Südlich von Kellinghausen gibt es interessante Bewuchsmerkmale zu sehen, erkennbar zur Zeit auch recht gut auf Google Maps:
Beigefügt habe ich Bilder der Merkmale von April 2014 (Flugzeug) und Juli 2015 (DJI Phantom), und ein Magnetogramm was ich letzte Woche habe anfertigen lassen.
Google Earth (.kmz) Dateien des Magnetogramms sind verfügbar unter
eine ungewöhnlich professionelle Arbeit! Chapeau! Die Landesarchäologie sollte Ihnen danken. Zunächst einmal kann man nur ermuntern, immer mal wieder über mehrere Jahre hinweg Luftbilder zu machen, um sie dann in der Interpretation sukzessive zusammen zu basteln. Daher halte ich das Befliegen mit der DJI-Drohne für einen klugen Plan. Indes: Die Geomagnetik ist überzeugend und verlässlich: da ist etwas! Ich blende die - von Ihnen richtig erkannten - kleinen Dipole mal aus, weil das allerlei modernes Eisen sein kann. Mich bewegt der mehrfach unterbrochene Grabenzug resp. die Grubenfolge. Ihre Interpretation in Richtung auf Römisch teile ich nicht, mein Tip geht eher in Richtung auf neolithisches Erdwerk, weil es da ähnliche Anlagen mit vielen Grabenunterbrechungen gibt, was Römers eigentlich nicht machen. Wenige Kilometer nordöstlich Ihres Platzes liegt das michelsberger Erdwerk Büren-Brenken - an so etwas denke ich. Nur: datieren kann man aus der Luft leider nicht, da braucht es Funde, d.h. Feldbegehungen. Da Erdwerke dazu neigen, fundarm zu sein, kann das ein Geduldsspiel werden. Ob der Platz früher schon einmal aufgefallen ist, z.B. Begehungsfunde erbracht hat? Mal im zuständigen Fachamt nachgefragt? Ich würde ansprechen Herrn Dr. H.-O. Pollmann, Aussenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie: http://www.lwl-archaeologie.de/ueber-uns/fachbereiche-der-bodendenkmalpflege/aussenstelle-bielefeld
Viel Erfolg beim weiteren Forschen! Frank Siegmund
wenn der Graben von den Römern ist würde ich ihn als abgetragen interpretieren, so dass nur noch die tiefsten Stellen verfüllt erhalten geblieben und auf dem Magnetogramm zu erkennen wären. Da wo die faulen Legionäre bzw. Auxiliare einen Abschnitt gegraben haben wäre er heute nicht mehr zu erkennen, daher die Unterbrechungen. Soweit meine Interpretation. Die Fundarmut in Kellinghausen (keine Funde) hat mich da erst mal nicht weiter beunruhigt, im nahegelegenen Römerlager Kneblinghausen wurde außer einer einzigen Dolabra auch nichts weiteres römisches gefunden, das Lager konnte nur über die Gräben und die Clavicula Tore als Römerlager identifiziert werden.
Wie kommen denn die Unterbrechungen in den neolithischen Erdwerken zustande?
Spaßeshalber habe ich aber doch mal einen Spielkarten-Grundriss eines Kastells über das Magnetogramm gelegt, also wie das von den Dimensionen her ausgesehen haben könnte, das Ergebnis unter
es liegt mir fern, mich bei der Deutung festzubeissen. Wir sind im Zustand des “Stocherns im Nebel”, feiner ausgedrückt: der Hypothesenbildung. Römerlager sind ja wirklich als Befestigung gedacht, daher durchgehend Wall und Graben; auch Übungslager zeigen zwar unfertige Grabenzüge, aber eben durchgehende Strecken, nicht so kurzstreckig unterbrochene. So schön das draufprojizierte Spielkartenlager auch ist: Luftbild wie Magnetogramm zeigen deutlich ein querliegendes “U”, d.h. die Anlage ist sehr viel kleiner als das drübergelegte Bild.
Um die Frage nach den Unterbrechungen bei den Erdwerken zu beantworten: neolithische Erdwerke waren (nicht in allen Perioden, aber meist) eben keine Befestigungen, sondern Anlagen “soziokultureller Bedeutung”. Oft liess sich zeigen, dass das Graben der Gräben wichtig war, nicht der Graben als Verteidungungsgraben. Sehr viele Erdwerde zeigen solche Unterbrechungen.
Zurück zum Ausgangspunkt: ohne Funde (Begehungen) geht’s mit der Deutung nicht wirklich weiter. Doch trotz aller Deutungsunsicherheiten: da ist etwas.
Zum Einen hatte ich mich natürlich mit dem Besitzer unterhalten, er sagte mir dass auf dem Feld seit Menschengedenken nichts gewesen ist, definitiv ausschließen tut er eine andere als eine landwirtschaftliche Nutzung für die letzten 150 Jahre (keine Gebäude, Silagen, Wehrmachtsgelände o. ä.). Dies auch vor dem Hintergrund dass ich aktuell auch eine Einschätzung erhalten habe dass die Merkmale auch eine neuzeitliche Ursache haben könnten, auf Grund der beiden rechteckigen und auf einer Linie liegenden Strukturen.
Zum Anderen sagte der Besitzer dass es auf dem Feld auf engsten Raum deutlich unterschiedliche Bodenqualitäten gibt. Eine Aufnahme aus dem Juli 2014 zeigt, dass die unterschiedlichen Bodenqualitäten geometrisch voneinander abgegrenzt sind, erkennbar anhand des unterschiedlichen Reifegrad des Korns in diesem Bereich. Auf dem kleinen Vorschaubildchen aus meinem ersten Post kann man wie ich meine auch erkennen, dass sich der unterschiedliche Reifegrad und damit auch die unterschiedlichen Bodenqualität auch auf dem Feld auf der anderen Straßenseite fortsetzt.
Dank eurer Beispiele meine ich nun aber auch, dass der Unterbrechungsgraben dem eines neolithischen Erdwerks sehr ähnlich sieht. Ich bin aber nicht unbedingt der Meinung, dass die obere längliche Struktur die Fortsetzung des Unterbrechungsgrabens ist. Zumal es ja auch so scheint als ob die obere Struktur durch einen dünnen aber unterbrechungsfreien Graben verbunden ist (Bild Juli 15), und die Struktur auch ein markanntes Rechteck enthält.
Uneingeschränkt stimme ich “Zurück zum Ausgangspunkt: ohne Funde (Begehungen) geht’s mit der Deutung nicht wirklich weiter. Doch trotz aller Deutungsunsicherheiten: da ist etwas” zu. Ich habe die Informationen der LWL Archäologie zur Verfügung gestellt, ich hoffe dass man dort irgendwann einmal die Ressourcen hat der Sache nachzugehen.
Ich selbst werde mir in 2 Jahren das nächste Magnetogramm leisten können, wir können ja dann diskutieren welcher Bereich Sinn macht. Oder ich lasse dann den Unterbrechungsgraben und die Rechtecke geoelektrisch vermessen, ein Querschnitt davon könnte ja auch aufschlussreich sein.
Eins noch, vielleicht sollten wir auch eine mittelalterliche Wüstung in Betracht ziehen. Wie Wikipedia sagt:
“Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg soll Kellinghausen eine Kapelle und eine Schule besessen haben. Zumindest war der Ort in der dieser Zeit größer als heute, da jetzt immer noch Spuren von Häusern im Ackerland gefunden werden.”
Der Besitzer berichtete auch, dass einmal beim Pflügen grüner Rüthener Sandstein ans Tageslicht befördert wurde, der natürlich bei Kellinghausen nicht vorkommt.
Da heißt es dann mal wieder, abwarten und Tee trinken! :-D
Eine spätere Nachbesiedelung ist natürlich möglich, obwohl die Bandkeramiker offensichtlich einen "Grubentick"hatten und irgendwelche runden ode rechteckigen Strukturen da nichts besonderes wären.
Hier wird sich wohl nichts weiter tun. Ich habe die Messergebnisse wie gesagt im April der LWL Archäologie zur Verfügung gestellt, die Informationen wurden aber nicht abgerufen, ich habe auch von keinem der angeschriebenen LWL Archäologen eine Antwort erhalten. Wenigstens ein vertröstendes “Sehr geehrter Herr Tirggel, das ist ja ziemlich interessant, sobald wir Zeit haben werden wir uns das mal anschauen” hätte ich eigentlich schon erwartet.