Randscherbenbestimmung

Servus,

ich bin auf Informationssuche zum Thema Randscherben. Es ist immer schwierig die Randscherben richtig einzuordnen. Bisher habe ich mich an der Tabelle, die im Schreg zu finden ist, orientiert:

Leider ist da die frühe Neuzeit nicht dabei und es ist halt auch nur ein Anhaltspunkt. Aus diesem Grund würde ich da oft auf die falsche Fährte geführt.

Ich glaube aber man zwei Grundaussagen machen bei der Bestimmung:

  1. Je komplexer der Aufbau des Randes, desto neuer (gilt ab der Neuzeit dann nicht mehr. Jeder weiß dass heutige Schüsseln nur einfache Ränder haben)

  2. Je scharfkantiger, desto neuer.

Ich habe jetzt Mal ein paar Scherben vom Acker eingesammelt um ein wenig besseres Gefühl zu bekommen für die zeitliche Einschätzung.

Scherbe 1

Laut der Tabelle wäre das 13. oder 14. Jhd. Ich vermute aber eher 15. Jhd.

Scherbe 2

Laut Tabelle etwa 10. bis 12. Jahrhundert. Ich vermute sie ist jünger…

Scherbe 3

Laut Tabelle würde ich sagen 13. Jhd. Auch hier würde ich jünger vermuten.

Jetzt bin ich Mal gespannt auf eure Einschätzung. Wie gesagt, es geht nur um die Randformen von Grauware.

Gruß Shard

Hallo Shard,

wenn es um Randscherben geht, bin ich der falsche Ansprechpartner.
Ich glaube nicht an Randscherbentypologien. Ich habe Gefäße gesehen, deren Randgestaltung auf drei verschiedene Typen zutrifft. Viele Gefäße sind handgemacht, von Menschen geformt, die nicht wussten, welche Formen sie benutzen durften, deren Fertigkeiten nicht ausreichten, um alle Ränder immer gleich zu gestalten und denen es wahrscheinlich auch egal gewesen wäre.
Ich glaube, dass es Unterschiede macht, ob das Gefäß für Herd oder Bevorratung gedacht war oder als Trink- und Schenkgeschirr für den Tisch. Eine Deckelrast ist eine funktionelle Eigenheit, was im Rahmen der lokal hergestellten Keramik ein zeitliches Indiz sein kann, aber nicht muss. Genauso das Vorkommen von abgerundeten/abgestrichenen/unterschnittenen Rändern, mehr oder weniger ausgeprägten Leisten auf dem Hals (Dornrand) .
Ich würde eher darauf setzen, dass die Randgestaltung eine lokale Töpfereitradition ist, schon der nächste Töpfer gestaltete seine Ränder nach eigenem Geschmack. Auch die Aufbereitung der Tonmasse, deren Verzierung und Brand kann neben der Formgebung wichtige Hinweise auf die zeitliche Einordnung geben.
Und es gibt immer wieder Überraschungen. Vielleicht hat jemand anders bessere Erfahrungen mit Randformentypologien gemacht, ich eher nicht.

viel Spaß

Uwe

Hallo Uwe,

das ist alles Richtig was du schreibst. Trotzdem gab es im Mittelalter schon so etwas wie Mode. So sieht man die Entwicklung vom Leistenrand über den Kragenrand zum Karniesrand. Diese Entwicklung ist keine Verbesserung des Randes, zumindest keine Verbesserung die den zusätzlichen Aufwand rechtfertigt, sondern eine Mode. Klar fallen da immer wieder Ränder aus dem Rahmen, aber der Trend ist sichtbar.

Gruß Shard

Moin Shard,

hast Du eigentlich von mir PDFs zu Keramik, Bandtypen, Ränder und andere bekommen?

Mein Gedächtnis … :thinking:

Gruß

Jürgen

Moin Jürgen,

von dir nicht. Ich hab einige PDFs von Oli bekommen. Keine Ahnung ob das die gleichen sind.

Gruß Shard

Hallo Shard,
die von Jürgen hab ich dir auch zukommen lassen :smiley:
Viele Grüße
Oli

Interessante Diskussion,
ich stimme da Uwe und shard gleichermaßen zu und denke die Schnittmenge machts.
Alleine auf den Rand zu achten wäre mir auch zu wenig, kann aber trotzdem Hinweise zur Einordnung geben. So sehe ich es zumindest.

Auch in der Bandkeramik gab es Ränder wie im 8 Jhd. Ohne Brand, Magerung, Beschaffenheit … hilft das nicht viel weiter.

Liebe Grüße
Oli

Ja, das ist mir bewusst. Ich würde mich gerne auf Grauware beschränken. Das engt den Kreis stark ein

Gruß Shard

Hallo Shard,
das passt ja auch und ich finde es klasse wie du dich da einarbeitest.
Viele Grüße
Oli

Servus,

Ich habe wieder eine interessante Scherbe auf dem Acker gefunden, die ich so noch nie gesehen habe.




Der Rand hat eine Nut (weiß nicht ob man das noch Innenkehlung nennt?) und rein vom oberen Rand her muss das Stück im oberen Bereich sehr kugelig gewesen sein. Also in diese “Nut” dürfte wohl kein formschlüssiger Deckel gewesen sein, weil der da nicht reingegangen wäre. Ich mach Mal bei Gelegenheit eine Zeichnung, aber habe gerade keine Zeit dafür.

Gruß Shard

Servus,

hier die versprochene Zeichnung:

Der berechnete Durchmesser ist etwa 265mm. Reduzierende gebrannt und sehr fein gemagert.
Hart gebrannt (nicht mit dem Fingernagel ritzbar).

Hat jemand schon mal etwas vergleichbares gesehen? Und in welche Zeit kann ich das Randstück sortieren?

Gruß Shard

Das ist ja ein sehr spannendes Thema hier. Leider kann ich wenig zu beitragen da ich bisher kaum mittelalterliche Scherben gefunden habe und wenn waren das keine Randteile. Ich wollte aber mal fragen ob es soeine Übersicht auch von der frühen Neuzeit gibt, oder ob einer etwas vergleichbares kennt?
Würde mich über jede Info sehr freuen!

Hallo HeinrichH,

wenn du mir eine PN schickst kann ich dir einiges an Keramikliteratur zukommen lassen.

Viele Grüße

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Servus,

im Amt war eine solche besondere Randform auch nicht bekannt. Wie im anderen Thread schon beschrieben,b werde ich jetzt bei einer anderen Informationsquelle anfragen.

Gruß Shard

Servus,

die Randscherbe bleibt weiterhin ein Rätsel. Der Experte aus Ingolstadt hat so etwas auch noch nicht gesehen. Datiert hat er sie auf spätes Mittelalter.

Gruß Shard

Hallo Shard,
ja das Problem mit der spätmittelalterlichen Keramik kann auch nicht durch den Schreg
nicht so einfach gelöst werden ,da es von Region zu Region verschiedene Waren im Umlauf waren. Da kann nur eine Literatur weiter helfen die eine bestimmte Region
betrifft.Wo bist Du zu Hause ? Ich im Albvorland / Schwäbische Alb.Für uns ist der
Schreg sehr hilfreich.
Grüße Burgenjunkie

Servus Burgenjunkie,

komme aus dem Landkreis Neuburg - Schrobenhausen. Der Schreg ist hier durchaus noch anwendbar. Wobei es natürlich auch schon Unterschiede bei Distanzen von 30km gibt. Hab das gemerkt als ich bei einem Experten in Ingolstadt war.

Gruß Shard