordischen Stämme und lautete, ob es irgendwann einmal archäologische Untersuchungen gab, ob man an Unterschiede bei der Bestattung der Toten je nach der Todesart erkennt - z. B. bei der Bestattungsart oder bei den Beigaben. Über eine Antwort - egal, wie sie ausfällt - würde ich mich freuen.

Ich glaube nicht dass es jemals wirklich gläubige Menschen gab die dem Urteil der Götter vorgriffen und die Bestattung so manipulierten dass ein übergeordnetes Gotteskonstrukt beeinflusst werden konnte die jenseitigen Strafen und Belohnungen zu “steuern”. Natürlich gab es die reich ausgestatteten Gräber seit der Bronzezeit, die Pyramiden der Ägypter…die mehr oder minder gut verfertigte Konservierung des vergänglichen Leibes… die Schweinshaxe für die Reise. Die Sonderbestattungen. Für den germanischen Kulturkreis denke ich auch an verschieden opulente Grabausstattungen aber ob ein sogenannter Adeliger, oder Privilegierter, oder Sonstwer nach Walhall kam …da hatte die Dorfgemeinschaft und Thor mitsamt seiner Sippschaft vermutlich ganz andere Anschaungen. Ein im gerechten Kampf gefallener dürfte wohl das Non plus Ultra gewesen sein.Die Frage ist interessant… und schwierig Wer kennt noch den Mädchennamen seiner Urgroßmutter?

Schau Dir mal an: Rudolf Simek: Götter und Kulte der Germanen. C.H.Beck. München 2004. Kapitel 7: Tote, Untote und das Reich der Hel. S 109. 7,90 € Wenn ich mal ganz grob zusammenfasse: Es gibt eine extreme Vielfalt von Begräbnisriten sowohl regional als auch der Zeitenfolge nach. Während in der Megalithzeit noch gemeinsame Bestattungen üblich sind, wo die Lebenden die Bereiche der Toten noch betreten, kommt es in der Folge immer mehr zu Einzelbestattungen. Aufgrund der sich entwickelnden Angst vor den Toten scheint es Mitte des 1. Jahrtausends vor Christus im germanischen Bereich üblich zu sein, die Toten zu verbrennen und in Urnen zu bestatten. Im Zuge der Christianisierung nahmen dann die Ganzkörperbestattungen wieder zu. Die Bestattung in gemeinsamen Gräbern wie in der Frühzeit des Christentums (Katakomben) und in den Klöstern üblich, kann sich aber nicht durchsetzen. Vielmehr übernehmen hier auch die Christen den Brauch der Einzelbestattung. Neben Hügelgräber, wo sich die Bedeutung des Begrabenen in der Größe des Grabhügels niederschlug, gab es bei den küstenbewohnenden Germanen Schiffsbestattungen in verschiedenen Variationen, wobei die Variante des auf das Meer hinaustreibenden verbrennenden Begräbnisschiffes wohl selten war; Moorbestattungen, wobei da die Leichen besonders befestigt wurden aus Angst vor Wiedergängern… Wichtig waren aber bei fast allen Bestattungsriten, die gemeinsamen Mähler, wobei der Erbe das Mahl auszurichten hatte. Als man den Brauch nicht ausrotten konnte (den frühen Missionaren war es wohl ein Gräuel, weil es eben nicht nur beim Mahl blieb), hat man das ganze getauft und nur die unchristlichsten Sachen dabei weggelassen. Die ganze Vorstellung von der Wallhall und Hel und was man sich heute so unter dem Germanenhimmel vorstellt, sei wohl erst spät in der Auseinandersetzung mit der christlichen Verkündigung ins germanische Denken eingeflossen. Soweit mal soll’s genug sein.

rudiratlos: “…Die ganze Vorstellung von der Wallhall und Hel und was man sich heute so unter dem Germanenhimmel vorstellt, sei wohl erst spät in der Auseinandersetzung mit der christlichen Verkündigung ins germanische Denken eingeflossen. Soweit mal soll’s genug sein.” Ähnliches habe ich inzwischen auch gelesen, z. B. auch, daß Hel ursprünglich ein Begriff für die Totenwelt selbst war und erst später personifiziert wurde. Danke erstmal für die antworten.