Verlegung des sächsischen Landesmuseums für Archäologie

Hallo, das sächsische Landesmuseum für Archäologie wird von Dresden (Japanisches Palais) nach Chemnitz in ein ehemaliges Kaufhaus verlegt. Was denkt Ihr dazu? Mal abgesehen davon das der Umbau des Kaufhauses möglich ist, ist es der richtige Schritt? Ich denke das Archäologiemuseen ohnehin nicht so stark frequentiert sind, so dass eine zentrale Lage (wie am Elbufer in Dresden) eher noch Leute (die nicht zu denen gehören die ohnehin soetwas besuchen) motiviert das Museeum zu besuchen als ein Standort weit ab sonstiger wichtiger Museen. Was denkt Ihr?

Die Frage ist ja erstmal…warum verlegen sie es denn überhaupt?

Erinnert mich an die Verlegung des “Westfälische Landesmuseum für Archäologie” von Münster nach Herne. Wobei Chemnitz wahrscheinlich noch eine Weltmetropole gegen Herne ist. Da sind eigentlich nur alleine politische Interessen hinter denke ich, da will irgend ein Politiker einfach ein bisschen seine Heimatstadt aufhübschen und schwupps werden Museen verlegt und man wundert sich anschließend, dass die Besucherzahlen einbrechen.

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Das Kaufhaus Schocken ist ein Gebäude aus der Zwischenkriegszeit und zuletzt in der DDR als Centrum Warenhaus genutzt. Die Schockens waren Juden - insofern wundert es mich noch immer den Staat als Besitzer des Hauses zu sehen. In Westdeutschland firmierten diese Warenhäuser unter “Horten”. Von der Architektur (lange Fensterbänder, niedrige Decken) ist das Gebäude meiner Meinung nach als Museum eher weniger geeignet. Das japanische Palais ist im 18. Jahrhundert gebaut worden um die Porzellansammlung August des Starken präsentieren zu können. Es ist also als höfisches Museum geplant worden. Übrigens: an der Gestaltung des historischen Grünen Gewölbes, die auf ihn zurück geht, sieht man das er Ahnung von soetwas hatte. Die Porzellansammlung ist heute gut im Zwinger untergebracht. Das Museumfür Archäologie ist seit den zwanziger Jahren im japanischen Palais zuhause gewesen. Chemnitz ist unter den größeren sächsischen Städten die Stadt mit den wenigsten Museen und kulturellen Einrichtungen. Es ist eine ehemalige Industriestadt eben. Als Argument pro Chemnitz könnte dienen das Chmnitz zentraler in Sachsen liegt als Dresden oder Leipzig. Eine wirkliche Begründung warum das Museum nach Chemnitz gehen soll wurde bisher nicht gegeben. Das Widersinnige ist: das Landesamt für Archäologie bleibt in Dresden!

Ich vermute mal, der Hauptgrund für die Verlegung war, dass im Japanischen Palais nicht genug Platz für eine vernünftige Präsentation nach modernen Museumsmaßstäben vorhanden ist. Immerhin sind ja dort noch zwei weitere Museen untergebracht. Ein Standort ganz allein für die Archäologie ist daher schon sinnvoll. Ob Chemnitz dafür jetzt die richtige Wahl war, weiß ich nicht. Ich war bisher noch nie dort und das betreffende Kaufhaus kenne ich auch nicht aus eigener Anschauung. Ich vertraue einfach mal darauf, dass die zuständigen Personen gute Arbeit leisten und daraus ein schönes, modernes Museum zaubern. Und wenn dadurch ein bisschen mehr Kultur nach Chemnitz kommt, ist das natürlich auch eine gute Sache. Andererseits bin ich aber ein bisschen skeptisch. Zum einen finde ich es als Dresdner natürlich etwas schade, wenn uns ein Museum einfach so “weggenommen” wird. Zum anderen finde ich es als Archäologe auch etwas fragwürdig, dass die Archäologie in Sachsen damit jetzt dreigeteilt ist: Der Sitz des Landesamtes bleibt ja in Dresden, die einzige Studienmöglichkeit für UFG ist in Leipzig und das Landesmuseum wandert jetzt nach Chemnitz. Das finde ich persönlich etwas umständlich. Da ist mir Sachsen-Anhalt doch etwas lieber, wo alles wunderbar in Halle konzentriert ist.

LOL das ist so ziemlich das Gleiche wie mit Herne. Herne war für mich als Kind ein Stadtteil von Gelsenkirchen, nichts weiter. In Herne wollte man nicht tot übern Zaun hängen. Scheint Methode zu haben, das mit den Museumsumzügen. Wenn da mal nicht die … hinter stehen 8)

Ich kann mir auch nicht vorstellen, warum Karl-Marx-Stadt für dieses Museum prädistiniert sein sollte. Besucher dürfte es in Dresden entschieden mehr geben. Und das ist doch der Sinn von Museen, Leuten etwas nahe zu bringen. Oder irre ich mich da?

Hi zusammen, die Abstimmung funktionierte nicht, aber nichtsdestotrotz mein Senf dazu… Also, nach reiflichem Überlegen ist die Entscheidung m.E. die richtige. Es stimmt, daß das einmalige Ambiente in Dresden nicht zu toppen geht, auch die Aufsplittung der Fachbereiche ist ein Negativfakt. Aber man muß auch bedenken, in Dresden ist das Museum nur eins unter vielen anderen. Die weitaus meisten Besucher fahren nach DD um die architektonischen Meisterwerke, die Gemälde- und Porzellansammlungen zu bestaunen und auf der Elbe herumzuschippern… Die Neuaufstellung in Chemnitz (ex- Gorl-Murgs- Stodd) birgt hingegen sowohl für das Museum als auch für die Stadt gewisse Vorteile. Durch das zwangsläufig in Chemnitz befindliche Naturkundemuseum mit dem versteinerten Wald werden hierhin Leute gezogen, welche sich auch für ältere Sachen interessieren, als die “moderne Goldfoliengeschichte”, die Dresden repräsentiert. Diese werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch das AM frequentieren, wie auch der Besucher"strom" in der anderen Richtung laufen wird. Chemnitz erhofft sich dadurch natürlich auch einen Besucherzuwachs. Für die Museumsbestände kann solch ein Umzug auch gut von Vorteil sein, da mit einer Neukonzipierung der Ausstellung oftmals eine tiefgreifende Prüfung der Bestände einhergeht, was wiederum erfahrungsgemäß zu einigen interessanten “Überraschungsfunden” führen kann. Der Neuaufbau einer Sammlung nach modernem Maßstab (natürlich kein Disney-Pro7-Kram) kann auch wieder jüngere Leuts in die Museen bringen… Also warten wir´s ab, wie sich die Geschichte entwickelt. Gruß Irminfried

Hallo zusammen. Auch das Landesamt wird im Rahmen des goßen Behörden-Monopolys bis 2020, als letzte im Bunde, nach Chemnitz umziehen. Siehe: Mit dem Archäologischen Landesmuseum in Chemnitz will man sich an prominenter Adresse groß repräsentieren und hofft damit, unter anderem, dem Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle etwas entgegensetzen zu können. Das Ausstellungskonzept und der Vorentwurf können hier abgerufen werden: Gruß, Eres.

Hi Eres, danke für den Link.:b: Das Konzept sieht schlüssig aus! Mal sehen, ich laß mich gerne überraschen… Gruß Irminfried

Interessant klingts…wie es umgesetzt wird, wird man sehen…ich denke aber, dass das kaufhaus doch mehr möglichkeiten bietet, als der japanische palais… dasvertrauen auf “die werden das schon richtig einschätzen” halte ich aber für etwas zu naiv. gerade die baukosten werden ja in der regel etwa um die hälfte falsch geschätzt :grin: mein lieblingssatz des konzepts ist: “Der Tisch morpht sich dynamisch über die Eiszeiten, die Besiedlung des Landes und der Hohen Konolisation in die heutige Landschafts Sachsens” Find ich super :grin: Vor allem da “morpht” und “dynamisch” extra fett gedruckt sind, damit man sieht, wie toll man da bestimmte wörter, die offensichtlich in so einem konzept vorkommen müssen, verbaut hat :grin: Ist denn schon abschätzbar was man da an Eintritt zahlt und wie das mit Führungen etc. aussieht? Ich war vor kurzem im Vasamuseum, was meines erachtens vorbild für sämtliche museen die mit archäologie hantieren, sein sollte…Führungen (etwa halbstündig) waren komplett im eintrittspreis von 110(bzw. 80 für studenten) SEK(etwa 11 bzw. 8 euro) inbegriffen, und zwar in sämtlichen sprachen, die man so sprechen kann…Alles war mehrsprachig erklärt und zwar so, dass es auch normale menschen verstehen. (Die Beschriftung “Schwertortband”, “Kanope” oder “Percussionsgewehr” usw. an einem Fundstück wird dem großteil der Museumsbesucher sicher nicht besonders viel freude verschaffen, weil er nicht weiß, was das sein solll)

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So was nennt man Buzzwordbingo. :grin: Was dabei wirklich raus kommt muss man abwarten. Wahrscheinlich wird kein Besucher das verstehen. Nen läppisches Video hätte da wahrscheinlich mehr gebracht.

Hi, ich bin aus dem Urlaub zurück. Zuallererst: ich freue mich das die diskussion weitergelaufen ist! Danke für diese Diskussion! Dank auch an Eres für die Verlinkung zur Pressemitteilung der Verlegung des Landesamtes. Diese Verlegung war mir entgangen. Zum Ausstellungskonzept: ich bin sehr skeptisch. Die letzte Landesausstellung spielte sosehr mit den modernen Medien und vergass sosehr den Informationstext (sowohl als Audioguide als auch als Texttafel) dass für den schon vorgebildeten Laien ohne vorheriges Lesen des Essaybandes der Erkenntnisgewinn bei fast null war. Um es klar zu sagen: moderne Medien - gern wenn sie einen Verständnisgewinn bringen, aber nicht um jeden Preis.

so… es geht langsam los… HdA Chemnitz nimmt Arbeit auf… Gruß Irminfried

Ah da war ich letzten. Das ist da wo die Städte alle ein G im Namen haben. Gera, Gerau, Grünau, Glauchau, Gemniz, Zwigau. :P

Das Staatliche Museum für Archäologie in Chemnitz im ehemaligen Kaufhaus Schocken und wie es dazu kam ist wirklich ein Politthriller. Es begann in den 90ern damit das irgendeine Behörde unbedingt im Dresdner Ständehaus unterkommen wollte. Die Ansässigen: Tierkunde und Mineraliensammlung mussten weichen. Das Ganze wurde als Idee angepriesen: “4 in Einem” Sollte heisen 4 Museen im Japanischen Palais (Archäologie,Völkerkunde,Tierkunde,Mineralogie) Das Jap.Palais ohnehin schon zu klein für das Landesamt für Archäologie ,Museum für Vorgeschichte und Völkerkunde und zudem äußerst Renovierungsbedürftig wurde kurzerhand geräumt und die Ämter bzw. Museumsleitungen zogen nach Dresden Klotzsche An die Wetterwarte.Das LfA bekam Unterkunft in der ehemaligen Fliegerschule des Heeres,die Völkerkunde und die anderen heimatlosen aus dem Ständehaus bekamen den Johann Meyer Bau als Neubau im Gelände. Die damalige Landesarchäologien wollte natürlich ein eigenes Haus für eine Archäologische Dauerausstellung. Ans Palais im Großen Garten kam sie nicht ran, den Erlweinspeicher hatten andere gegriffen, das Kraftwerk Mitte war noch nicht soweit. Möglicherweise auf Empfehlung einer Politfreundin kam das Kaufhaus Schocken ins Gespräch. Es gab da so eine Clique CDU Frauen die politisch mit dem, erst Finanzminister und später Ministerpräsidenten Milbradt kunkelten. Das Ministercabinet hat dann den Neubau eines Museums in Chemnitz beschlossen und somit war er Gesetz. Milbradt und die damalige Landesarchäologin sind nun längst Geschichte. Nun müssen sich Sächsische Archäologen und Museumsleute damit herumschlagen. Jap.Palais sollte dann Porzellanschloss werden und was weiss ich noch,bisher gibt es keine bekannte Vision für das Haus und es verfällt noch mehr. Neuer Hausherr ist inzwischen die Senckenbergstiftung. Chemnitz inzwischen als Stadt der Moderne deklariert hat schon einiges an Museen zu bieten. Gunzenhauser, Industriemuseum und Steinerner Wald und Bald das Schocken? Termin wird immer wieder verschoben, April 2014 ist so ein Termin. Das ganze Landesamt nach Chemnitz zu bringen war Teil eines Sandkastenspiels von FDP und CDU unter dem Motto Moderner Staat 2020 und es galt soviel wie möglich Ämter in der Fläche zu verteilen, wegen der langjährigen Übervorteilung der Residenzstadt Dresden. Das Landesamt für Archäologie wurde dabei am Schluss dem Museum hinterhergeworfen. Dazu gibt es auch einen Cabinettsbeschluss, also Gesetz. Wer auf die Karte schaut merkt das Dresden doch ziemlich Zentral in Sachsen liegt. Nach allen anderen sächsischen Großstädten sind es ca. 60min Fahrzeit und von der archäologischen Funddichte ist Chemnitz eher Aussenseiter. Was die zu erwartenden Besucherzahlen für Chemnitz betrifft wird es sicher fraglich. Wahrscheinlich muss jeder sächsischer Schüler einen Pflichtbesuch leisten. Grundsätzlich ist es ja gut ein neues Museum zu bauen aber der Standort bleibt umstritten. Jedenfalls wird Dresden nun nur eine Barockstadt bleiben in der Weltöffentlichkeit, Meissen als alte Hauptstadt der Mark Meissen hätte eine Archäologische Dauerausstellung mehr als Verdient und mit der Burg einen schönen Rahmen gehabt, das war aber nie in jemandes Sinn. Das Museum in Herne erscheint mir aus der Ferne zumindest sehr modern und engagiert, ob das in Chemnitz auch gepackt wird werden wir sehen. Wie hieß es immer im Fussballstadion: “Sachsen macht Faxen”

Ich frage mich gerade ob es der richtige Weg ist, zu versuchen mit einem Museum eine Stadt attraktiver zu machen. Sollte es nicht eher umgekehrt sein. Sprich eine attraktive Stadt sich nicht ein Museum leisten? Es wird gejammert über die sinkenden Museumsbesucherzahlen, aber die archäologischen Museen werden nach Posemuckel verlegt. Man könnte fast glauben, aus den Augen aus dem Sinn. Ich habe nicht den Eindruck, dass das eine gute Entscheidung ist. Was meint ihr dazu?

App. Landesarchäologien, beide scheinen reine Politbesetzungen zu sein. Ich kenne keine wissenschaftliche Publikation zu für die sächsische Archäologie von Relevanz seienden Themen aus der Feder der Damen Smolnik oder Oxle. Wahrscheinlich stimmt das was mir kolportiert wurde, dass sie noch nicht mal eine Scherbe der blau-grauen Ware von einer der Lausitzer Kultur unterscheiden kann. Ehrlich, da wünscht man sich Leute wie Werner Coblenz zurück.