Hallo zusammen,
ich weiß, das hier ist kein Geologen-Forum, aber vielleicht könnt ihr mir ja doch sagen, ob diese Steinart für Werkzeuge taugen würde. Dieses Stück ist an zwei Seiten recht glatt und läuft auch auf eine - zugegeben recht stumpfe - “Schneide” zu. Nicht mal ich würde das für ein zerbrochenes Werkzeug halten, mich hätte aber eben interessiert, ob sich der Stein dafür eignen würde. Gefunden habe ich ihn auf einem Nachbarfeld zu der Neolithsiedlung, wo ich öfter unterwegs bin und wo schon mehrere schöne Steinäxte gefunden wurden. Nur kenne ich mich mit denen so gar nicht aus. Vermutlich könnt ihr aber auch nicht viel mit den Fotos anfangen.
Vielen Dank
Inez
Hallo Inez,
ja, es wird sich wohl um ein Stück Amphibolit handeln.
Ein Gestein, welches im Neolithikum für Steinbeile, Dechselklingen und auch Äxte Verwendung fand.
Bucentaur
Hallo Bucentaur,
ah super, dann hatte ich doch das richtige Bauchgefühl. Ich hatte erst einmal ein solches Steinwerkzeug in der Hand, im Amt, in der haptischen Erinnerung sind mir aber eher die eisenzeitlichen Scherben geblieben. Gut zu wissen, dann halte ich dort weiter meine Augen auf. Bearbeitung kannst du da aber auch keine erkennen, richtig?
Liebe Grüße
Inez
Hallo Inez,
zuerst habe ich bei der Betrachtung etwas gestockt weil das mittlere Foto wie eine stark verrundete Schneide eines Beils aussieht aber bei genauer Betrachtung und Vergrößerung kam ich zu dem Schluss kein Artefakt. Der Stein ist umlaufend mehrfach gebrochen, wahrscheinlich durch die Bodenbearbeitung des Landwirtes.
danke dir, da gehe ich konform!
Lieber Bucentaur,
ich habe noch eine Anschlussfrage: Ich habe gerade gelesen, dass das Gestein in nennenswerten Mengen hier bei uns in der Nähe im Bayerischen Wald vorkommt. Der liegt ja ums Eck. Wären solche Steine von dort geholt worden, evtl. auch als Halbzeuge, oder hätte man auch vor Ort genug davon gefunden?
Gerade noch in einem Artikel im Merkur gelesen (Die lange Reise der Steinbeile): “Die neolithischen Steinkeile bestehen alle aus einem so genannten Aktinolith-Hornblende- Amphibolit. Diese Mineral- Mischung stellt einen äußerst seltenen Amphibolit- Typ dar”, erklärt Ulrich Schüßler vom Institut für Mineralogie der Uni Würzburg. “Die einzige bekannte Lagerstätte für diesen Aktinolith-Hornblende-Amphibolit haben wir in Europa am Rande des Riesengebirges im heutigen Tschechien ausgemacht.” Für den Archäologen Jörg Petrasch vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Uni Tübingen liegt die Vermutung nahe: “Die Steinbeile müssen über zahlreiche einzelne Austauschschritte die große Entfernung von 400 bis 500 Kilometern bis nach Deutschland zurückgelegt haben.”
Wäre das so ein Stein gewesen oder ist da wieder ein anderer gemeint?
Viele Grüße
Inez
Hallo Inez,
Amphibolitvorkommen in Bayern:
- Münchberger Masse
das sind sogenannte metamorphe basische, auch Meta-Basite Gestein, relativ weit verbreitet,
darunter auch Amphibolite.
-Gabbro-Amphibolit-Masse am Hohen Bogen
ebenfalls ein wichtiger Fundort für Amphibolite.
- Zone Erbendorf-Vohenstrauß
ebenfalls hier Amphibolitvorkommen.
die Amphibolite müssen also nicht zwangsläufig aus Tschechien stammen, allerdings bin ich zu wenig Geologe um die Amphibolite auseinander halten zu können. Amphibolit ist ja ein Oberbegriff für eine bestimmte Gesteinsart. Häufig wurden Beile aus dem Bayerwald auch aus Serpentenit hergestellt.
Also muss dein Stein nicht so weit gereist sein aber den Unterschied Bayerwaldamphibolit im Vergleich zum Tschechischen, den kann ich nicht verbindlich anstellen.
Grüße Bucentaur
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Vielen Dank, das hilft schon mal weiter! Aber dass der Stein vor Ort vorkam, ist damit eher unwahrscheinlich, richtig? Der Bayerische Wald liegt zwar ums Eck, aber ein paar Kilometer sind es dann doch
.
Ich möchte dich bitten, nochmal auf ein paar neue Fotos zuschauen, diese eine Kante empfinde ich doch eher wie geschliffen. Kaputt ist der Stein so oder so, aber hier geht es mir eher wieder darum, Bearbeitungsspuren von natürlichen Gebilden unterscheiden zu lernen.
Liebe Grüße
Inez
Hallo Inez,
die unterschiedlichsten Gesteine wurden auch mit den Flüssen und im eiszeitlichen Geschiebe über weite Entfernungen transportiert.
Rein vom Foto her würde ich jetzt meinen, kein von Menschenhand ausgeführter Schliff, allerdings ist solch eine Beurteilung bei fraglichen Stücken nicht unproblematisch denn da spielen beim Betrachten leichte Dreh-Kipp-Wendungen des Stückes oft eine entscheidende Rolle.
Grüße Bucentaur
Hallo Inez,
zum direkten Vergleich ein paar von mir
aufgelesene Amphibolitbeile, zuerst 2 geschliffene und gepickte Altheimerbeile und Bandkeramische.
Man sieht die Schleifkanten recht deutlich, auch das Gestein wird deutlich glatter geschliffen.
Grüße Bucentaur
ich danke dir, passt so für mich!
Liebe Grüße
Inez
ja sicher, bei den Stücken ist es sehr deutlich!
Magst du mir noch sagen, ob der Stein an sich schon vor Ort gewesen sein mag oder möglicherweise doch von irgendwoher dorthin transportiert wurde?
wie gesagt, der Stein kann antransportiert worden sein, er Kann durch den Fluss oder durch eiszeitliches Geschiebe bei Dir angelangt sein oder aber er steht sogar natürlich bei Dir an.
Genaueres und Verbindliches kann Dir dazu nur ein Geologe sagen.
Grüße Bucentaur
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Danke schön für deine Geduld!
Liebe Grüße
Inez
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