Zeichnen von Silex-Artefakten

Hallo,
da ich Artefakte so fotografiere, wie sie auch zeichnerisch korrekt dargestellt werden, brauche ich doch mal eure Hilfe.
Klar ist, Silex-Geräte werden mit der Spitze oder dem Arbeitsende nach oben dargestellt, es sei denn, es handelt sich um Äxte und Beile.
Nun steht in den Zeichenrichtlinien von “Archäologie in Sachsen-Anhalt” 3/05:
“Unbearbeitete Abschläge orientiert man mit der Schlagrichtung nach oben.”
In “Tabellen und Tafeln zur Grabungstechnik” von Andreas Kinne (8.Auflage 2016) sind Abschlag und Klinge nach unten ausgerichtet. Nun bin ich etwas verwirrt, zumal ich in den Zeichenrichtlinien nichts zu Kernsteinen finde, die ich mit der Schlagrichtung nach unten ausrichten würde. So ist es auch in den Tabellen und Tafeln dargestellt.
Was ist nun richtig?
Ich würde ja eine generelle Ausrichtung nach unten bevorzugen, wird Silex doch so geschlagen und die Spitzen und Arbeitsenden sind in der Regel auch distal angelegt.
Viele Grüße

Moin Sven,

so ist auch mein Kenntnisstand.

Meine Grundlage beim Zeichnen ist Stephan Veil “Hinweise zum Zeichnen von Steinartefakten”.
Er beschreibt die Orientierung ebenso wie in Sachsen-Anhalt.

Zudem ist es auch Standard in Dänemark, wie ich aus der Zusammenarbeit mit
dänischen Archäologen weis.

Es gibt einige Werke (ältere?), die nicht einheitlich Abschläge und Klingen ausrichten, ja gar andere
eindeutige Artefakte “irgendwie” ausrichten und auch “irgendwie” abrollen (Reihenfolge der Ansichten).

Stephan Veil schreibt aber, dass entsprechend der unbearbeiteten Abschläge und Klingen, die
mit der Schlagrichtung nach oben ausgerichtet werden, Kernsteine mit einer Schlagfläche nach
unten ausgerichtet sind.

Deine Intention, mit dem nach unten Schlagen, kann ich durchaus verstehen.

Ich selber finde es durchaus verständlich wie Stephan Veil es beschreibt, da einheitlich. Abschläge,
Klingen und auch Kernsteine mit der “Basis” nach unten darzustellen.

Gruß

Jürgen

Vielen Dank, Jürgen!
Dann werde ich die Klingen und Abschläge weiter nach oben geschlagen ausrichten, und nun die Kerne auch. So ist es einheitlich, wenn auch für den Praktiker sicher eher unlogisch.
Viele Grüße

Nachtrag.

Als ich mit dem Fotografieren und Zeichnen anfing, war für mich alles unlogisch, was ich in den archäologischen Fachberichten bei den Abbildungen sah.

Alle Abbildungen (Fotos / Zeichnungen) waren falsch abgerollt. Jedenfalls für mich, der “Technisches Zeichnen” in der Ausbildung gelernt hat.

Kein Mensch hat mich je darauf hingewiesen, dass Archäologen die Reihenfolge der Ansichten anders abrollten, als die nach DIN arbeitenden technischen Zeichner in der Industrie.

Es fiel mir nicht unbedingt schwer, mich umzugewöhnen - komisch war es dennoch. Später stellte ich fest, dass sich auch in Fachbüchern Fehler in der von der Archäologie festgelegten Reihenfolgen befanden.

Ebenso stellte ich fest, dass einige unserer Kollegen keine einheitliche Richtschnur zu den Abbildungen haben.

Und tatsächlich kam es auch zu Fehlinterpretationen (bei mir und auch bei anderen) durch fehlerhaftes Abrollen der Ansichten.

Eine weitere Erkenntnis - nicht alle Hobbyisten wissen von diesen Richtlinien.

Gruß

Jürgen