Steinehaufen

Liebe Leser, auf unserem Weihnachtsspaziergang in der Süduckermark sind wir auf die Steinehaufen in den Bildern gestolpert. Die Stelle liegt im Wald, 150 m von einem und 400 m von einem weiteren See entfernt im Randgebiet eines ehemaligen Truppenübungsplatzes. Mir sind die Haufen nur aufgefallen, da sonst in den dortigen Kiefernwäldern keine solchen Steinehaufen liegen. Sicher ist es wahrscheinlich, dass sie im Laufe irgendwelcher “Bauarbeiten” auf dem Schiessplatz angebfallen sind. Allerdings gibt es in der Nähe keine festen Strukturen, nur Sandwege. Die Steine liegen über ca. 20 x 100 m in Gruppen verteilt. Dieses “Steinfeld” ist ca. 20 m von einem Seitensandweg entfernt. Bitte die mangelhafte Qualität der Bilder zu entschuldigen. Vielleicht hat aber trotzdem jemand einen Kommentar dazu. Vielen Dank und allen einen guten Rutsch! Antje   

Sorry… Hier die Bilder!

Die Uckermark ist sehr reich an Großsteingräbern und Steinkisten. Auch wenn viele Steine ungeordnet umherliegen, sieht mir zumindest Bild 2 doch sehr nach einer solchen Anlage aus. Kannst du uns den genauen Ort nennen? Sollte meine Vermutung richtig sein, müssten sich die Anlagen recht leicht identifizieren lassen.

Hallo EinsamerSchütze, danke für deine Antwort und Einschätzung. Die Stelle befindet sich ca. 3km süd-westlich vom Dorfkern von Röddelin, das mittlerweile zu Templin gehört. Die Steine liegen zwischen den südlichen Enden zweier Seen: des Röddelinsees und des Grossen Mahlgastsees (etwa 400 m in westlicher Richtung vom Röddelinsee entfernt, und ca. 150 m südlich vom Röddelinsee in einem Waldstreifen). Die ganze Gegend besteht aus Wald und Wüste, die ein ehemaliger Truppenübungsplatz der Sowjets war, und gehört nun zum Naturschutzgebiet Kleine Schorfheide. Es würde mich ehrlich gesagt überraschen, wenn dort jemals ein Archäologe langgegangen ist, da es zu Ostzeiten Sperrgebiet war. Gibt es eine gute Übersicht über die steinzeitlichen Fundstellen und Gräber in der Uckermark? Das würde mich schon interessieren, was es in und um Templin anzusehen gibt, falls es überhaupt was gibt?! Viele Grüsse, Antje

Hallo Antje, danke für die genaue Ortsangabe. Leider habe ich für Röddelin nichts finden können. Es gibt zwar in der Gegend um Templin zahlreiche Großsteingräber und Steinkisten, jedoch vorwiegend im Osten und Nordosten. Mag sein, dass hier Gräber wegen des Sperrgebiets nicht dokumentiert wurden,  ein bisschen merkwürdig wäre es aber schon, wenn ein solch großes Steinfeld vor 1945 noch keinem Forscher aufgefallen wäre. Von daher wäre wiederum ein Lesesteinhaufen wahrscheinlicher. Leider liefern die Bilder einen eher zwiespältigen Eindruck. Die meisten Steine scheinen eher ungeordnet zu liegen, einige machen aber doch den Eindruck, als würden sie rechteckige Gruben umschließen (Bild 2, Bild 4 links oben). Hast du noch weitere Bilder bzw. in nächster Zeit die Möglichkeit für einen weiteren Besuch der Stelle? Übersichten über steinzeitliche Fundstellen gibt es schon einige. Zum schnellen Einstieg wären sicher schon einige Internet-Seiten geignet: http://www.megalithic.co.uk/search.php?query=&country=36&category=0&county=187&sitetype=&days=0&condition=&ambience=&access= Die Homepage von Thomas Witzke: Megalithgräber in Brandenburg Liste der Großsteingräber in Brandenburg – Wikipedia An Literatur bieten eigentlich folgende zwei Werke den vollständigsten Überblick: Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 1. Wilkau-Haßlau 1991. Eberhard Kirsch: Funde des Mittelneolithikums im Land Brandenburg. Brandenburgisches Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte, Potsdam 1993.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort und Links! Ich werde mich mal einlesen! Ich bin in Röddelin aufgewachsen, lebe jetzt aber in Zürich. Ich komme ein, zwei Mal im Jahr in die alte Heimat. Aber ich hänge mal alle Bilder ran, die ich noch habe, und erzähle einfach mal, was mir noch dazu einfällt. Es ist schon so, dass ich von keinen vorzeitlichen Monumenten in Röddelin und Umgebung weiss. Die Region, in der das hauptsächlich zu finden ist, liegt weiter Richtung Prenzlau. Aber neolithische Funde gibt es trotzdem einige aus dem Dorf (leider nicht richtig aufgearbeitet, da Herr Schübler, der in den 1930er Jahren das Dorf untersucht hat, und an den Seeufern Pfeilspitzen, Dolche u.ä. gefunden hat, vor Beendigung des Projektes gestorben ist). Meine Eltern erzählen mir, dass das Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes “schon immer Wald war”, eine “riesige Försterei”, bevor die Sowjets alles abgeholzt und das Holz über die Havel (3 km von den Steinhaufen entfernt) verschifft haben. Bild 170 zeigt das Waldstück, in dem die Haufen liegen. Drumherum liegen eben gar keine Steine, auch keine kleinen. Bild 171 zeigt den Blick zum Grosen Mahlgastsee. Bild 175 habe ich 200m entfernt aufgenommen und zeigt den Röddelinsee. So sieht’s da also aus. Alles der reinste Zuckersand (wo kein vernünftiger - auch kein steinzeitlicher Bauer siedeln würde??? Allerdings wurden Fischfanggeräte in der Havel nicht weit entfernt gefunden.)    

Hier die letzten Bilder. Der grosse Stein am Kiefernstamm (Nr. 162) hat mir zu Denken gegeben. Der Stein ist regelrecht mit dem Baum verwachsen. Der Baum hat ihn im Laufe der letzten Jahrzehnte angehoben. Also meine ich mal, dass die Steine dort auf jeden Fall mindestens seit der Truppenübungsplatzzeit liegen. Eigentlich kann ich mir nur vorstellen, dass entweder Steinzeitler die da hingeschafft haben, oder eben die Sowjets. Grüssli, Antje    

OK, ich habe doch noch einen Nachtrag. Eben habe ich die empfohlenen Webseiten angeguckt, in denen verschiedene Grosssteingräber in der UM zu sehen sind. Da fielen mir die Bearbeitungsspuren einiger Steine auf. Ist es denn normal, an steinzeitlichen Gräbern Spuren von Steinspaltung zu finden? Also in Form von einer, ich nenne sie mal “Meisselspur”, wo offensichtlich jemand mit einer Art Meissel oder Keil Steine gespalten hat? Wir haben nämlich noch einen weiteren Steinehaufen am Mahlgastsee gesehen, ca. 200m/300m von der oben beschriebenen Fundstelle. Diese zweite Stelle ist viel kleiner und zeigt auch solche “Meisselspuren” (siehe Bilder). Bitte meine mangelnde Terminologie zu entschuldigen…