Liebe Kritiker meiner Beweissuche,
Lieber Kurti
ich habe schon in meiner ersten Fragerunde betont, daß ich kein geschulter Archäologe bin, sondern Volkswirt und, daß ich vor allem Fragen habe und noch längst keine Ant-worten. Ich möchte daher auch keineswegs das Ergebnis meiner Fragen vorweg nehmen, sondern ich wäre froh wenn ich über meine Frage nach der Erfindung des Wagens bzw. seiner Einzelteile technisch vertretbare Angaben finden könnte. Vermutlich war es nicht ein einzelnes Genie, das durch göttliche Eingebung auf einmal Wagen konstruiert hat, sondern es war eine Verbesserung nach der anderen, bei Straßen, Wagen, Zugtieren und beförder-ten Gütern, die zu einer höheren Transportmenge geführt haben und so ziemlich am Ende des Römischen Reiches gab es dann Wagen die den ständig in neueren Büchern reprodu-zierten Reisewagen halbwegs ähnlich sahen. Das heißt aber, daß die Römer etwa um die Zeitenwende noch keineswegs fahren konnten wohin und mit was sie wollten. Ich wohne dirkt an der Via Claudia, der angeblichen Autobahn der Römer in Deutschland und selbst da gab es noch keine gepflasteren Straßen, sondern nur Kies-Schüttungen, es gab in ganz Deutschland noch keine einzige massiv gebaute Brücke, sondern nur kurzfristig Schiffs-brücken, es gab Reiter (ohne Steigbügel) aber keine Pferde als Zugtiere, alles Material das auf weiteren Strecken transportiert werden mußte (also auch die wenigen schweren Bronze-Krater), mußte auf dem Wasserweg auf die Reise gebracht werden.
Die in Stein gehauen Gleise haben sich auf Rom beschränkt und auf wenige Steilstrecken, z.B. auf Paßstraßen. Sie waren sicher auch für Fahrzeuge ohne Lenkung hilfreich, weil die Wagen damit leichter um Kurven geschleift werden konnten. Erst auf der Trajanssäule tauchen Lastkarren auf, die allerdings ohne jeden Hinweise auf Bremsen und Lenkung. Natürlich kann ein Reibnagel ausgewechselt oder repariert werden, aber erst nach dem Abladen des Transport-Guts und weitgehender Zerlegung der Wagenteile, natürlich kann ein Pferd auch ziehen mit dem verkehrten Zaumzeug, natürlich kann man auf einer mit Lehm befestigten Kiesstraße auch eine Zeitlang fahren, bei Regen wird das schon schwieri-ger und begrenzt wird dabei allemal das Gewicht des Transportguts, das durch die große Masse des Wagens selbst ohnehin schon eingeschränkt war.
Die Bedeutung der Römer für die Entwicklung des Verkehrs über gut 1000 Jahre möchte ich dabei keineswegs schmälern, aber von großer Fantasie was die beförderten Mengen an-geht oder von höheren Geschwindigkeiten sollte man da doch besser absehen. Ein Sach-Buch über den römischen Wagenbau und das Transportwesen wäre schon längst über-fällig, wenn möglich ohne die üblichen Schwindeleien bei Bremsen (gebremst wurde überwiegend mit Seilen um benachbarte Bäume herum), bei den geraden römischen Straßen (gebaut primär weil man kaum lenken konnte), bei der Pflasterung (die es fast nur in Rom gab, in Ostrom, Karthago, Pompeji und im südlichen Gallien) und beim Wagenbau (Federung gab es nur bei Götterstatuen oder bei Herrschern). Die Zahl der Wagen im römischen Reich war wohl ebenfalls recht gering, auch auf der Trajanssäule (ca. 100 n.Chr.) sind nur wenige abgebildet. Rom war offensichtlich eine Weltmacht im marschieren aber recht leistungsschwach im transportieren. Vielleicht auch einer der Gründe für seinen Untergang als es auf dem Festland zu groß geworden war.
Augustus3