Holter Burg in Nordwestdeutschland

Eine der nordwestlichsten Höhenburgen in Deutschland wird in diesem Jahr stellenweise freigelegt. Bei Bissendorf, Landkreis Osnabrück - Niedersachsen. Schwerpunkte der Grabung sind der mächtige Hauptturm der Holter Burg mit über 5m breiten Mauern, die Toranlage und eine nahegelegene Kapelle. Die Anlage verfiel bereits im Mittelalter, alle Begleitfunde bestätigen das bereits. Hier ein Überblick in Fotos der noch jungen Grabung. Hier ein Video mit dem wohl ungewöhnlichsten Arbeitsplatz auf dem Gelände.

Die Grabungsleiterin Carolin Prinzhorn stieß bei der Literatur-Recherche zum Burgenbau des Mittelalters auf eine Datenliste zur Mächtigkeit der Bergfriede, bzw. Hauptwehrtürme: Die 5m Mauerstärke in Holte ist schon ein Grenzwert. Die wichtigsten Burgen erreichen bei den Türmen meist eine Stärke von 3 Metern. Ein Artikel in regionalgeschichte.net fasst die Zahlen so zusammen: Vor allem in salischer und frühstaufischer Zeit sind einige übergroße Rundtürme mit Durchmessern von 14 bis 22 Metern bekannt (Anhalt, Querfurt (“Dicker Heinrich”) und Neuenburg (“Dicker Wilhelm”) in Sachsen-Anhalt, Broich in Nordrhein-Westfalen, Frankfurt und Gelnhausen in Hessen und Hammaburg in Hamburg. Auch im 13. Jahrhundert wurden noch übergroße Exemplare errichtet (Coburg und Osterburg in Bayern). Die Mauern waren zwischen 1,5 und 3 Meter dick und verjüngten sich meist ein wenig nach oben hin. Die der Angriffsseite zugewandten Mauerteile sind im Allgemeinen massiver als die weniger gefährdeten Seiten. Die lichte Weite des Innenraumes stand in keinem direkten Bezug zur Dicke der Mauer. Als ungefähren Durchschnittswert kann man das Verhältnis zwischen Mauerstärke und lichter Weite des Innenraumes mit 1:3 (Antonow 1:2,5 bis 1:4) angeben. Warum Holte hier in der obersten Kategorie zu platzieren ist, bleibt vorerst offen. Der jüngste Wissensstand nach der Grabung auf der offiziellen Archäologieseite Osnabrücks mit Grundriss der Burg nach den Grabungsergebnissen, hier. Einige Steine aus der Burgkapelle (Fensterbogen), sind geborgen worden, hier als Attachmentfoto:

Auf einem Presse-Termin im März wurden die vorläufigen Ergebnisse der Grabung 2006 vorgestellt. Ein wichtiger Fund zur Datierung der Burganlage gehört dazu. Ein Silberpfennig aus Münster, der in einer Schicht aus dem letzten Viertel des 11. Jahrhundert gefunden wurde. Außerdem Stücke einer Hanseschale, ebenfalls aus einer Zeit des “späten 11. Jahrhunderts”. Die Holter Burg ist wahrscheinlich älter als bisher angenommen. Und sie hat vielleicht länger bestanden. Statt der Zerstörung der Burg 1144 scheint der aufgeräumte Zustand mit wenigen Funden auf einen späteren Zeitpunkt der Räumung schließen zu lassen. Unten als Ausschnitt die Schlagzeile der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 31. März 2007.