ich würde mich gerne etwas über Glasuren schlau machen. Um das ganze etwas einzugrenzen, würde ich das ganze von Mittelalter bis heute eingrenzen.
Bisher weiß ich, dass das ganze mit Innenglasuren in den Farben grün und braun anfing. Viel mehr weiß ich dazu nicht. Deshalb möchte ich gerne auf ein paar Punkte eingehen.
Ort der Glasur:
Innenglasur
Außenglasur
Beides
Anhand dieser Einteilung kann man noch nicht viel sagen. Innenglasur kann zwar auf etwas älteres hindeuten, muss aber nicht. Innenglasur gibt es zwar nicht mehr so häufig, aber ich habe es beispielsweise bei Blumenübertöpfen gesehen. In welchen Zeiten würde welche Technik überwiegend angewendet?
Hier je ein Beispiel für matt und glänzend. Die Matten Scherben sind bei mir eigentlich immer die älteren. Die Frage ist, sind sie matt durchs alter oder waren sie schon immer matt? Sind das unterschiedliche Glasuren und aus welcher Zeit stammen sie?
Hallo Shard,
ich kann aus meinen Funden im Norden schließen, dass es mit einer aussen glasierten Roten Irdenware im späten 12. Jh losgeht. Es gibt immer wieder einzelne Funde importierter Keramik mit Glasur, die älter sind.
Die erwähnte Rote Irdenware ist häufig mit einem plastisch gestalteten Überzug aus einem Feinton verziert, der Fischschuppen, Ranken oder Ranken zeigt. Darüber kam dann eine teils mehrfarbige Aussenglasur.
Ab dem späten 13. Jh tritt engobiertes Faststeinzeug auf. Technisch gesehen ist das etwas anderes, bei Überfeuerung kann es aber aussen zu einer Verglasung der Brennhaut führen, deine Avocadohaut.
Ab dem 14. Jh findet man dann auf Steinzeug Ascheanflugglasuren, wo die Asche als Flussmittel wirkt, und eine Verglasung schon bei niedrigeren Temperaturen auftritt. Teils unbeabsichtig, teils mit Absicht. Das ganze tritt wenig später auch als Salzglasur absichtlich und flächendeckend auf.
Die oben genannten Glasuren treten vor allem bei Trink- und Schenkgeschirr auf.
Ab dem späten 14. Jh findet sich eine helltonige bis gelbe Irdenware mit einer klaren Innenglasur. Dabei handelt es sich um Koch- oder Vorratsgeschirr. Herstellungsspuren legen nahe, dass die Glasurmasse als Flüssigkeit aufgetragen wurde, was als Indiz für einen zweiten Brennvorgang gedeutet werden kann.
Ob die Glasur auf dem Fundstück glänzend oder matt erscheint, hängt wohl von den Zutaten und den Lagerungsbedingungen im Boden ab, bei zeitgleichem Hohlglas kommt beides vor.
Ob es konkret Untersuchungen und Nachbrennversuche zur Glasur gibt, wage ich zu bezweifeln.
Ich hoffe dir ein bisschen weitergeholfen zu haben.
Viel Spaß
Uwe
Nachtrag
Es gibt auch noch rottonige Irdenware ab dem 15. Jh mit Innenglasur.
Und es gibt die Baukeramik von Nischenkacheln bis zu Backsteinen mit glasierter Schaufläche. Alles so ab um 1200.
Ich hoffe ich hab jetzt alles zusammen.
Viel Spaß
Uwe
Wow! Super! Das ist sehr hilfreich und sehr umfangreich. Das muss ich erst Mal sacken lassen und dann überlegen wie das mit meinen Funden zusammen passt. Rechne mit Rückfragen
Danke auf jeden Fall, so Informationen sind Goldwert.
auch von mir vielen Dank für die Ausführungen! Kann man dann grob sagen, dass Innenglasuren ab dem 15. Jh. auftreten? oder nur bei der rottonigen Irdenware?
Das ist sicher eine dumme Frage, aber andersfarbigen Ton als den roten gibt es im Spätmittelalter nicht mehr, wegen der höheren Brenntemperaturen?
Hallo EmmaPeach,
Die helltonige und die rottonige Irdenware mit Innenglasur laufen hier weitgehend parallel bis in die frühe Neuzeit.
Auch die späten Varianten der Harten Grauware sind im Bruch häufig helltonig, während die Baukeramik lange rottonig bleibt.
Ob das die Folge eines Wechsels des Ausgangsmaterials, einer anderen Tonaufbereitung oder einer anderen Brenntechnik ist, kann ich nicht sagen.
Apropos andere Brenntechnik… Wie schaut es denn beim reduzierenden Brand (Grauware) aus? Ich habe da ja auch einige Stücke mit Glasur. Wobei ich den Eindruck habe, da ging es erst im späten Mittelalter los mit Innenglasuren.
Hallo Shard
ich würde bei der Kombi aus reduzierendem Brand und Glasur eher an einen Fehlbrand denken.
Aber… ich kenne Grauware mit eingeritzter Verzierung, meist Wellenband, und /oder Politur. Ganz ausschließen kann man also ein Dekor auch bei der eigentlich unverzierten Harten Grauware nicht.
Viel Spaß
Uwe