Germane =Kelte?

Hallo! Ich hätte da mal eine Frage; Gehörten die Kelten eigentlich zu den Germanen? Es heißt doch “indogermanische Sprachen”, wozu Deutsch und Englisch zählen. Doch in England leben ja größtenteils die Nachfahren der Kelten! Außerdem, die Kelten haben ja größtenteils rötliche Haare, doch irgendein römischer Geschichtsschreiber, ich glaube, dass es Tacitus war, beschrieb die Germanen ja auch mit rötlichem Haar. Außerdem, ich denke, Germane ist nicht gleich Germane, denn ich habe mal einen Film (von Archäologen!) gesehen, in dem die Germanen mit dunkelgrünen oder gar braunen Augen und dunkleren Haaren dargestellt wurden. Denn dann wären Hitlers Untaten ja nicht nur ungerechtfertigt, sondern dies in einem noch höheren Maße. Thanks for help, Carter

Hallo Carter, Deine Frage ist verständlich, weil die Kelten und die Germanen teilweise die gleichen Siedlungsgebiete nutzten, in einem mehr oder weniger friedlichen nebeneinander. Beide gehören der indogermanischen Sprachfamilie an (einem Konstrukt der Sprachforschung: Vor über 5000 Jahren soll es eine etnische Gruppe gegeben haben, die dann in viele kleinere Gruppen zerfallen ist), unterscheiden sich aber trotzdem merklich in Sprache und Kultur voneinander. Wenns Dich interessiert und Du viel Zeit hast lies mal Alexader Demandt, Die Kelten (München 2002) oder Herwig Wolfram, Die Germanen (München 2004), beide im Beck-Verlag und gute Kenner.

Danke! Werde mich mal nach den Büchern erkundigen. (Natürlich interessiert es mich, die Kelten sind meine Vorfahren) Carter

Vielleicht meinte er allgemeiner “auf den britischen Inseln” also Wales, Teile Schottlands und Irland. Außerdem habe ich auch mal gelesen, dass die Kelten eigentlich kein Volksbegriff, sondern eher ein Kulturbegriff seien, dass also auch volksmäßig andere nicht nur assimiliert wurden, wie auf den großen Wanderungen der Völkerwanderungszeit, sondern auch vorher durch die übernahme einer keltischen Kultur. Ich weiß aber nicht so recht, was ich davon zu halten habe.

Eine kleine Anmerkung. Man sollte mal den Begriff Germane mal etwas näher beleuchten. die von Cäsar als Germanen benannten Stämme, sind doch eindeutig als Kelten zu identifizieren. Ich sehe die Unterscheidung eher dahin gehen dass diese keltischen Stämme die Cäsar bezeichnet sich zwar von den linksreinischen Kelten unterscheiden (vermutlich dahin gehen dass sie noch nicht so stark in den Einflußbereich der griechisch römischen Kultur geraten sind, und somit um es mal salopp zu sagen als die “wilden Vettern” der Kelten anzusehen sind. Man muß unter den Germanen der Vor-Völkerwanderungszeit und denen die aus dem Osten einwanderten klar unterscheiden. Kulturell sind die Germanen Cäsars fast nicht von den Kelten unterscheidbar. In wie weit sie sich sprachlich unterschieden lässt sich nur schwer fassen. Zumindest enthalten die heutigen Dialekte in Süddeutschland sehr viele keltische Wörter, dass man davon ausgehen kann dass sich erst nach der Völkerwanderung die heute als Germanisch angesehen Sprache sich über die alten Sprachen geschoben hat, ohne diese vollkommen zu verdrängen. Daher sehe ich in den Germanen zu Zeit Cäsars lediglich einen keltischen Teilstamm. Zumindest umfasst der Begriff keltisch ja auch kein einzelnes Volk sondern eine Kultur. Und die “Cäsar - Germanen” sind aus meiner sicht völlig innerhalb dieser keltischen Kultur vertreten. Gruß Kadesch

Reinhard Wolters, “Die Römer in Germanien”, C.H. Beck, ISBN 3 406 44736 8 meint, daß der Begriff Germanen für die rechtsrheinischen Völker von Caesar aus Nützlichkeitserwägungen eingeführt wurde. So konnte er nämlich den Rhein als Grenze zu Gallien definieren und begründen, warum er am Rhein mit dem Erobern aufgehört hat. Denn dort kam ja dann ein anderes Volk, das er namentlich klar von den Galliern/Kelten trennen mußte. Erstmalig wurden “Germanen” anscheinend bei Poseidonis zu Beginn des 1. Jhdt. v. Chr. genannt und der Begriff beschrieb das norddeutsch-niederländische Flachland. Eventuell war “Germanen” die Selbstbezeichnung der dort lebenden Menschen. “Die von Caesar übermittelte Definition aller rechtsrheinischen Bewohner als Germanen sowie ihre gemeinsame Charakterisierung bestimmten das gesellschaftliche Wissen und auch die konkrete Politik Roms für Jahrhunderte”. Und diese Definition blieb Bestandteil der abendländischen Kultur. Ich denke nach dieser Interpretation waren die Germanen ursprünglich ein dem keltischen zuzuordnender Voksstamm, der namensgebend für eine Gegend war. Durch militärische/politische Erziehung wurden die in der Gegend der Germanen lebenden Menschen zu “Germanen” gemacht, die sich damit zunehmend von den außerhalb Germaniens lebenden Menschen unterschieden. Aktuelle Analogie: nehmen wir Mexico und Californien. Beides war Anfangs spanisch (davor natürlich Indianisch). Heute gibt es eine “Mauer” und wir reden von Mexikanern und Amerikanern. N. Schaller

Hallo um noch einmal auf eine meiner Thesen zurück zu kommen. Das was wir heute als Germanisch ansehen ist ja in erster Linie das was die Ostgermanen während der Völkerwanderung aus dem Osten mitgebracht haben. Und das hat recht wneig mit dem zu tun was uns Cäsar oder Tacitus berichten. Die Ostgermanen waren sehr stark von Skythen und Sarmaten geprägt (Vergleich Ostgotischer Tierfibeln mit älteren des Skythisch -Sarmatischen Stils) und auch die Thraker haben viel zu der Ostgermansichen Kultur beigetragen. Einige Forscher sind mittlerweile der Meinung dass wir gerade in den Goten die Nachfahren der Skyten zu sehen haben. Die These der nordischen herkunft der Goten aus Skandinavien gilt ja mittlerweile als überholt. Denn in Skandinavien lassen sich im Gegensatz zu Russland keine Frühgotischen Funde machen. Eín anderes Thema sind auch die Hunnen. Die Hunnen sind ja bekanntlich extrem schlecht belegt, und es ist ja mittlerweile belegt dass es sich bei ihnen nicht um ein homogenes Volk handelt sondern um ein Zweckbündnis verschiedener Stämme. Zu denen neben Türkischen Völkern ( Wolgabulgaren ) auch Thrakische und Iranische und Gotische und Vandalische Gruppen gehörten. Die wenigen mir bekannten funde lassen jedenfalls eine Mongolische Herkunft ausschließen. Alles was an Funden den Hunnen zugeschrieben wurde (Lamellenpanzer, Spangenhelme, Reflexbögen,…) findet sich seit Jahrhunderten bei den Völkern der östlichen Steppe und hat keine Ähnlichkeit mit Funden aus der Mongolei. Gruß Kadesch

Lokalkolorit? Die bayerischen und die Kölner Trinkgefäße sind heute ja auch ziemlich verschieden… In machen Regionen wird Fasching/Fastnacht/Karneval sehr intensiv gefeiert und in anderen gar nicht. Außerdem möchte ich mal vermuten, daß die Gallier spätestens seid Caesars Eroberung viel intensiver romanisiert wurden als die transrheinischen “Germanen”. N. Schaller

Die Kelten sind ja kein Homogenes Volk mit völlig einheitlicher Kultur und Sitten. Daher sind auch innerhalb der Kelten eine große Bandbreite zu erwarten. Gruß Kadesch.

@scherbensucher welche germanischen Stämme meinst du jetzt im besonderen? Zugegebenermaßen bin ich auf dem Gebiet Germanen / Kelten kein Experte. Mein Spezialgebiet sind Etrusker, Römer und Griechen. Gibt es irgendwo online bilder der Keramik der Germanen die du in deiner Antwort beschreiben hast? Gruß Kadesch