Hallo,
ich zeige hier einen ungewöhnlichen Altfund aus Mitteldeutschland.
Dieses Geröll weist keinerlei Schliff auf, auf einer Seite wurde aber nach neolithischer Art eine Hohlbohrung begonnen.
Das Gestein ist geschichtet und es scheint sich mir um den schon in der Linienbandkeramik bevorzugten Amphibolit zu handeln. Er weist den gleichen leichten Gesteinsmagnetismus auf, wie ich es an vielen Dechselklingen der Bandkeramiker auch schon festgestellt habe.
Nun stammt ja dieses Gestein nicht aus hiesigen Gegenden, sondern vermutlich aus dem Böhmischen Isargebirge, es wird auch nach dem Ort Jistebsko benannt.
Das Gestein wurde da abgebaut und als Rohmaterial, Gerät oder Halbfabrikat hierher und noch viel weiter transportiert.
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjK-6Hh5on6AhXRhP0HHVceAscQFnoECAQQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.senckenberg.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2019%2F08%2Fgeologica-saxonica59_2013_heymann.pdf&usg=AOvVaw1MavOY7oD3zHIJ2VQ1h9pn
Ein Geröll, vermutlich aus einem Fluss, legt die Vermutung nahe, dass man dort auch in Fließgewässern nach diesem Gestein suchen konnte. Wenn es sich denn wirklich um dieses Gestein handelt.
Kennt jemand Vergleichbares?
Viele Grüße
Moin Sven,
ein sehr schöner Beleg.
Zeigt sich einmal mehr das opportunistische Handeln unserer Altvorderen.
Ich als Praktiker hätte den Stein auch nicht im Bach liegen lassen, hat das Wasser doch bereits gute Vorarbeit geleistet.
Solche halbfertigen Arbeiten / Löcher finde ich besonders beeindruckend, mir bringen sie das Handwerk besonders nahe.
Gruß
Jürgen
PS hier sind ein paar Kandidaten, die ebenfalls von der Natur vorgearbeitet sind.
Hallo,
ich muss zugeben, ich hätte auch eher Naturstücke als Grundlage der Geräteherstellung genutzt. Sind geeignete Stücke doch gar nicht so selten. Und der Arbeitsaufwand ist überschaubar.
Aber das hätte bei weitem nicht zur Versorgung der Steinzeitler gereicht. Da musste der Amphibolit in großen Mengen gewonnen werden, um die vielen Dechsel- und Beilklingen, aber auch andere Gerätschaften wie Scheibenkeulen und auch messerartiges (ich zeige da gleich mal etwas) herzustellen.
Ich hätte aber auch die Dechselklingen nicht komplett überschliffen, reicht es doch sicherlich zum Gebrauch, das Gesteinsstück in eine Grundform zu bringen und die Schneide anzulegen. Aber die Bandkeramiker waren wohl Ästheten. Das sieht man ja auch an der Formgebung und Verzierung ihrer Keramik. Den Dechselklingen kann man ja eine gewisse Schönheit auch nicht absprechen. Anders sieht das bei Kernbeilen und Scheibenbeilen, die später weiter im Norden gefertigt worden sind, aus. Diese oft eher unschönen Teile waren aber auch in einigen Minuten geschaffen und sicherlich auch sehr gut einzusetzen.
Viele Grüße
hier noch ein Stück Amphibolit mit einer angefangenen Säge-/Schliffrille an der Stelle, wo man es durch finalen Bruch, teilen wollte. So muss man sich das aus dem Isargebirge kommende Rohmaterial vorstellen.