Steinwerkzeuge / Abschläge?

Hallo Schoersch,
da kann man sich pauschal bei Oberflächenfunden überhaupt nicht festlegen.
Da spielen recht viele Faktoren mit rein.
Handelt es sich bei dem Acker um eine Fläche die z.B. über Jahre in Hangrichtung bewirtschaftet wurde oder wird quer zum Gefälle gepflügt, wie lange wurde das Feld bewirtschaftet wie ist die Bodenbeschaffenheit, handelt es sich um einen Platz mit Paläolithischen Artefakten oder sind wir im Mesolithikum oder Neolithikum unterwegs. Eine große Rolle spielt natürlich auch die Belegungsdauer des Siedlungsplatzes. Ich kenne Siedlungen die über die Bandkeramik, Stichband, Rössen bis in die Bronzezeit besiedelt waren und dies alles auf ca. 2.000 bis 3.000m². Bei Paläolithischen Fundstellen ist es gut möglich das nur alle 3 bis 5 Jahre mit einem als Werkzeug genutzten Artefakt gerechnet werden kann. Meine Erfahrungswerte beruhen auf einigen Jahrzehnten Feldbegehungen.
Beste Grüße
Bucentaur

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Moin,

@ Bucentaur,

ganz hervorragende, ausführliche Darlegung :+1:

Und nun muss man sich vorstellen, dass Prospektionsflächen auch mal 30.000 m² oder gar 300.000 m² und größer sind.

Bei mir ist es so, dass mitunter ein Jahr übers andere ein völlig anderer Acker vorliegt.
Auf einem Acker 2000 m x 600 m (!) gab es über Jahre Leerstellen (Null Funde, nur artifizielle Trümmer) und dann plötzlich feine Artefakte.
Ebenso ist plötzlich ein Fundplatz leer, der über Jahre viele Artefakte hergab.

Ein Fundplatz brachte einige Kerne - prima - ein “Werkplatz”, da kommt noch mehr!
Dachte ich. Mitnichten, seit Jahren nur Müll.

Selbst über Jahrzehnte kann man kaum eine belastbare Aussage über Fundvorkommen machen.

Fazit: Eine Erhebung des Fundaufkommens ist immer nur eine Momentaufnahme.

Gruß

Jürgen

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@StoneMan,
genau so ist es,
ähnliches erlebte ich auch
Beste Grüße
Bucentaur

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Toll, ehrlich danke für die ausführlichen Schilderungen! Vorallem spannend zu hören wie Fundplätze so starken Schwankungen unterliegen. Das liegt dann bestimmt an anderen Landwirtschaftlichen Praktiken, oder? Mein erster Fundort wird nicht mehr gepflügt, der Bauer grubbert nur und dann kommt vor dem Mais Glyphosat drauf :frowning:
Beste Grüße,
Schoersch

Moin,

@ Schoersch,

weißt Du den Unterschied der Plätze bezüglich der jeweiligen Belegungsdauer im
Paläolithikum, Mesolithikum und Neolithikum?

Gruß

Jürgen

Bis jetzt nur frühe BZ, und weil nicht mehr gepflügt wird, kommt nichts mehr hoch. Ist eine bekannte Fundstelle. Ich bin im Winter nochmal dort, mal gucken ob doch noch was zu finden ist…

Moin,

@ Schoersch, so ganz verstehe ich Deine Antwort nicht.

Ich fragte, ob Du die Unterschiede von “Fundplätzen” der jeweiligen Kulturstufen des Paläolithikums, Mesolithikums und Neolithikums kennst.

Bucentaur hatte doch bereits erwähnt, dass die Belegungsdauer eine Rolle spielt. Weiter erwähnt er, dass auf paläolithischen Fundstellen mitunter nur alle paar Jahre mit einem Werkzeug gerechnet werden kann.

Auf mesolithischen Fundstellen kann das schon recht günstiger sein. Auf neolithischen Fundstellen ist die Situation oft deutlich besser.

Jetzt frage ich Dich, warum ist das so? Hängt es (nur) von der Landwirtschaft ab, oder gibt es dafür andere Umstände?

Gruß

Jürgen

Moin Jürgen,
Nein, genau kenne ich die Unterschiede natürlich nicht. Die Frage hab ich etwas falsch aufgefasst. Ich kann mir vorstellen dass die Ablagerungstiefe eine grosse Rolle spielt. Darüber hinaus ist sicherlich die Art der Nutzung entscheident. Also Neolithikum, permanente Siedlungen, Mesolithikum saisonale Quartiere, Jungpaläolithikum Jagdlager, und darüber hinaus verschwimmt meine Vorstellungskraft :slight_smile:
Beste Grüße
Schoersch

Moin,

ja, soweit trifft es zu.

Dabei trägt die nur ~ 100-jährige landwirtschaftliche Intensivbearbeitung der Felder keine große Rolle angesicht von Artefakten, die bereits seit 5.000, 50.000 und gar 500.000 Jahren in der Erde liegen.

Bis zur “Neolithischen Revolution” waren die Menschen Nomaden. Diese Menschen verweilten nicht lange auf ihren Rastplätzen.

Seit etwa 1975 bin ich auf den Feldern überwiegend in Dänemark und vor allem Norddeutschland sporadisch unterwegs. Immer nur für kurze Zeit.
Mein Fundus ist vermutlich 99 % neolithisch, 0,75 % mesolithisch.

Die Anzahl meiner Funde kann ich ad hoc nicht nennen - 1000? 2000?
Nur etwa fünf meiner Funde sind spätpaläolithisch.

Tatsächlich ist es auch so, dass in den letzten Jahren in Norddeutschland immer mehr paläolithische Fundstellen “auftauchen”.

Von einem dieser Plätze konnte ich einen beidflächig bearbeiteten “Schaber oder untypische Blattspitze” vom Neandertaler in Händen halten. Den Finder treffe ich in den nächsten Tagen wieder.

Gruß

Jürgen