Als 2019 am Ende meiner Nordperu Reise das Larco-Herrera Museum in Lima noch auf dem Programm stand, betrat ich das Gebäude ohne die Erwartung irgendetwas Besonderes dort vorzufinden. Doch es sollte einer der aufregendsten Tage der Reise werden! In den Räumlichkeiten mit Mochica Kunst fiel mein Blick alsbald auf ein bestimmtes für die Kultur typischen Gefäße und von einer Sekunde auf die andere ging mir das Herz auf:
Ich sah einen rothaarigen, bärtigen Menschen mit heller Haut. Er war nackt und die Hände waren wohl auf dem Rücken gefesselt. Die roten Haare waren zu einem Zopf geflochten. Auffällig auch das Ohrgehänge, aber vom Phänotyp sah er gar nicht wie ein Indigener aus, sondern eher wie ein Europäer. Was war das für Mensch? Eine Kriegsbeute der Mochica? Ein gefangener Chachapoya-Krieger oder gar ein “bärtiger weißer Gott”, die in den Sagen und Mythen zahlreicher Völker Mittel- und Südamerikas ihren Niederschlag finden, oder sogar beides? Jedenfalls muß dieser Mensch so bedeutend gewesen sein, daß die Mochica sein Schicksal auf einem für ihre Kultur typischen Gefäß festhielten.
Die Mochica-Kultur hatte ihre Hochzeit lange vor Entdeckung Amerikas durch Kolumbus. Ist da noch die vielfach geäußerte These, die die Existenz rothaariger europäisch anmutender Menschen in Nordperu mit der Ankunft der spanischen Eroberer verknüpfen, haltbar? Ich glaube nicht!
Danke für den Kommentierung Geognost. Auf der Suche nach weiteren Beweisen, könnte ich Dir das “Museo Tumbas Reales de Sipan” bei Chiclayo empfehlen. Dort findest Du ein Mochica-Gefäß ausgestellt, das genauso faszinierend ist! Es zeigt einen europäisch anmutenden Menschen mit einem richtig schönen Rauschebart, Typ: Griechischer Philosoph. Wäre da nicht auch der opulente Ohrschmuck, wäre der “griechische Philosoph” perfekt. Leider herrscht im Museum Fotografieverbot und so fehlt mein Bildnachweis.
Gruß von Boadicea12
Nebenbei, hast du eine Ahnung, ob diese Artefakte jemals im Labor auf ihr Alter geprüft wurden, oder erfolgte die zeitliche Einordnung ausschließlich nach stilistischen Kriterien?
Erst mal vorab, dass ist ein vielschichtiges Thema und leider wird hier von Phantasten immer alles in einen Pott geworfen
Die Geschichte mit den “weißen” Göttern stammt aus Mexiko und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erlogen.
Nun wird diese Geschichte überall wo ein Bart auftaucht angeführt, obwohl eins mit dem anderen nichts zu tun hat. Bestes Beispiel ist die Aussage “Mann mit rotem Bart” ! Nein, der Bart ist nicht rot, sondern die Keramik ist in zwei Farbtönen gehalten.
Roter Bart muß nicht rot sein !
Dann kann man sich auch fragen, warum soll es keine Männer mit Bärten gegeben haben ? Die meisten haben asiatische Gesichter.
Ein gutes Beispiel sind die Olmeken, dort gibt es Statuen mit “negroiden” Gesichtern und mit “asiatischen” ! Ähnliche Menschen findet man auf den Pazifikinseln.
Ganz egal, ob es noch Erbgut aus vergangenen Zeiten war oder Kontakte über See !?
Olmeken
Dann gibt es da noch den Schöpfergott mit langem Bart. Wenn der Bart grundsätzlich bekannt war, warum sollte dieser Gott aus mythischen Erzählungen keinen Bart haben ?
Übrigens sind die Figuren tatsächlich aus Museen. Ich habe mal auf spanisch gesucht und im angegebenen Museum stehen solche Bartfiguren.
Ich muß da erst noch recherchieren, aber die Inkas und möglicherweise eine Vorkultur sollen Leute aus fernen Inseln empfangen haben. Vielleicht vom Pazifik !
Andere schreiben, dass Chinesen früher als Kolumbus bereits da waren.
Also nicht alles was Bart hat gleich als die “weißen” Götter interpretieren und das können nur Kelten mit roten Bärten gewesen sein.
Die Filme muß ich mir noch in Ruhe anschauen Es sind drei und die gibt es auch mit deutschem Text !
Polynesien
Teil 1
Teil 2
Teil 3
___________________________________________–
Das hier habe ich gesucht. Davon gibt es auch ausführliche Literatur.
ZITAT:
Laut einem Bericht des spanischen Chronisten Pedro Sarmiento de Gamboa sollen die Inkas zu seiner Regierungszeit Inseln Polynesiens mit einer Flotte aus Balsaflößen erreicht haben. Túpac Yupanqui habe alle Seefahrer, insbesondere jene aus fernen Ländern zu sich bringen lassen. Unter diesen befand sich ein Mann, der berichtete ihm, dass er aus einem Land jenseits des Meeres gekommen sei und dass es auf dem Weg dorthin viele Inseln gäbe. Der Inka habe befohlen, zahlreiche Flöße zu bauen. ENDE
Aus diesem Chinesen mit Bart kann man jederzeit den Schöpfergott machen !
Kann ich Dir nicht beantworten, Timo! Aber ich denke, dies und andere Fragen die das Objekt aufwirft, ließe sich mit einer Anfrage beim dortigen Museum klären!
Grüße von Boadicea12
Sorry, daß ich Dich korrigieren muß, Kurti! Geschichten von “bärtigen weißen Göttern” gibt es nicht nur Mexiko, sondern sind auch im Norden Perus bekannt. Auf meiner Reise wurde mir eine solche auch in Cajamarca erzählt.
Beste Grüße von Boadicea12
es kommt immer auf den Kontext an, denn unter den gegebenen Umständen sagen solche Berichte erst mal gar nichts. Sicher gibt es im gesamten Lateinamerika die Geschichte der damaligen Eroberung und darüber kann sich ein solcher Mythos verbreiten. Solche Dinge muß man schon gründlicher erforschen.
Du hast jetzt da die " roten " Haare und Bart in die Welt gesetzt. Als Autor eines Buches kannst du das schnell verbreiten usw.usf.
Man sieht das ja so schön bei den " Präastronauten". Die quasseln heute noch von den abgebildeten Panzern und Hubschraubern im ägyptischen Tempel. Es gibt bei den Nazcas auch den Mythos vom Regengott der wegflog und versprach wiederzukommen. Dieser Mythos ist wahrscheinlich seinerzeit bei einer langen Trockenperiode entstanden. Bei den Präastronauten ist das natürlich ein Außerirdischer mit seinem Raumschiff gewesen !
Wenn man forscht, dann muß das alles ein Bisschen fundierter geschehen, denn einmal die falsche Prämisse gewählt und schon ist man auf dem Irrweg !
Du siehst ja wie schwer sich die Wissenschaft tut, obwohl die bessere Voraussetzungen haben.
Es gibt genügend Mythen, die sich unter den Völkern verbreitet haben. Siehe z.Bsp. unsere Märchen, die kennt man in ganz Europa. Warum sollten sich z.Bsp Geschichten eines Volkes in der frühen Neuzeit nicht in Lateinamerika über Literatur und Weitererzählungen verbreitet haben ? Zumal sie ja von den neuen Herren des Landes erfunden und verbreitet wurden.
Auch durch die Christiansierung wurde so mancher Mythos verfälscht und vermischt.
Das heißt aber nicht, dass ich grundsätzlich solche Vermutungen wie Kontakt mit Kelten, Phöniziern, Wikingern , Chinesen und Polynesier ausschliesse.
Man darf es sich nur nicht so einfach machen. Auch H.Giffhorn hat viele Indizien zusammengetragen, aber manchmal hat er sich sehr blind gestellt. Was er sehen wollte sah er und was nicht passte sah er eben nicht !
content://com.android.chrome.FileProvider/images/screenshot/1692878811783913459829.jpg
Das ist das Kopfteil eines Chachapoya-Sarkophags (mit Bart/Nasenbluten!) im Museo Nacional de Peru. Irgendwie erinnert mich das an content://com.android.chrome.FileProvider/images/screenshot/16928794026821172231572.jpg
Ein Beweis für die preußische Expansion in Südamerika https://www.timediver.de/Peru_Lima_Museen.html
da scheint mir bei meiner Peru-Reise doch glatt etwas durch die Lappen gegangen zu sein! Aber wenn selbst Kurti da ein kleines Bärtchen zu erkennen glaubt, kann ich nur sagen: Gute Arbeit! Danke für den wichtigen Beitrag!
ich setze nur das in die Welt, was meine Augen mir zeigen! Und ich sehe nun mal einen Bart und einen roten Haarschopf! Du hast sicher gehört und/oder gelesen, daß rothaarige Menschen in bestimmten Regionen im Norden Perus durchaus nichts Unübliches sind. Aber ich habe nicht das Gefühl, daß Du das verinnerlicht hast. Deshalb ein Tip von mir: Falls Du mal die Gelegenheit haben solltest nach Chachapoyas zu reisen, dann kann ich Dir nur empfehlen, im gleichnamigen Hotel zu übernachten. Dort hat im Jahr 2019 eine Chachapoya-Frau mit ihrer damals etwa 12 jährigen Tochter gearbeitet. Vielleicht tun sie es auch heute noch. Ihre Besonderheiten: Sie hatten die gleichen roten Haare, wie das nackte Mochica-Objekt. Man muß also die roten Haare nicht “erfinden” oder in die “Welt setzen”, sie sind existent! Mit etwas Glück kannst Du die Träger oder Trägerinnen der roten Haare im Chachapoya-Land in ihrem Alltag antreffen. Sei auch nicht allzu sehr überrascht, wenn noch mehr Hinweise auftauchen sollten, die zeigen könnten, daß ihre Geschichte älter als die des Kolumbus ist. Vielleicht kann ich auch noch ein wenig dazu beitragen…
Aus den Farben der Keramik kannst du nicht auf Farben schließen, die die Objekte tatsächlivh hatten.
Heutige , blonde, rothaarige Menschen kannst du als wissenschaftlichen Beweis nicht hernehmen.
Dazu müßte man Untersuchungen machen und diese haben bisher keinen Hinweis auf Kelten gegeben.
Das Sarkophagstüch von Chontamenti hat meinetwegen einen Bart, aber das ist ja hauptsächlich über die Moche-Keramik nahezu unstrittig.
Jedenfalls kann man von den Keramikfarben nicht auf die Farbe der Haare, der Augen usw.schließen.
Denk an die Rot-schwarzw Keramik der Griechen. Waren die Griechen alles schwarze aus Afrika.
Rote Haare ? Rote Augen ?
Danke für Deinen Kommentar Kurti! Im Gegensatz zu Dir komme ich zu dem Schluß, daß der Hersteller des Gefäßes einen wichtigen Moment in der Geschichte der Mochica festhalten wollte und das möglichst detail- und farbtreu. Aber da kommen wir wohl nicht mehr zu einem Konsens! Schönes WE