dieses ca. 14cm große Objekt habe ich in einem Auktionshaus erstanden. Es wurde scheinbar der Nachlass eines Sammlers von Bronzeobjekten (vornhemlich griechisch/römisch, aber teilweise durchaus Stücke fragwürdiger Originalität) versteigert. Es gibt leider keinerlei Hintergrundinformationen. Laut Versteigerer vermutlich vorchristlich; auf mich wirkt der Stil eher spätmittelalterlich.
Das Material wirkt sehr kupferfarben / rötlich. Ich vermute aber, dass es sich um säure gereinigte Bronze handelt, aus der das Zinn (durch die Säure) herausgefressen wurde. Dafür spricht mAn auch die partiell erhaltene, körnige, dicke Patina. Die kupferne Oberfläche weist stellenweise Narben auf.
Das Objekt ist hohl gearbeitet. Am Schaft fällt ein Bereich auf, an dem ein etwas anders farbenes Material “aufgegossen” bzw "aufgelötet ist (s. Bild 2).
Hat jemand von Euch eine Ahnung, um was es sich hier handeln könnte oder zumindest anhand der Machart eine Idee, wie alt es sein könnte?
Schönes Stück ! Von der noblen Machart her könnte ich mir vorstellen, dass es sich bei Deinem bronzenen Objekt um ein Zubehör zum Geschirr eines antiken zweispännigen Pferdewagens handeln könnte, etwa einen Holm, welcher auf dem Kammdeckel angebracht wurde, damit das Zaumzeug der Pferde stets gut geführt ist; obwohl man dort heutzutage wohl meist zwei Ösen setzt.
Danke But!! Ich glaube das geht in die richtige Richtung. Habe mal etwas recherchiert. Diese Jochaufsätze gibt es wohl mit Öse, Frühere aber auch einfach als “längliches Objekt”. Dann wären wir wohl nicht im mittelalter, sondern irgendwo im römischen Bereich. Stilistisch könnte dann, nach einer oberflächlichen Recherche, vielleicht sogar Etrusker passen?! Ich habe nachher wegen eines anderen Objektes einen Termin beim Mueumsrestaurator. Ich nehme das Stück mal mit - vielleicht hat er eine Idee.
Der Museumsrestaurator konnte leider nichts konkretes zu dem Stück sagen. Für eine Antike hält er es für etwas schwer und massiv (Gewicht sind 316g, höhe ist 13cm (nicht 14)). Er meinte von der Formensprache her eher mittelalterlich.
bei deinem Stück dürfte eine Gusstechnik in verlorener Form vorliegen. Ob das Motiv mittelalterlich ist, kann ich nicht beurteilen. Mir selbst fielen wegen der Art die Haare zu tragen und der relativ flachen, kurzen Nase dazu spontan Gallienus (253-268) und Numerianus (283-284) ein, doch das Motiv des Kopfes könnte ebenso gut auch ein Abbild des Bruders des Bronze Gießers sein
Abermals lieben Dank für die Rückmeldung But! Du hast Recht, das Profil auf den Münzen hat in der Tat eine Ähnlichkeit mit der Figur.
Ich füge noch Bilder vom Inneren der Tülle an. Was ich dort vermisse, sind Spuren der dicken Korrosionsverkrustung, wie sie auf der Aussenseite auftreten. Kann sich das allein durch andere klimatische Bedingungen im Inneren der Figur erklären lassen? Die hohl gearbeiteten Bronzeobjekte, dich ich kenne, haben im Inneren eine ähnliche Patina wie außen. Ihr habt da aber sicherlich mehr gesehen als ich und könnt es besser beurteilen.
wenn ich mir den orange-farbenen Niederschlag im Inneren der Tülle so als Laie anschaue, dann könnte es sich dabei um eine Ausfällung von Antimon(III)-sulfid handeln. Genaueres bitte ich dich andernorts zu erfragen. Weiß jemand genaueres über den orangenen Niederschlag im Inneren der Tülle zu sagen ? Bismut (Tetraiodobismutat III) und Kaliumdichromat führen bei Ausfällung zu ähnlich farbigen Niederschlägen, haben im Bronzegussverfahren aber keine Bedeutung. Die Zugabe von Antimon (Stibium) dahingegen ist als Mittel zur Herstellung von Hartbronze bekannt, so etwa im Speculum naturale des Vincent von Beauvais. Leider verfüge ich aber auch dazu nicht über die erforderlichen Kenntnisse, um dies definitiv bestimmen zu können Der Legierung wurde vermutlich Antimon hinzugefügt, was in der Regel wohl Quantitäten zwischen 0,3 - 1,3 % entsprach, aber auch durchaus höher ausfallen konnte.
Abermals Danke für die Rückmeldung But, die sich so laienhaft garnicht anhört Bin gespannt, ob man sich dem Figürchen über die Art der Ausfällungen noch etwas nähern kann. Ich schau mal, ob ich hier in der Ecke auch noch eine Anlaufstation finde, wo man sich materialtechnisch auskennt.
stilistisch ist das ganz schwer einzuordnen. Es könnte nach meinem Empfinden spätromanisch bis frühgotisch sein — oder aber auch, viele Jahrhunderte älter, provinzialrömisch, einen Mann germanischer Abstammung abbildend.
Danke Timo, für Deine Einschätzung. Ich befürchte, es wird eine harte Nuss. Aber es muss ja irgendwo ein vergleichbares Stück, also nich tunbedingt stilistisch, aber von der Form / Funktion her geben. Kann man sich dem noch irgendwie nähern?
gehört die am 27.04. auf dem Foto IMG 4538 oben rechts gezeigte, kleine, durchbohrte steinerne Kugel zum Objekt dazu ? Das wäre durchaus relevant und interessant zu wissen.
Wenn sich im Innern des Gehäuses ganz oben drin ein Haken oder eine Lötstelle für einen vormals befestigten Klöppel finden sollte, dann würde man sicherlich von einer Hand- bzw. Tischglocke ausgehen dürfen. Am besten vielleicht das sich verjüngende Gehäuse nochmals mit einer Lichtquelle ganz gezielt bis in die äußerste Spitze hinein ausleuchten. Wäre einen Versuch wert … . MÄDLER-FALCKENBERG, Gerda (1899-1995), zwei Handglocken … | Drouot.com
Sollte das Kügelchen nicht zum Objekt dazu gehören und sich im Gehäuse kein Hinweis auf eine Aufhängung finden, sind die einfachen Antworten allerdings wohl erst einmal abgegrast
das ist eine gute Idee. Ich kann allerdings innen im Kopf nichts entdecken. Der Schaft wäre innen vermutlich auch etwas schmal und dick, um vernünftig zu klingeln : )
Das auf dem Bild im Hintergrund ist ein bronzener Schwertknauf. Die Proportionen täuschen auf dem Foto
Ach du liebes bisschen, da wäre ich von selbst nun wirklich nicht drauf gekommen ! - Und ich dachte zwischendurch erst plötzlich das wäre vielleicht ein Elchtest ?!
Der Schaft der Tülle ist in der Tat etwas schmal, aber Hartbronze kann einen sehr guten Klang entwickeln und eine Aufhängung, etwa via Klick-Verschluss, scheint über die kleine Höhlung im Halsbereich zum Kopf hin technisch durchaus möglich zu sein. Andererseits wirkt der Kopf der Figur im Verhältnis zum Körper leicht verschoben, was durch eine dauerhafte Belastung der Halspartie verursacht sein könnte. Ich würde daher weiterhin einen Jochaufsatz oder ähnliches in Erwägung ziehen und verbleibe
herzlichst But
P.S.: Steht das Schwert bzw. sein Knauf möglicherweise in einem Zusammenhang mit der Tülle, beispielsweise etwa aus demselben Fundbereich oder ähnliches ? Falls dies möglich wäre, sollte man vielleicht einmal einen kurzen Blick drauf werfen.
vielen lieben Dank für den Hinweis! Kann mir gut vorstellen, dass es in die Richtung geht. Was mir allerdings auffällt ist, dass die Stücke in dem Pdf noch seitliche Löcher zur Fixierung haben.