Klassische Adelsburg

Hallo, ich muss morgen mein Referat über “Die klassische Adelsburg im 12. und 13. Jahrhundert” halten und habe nun entdeckt, dass noch ein paar Fragen offen sind und die BIB leider schon zu hat! Wäre super, wenn mir jemand helfen könnte:

  1. Wann ging das “Befestigungsrecht” von König und Herzögen auf Grafen über?
  2. Warum sind Verteidigungsbau und Wohnanspruch denn nun als unvereinbar erkannt worden?
  3. Warum polygonale Ummauerung?
  4. Und hat vllt noch jemand eine “Luftaufnahme” von einer klassischen Adelsburg, damit ich die einzelnen Baukomponenten aufzeigen kann?

Ich bedanke mich an dieser Stelle schonmal :slight_smile:

Hallo aialn, ich bin zwar kein Fachmann auf dem Gebiet, aber da von “solchen” offensichtlich keiner antwortet versuche ich es. Wenn die BIB zu ist, dann nutze doch einfach das Netz.

zu 1. Wann ging das “Befestigungsrecht” von König und Herzögen auf Grafen über?

Die selbstbewußten Herzöge, Markgrafen und Grafen des 10. und 11. Jhs. ließen aber auch ohne königliche Genehmigung in ihren Herrschaftsgebieten fleißig neue Burgen errichten. Schließlich wurde ihnen und den geistlichen Großen im Jahre 1184 das Befestigungsrecht vom staufischen Kaiser Friedrich Barbarossa reichsrechtlich zugestanden.
http://www.kleio.org/de/geschichte/alltag/kap_III11.html
zu 2. Warum sind Verteidigungsbau und Wohnanspruch denn nun als unvereinbar erkannt worden?

Ab den 1530er Jahren wurden erste Bastionen errichtet, um den toten Winkel vor den Rondellen zu vermeiden. Das Bastionärsystem setzt sich endgültig mit der Zitadelle in Jülich ab 1549 durch[5]. So lässt sich ab dem frühen 15. Jahrhundert eine Trennung von Wehr- und Wohnfunktion innerhalb der Burg beobachten. Durch die Errichtung von Wällen konnten beide Funktionen nicht mehr in einem Bauwerk vereinigt werden.

zu 3. Warum polygonale Ummauerung?

Das war einerseits abhängig vom Gelände und den einzufriedenden Gebäudenkomplexen nebst Erweiterungen wie andererseits von den Angriffsfronten wiederum durch das Gelände bedingt. Vorspringende Mauerwinkel dienten auch dazu, um den toten Winkel zu vermeiden. Man konnte jetzt von der gegenüberliegenden Winkelmauer den angreifenden Feind beschießen. Das führte zum Beispiel bei den späteren Bastionen und dem Einsatz von Feuerwaffen zu den Sternmauern.

zu 4. Und hat vllt noch jemand eine “Luftaufnahme” von einer klassischen Adelsburg, damit ich die einzelnen Baukomponenten aufzeigen kann?

Das dürfte im Netz oder Googleerth doch kein Problem sein !?

Gruß Kurti

P.S. Der “Editor” ist zur Zeit nicht komplett und “Zitate” usw. nicht möglich, - oder bin ich mal wieder ein kleines Dummerchen ?

sehr frühzeitige referatsvorbereitung :wink: mal sehen ob ich dir bei dem einen oder anderen helfen kann…

  1. weiß ich nicht, ging es überhaupt über? Die umsetzung dieses rechts hängt ja auch immer mit der macht des entsprechenden bauherren zusammen…wer also wo wie groß seine burg gebaut hat, musste nicht zwingend auf einer genehmigung basieren. oft genug wurden burgen nachträglich wieder geschleift,
  2. diese frage verstehe ich nicht ganz…wenn wir von Adelsburgen reden, kommen da ja nicht nur riesige Grafenburgen in betracht, sondern auch befestigte Wohnsitze des Niederadels, die sicher weniger aufwendig und spektaklär sind, als die großen Grafenburgen…Viele Burgen mussten ihre Verteidigungsfunktion auch nie wahrnehmen…das waren also keine reinen verteidigungsanlagen, sondern multifunktional…neben verwaltung aber auch Symbol von Macht und der so geliebten “Repräsentation” gegenüber außen…warum lässt sich das nicht mit dem Wohnen vereinbaren lässt, zumal ja alle burgen bewohnt waren, ist mir nicht klar?
  3. also…warum eckig und nicht rund? nunja, motten und “Burgwälle” des Frühmittelalters waren ja durchaus rund…und später auch viele Wehrtürme. Ich kann darauf auch keine nachgeprüfte antwort geben, aber zum einen war es sicher deutlich einfacher, eckig zu bauen als rund, zum anderen auch praktischer, denn in einer Runden Burg kann man nichts an die Außenmauern bauen und verliert so viel Platz. Außerdem lässt der Platz dies auf Höhenlagen gar nicht zu, da musste man eben grob der Form des Höhenzugs folgen. Es gibt ja auch runde Burgen, sogar oktogonale…aber die waren eben seltener.
  4. :grin: aber hier findest du sicher das ein oder andere bild zu einer burg: -- EBIDAT - Burgendatenbank des Europäischen Burgeninstitutes -- die meisten burgen sehen heute auch völlig anders aus, als die burgen des 12-13. jh, weil sie völlig überbaut oder ruinen sind :stuck_out_tongue: Ich war abe rzufällig vor kurzem auf der Frohburg in der Schweiz, die als ruine ganz schick ist, vor allem wenn oben drauf steht…

Luftbild musste dir selbst suchen, falls es das gibt… :stuck_out_tongue:

edit: da war der kurti schneller und hat sich dazwischen gemogelt, während ich geschrieben habe^^

Hallo,
zu diesen Themen gibt es eine Menge Fachliteratur mit zum Teil widerstreitenden Thesen. Ich versuche einmal ein paar Aspekte mit einzubringen.

  1. Die Adelsburg war nie immer auch ein Repräsentationsbau. Seine Elemente lassen sich nicht zufriedenstellend nur als Verteidigungs oder Wohnfunktion erklären. Das wirkt im Schloßbau nach. Vgl. “Burg und Schloß” oder “Das Schloß als Wehranlage”. Im Fürstlichen und Landesherrlichen Bau finden sich Beispiele der Fortführung der Symbiose. Z.B. ist das Schloß Küstrin in die Mitte einer neuerichteten Festung im 16. Jh. gebaut worden.
  2. Mit der Goldenen Bulle, ist meines Wissens nach de jure das Befestigungsrecht auf den Hochadel übergegangen. (Bitte nachlesen z.B. in “Die Adelsburg in Deutschland”. De facto kann man mit dem Ende der Staufer davon ausgehen.
  3. Funktion war auch immer Kulisse für den Hof (mochte er noch so klein sein) zu bilden, dass verlangte z.T. Elemente die verteidigungsmäßig unsinnig sind. vgl. Uwe Albrecht “Der Adelssitz im Mittelalter”