Regenbogenschüsselchen

Hallo,

bei mir um die Ecke hat ein Sondengänger eine keltische Goldmünze gefunden:

Wenn ich mit der Sonde gehen würde, hätte das auch mein Fund sein können. In der Gegend habe ich slawische Scherben gefunden. Aber ich werde mich weiter auf die steinzeitlichen Funde konzentrieren, und dafür gibt es noch keine Sonde.

Viele Grüße

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Servus Sven,

mach dir nichts draus, wenigstens hat es jemand gefunden der es gemeldet hat. Aber als Augensucher hast ja letztlich auch die Chance eines zu finden. Ich bin der festen Überzeugung dass ein Augensucher einen besseren Blick für das besondere hat und damit findest dann auch Glasperlen oder Steinartefakte, die ein Sondler nicht finden würde.

Aber so ein Regenbogenschüsselchen zu finden wäre schön etwas…

Gruß Shard

Hallo Shard,

du hast natürlich Recht. Letztendlich habe ich etwas weiter westlich auch schon diese keltische Glasperle gefunden:

Und da hat ein Archäologe gesagt, dass diese Glasperlen damals wohl mit Gold aufgewogen wurden. Das war aber keine Pressemeldung wert. :wink:

Viele Grüße

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Ja, ich erinnere mich. Tolles Stück, schade dass das Auge fehlt. Aber mir persönlich wäre so ein Stück wesentlich wertvoller als ein Regenbogenschüsselchen. :wink:

Gruß Shard

Wenn man dieses Angebot ansieht: Keltische Augenperle Schmuckperle(12mm,1,09 gr) BRD Auktion Haus/Vergleich e Bay | eBay.de wird so eine Augenperle heute sogar etwa mit dem doppelten Goldwert aufgewogen!

Wobei, wenn man den Preis für ein Regenbogenschüsselchen heute betrachtet: Antike, Kelten, Gold-Stater der Vindeliker 2. bis 1. Jh. v.Chr. - Gold | Münzen-Versandhaus Emporium-Hamburg

dann ist das doch etwas ganz anderes.

Aber wer möchte so etwas denn kaufen? :thinking:

Viele Grüße

sieh es mal so, Sven: Glücklicherweise war das keine Pressemeldung wert. Wie viele rennen jetzt erst recht wieder los mit ihren Sonden. Kann ja jeder Depp.

Ich zitiere jetzt mal aus einem Dokument, das ich vom BLfD bekommen habe: […] Aus fachlicher Sicht wird der Schaden, der durch unbedarftes Suchen mithilfe von Metalldetektoren an vielleicht noch unentdeckten archäologischen Fundstellen angerichtet wird, durch die geborgenen Funde nicht ansatzweise aufgewogen. Die bei Sondengängern verbreitete Vorstellung, dass „die Archäologen“ sich über „für sie“ entdeckte Funde freuen und dass so ein wichtiger Betrag zur Forschung geleistet wird, ist aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege falsch. Je bedeutender oder „spannender“ ein Fundstück ist, desto mehr schmerzt es, wenn es unsachgemäß ausgegraben wurde. Denn einmal geborgen, sind der Fundzusammenhang und oftmals auch der archäologische Befund selbst (also die historisch entstandene Schicht, in die das Objekt eingebettet war) unwiederbringlich zerstört. Wichtige Fragen zur Geschichte eines Fundorts müssen dann für immer unbeantwortet bleiben. [Bestes Beispiel: langjährige Streitigkeiten um die Nebra-Scheibe oder Bernstorf….][…]

und […] Zum Thema: Alleinige Ausrichtung auf die Fundgattung Metall:

An archäologischen Fundstellen bzw. potenziellen Bodendenkmälern kann jeweils eine (je nach Zeitepoche) mehr oder weniger große Anzahl von Funden aus verschiedensten Materialien auf die Vorgänge an diesem Platz hinweisen. Durch die Überlieferungsbedingungen über mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende sind diese Funde in der Regel bereits um Objekte aus organischem bzw. vergänglichem Material reduziert, die nur in Ausnahmefällen überliefert sind. Auch Knochen z.B. erhalten sich nicht in jedem Boden usw. Ziel von Archäologie und Denkmalpflege ist es, die Fundstellen noch möglichst vollständig zu erfassen und nichts weiter zu selektieren. Sind von einem Fundort lediglich Metallfunde bekannt, dann erschließt sich dessen Charakter und Bedeutung in der Regel nicht. Dazu würde es auch die übrigen Funde benötigen, die aber beim Sondengehern häufig nicht mit aufgesammelt werden, da man als Sondler eher auf die Technik fokussiert ist oder andere Funde (insbesondere auch unansehnliche, dafür aber aussagewichtige Objekte wie Ziegel usw.) als minderwertig ansieht und nicht beachtet. Allerdings kann z.B. eine römische Münze keine Information liefern, was sich an Ihrem Auffindungsort genau befunden hat. Dies könnte von einem zufälligen Verlustfund (ohne weitere vorhandene Fundstelle), über eine römische Straße bis hin zu einem Landgut, einer Stadt/Zivilsiedlung, Kastell, Tempel usw. alles gewesen sein. Erst andere Funde (z.B. Siedlungsabfall und dessen Qualität) und Baumaterial wie Ziegel, Verputzreste usw. klären die Art des Standortes. – Umgekehrt wäre es aber ebenfalls überaus ärgerlich, wenn bei einer Untersuchung einer solchen Fundstelle, dann die Münzen (ebenso Fibeln usw.) fehlen würden, da diese gute Datierungshinweise liefern. Werden diese zuvor mit einer Sonde „heraugepickt“ und vielleicht auch nicht gemeldet, reduziert sich die Qualität der Datierungsmöglichkeit einer Untersuchung. Selbst bei einer Meldung von Einzelmünzen mit Kartierungen ist deren Lage innerhalb bestimmter Schichten oder Befunde nicht mehr vorhanden, mit denen man eine feine Auflösung des Siedlungsablaufs usw. erreichen könnte. – Damit freut sich der Archäologe und Denkmalpfleger weniger über einen Einzel-Metallfund, als viele Finder glauben. […]

Ist uns allen natürlich klar, aber gerade im Zusammenhang mit den ganz empfindlichen Überresten, und seien es nur Verfärbungen im Boden, sehr wichtig. Daran denkt man erstmal ja gar nicht. Für mich ist hier auch nur eins wichtig: Das BLfD will das nicht, aus amen. Und ich versteh#s.

Somit wurde da halt auch wieder was aus dem Boden gerissen und der Kontext vermutlich zerstört, sofern einer existierte. Gut, natürlich wäre sie andernfalls wohl nicht gefunden worden, könnte man auch argumentieren. Ich halte es eher mit dem Standpunkt des BLfD.

Liebe Grüße

Inez

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Hallo Inez,

ich gebe dir vollkommen Recht! Allerdings muss man ja irgendwie mit den Sondengängern umgehen. In Sachsen und Sachsen-Anhalt unternehmen die Landesämter große Anstrengungen, diese zu schulen und einzubeziehen. Wir sind aufgefordert, mit ihnen gemeinsam Äcker ohne Sonde zu begehen, um sie auch für die Augensuche zu sensibilisieren. Sie bekommen dann zeitlich und örtlich begrenzte Areale, wo sie beauftragt sind, auch mit der Sonde zu gehen. Des weiteren werden sie bei Grabungen gefordert, wo sie vor allem den Aushub untersuchen. Sie werden aber auch als Grabungshelfer eingesetzt. Das gilt natürlich nur für die wirklich Interessierten, die sich an das Amt wenden. Das sind in letzter Zeit aber so viele, dass die Landesämter da vor großen Herausforderungen stehen. Auch die Zusammenarbeit mit uns langjährigen Ehrenamtlern scheint mir darunter zu leiden. Leider gibt es aber auch zu viele, die nicht an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Diese sind sich da in der Regel auch keiner Schuld bewusst und nur schwer von der Lage und der Sicht der Archäologen zu überzeugen.

Viele Grüße

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ja genau, das ganze wirft einerseits Möglichlkeiten, aber mehr noch Probleme in alle Richtungen auf, selbst wenn es so gehandhabt wird wie bei euch. In Bayern ist ja die Rechtslage nochmal eine andere, da ja jeder gehen darf (und das auch tut), und im Amt weiß man eben auch, dass das einiges versäumt und auch falsch gelaufen ist, aber hilft jetzt nicht.

Du hast aber schon recht, man muss irgendwie mit den Leuten umgehen. Und die paar, die so betreut und geschult werden, wie du das erzählst, sind ja die absolute Minderheit. Die anderen tun ja in der Zwischenzeit trotzdem, was ihnen Spaß macht, ob mit Genehmigung wie bei euch oder ohne wie bei uns. Eigentlich müsste der freie Verkauf der Sonden verhindert werden, aber wie sollte man das begründen. Und somit bleibt der Anteil derer, die einfach nur Mist bauen, in Relation viel zu hoch. Ich möchte echt nicht wissen, was schon alles verschwunden ist und zerstört wurde. Wieder was, bei dem ich mich in Stoizismus üben kann, weil ich es nicht kontrollieren kann, was die Narren treiben.

Liebe Grüße

Inez

Hallo Shard, hallo EmmaPeach,

die Diskussion um die Sondengänger wird ja seit langem geführt und es gibt gute Erfahrungen und schlechte.

Was häufig unterbewertet wird ist die Tatsache, das im Boden enthaltene Funde nicht mehr geschützt sind. Stärkere Traktoren führen zum tieferen Pflügen und der weiteren unkontrollierten Zerstörung von Fundstellen. Und die Bodenchemie verändert sich hin zu mehr Säure, so dass gerade die Metalle stärker angegriffen werden.

In Brandenburg werden Sondengänger geschult und aufs Gelände vorbereitet. Alles was aus dem Pflughorizont stammt, ist bedroht und darf entnommen werden. Dafür gibt es die Beratung und die Einordnung der Funde. Soweit ich das weiß, läuft das halbwegs gut.

Aber es gibt auch viele Freizeitsucher, die Schlachtfelder des II. WK absuchen, ohne Schuldbewusstsein, Sammler und Horter, z.T. mit An- und Verkaufsbuchführung, im weitesten Sinne Esoteriker, usw. usw. Keine Regelung wird allen gerecht, man wird es nie schaffen alle Fundstellen so zu überwachen, dass nichts passieren kann.

Aber man könnte mit den Maßnahmen beginnen, die sich jetzt durchführen lassen, Ausbildung und Betreuung von Sondengängern und allen anderen Suchern, z.B.

Mein persönlicher Löffel Senf: ich suche lieber mit dem Auge, weil ich dann weniger Schrott aufhebe.

viel Spaß

Uwe

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Da gebe ich dir auch völlig recht, Uwe. Die Schulung und Einbeziehung ist sicher ein guter Schritt, erreichen wird man nie alle, da die Motivation bei vielen eben, wie du schon sagt, eine völlig andere ist.

Liebe Grüße

Inez

Edit: falscher Thread, sorry