MultiTool 2000 BC?

Hallo, da bin ich wieder…und präsentiere euch dieses aussergewöhnliche Stück, was auch mein erstes selbstgefundenes mutmaßliches Steinartefakt überhaupt ist. Fundort: südöstliche Uckermark, Acker am Ufer eines Sees.

Das faszinierendste Detail dieses ZippoFeuerzeug-großen MultiTools(so nenne ich es mal) erschließt sich erst bei sehr genauer Betrachtung. Aber schaut es euch erstmal so an, ich zeige später noch ein anderes Foto, wo die ganze Dimension sichtbar wird. Ich hab die retuschierten Stellen markiert. Weitere Detailfotos kann ich bei Bedarf zur Verfügung stellen.




Hallo Mathias,
aus meiner Sicht und meinen bescheidenen Kenntnissen muss ich Dich enttäuschen,
ich sehe auch keine gezielt erstellten Retuschen. Die Abplatzungen welche auf dem ersten Foto zu sehen sind passierten unter großem Druck
Kurzum, ich halte es für ein Zufallsprodukt der Natur.

Bucentaur

Hallo,
da muss ich Bucentaur leider zustimmen. Da erkenne auch ich keine zielgerichteten, formgebenden Zurichtungen.
Viele Grüße

Hier nochmal bessere Fotos





Ok, dann lüfte ich mal den Rest des Geheimnisses und hoffe das Ruder nochmal rumreissen zu können. Wenn man den Stein aus dieser Perspektive betrachtet, ist meiner Meinung nach das Relief eines Pferdekopfes im Vordergrund links zu sehen, dahinter ein Ochsenkopf. Die Wallner-Linien sind die Hörner und ein Teil der Pferdemähne. Strichellinien auf dem Kopf des Pferdes und zwischen den Hörnern des Ochsen stellen Fell dar.

Ich hoffe ihr seht das auch. Ich hab das erst nach 2 Monaten geschnallt, nachdem mich jemand darauf hingewiesen hat, dass da sowas wie Hörner drauf zu sehen sind. Hat mich total geflasht…



Haha, ich sehe es auch! Sehr cool, ein Naturprodukt, aber sehr cool! :sunglasses:

Gruß Shard

Hallo,
die letzten 3 Fotos zeigen eindeutig eine Schildkröte. :wink:

Bucentaur

Hallo Mathias,
Danke fürs Zeigen, aber ich kann darauf auch keine eindeutig menschengemachte Bearbeitung erkennen.
Immerhin scheint der Stein ja bearbeitbar zu sein, da ergeben sich solche Absplitterungen schon, wenn z.B. mal ein PKW darüber fährt. Die rundliche Vertiefung könnte z.B. durch einen Druckpunkt (z.B. Autoreifen) oder auch frostbedingte Abplatzung entstanden sein.
Grüße, Matthias

Moin,

bist Du sicher, dass Du Retuschen von natürlichen Absplitterungen unterscheiden kannst?

@ Mathias,

das ist leider kein Artefakt.

Gruß

Jürgen

Seufz, hatte mir das eigentlich durchaus zugetraut, werde nun aber eines besseren belehrt.

Im ersten Bild dachte ich wäre ne eindeutige, menschengemachte Retusche, weil es auf der schräg gegenüberliegenden Vorderseite (2. Bild) eine ähnliche Retusche gibt, die ein bisschen lädiert aussieht, was mich annehmen ließ, dass es von einem Rechtshänder benutzt wurde (wozu auch immer… irgendwas aufschlitzen lässt sich damit allemal)


Ich meine in einer der vielen von mir verschlungenen wissenschaftlichen Abhandlungen auf academia.edu gelesen zu haben, dass im späten Neolithikum Werkzeuge z.T.ziemlich unspezifisch aussahen und auch recht nachlässig zugerichtet wurden. Das hat mich ermutigt, auch weniger eindeutige Objekte als Artefakte in Betracht zu ziehen, wenn sie gut in der Hand lagen.

Nicht zuletzt ging es mir bei diesem Stein auch um die reliefartige Darstellung, die aber offenbar natürlichen Ursprungs ist, wie sich hier alle einig sind.

Naja, vielleicht sieht ja zufällig noch ein verrückter Professor meinen Forumsbeitrag der auch der Meinung ist, dass es ein ziemlich großer Zufall ist, wenn Mutter Natur ausgerechnet 2 neolithische Statussymbole wie Pferd (wenn es auch eher an ein Schaf erinnert) und Auerochse, einträchtig aneinandergeschmiegt, als Relief mitten auf einen Stein zaubert, so dass dieser wie eine Art Souvenir wirkt.

Ich lasse glaub ich erstmal ein bisschen Zeit vergehen, bevor ich euch das nächste Pseudoartefakt hier vorstelle… oder ich poste zwischendurch was echtes wie ein Spinnwirtel, um seriöser rüber zu kommen​:sweat_smile::wink:

Grüße
Mathias

Hey Mathias,

Du hast im Forum doch schon in einem anderen Post ein außergewohnliches Stück präsentieren, dessen Alter und Zweck immer noch nicht restlos geklärt ist. Auch wenn Du es nicht selbst gefunden hast, aber zumindest im Dachgebälk wiederentdeckt hast Du es. Also Kopf hoch.

Artefakte aus Feuerstein bzw. schlagbarem Material wie z.B. Klingen, Schaber usw. waren in der Regel Gegenstände für den harten Einsatz bei der Jagd oder zum Zerlegen von Wild, manchmal Großwild wie Mammut, Rhinozeros, Wildpferd und so weiter. Daher war es zumindest gemäß heutigem Forschungsstand und besonders in unseren Breiten nicht üblich Tiergesichter in die Artefakte zu bringen, wie die von Dir gezeigten. Anscheinend zählte die Funktionalität. Es gibt in Asien und Mesoamerika zwar Feuersteinartefakte bzw. Obsidiane mit Tier- und Menschendarstellungen (sogenannte eccentric flint), aber das waren eher Kunstwerke als Werkzeuge.

Du sprachst von mehreren mutmaßlichen Artefakten die Du gefunden hast? Zumindest das schwarze Ausgangsgestein scheint bearbeitbar, weißt Du woraus es besteht? Und zeig doch mal alle, die Du als aufsammelwürdig betrachtet hast. Vielleicht ist ja doch ein Artefakt dabei…

Moin Mathias,

Dann schau Dir einmal dieses “unspezifizierte” Werkzeug an.

Retusche

  • Formgebende (regelmäßige) Modifikation zur Stabilisation oder Abstumpfung der Kanten für die Handhabung (Rückenretusche).
  • Haftung des Birkenpechs (Kleber) einer Schäftung.
  • Arbeitskanten schärfen.
  • Flächenretusche, oft auch Verschönerung /Prestige.

Hier zwei Beispiele zu Retuschen.

Die Arbeitskante eines Schabers.

Die Arbeitskante eines Kratzers (Kratzerstirn /-kappe).

Quelle Terminologie

Gruß

Jürgen