sieh es mal so, Sven: Glücklicherweise war das keine Pressemeldung wert. Wie viele rennen jetzt erst recht wieder los mit ihren Sonden. Kann ja jeder Depp.
Ich zitiere jetzt mal aus einem Dokument, das ich vom BLfD bekommen habe: […] Aus fachlicher Sicht wird der Schaden, der durch unbedarftes Suchen mithilfe von Metalldetektoren an vielleicht noch unentdeckten archäologischen Fundstellen angerichtet wird, durch die geborgenen Funde nicht ansatzweise aufgewogen. Die bei Sondengängern verbreitete Vorstellung, dass „die Archäologen“ sich über „für sie“ entdeckte Funde freuen und dass so ein wichtiger Betrag zur Forschung geleistet wird, ist aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege falsch. Je bedeutender oder „spannender“ ein Fundstück ist, desto mehr schmerzt es, wenn es unsachgemäß ausgegraben wurde. Denn einmal geborgen, sind der Fundzusammenhang und oftmals auch der archäologische Befund selbst (also die historisch entstandene Schicht, in die das Objekt eingebettet war) unwiederbringlich zerstört. Wichtige Fragen zur Geschichte eines Fundorts müssen dann für immer unbeantwortet bleiben. [Bestes Beispiel: langjährige Streitigkeiten um die Nebra-Scheibe oder Bernstorf….][…]
und […] Zum Thema: Alleinige Ausrichtung auf die Fundgattung Metall:
An archäologischen Fundstellen bzw. potenziellen Bodendenkmälern kann jeweils eine (je nach Zeitepoche) mehr oder weniger große Anzahl von Funden aus verschiedensten Materialien auf die Vorgänge an diesem Platz hinweisen. Durch die Überlieferungsbedingungen über mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende sind diese Funde in der Regel bereits um Objekte aus organischem bzw. vergänglichem Material reduziert, die nur in Ausnahmefällen überliefert sind. Auch Knochen z.B. erhalten sich nicht in jedem Boden usw. Ziel von Archäologie und Denkmalpflege ist es, die Fundstellen noch möglichst vollständig zu erfassen und nichts weiter zu selektieren. Sind von einem Fundort lediglich Metallfunde bekannt, dann erschließt sich dessen Charakter und Bedeutung in der Regel nicht. Dazu würde es auch die übrigen Funde benötigen, die aber beim Sondengehern häufig nicht mit aufgesammelt werden, da man als Sondler eher auf die Technik fokussiert ist oder andere Funde (insbesondere auch unansehnliche, dafür aber aussagewichtige Objekte wie Ziegel usw.) als minderwertig ansieht und nicht beachtet. Allerdings kann z.B. eine römische Münze keine Information liefern, was sich an Ihrem Auffindungsort genau befunden hat. Dies könnte von einem zufälligen Verlustfund (ohne weitere vorhandene Fundstelle), über eine römische Straße bis hin zu einem Landgut, einer Stadt/Zivilsiedlung, Kastell, Tempel usw. alles gewesen sein. Erst andere Funde (z.B. Siedlungsabfall und dessen Qualität) und Baumaterial wie Ziegel, Verputzreste usw. klären die Art des Standortes. – Umgekehrt wäre es aber ebenfalls überaus ärgerlich, wenn bei einer Untersuchung einer solchen Fundstelle, dann die Münzen (ebenso Fibeln usw.) fehlen würden, da diese gute Datierungshinweise liefern. Werden diese zuvor mit einer Sonde „heraugepickt“ und vielleicht auch nicht gemeldet, reduziert sich die Qualität der Datierungsmöglichkeit einer Untersuchung. Selbst bei einer Meldung von Einzelmünzen mit Kartierungen ist deren Lage innerhalb bestimmter Schichten oder Befunde nicht mehr vorhanden, mit denen man eine feine Auflösung des Siedlungsablaufs usw. erreichen könnte. – Damit freut sich der Archäologe und Denkmalpfleger weniger über einen Einzel-Metallfund, als viele Finder glauben. […]
Ist uns allen natürlich klar, aber gerade im Zusammenhang mit den ganz empfindlichen Überresten, und seien es nur Verfärbungen im Boden, sehr wichtig. Daran denkt man erstmal ja gar nicht. Für mich ist hier auch nur eins wichtig: Das BLfD will das nicht, aus amen. Und ich versteh#s.
Somit wurde da halt auch wieder was aus dem Boden gerissen und der Kontext vermutlich zerstört, sofern einer existierte. Gut, natürlich wäre sie andernfalls wohl nicht gefunden worden, könnte man auch argumentieren. Ich halte es eher mit dem Standpunkt des BLfD.
Liebe Grüße
Inez