Himmelsscheibe von Nebra: Weiterhin Zweifel

Inzwischen habe ich mich weiter mit der Himmelsscheibe beschäftigt. Die Horizontbögen sollen den Untersuchungen von Prof. Schlosser zufolge, die ich -besonders nach Rücksprache mit ihm - nicht bezweifle, sehr genau auf die Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangspunkte zu den Winter- bzw. Sommersonnenwenden hinweisen. Der Hintergrund hierfür wird im kultischen Bereich zu suchen sein (vgl. die bekannten Steinsetzungen). Ich kann aber nicht verstehen (wie schon früher ausgeführt), warum der “Designer” dieser Scheibe (wohl Priester, Weiser o. ä.) die Plejaden so abstrahiert im Gänseblümchenmuster darstellte und nicht so, wie er sie am Himmel sah. Wenn er dies gewollt hätte, wäre er sicherlich auch dazu in der Lage gewesen, da er ja die Horizontbögen genau darstellen konnte. Die Plejaden haben übrigens ihre Gestalt im Laufe der letzten 3500 Jahre nicht verändert. Ich kann weiterhin nicht verstehen, warum das Größenverhältnis Durchmesser der Kreisscheibe (Sonne oder Vollmond?) zu Durchmesser außen der Sichel (sicherlich Mondsichel; ich habe die Sichel zum Kreis ergänzt und den Durchmesser bestimmt) so merkwürdig falsch ist. Das Verhältnis des Kreisdurchmessers (“Sonne”) zum äußeren Sicheldurchmesser (“Mond”) beträgt auf der Nebra-Scheibe rund 0,8, d. h. die Sonne ist um einiges kleiner als der Mond (oder der Mond ist in zwei verschiedenen Größen dargestellt). Das Größenverhältnis der Sonne zum Mond am Himmel liegt jedoch zwischen 1,1 und 0,9, je nach Stellung, im Mittel also bei etwa 1: Sonne und Mond erscheinen am Himmel etwa gleich groß. Hat das der bronzezeitliche Himmelsbeobachter nicht gesehen? Schwer vorzustellen, wenn er die Aufgangs- und Untergangspunkte der Sonne so genau bestimmte. Ich bin daher der Ansicht, dass in die Darstellung auf der Scheibe zu viel hineingeheimnist wird. Sie wird nur einfach den Himmel mit “Sonne, Mond und Sternen” darstellen. Nebenbei bemerkt: Bezeichnungen wie “Sensationsfund”, “bedeutendster Fund seit der Entdeckung des Grabes von Tut-ench-Amun” u. ä. sind unwissenschaftlich und daher abzulehnen. Die Scheibe ist ein bedeutender Fund, nicht mehr und nicht weniger.

hallo homo novus, ich stimme dem letzten satz ohne widerspruch zu: die scheibe ist ein bedeutender fund, nicht mehr und nicht weniger. das was letztendlich alles in die scheibe hineininterpretiert wird ist schon starker tobak und dürfte mit wissenschaft wenig zu tun haben. nichts genaues weiß man nicht, zu viel spekulationen. einen positiven nebeneffekt hat mellers tellerchen: die leute besuchen die museen bzw. ausstellungen öfters und es klingelt ordentlich in der kasse dank dem medienspektakel. der himmel dürfte schon in der steinzeit aufmerksam beobachtet worden sein, nicht nur im alten ägypten oder sumer etc. sondern auch im alten europa. das die alten megalithiker schon etwas mit astronomie am hut hatten ist auch seit längerem bekannt. und aus diesem blickwinkel betrachtet ist die himmelsscheibe auch keine echte sensation. grüßle menhir