Ackerfund : menschlicher Schneidezahn

Hallo, ich habe auf einem Kartoffelacker in Mittelfranken einen menschlichen, oberen Schneidezahn gefunden. Er ist inklusive Wurzel 4 cm lang, kariesfrei und zeigt auf der Palatinalfläche starke Spuren von Abrasion; in unmittelbarer Nähe ( Radius 10m ) fand ich diverse, retouchierte, steinzeitliche Artefakte, schwarze Keramikscherben u.s.w. Kennt sich jemand mit solchen Funden aus; der zuständige Bodendenkmalpfleger meinte, ich solle die Stelle beobachten. Welche offizielle Stelle kann das Alter des Zahnes feststellen ? Für hilfreiche Tipps bin ich sehr dankbar. L.G.marie-lu-07

Interessant, interessant! :slight_smile: Der Zahn würde gut in einen neolithischen Kontext passen, denn die Abrasion ist ja ein häufiges Merkmal, das durch den Abrieb beim Getreidemahlen, der dann mit in der Nahrung war, zustandekam. Allerdings war das bis zur Neuzeit so (mehr oder minder). Zeig doch mal die Artefakte.

Ist das mit der Abrasion wirklich immer noch so gegeben. Ich hab glaub ich mal gehört, dass das garnicht so schlimm gewesen sein soll wie angenommen? Hab das nicht mehr verfolgt nen Komolitone von mir hat dazu seine Diss geschrieben. J.Graefe altneolithische Mahlsteine oder sowas.

Ich muss die Artefakte erst noch fotografieren, stelle sie dann aber spätestens morgen ein, da ich auch ganz gespannt bin, was dabei herauskommt. L.G.marie-lu-07

Von “so schlimm” spricht hier auch niemand. Sie war gegeben, wie im vorliegenden Fall. Übrigens; guter Merksatz: “Gar nicht wird gar nicht zusammen geschrieben.” :wink: @Marie: Oki-doki, mach mal. Kannst Du dann noch die etwaige Fundregion angeben (nicht genauen Fundort)?

ich habe damit kein Problem…; im Gegenteil, ich freue mich, dass Ihr Interesse zeigt. Ich lebe seit vier Jahren in Heldmannsberg, Gemeinde Pommelsbrunn, begehe seitdem regelmäßig so ziemlich alle zu dem Ort gehörende Äcker und habe schon sehr viele wunderbare Dinge gefunden und auch dem Landesamt für Bodendenkmalpflege gemeldet. in dem kleinen Wäldchen, das zwischen Heldmannsberg und dem Ort Aicha liegt, wurden vor Jahren etliche Hügelgräber entdeckt und die Funde geborgen. Die Kelten waren hier ebenfalls ansässig; Mikrolithen u.s.w. findet man überall, außerdem frühmittelalterliche Keramik, Eisenschlacke, interessante Glasscherben, Knöpfe, Grabkeramik z.B. aus der Urnenfelderzeit; seit kurzem besitze ich eine schnurkeramische Scherbe, allerdings von einem anderen Acker…und natürlich ist das alles gemeldet. Morgen gibt es die Bilder… L.G. Dagmar ( marie-lu-07 )

Hier nun die Artefakte; ich hoffe, die Aufnahmen reichen zur Beurteilung aus L.G. Dagmar

hier noch ein paar weitere Fotos :

Das sind ja wirklich hochinteressante Artefakte! Die sehen nicht gerade jungsteinzeitlich, sondern eher altsteinzeitlich oder mind. mittelsteinzeitlich aus. Bei Stein 1, 5 und 7 sehe ich jetzt erstmal noch nichts an Bearbeitungsspuren, aber bei Stein 2,3 und 6 sind definitiv Retuschen zu erkennen. Stein 2 und 3 sieht aber interessant komisch aus - geradezu sichelartig. Bei Stein 3 sieht es mehr nach einer Gravur aus, irgendwie. Die Keramik ist auf jeden Fall auch prähistorisch, aber ich kann da keine Zuordnungen treffen. Möglicherweise neolithisch. Ich habe bisher jedenfalls noch nie so merkwürdige Artefakte gesehen. Scheint was seltenes zu sein! Kannst Du mal die Bilder von Stein 2, 3 und 6 (+Keramik) hier posten: Sucherforum - Steinartefakte Es gibt da welche, die sich mit dem süddeutschen Raum gut auskennen. Und überhaupt wird man sich über einen solchen außergewöhnlichen Fund dort auch sehr freuen. :wink: Du hattest geschrieben, dass die Sachen bereits gemeldet sind. Hat man denn Dir irgendwelche Infos geben können?

Aussagen über die Stärke der Abrasion sind eigentlich nur im Zusammenhang mit dem Individualalter möglich. Man würde das zwar als Grad 2 einstufen, allerdings kann das auch heutzutage bereits bei dreißigjährigen so aussehen (eigene Erfahrung). Eine starke Abrasion habe ich gerade bei Skeletten beobachtet, die Grad 4 erreicht haben (Abrasion der Krone bis zum Wurzelhals) und das bei einem geschätzten biol. Alter von max. 40 Jahren! So stark sind heutzutage kaum die Zähne von 80jährigen abradiert.

Bei dreißigjährigen? Wow, hab ich gute Zähne! :grin: Hätte ich jetzt gerade bei Schneidzähnen nicht erwartet. Ich würde bei dem Zahn aber ohnehin von keinem zu hohen Alter ausgehen, denn dafür ist er ansonsten einfach zu makellos. Es sei denn, der Zahn passt zu den Artefakten (also damit meine ich die Steine) und die Abrasion erklärt sich durch andere Tätigkeiten - wie z.B. durch das Festhalten von Leder mit den Zähnen beim Abschaben. Interessanterweise scheinen die Werkzeuge auch eher Schaber zu sein. Das würde ganz gut passen… P.S.: Herzlich willkommen im Forum!

Danke, und entschuldige mich hiermit für vorschnelles Antworten, Asche auf mein Haupt! :-*> Habe mir das Bild nochmal in Ruhe in groß angesehen *argh* (habe meinen Browser jetzt im Griff…) und dabei erst erkannt, daß das Dentin des gesamten lingualen Kronenanteils frei liegt?! Das ist natürlich nicht mehr so normal. Wie weit ist das Abrasion, oder ist vielleicht der Zahnschmelz nur abgeplatzt? Müßte man im Original begutachten, und mit Vergrößerung.

Ja, so genau ist das nicht zu erkennen. Ich meine, da ist eine Abstufung zu sehen. Dagmar ist Zahnärztin und wird das sicherlich besser beantworten können. Dagmar? :slight_smile:

Hallo zusammen, G_G ich hab bloß mal ne dumme Zwischenfrage: Ein menschlicher Schneidezahn von 4 cm Länge - ist das nicht ein ganz schön großes Teil? Der arme Kerl muss ja ausgesehen haben wie einst Fernandel? Könnte das nicht auch der Zahn von was Anderem sein? Beste Grüße Paulus7

Schon erstaunlich, wie lang so eine Zahnwurzel ist, was? Erstaunt mich auch immer wieder aufs neue. Aber: Wenns für Dich allzu sehr aus dem Rahmen des Vorstelbaren fällt, dann kannst Du ja immer noch die allseits taugliche Erklärung eines Prä-Austronauten herbeizerren. Die sind ja für alles gut, wenn so manches Mitbürgers Vorstellungskraft überstiegen wird. :smiley:

Hallo Ihr lieben hilfsbereiten Menschen! Vielen Dank für die Mühe, die Ihr Euch mit dem Zähnchen macht; ich habe mich natürlich vorher informiert, bevor ich den Zahn eingestellt habe; auch mir als Zahnärztin erschien er ziemlich lang; Paulus7 hat schon Recht; der Besitzer muss ausgesehen haben wie Fernandel oder bei uns würde man sagen wie Ed, das Pferd… aber nichts desto u.s.w. liegt er mit exakt 3,9 cm noch in der Norm ! Außerdem habe ich auch mit einem befreundeten Tierarzt gesprochen, ob es eventuell eine Tierart gibt, die ähnliche Frontzähne hat, …aber ihm fiel dazu auch nichts ein. Mittlerweile habe ich im Umkreis des Zahnes auf dem bewussten Acker noch einen weiteren Fund gemacht, für mich ein sensationeller Fund : eine Glasperle, Durchmesser 28 mm !!!, leicht konisches Loch 8 und 9 mm, braun, transparent. Vielleicht weiß jemand, in welche Zeit sie gehört und vielleicht ergibt sich doch ein Zusammenhang zu dem Zahn ? Bin gespannt, was Ihr dazu sagt ???:slight_smile:attachment_df45cd4b5f3dbf9f80b3686c16adfb70.JPG attachment_7ef2688aa77a0901c4a2731bd0098a9b.JPG attachment_bc15ad13365b3eeca9377f11d9121f74.JPG

Hi Sebastian, G_G Ganz meine Meinung: Das Beste am Humor ist, wenn man welchen hat. Einer Zahnärztin will ich mal glauben, dass so ein Dingens tatsächlich menschlich ist, obwohl ich es mir immer noch nicht vorstellen kann. >:) Aber bevor Du die ETs damit versorgst, ist das eh besser. Was sollte denn beispielsweise so ein kleiner Grauer mit so einem Hauer? Der müsste ja sofort zur Schönheits-OP! =:-O Ich hätts aber sowieso für einen Zahn vom Zahngeier gehalten. Die haben so große Schneidezähne … K:-) Beste Grüße Paulus7

Hallo Marie-Lu-007, G_G vielen Dank dafür, dass Du mir teilweise zugestimmt hast. Aber mal ne Frage zu der Glasperle: Bist Du Dir sicher, dass das Glas ist? Und sind das zwei Rillen, die in dem Loch nebeneinander sind? Oder ein Gewinde? Oder täuscht das? Beste Grüße Paulus7 G_G PS: Mein ehemaliger Zahnarzt (ein prächtiger Mensch und hervorragender Handwerker) hat mal gesagt, dass man eine gewisse Portion Sadismus für den Job braucht. Stimmt das? >:)

Das Keramikpartikelchen ist urnenfelderzeitlich anzusiedeln. “Attinger Rollrädchenverzierung” oberhalb und unterhalb von umlaufenden Rillen. Gutes Auge, marie-lu-07. Die Perle dürfte ein (e) “aparte (s)” Wirtel sein…vermutlich mittelalterlich. Den “bernsteinartigen Charakter” kannst du leicht mit einem glasigen Splitter an unattraktiver Stelle wegstochern…bzw. nicht.

Der eigentliche Zahn ist doch aber bloß höchstens 1,3 cm lang, oder? Ist doch nicht ungewöhnlich.