Steinzeitlicher Schmuck?

Hallo zusammen,

Ich habe heute am Strand einer Steilküste in der Lübecker Bucht einen Stein mit leicht metallischen Glanz (Anteile von Pyrit/Markasit o.ä.?) und einem nahezu perfektes Loch gefunden.

Ich wollte mal erfragen ob es sich hierbei um ein vorzeitliches (Schmuck)Stück handeln könnte.
In Küstenanschnitt ist für neolithische Funde bekannt.

Eine etwaige Meldepflicht ist mir bekannt, jedoch wollte ich mich nun auch nicht wegen eines Lochsteins bei der Denkmalpflege melden.

Vielleicht bekomme ich ja hier eine erste Einschätzung.

Vielen Dank im Voraus!




Hallo @yannickHL,

die mitlesenden Fachleute werden nötigenfalls korrigieren, aber das sieht mir eher nach einem Gewicht eines Fischernetzes aus, als nach einem Schmuckstück.

Gleichwohl ein Fall für eine Meldung an das zuständige Landesamt. :wink:

Gruß, Timo

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Moin,

Vielen Dank für deine Antwort!
Kurz hatte ich daran auch gedacht, es jedoch verworfen, da es 1. aus Stein ist (kein zwingendes Ausschlusskriterium) und zweiten nur wenige Gramm wiegt (leider habe ich gerade keine geeignete Waage ich würde jedoch auf maximal 20-30 Gramm schätzen).

Besonders aufgrund des geringen Gewichtes erschien es mir für die Fischerei ungeeignet. Vergleichsfotos die ich gefunden hatte zeigte eher faustgroße Steine.

Jedoch muss ich ergänzen dass ich absoluter Laie bin und gerne dazu lerne!

Moin Jannick,
ich würde allerdings auf einen “Hühnergott” tippen. Findet man nicht oft, aber auch nicht selten an unseren Küsten. :wink: Meistens in Feuerstein, aber auch in anderen Gesteinsarten.

huehnergoetter

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Nachtrag:

Ein Kriterium, um bei deinem Stück eine neolithische Perle auszuschließen, ist das Loch. Wäre es von Menschen gemacht, wäre es konisch, wie auf diesem Foto zu sehen. Bedingt durch den Prozess des Bohrens. Bei Hühnergöttern ist der Durchmesser durchgängig gleich.

neolitisch

Quelle: Antiker Amazonit aus Afrika/Niger, Neolithikum - Handelsperlen.com

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Auch hier vielen Dank! Mittlerweile habe ich Kontakt zur Denkmalpflege aufgenommen. Ein klassischer hühnergott ist es nicht. Hierbei werden meist kalkhaltig Einschlüsse ausgewaschen, weshalb diese oft aus flint oä Mineralien sind. auch wenn ich das Mineral nicht genau bestimmen kann wirkt es eher nicht als hätte es solch leicht korrodierende Einschlüsse und auch ein Säuretest spricht gegen Kalkanteile. Weiterhin habe ich aus dem baltischen Raum durchaus vergleichsbilder von Steinperlen mit geraden Durchbohrungen gefunden.

Ich bin gespannt auf die Meinung der Denkmalpflege, inzwischen konnte ich recherchieren, dass nur wenige Kilometer entfernt über 10.000 neolithische Fundstücke bei der Ausbaggerung des Hafenbeckens gefunden wurden (Lübeck Schlutup).


Bild

Ja, auch ich kenne prähistorische Steinperlen mit geradem Loch. Aber die lassen dann auch bei der Formgebung der Perle mehr Gestaltungswillen erkennen. Siehe z. B. hier:

Und meist sind die Löcher dann auch bikonisch, siehe hier:

Inzwischen schließe aber auch ich nicht aus, dass es sich um ein Artefakt handeln könnte. Denn es scheint sich um ein metamorphes Gestein zu handeln, in dem durch z.B. Seelilienstängel wohl eher keine Hohlräume entstehen können.

Aber frag doch noch einmal bei den Steinkernen an, ob das Loch natürlich entstanden sein kann,. Und wenn ja, wie: Steinkern.de Forum - Frage & Antwort für Einsteiger

Also: Auch ich bin gespannt auf Meinung der Denkmalpflege! Halte uns bitte informiert. :slightly_smiling_face:

Hey vielen Dank für deine Mühe und Recherche!
Ja mit dem Gestein habe ich mich nun auch genauer befasst. Allerdings kann ich hier nur auf Prognosen und Vergleiche zurück greifen (vielleicht Hornblende - absolut geraten).

Ich habe deinen Tipp mit den Steinkernen mal umgesetzt, vielleicht kommt dort noch eine weitere Idee auf.

Mit der Formgebungen hast du objektiv recht, allerdings wünsche ich mir natürlich schon einen Fund :sweat_smile:

Die Symmetrie lässt allerdings zu wünschen übrig.

Aber vielleicht äußern sich ja auch die lokalen Experten der Denkmalpflege in kürze.

Im Hinblick auf das Gestein bin ich hier gelandet:

Sphärolith-Porphyr:
http://kanalmusik.de/wordpress%202/?p=6029

Glimmersyenitporphyr:

Charnockit:
https://www.kristallin.de/s1/varberg.htm

Kinne-Diabas:
https://www.kristallin.de/s1/f_kinne.htm

:slightly_smiling_face:

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Optisch würde ich hier mitgehen, offenbar gibt es auch hierdurchaus mit Hornblende gemischte Mineralien, wenn ich den Text hinter dem Link korrekt interpretiere. Beim bestimmen von Mineralien kann ich allerdings auch auf kaum Fachwissen zurückgreifen. Zuerst hatte ich mich sogar die die Richtung von dunkel gefärbten Naphrits „verirrt“, da ich aus diesem Material neolithische Funde online gesehen hatte.

Ich würde sagen ab hier bin ich dann Ratlos :sweat_smile:

Nephrit (Achtung wird oft mit Jade gleichgesetzt) wird’s wohl eher nicht sein, wäre doch eher untypisch so dunkel. Aber man sieht an Hand der Fotos vielleicht warum mir das nähere bestimmen schwer fällt…


Kleines Update: die Denkmalpfleger sehen in dem Loch durchaus eine menschengemachte Bohrung.

Zu Verwendung oder Material gibt es jedoch noch keine bessere Einschätzung. Kommende Woche soll sich ein Experte fürs Neolithikum die Fotos genauer ansehen. Eine Vorstellung des Objektes könnte aufgrund des Lübecker Inzidenzwertes und der Hauseigenen Regeln des archäologischen Amtes jedoch noch eine Weile dauern.

Schönes Wochenende und vielen Dank fürs Miträtseln!

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Hallo zusammen,

ich sehe das genau so wie AngelaW. Bohrungen sind eben oft nicht konisch. Hierbei denke ich zum Beispiel an durchbohrte Steine der Fundstelle Steinacker in Auggen im Markgräflerland oder an manche “Pfahlbau-Fundstelle” am Bodensee. Beide Bereich liegen ganz im Südwesten Deutschlands. Hier sind die Bohrungen zum Beispiel bei “Keulenköpfen” nicht konisch.
Wenn die Materialbestimmung rein auf der Grundlage eines Fotos sehr schwierig ist, kann ich dennoch nicht verschweigen, daß mich das Material stark an Amphibolit erinnert. Aus diesem Material finden sich im Oberrheingebiet immer wieder Steinbeile.

Grüße aus BW
Fedrahannes

Hallo zusammen,

ich war heute Vormittag bei der Denkmalpflege und habe das Stück dort vorzeigen dürfen.
Die zuständige Archäologin hat das Stück als eindeutige von Menschen durchbohrt identifiziert.

Solch gleichmäßige Bohrungen sind ihr durchaus bekannt. Auch bei der Verwendung wäre sie bei einer Nutzung als Schmuckgegenstand.

Das Mineral konnte sie leider auf Anhieb bei einem so kleinen rundgewaschenen Stück auch nicht erkennen.

Sie möchte das Fundstück noch mit Kollegen besprechen und das Mineral bestimmen lassen.

Tatsächlich hat das Lübecker Magazin trotz zahlreicher Funde noch kein solches :slight_smile:

Einzuordnen ist das ganze vermutlich ins (späte) Neolithikum.

Klar dürfen Zweifel an der Meinung der Expertin weiterhin bestehen bleiben, ich bin mir der Auskunft jedoch soweit einverstanden :sweat_smile:

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Hallo,
ich besitze tatsächlich fast exakt den gleichen Stein - nur dass das Loch bei meinem nicht ganz durch geht.
Für mich ist es ein von außen glattgeschliffener Seeigel und das Loch könnte bei deinem ganz durch sein, weil er noch so lang im Wasser war (wie bei einem Hühnergott). ich habe meinen an Land gefunden. Bei mir hat sich das grünliche Äußere als Verwitterung oder Algenablagerung herausgestellt, denn ich konnte es vorsichtig entfernen. Damit will ich dir nicht raten, daran rumzuscheuern aber hast du mal vorsichtig versucht, ob du von der Kruste an einer ganz kleinen Stelle etwas abkratzen kannst?
Er ist auf jeden Fall wunderschön!
Liebe Grüße!