Das ist das von mir angesprochene Objekt. Ich selbst bin nur Amateur und leider kein Fachmann und hatte zwei der bei Déchelette vorgestellten Exemplare in einem früheren Beitrag für das Archeoforum zunächst als Speerschleudern identifiziert, doch Blattspitze hatte mich dort darauf hingewiesen, dass die in der Zeichnung von Déchelette (1908) abgebildeten Werkzeuge aus dem Neolithikum dereinst aller Wahrscheinlichkeit nach als Schaftstrecker verwendet wurden. Gemeint ist damit das in Form bringen von Pfeilen und Speeren. Der Schaft des Pfeiles oder Speeres wurde vermutlich zunächst über Wasserdampf erhitzt und dann durch das Loch bis an die in Form zu bringende Stelle vorgeschoben und gerade gebogen. Die Lochung des von Dir gesammelten Stücks weist meines Erachtens aber nicht den dafür notwendigen Durchmesser auf, sodass ich mich mit meiner anfänglichen Vermutung ganz offenbar im Irrtum befinde. Es wird daher also wohl nach einer anderen Erklärung für den Verwendungszweck dieses Werkzeuges gesucht werden müssen. Danke für die Einzelansicht dieses in deiner Sammlung befindlichen Objektes.
Hallo But-58!
Danke für Deine Rückmeldung und Deinen Erklärungsversuch. Den schätze ich, auch wenn Du nun meinst, er wäre nicht zutreffend. “Versuch macht klug”. Ich weiß es ja auch nicht besser und sollte eigentlich der Erste sein, der seine Fundstücke einordnen kann. Auch wenn Du Dich für keinen Fachmann hältst: Was sagst Du denn zu meiner zu Anfang geäusserten Frage die Authenzität betreffend. Würdest Du mir zustimmen, dass kein moderner “Faker” auch nur im Traum daran denken würde, ein solches “Gerät” zu kopieren? Wer sollte so etwas kaufen? Ein Faker würde wahrscheinlich viel eher ein fiktives Tier “schnitzen”, vermute ich - dafür gibt es gegebenenfalls immer einen Käufer! Die Art und Form dieses Fundstücks ist die eine Sache, die mich an Authenzität denken lässt. Die andere Sache - und danach hatte ich das Forum anfangs gefragt - ist nicht nur das verwendete Steinmaterial, sondern hauptsächlich die deutlich sichtbare Patina. Natürlich lässt sich auch Patina fälschen. Ich habe das oft genug gesehen (Peshwar z.B. mit Gegenständen aus Metal aus der angeblichen Gandharazeit. Wenn gewünscht, kann ich die auch einmal zeigen) und benutze selbst z.B. eine Mattierungssäure, um meine selbst hergestellten Glasperlen zu ätzen, zu mattieren - was auch als Alterungsprozess verwandt wird, im Zusammenspiel mit anderen Mitteln und Techniken, Glas betreffend. Ich könnte mir also vorstellen, das hier das Argument vorgebracht wird, dass Patina kopierbar ist. Natürlich ist sie das. Es wird ja bekanntlich ALLES gefälscht und der äussere Eindruck des Alters spielt immer eine wichtige Rolle! Ich meine aber dennoch, dass die Patina auf den gezeigten Fundstücken echt ist, alt ist, authentisch ist. Nicht weil ich das gerne so hätte, nicht weil ich möchte, dass meine Stücke ein paar tausend Jahre alt sind - sondern weil ich der Meinung bin, das man das mit einer gewissen Erfahrung sehen kann. Diese Erfahrung fehlt mir zwar, Steinobjekte betreffend, aber der normale 08/15 Menschenverstand sagt mir, die die Patina der hier gezeigten Stücke nicht oder nur schwer zu fälschen ist!
Geht da Jemand mit? Könnt Ihr da zustimmen?
Ich zeige jetzt ein weiteres GARANTIERT "neolithisches Teil. Auch hier habe ich keine Ahnung vom ehemaligen Verwendungszweck. Ich habe aber heraus finden können, dass es sich um Dinosaurier-Knochen handelt. Klar, das allein ist auch kein Beweis für Alter. Dino-Knochen werden nach wie vor in der Sahara gefunden und könnten entsprechend bearbeitet und gealtert werden. Ich kenne jedoch die Hintergründe der Funde und auch den Verkäufer. Der ist hauptsächlich Händler alter Glasperlen, meinem eigentlichen Interessensgebiet. Nach vielen Jahren der diesbezüglichen “Geschäftsbeziehung” (Amateurbasis - nichts wirklich Geschäftliches) bot er mir irgendwann diese Fundstücke an. Als die ihm ausgingen (ich habe wohl alle ca. 100 erworben, die er anbot), erhielt ich dann die ersten Fotos von Fakes, was ich bereits auf den gelieferten Fotos erkennen konnte. Ich habe dennoch etliche davon erworben, um Vergleiche mit den Originalen anstellen zu können. Ein Fake habe ich ja bereits gezeigt!
Die Folgende ist ein Original!
Ich bin erstaunt und bitte das nicht als Kritik misszuverstehen, dass sich in einem Forum dieser Güte kein Kenner von steinzeitlichem Saharamaterial befindet. Gibt es vielleicht ein anderes Euch bekanntes Forum, dass sich intensiver mit dieser Materie befasst? Das sich deutsche Unis nicht mit steinzeitlichen Saharafundstücken befassen, wir geäussert wurde, kann ich mir kaum bis gar nicht vorstellen. Das würde ja bedeuten die deutschen Archäologen wären mit ihrer Arbeit auf Deutschland oder Europe beschränkt. Das ist nachweislich nicht der Fall. Ich bin mir fast sicher, das dt. Archäologen auch in der Sahara graben.
Schönen Sonntag,
-j
Das in meiner ersten Post gezeigte “Pendant” ist kein Einzelstück. Klenkler zeigt eine grössere Bandbreite (Seite 374) - verschiedene Steinarten, Grössen und Formen - und auch ich habe 20-30 dieser Teile gesehen. Klenkler vermutet Pektorale, die evtl. auch von Tieren betragen oder in Bäume gehängt worden sind (letzteres scheint mir abwegig).
Klenkler beschreibt jedoch nicht die mögliche Bedeutung der gewählten Form. Habt ihr dazu vielleicht einen Vorschlag? Warum hat der steinzeitliche Künstler diese Form gewählt. Sie folgt offensichtlich einem Muster, ist nicht Ausdruck einer individuell gewählten Form.
Gruß,
-j
Hallo Muqadima1,
beim sog. “Pendant” kann ich dir auch nicht weiterhelfen, vielleicht ein Äquivalent im Sinne von Gerätegeld ? Hat irgendwo die Gestalt eines Jochs. Viel interessanter scheinen mir zudem die durchbohrten Kugeln zu sein, denn Du sagtest doch eingangs, dass der Fundort an einem ausgetrockneten Binnensee liegen würde. Daher dachte ich hier an Gewichte für Stellnetze. Andere könnten wie Netznadeln zum fertigen und reparieren von Netzen verwendet worden sein. Infrage kommen möglicherweise auch Gewichte für die Kettfäden im Webrahmen, aber dann wäre man zeitlich nicht mehr im Neolithikum, sondern bereits in der Bronzezeit bis hinauf in die Neuzeit. Genauere Datierungen dürften ohne die Kalibrierung organischer Materialien schwierig werden. Deine Referenzquelle ist vermutlich Eckhard Klenkler ? Im Wüstenschiff Forum könnte Dir sicherlich die Ursula weiterhelfen.
Gruß But
Hallo,
zu den hier zur Diskussion stehenden Stücken kann ich nicht wirklich etwas sagen. Nur, dass es schon erstaunliche Artefakte, wie alt auch immer, sind.
Ich wundere mich aber über die mir neue Artefaktgruppe der Schaftglätter. Deren Funktion kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Kann man den gleichen Effekt nicht erzielen, wenn man den Speer oder Pfeil über den Oberschenkel oder einen Stamm legt?
Aber wenn die kanadischen Inuit sie noch bis ins 20. Jahrhundert in Gebrauch hatten…?
Mich erinnern die Stücke aus Geweih auch eher an Speerschleudern. Auch als Retuscheur zur Feuersteinbearbeitung wären sie sicher gut geeignet.
Viele Grüße
Ich selbst halte zwei der bei Déchelette gezeigten Exemplare denn auch für Mehrzweck-Werkzeuge, nämlich Schaftstrecker und Speerschleuder in einem. So ein Multitool konnte den Jagderfolg erheblich steigern.
Gruß But