Könnte das ein behauenes Steinwerkzeug sein?

Hallo zusammen,

den (Feuer-?)Stein habe ich, wenn ich mich recht erinnere, am Strand von Egmond in NL gefunden. Die “Klinge” kommt mir mit kleinen Absplitterungen behauen vor. Auch an einer der Längsseiten des Steins finden sich kleinere Absplitterungen, als ob er auch dort bearbeitet worden wäre.

Würde mich sehr interessieren, was ihr davon haltet, denn ich bin alles andere als ein Experte. Ich finde aber, die unnatürliche Form mit der abgerundeten Klinge springt einem regelrecht ins Auge.

Ich bin gespannt, besten Dank im Voraus, euch allen einen guten Rutsch!



Hallo und herzlich willkommen,

ich kann leider keine Bearbeitung an dem Stein erkennen. Der sieht zwar schön aus, aber die für Bearbeitung typischen Abschläge scheinen zu fehlen. Evtl. sind Merkmale auf dem ersten Bild, aber das ist sehr unscharf.

Ich bin auf dem Gebiet allerdings auch noch Neuling. Warte am besten auf die Expertise von @StoneMan oder @SvenHorn .

Gruß Shard

Edit: Satz vervollständigt :sweat_smile:

Hallo Jörg,

das hat Shard gut erkannt. Solche natürlich entstandenen Formen von Feuerstein kommen gerade in der Nähe von Ost-und Ostsee recht häufig vor.

Viele Grüße

Moin,

wenn Shard und Sven schon hier waren, kann ich nur noch nicken :+1:

Gruß

Jürgen

Hallo Shard, Sven und StoneMan,

vielen Dank für eure schnelle Antwort. :slightly_smiling_face: Ich habe den Stein jetzt mal mit Makro fotografiert, in der Hoffnung, dass die von mir als bearbeitet interpretierten Stellen deutlicher zu sehen sind.

Besonders an der scharfen Kante sind viele kleine Absplitterungen zu sehen, die meiner Meinung nach nur schwerlich auf natürlichem Weg entstanden sein können. Zumal der Stein ja auch nicht an allen Ecken und Kanten auf diese Weise beansprucht ist.

Ich finde auch die gleichmäßig abgerundete Form der vorderen scharfen Kante auffällig.

Bleibt ihr dennoch bei eurer Meinung, jetzt, wo das Ganze etwas deutlicher zu sehen ist?

Ich kann gerne weitere Bilder liefern. :wink:

Beste Grüße
Jörg



Hallo Jörg,

ich bleibe bei meiner Einschätzung, sehe sie sogar bestätigt. Die großen Flächen sind wohl Frostsprünge und die feine, vermeintliche Retusche ist viel zu unregelmäßig und sicher beim Umlagern des Steines entstanden. Das passiert bei der Bodenbearbeitung, in der Kiesgrube, im Flussbett oder schon während der Eiszeit durch Druck und Bewegung des Eispanzers. Diese Feuersteine sind gerade im Norden Deutschlands immer als Geschiebe umgelagert worden.
Viele Grüße

Moin Jörg,

auch hier kann ich Sven beipflichten, ich sehe es genauso.

So eine scharfe Kante ist die empfindlichste Kante an einem Stein,
daher ist sie eher bestoßen, als die anderen robusteren Stellen.

Du bezeichnest es richtig, es sind “Absplitterungen”, wie sie auf natürlichem Wege entstehen.

Intentionell bearbeitete Steine weisen Retuschen auf, die mehr regelmäßig angelegt sind.

Den Unterschied natürlich oder handgemacht (intentionell / artifiziell) zu erkennen, ist ohne Erfahrung kaum möglich.

Hier einmal ein Beispiel von Rutschen an zwei Artefakte von unterschiedlichen Fundorten.
Es sind zwei sogenannte Löffelschaber (Terminologie Norddeutschland).
Ich zeige sie als Zeichnung, da sie die Details besser hergeben als Fotos.

Links: Kantenretusche (formgebend) fast rundum.
Rechts: Kantenretusche (formgebend) nur noch links, der Rest ist durch Beschädigung absent.

Bei beiden Artefakten sieht man, dass die Retuschen jeweils von ventral nach dorsal geschlagen sind, also immer nur in die gleiche Richtung geschlagen.

Bei einer natürliche Bestoßung sind die Pseudoretuschen unregelmäßig und die Schlagrichtungen sind unterschiedlich.

Den Stein hätte ich auch aufgehoben und genau begutachtet. Denn so können Artefakte aussehen.
Also immer die Augen aufhalten und weitersuchen :+1:

Gruß

Jürgen

Hallo noch mal von mir,

ja, das klingt absolut einleuchtend, wenn’s auch schade ist.

Zum Jahresende noch etwas Interessantes gelernt – vielen Dank für eure Zeit und Einschätzung!

Euch alles Gute für 2023, vor allem gute Funde!

Viele Grüße
Jörg