Terminologie Archäologie Steinzeit

Hallo und Danke an euch für die wirklich sehr interessante Erläuterung. Die Frage hat sich sicherlich schon fast jeder Steinzeit Enthusiast mal gestellt. Es scheint zumindest etwas verständlicher.
LG
Schoersch

Moin,

“Kurzfassung für Shard”

Diese willkürliche Auswahl von Schabern und Kratzern soll aufzeigen, dass die “Typisierung” von Artefakten zwar sinnvoll ist, aber die Bestimmung von Alltags- und Ad-Hoc-Geräten dennoch weiterhin schwierig bleibt.

Grundformen von Schabern und Kratzern werden in Joachim Hahns Artefaktmorphologie, sowie Jürgen Richter im Floss zwar genannt, aber nicht fixiert.

Es wird sogar angestrebt keinen Unterschied zwischen Schabern und Kratzer vorzunehmen. ( “AG Steine – Definitionen zum Silexmaterial des Neolithikums in Norddeutschland”, von Moritz Mennenga et all. 2013, Lübke 2000) .

Oft bleibt es mitunter offen, für welche Arbeiten Schaber oder Kratzer (wie wir sie als solche benannt haben) verwendet wurden.

Schabende, kratzende oder schneidende Funktionen könnten allenfalls mittels Gebrauchsspurenanalyse ermittelt werden.

Berücksichtigen muss man, dass das vorgestellte Fundspektrum aus einem neolithischen bis mesolithischen Zeithorizont im Norden Deutschlands (Ostsee) stammt (Ausnahmen der kleine Klingenkratzer K07 aus DK / Møn, der Doppelkratzer K08 aus Niedersachsen).

Der Zeithorizont ändert sich geografisch Richtung Süden das Inventar ebenfalls.
Beispiel, die im Norden sogenannten “Löffelschaber” und auch “Scheibenbeile” fehlen im Süden Deutschlands anscheinend gänzlich.

Im Kontext von vorgestellten Artefakten mittels Beschreibung und Bildern, ist die “exakte” Bezeichnung ja doch zweitrangig – wir sehen, um was es sich handelt.

. . . . .

Alle Artefakte zeigen die Dorsalseite. Die Grundformen sind nicht alle klar zu bestimmen.

Die Arbeitsbereiche sind farbig markiert.

Detailansicht zu Schaber S 01

Detailansicht zu Kratzer K 05

Die Bilder können durch Antippen mit der linken Maustaste vergrößert werden.

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Super Jürgen,

Ich denke die Erläuterungen dürften nicht nur für mich interessant sein! :clap::smiley:

Gruß Shard

Hallo,
Jürgen, sehr schön aufbereitet!
Das man keinen Unterschied zwischen Schabern und Kratzern anstrebt kann man so pauschal für den Süden jedenfalls sicher nicht feststellen!
Meine Verbindungen zu aktiven Paläolithikern und deren Aussagen lassen dies so pauschal einfach nicht zu. Der diesbezüglich zu beachtende Zeithorizont im Süden, belegt durch Schaber (bis 300.000Jahre alt) bis zu den Kratzern des Neolithikums lassen dahingehend eine “Gleichstellung” einfach nicht zu. In Bayern ist mir bislang jedenfalls noch kein Schaber aus dem Neolithikum bekannt. :wink:
Ich glaube das wird noch ein sehr zähes ringen und ein Ende werden wir nicht mehr erleben. :slightly_smiling_face:

Beste Grüße

aber, demnächst, also spätestens im August 23 soll wohl das Buch von Prof. Uthmeier, Thorsten / Mischka, Doris die “Steinzeit in Bayern” erscheinen.
Ein die kompletten “Steinzeiten” umfassendes Werk.
Ich bin gespannt wie man sich zu Schabern und Kratzern äußert, aktueller geht es dann ja nicht mehr.

Beste Grüße

Moin,

@ Shard, Bucentaur, Danke fürs Lob.

@ Bucentaur,

“AG Steine” bezieht die Definitionen ja lediglich auf das Inventar des Neolithikums in Norddeutschland.
Doris Mischka ist da ja sogar auch eingebunden.

Diesem Vorhaben sehe ich gelassen entgegen. Was ich mir aufgrund meiner persönlichen Erfahrung mit dem archäologischen Umfeld im Norden überhaupt nicht denken kann, dass aus unseren “Löffelschabern” (in DK skeskraber") ein “Löffelkratzer” wird.

In dem Artikel " AG Steine – Definitionen zum Silexmaterial des Neolithikums in Norddeutschland”, wird ja auch das Problem der Verwechslung aufgegriffen.

Zitat: Außerdem soll so einer Verwechslung mit mittelpaläolithischen Schabern vorgebeugt werden.

Bei euch da unten wird alles beim Alten bleiben.

Nur was passiert dann, wenn das Mittelpaläolithikum immer öfter gefunden wird - was zurzeit ja im Norden Schleswig-Holsteins passiert.
Was für einige als unvorstellbar galt, ist gerade vollbracht. Der Neandertaler ist im Norden durch neue Funde belegt (ich hatte sie in der Hand).
Das Mittelpaläolithikum verschiebt sich immer weiter nach Norden bis nach Skandinavien und gar Eurasien.

Es bleibt spannend.

Servus

Jürgen

Hier einmal der Link zur erwähnten Arbeit > Klick <

:blush:

Hallo Jürgen,
ja, wenn man das Landschaftsbild und die Geographie der Küstennahen Gebiete in Deutschland zur Zeit des Neandertalers betrachtet verwundert es nicht, dass dessen Hinterlassenschaften auch dort zu finden sind. Ich bin gespannt was da die Zukunft noch bringt.
Ich habe ja in meinem kurzen Beitrag auch nur auf die Situation der Artefaktdefinition im Süden hingewiesen. Das dies im Norden etwas anders aussieht ergibt sich ja aus deiner hervorragenden, mit Fotos staffierten Erläuterung.
Beste Grüße