Rituale In Süddeutschland

:open_mouth: Kann mir jemand weiterhelfen? Meine Fragen lauten: 1 Hat irgend ein Volk das jemals in Baden Würtemberg gelebt hat Bodenzeichnungen angefertig, welche nur aus der Luft zu sehen waren (sind), ähnlich wie in Peru? Kelten, Römer,Allemannen, Germanen ect? 2. Hatte eines dieser Völker ein Opferritual praktiziert, in welchem ein Tier in zwei Teile zerlegt wurde und dan an verschiedenen Enden eines Platzes niedergelegt wurden? bitte um verlässliche Quellen, internetseiten usw. danke

Hallo, 1. Nein 2.Man weiss es nicht. Rituale sind archäologisch nun mal eher schlecht nachweisbar. Und alles andere ist reine Spekulation…

Entschuldigung der Nachfrage, aber wie kommen sie auf das Nein? Berufen sie sich auf eine bestimmte Quelle? Ist es nicht denkbar, das selbst wenn noch keine solcher Symbole entdeckt worden sind trozdem ein Volk derartiges angefertigt hatt? Aus vergänglicherem Material zum Beispiel? Was ist mit dem long man in England, das waren doch auch die Kelten und die Kelten waren in Süddeutschland. Ich gehe einfach nur der Frage nach ob es möglich ist, das in der Vergangenheit ein Stück Land auf solche oder ähnliche Weise irgendwelchen Göttern geweiht wurde. Eventuell auch durch einen Hexenkult im Mittelalter oder später. Mehrere Symbole innerhalb eines grossen Kreises welcher sich über als einen Hektar oder mehr verteilt. danke logro

Hallo, nun ja,natürlich kann man darüber bis zum jüngsten Tag spekulieren, denkbar ist ja theoretisch alles, aber Süddeutschland, bzw. Baden-Württemberg ist archäologisch sehr gut erfasst und es gab bisher keinerlei Hinweise auf solche Zeichnungen. Das kann man in den regelmäßig herausgegebenen archäologischen Jahresberichten der jeweiligen Bundesländer nachlesen, oder in diverser Fachliteratur zum Thema Vorgeschichte in Süddeutschland bzw. Deutschland allgemein. Was an religiösen Ritualen in der Vor-und Frühgeschichte stattgefunden hat ist einfach absolut schwer greifbar. Es gibt Funde die eine gewisse Religiosität belegen natürlich schon ab dem Paläolithikum, und Ritzzeichnungen auf Keltischen Gefässen deuten auf bestimmte Rituale hin.Wie die aber im einzelnen aussahen und was genau der Sinn und Zweck dahinter war, werden wir einfach nie erfahren. Ich persönlich denke, dass man mit Deutungen äusserst vorsichtig sein sollte wenn die Belege fehlen. Was den Long Man betrifft, so ist es keineswegs gesichert, dass er mit keltischen Volksstämmen in Verbindung zu bringen ist, man vermutet u.a.auch mittelalterliche Zusammenhänge. Da aber jeglicher archäologischer Kontext fehlt, kann man auch hier einfach keine absolute Datierung vornehmen ohne sich in Spekulationen zu verlieren ( siehe z.B. http://www.sussexpast.co.uk/longman/longman.htm). Die Kelten waren nicht nur in Süddeutschland, es gehört sogar zu ihrem Entstehungsgebiet und ob der gleiche Volksstamm den wir als die “Kelten” bezeichnen überhaupt jemals englischen Boden betreten hat wird nach neuesten Forschungen eh bezweifelt. Daher ist der Long Man also als Verbindungsglied oder Hinweis auf Ähnlliches in Süddeutschland unbrauchbar. Dazu interessant zu lesen: Die Kelten in Deutschland, von Sabine Rieckhoff und Jörg Biel Zum Thema Hexenkult im Mittelalter bzw. früher Neuzeit muss ich passen. Damit habe ich mich noch nie befasst. Ich weiss nur, dass, was die reinen archäologischen Quellen betrifft, es hierauf keine Hinweise gibt. Das wäre aber dann ein Thema dass sicherlich in diversen Urkunden nachzuforschen ist, also vielleicht mal die Mittelalterarchäologen bzw. Historiker befragen. Gruß

zum Thema Bodenzeichnungen in Süddeutschland kommen mir spontan die sogenannten Viereckschanzen in den Sinn. Diese werden den Kelten zugeordnet. Die genaue Bedeutung ist nicht eindeutig. Es sind in den meisten Fällen auf 3 Seiten geschlossenen Wälle, aus anderem , nicht lokalen Baumaterial. Die Deutungen gehen von Viehgatter, zu Schutzburg bis zu Wetterfrontenschutz, da diese oft in Westlicher Richtung vor einer grösseren Ansiedlung erstellt wurden. Es gibt eine Theorie die besagt, dass dieser Wetterfrontenschutz auch heute noch Wirkung zeigt!

Hallo! In der späten Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit gab es selten den Fall, daß einem wichtigen Toten Pferde mitgegeben wurden, denen der Kopf abgetrennt und an anderer Stelle als der Kadaver beigegeben wurde. Das war aber alles auf recht kleinem Platz und innerhalb eines Grabhügels, und nur bei Nichtfeuerbestattungen, was die Ausnahme war. Von einem verankerten Ritus kann man also beim besten Willen nicht sprechen. Allerdings gehen solche Tieropfer meist mit eindeutigen Menschenopfern einher, irgendwas kultisches wird da schon im Hintergrund gestanden haben, nur was, ist nicht mehr zu erkennen, und wie großflächig (räumlich) so eine kultische Vorstellung verbreitet war, oder ob das nur singuläre Fälle waren, kann man schon gar nicht abschätzen, dafür gibt es noch zu wenige Funde aus einer Gegend mit wirklich vergleichbarer sozialer Stellung der Beigesetzten ec.

Noch ein Nachsatz: Hexenkult und Mittelalter passen nicht zusammen. Das Mittelalter war so christlich, daß heutigen Neuheiden da Angst und Bange werden müßte. Nichts von dem, was heutige “Druiden” und “Hexen” erzählen, ist aus dem Mittelalter, sondern üblicherweise aus dem 19. Jh. Gegenbeweise würden mich sehr interessieren, ich bin jetzt in 15 Jahren noch keinem einzigen begegnet.

Hallo. Ich lebe seit fast 36 Jahren in Baden-Württemberg, seit 20 Jahren in unmittelbarer Nähe einer großen keltischen Siedlung aus der La-Tene-Zeit. Weder von dieser Kultur noch von anderen sind mir Bodenzeichnung a la Nazca bekannt. Die keltischen Viereckschanzen sind auf alle Fälle keine Bodenzeichnungen, sondern Bauwerke. Welchen Zwecks auch immer. Das Einzige, das ich kenne, was man aus der Luft erkennen kann, sind die üblichen Bodenverfärbungen bei ehemaliger Bebauung.