Römische Dodekaeder

Noch ein Update:

In der letzten Karte fehlten noch die Beschriftungen für die luxemburgischen Orte Nospelt und vor allem Dalheim ( Ricciacus) mit gleich drei Funden. Jetzt ist die Karte oben aktualisiert auf Version 8+.

Excusez an den einen Luxemburger der hier vielleicht mitliest — das war nicht bös’ gemeint und ich habe es selber gemerkt. :wink:

Gruß, Timo

Hallo Heinz, hallo Timo,

nur ganz kurz, weil die nächsten Tage andere Arbeiten anstehen: Zu einer Verbindung mit dem Militär habe ich angefangen zu recherchieren. Ist aber noch zu vage. Bitte warten… bitte warten… :slightly_smiling_face:

LG Barbara

@RandomHH @kurti

Die Web Map ist jetzt fertig durchnummeriert und -typisiert:

https://arcg.is/1PeTTa0

Gruß, Timo

Moin @Geognost, @kurti

Könnte ich eine Doktorarbeit in ein paar Tagen schreiben, würde ich damit als Gostwriter viel Geld verdienen. :rofl: Aber ein Gerüst für meine Amys These stützenden Ideen (fundierend auf meinen bisherigen Recherchen) kann ich bieten:

1.
Die römischen Dodekaeder als „Werkzeug“ zum Herstellen von Ketten aus (Edel-)Metall

Historische/technische Voraussetzungen zum Herstellen von geeigneten Drähten / Verschiedene Techniken von Ketten in „Viking-Knit-Optik“ / Merkmale der „Viking-Knit-Technik / Zeitlich passende historische Beispiele für Ketten, die mit einem römischen Dodekaeder – bzw. mit dieser Stricktechnik – hergestellt worden sein könnten

2.
Die mögliche symbolisch/religiöse Bedeutung von Form und Funktion der römischen Dodekaeder

Typen der Dodekaeder / Die mögliche mit der Form transportierte Symbolik dieses „gallorömischen“ Objekts / Die Deutung von Ketten dieser Art als Schlange / Bezüge zu den „Götterwelten“

3.
Fundorte: der „militärische“ Aspekt
Das römische Militär als Katalysator für „Integration“ / Militärfamilien und die Herkunft ihrer Mitglieder / Die Rolle von Zivilpersonen in der Legion

Die ausführlichere Präsentation hier im Thread muss aber noch warten bis ich mit meinem aktuellen anderweitigen Arbeitsprogramm fertig bin. Vielleicht komme ich am Wochenende zu einer präsentablen Zusammenfassung. :kissing_heart:

LG Barbara

Hallo @RandomHH @kurti ,

bis dahin hier noch eine Übersicht über verschiedene Typen (nicht maßstabgetreu):

Edit: Und hier ein 3-D-Modell des Dodekaeders aus Cardiff (nicht bei Guggenberger enthalten):

… und das Exemplar aus Carnuntum:

Gruß, Timo

Hallo,
angenommen, die Dodekaeder sind zum Anfertigen von Ketten benutzt worden, so würde ich glauben, dass pro Dodekaeder im Mittel viele (>1) Ketten hergestellt worden sind. Das heisst, man müsste wesentlich mehr Ketten als Dodekaeder finden!
Ich halte deshalb die Annahme für unwahrscheinlich!

Viele Grüße,
Hugin

Hallo Hugin,

Das könnte natürlich auf ein eher vergängliches verarbeitetes Material hinweisen, wie etwa Wolle oder Leder.

Andererseits hätten zunächst gut behütete Goldketten im Laufe der Geschichte beste Chancen gehabt, irgendwann für den Materialwert umgeschmolzen worden zu sein.

Dass der eine (mir derzeit bekannte) vernünftig dokumentierte Fund eines solchen Dodekaeders aus einem Frauengrab stammt (Gellep), muss auch betont werden. Wie das mit der Häufung entlang des Limes zusammenpasst, ist eine andere Frage. :wink:

Gruß, Timo

Hallo,
Wenn wirklich entsprechend viele Goldketten angefertigt worden sind, hätte man auch viele als Grabbeigaben etc. finden müssen.
Gruß Hugin

Hallo Hugin,

— vielleicht gab es eine Sitte, dass genau diese Ketten stets von der Mutter zur Tochter vererbt und niemals mit bestattet wurden? — Wir haben doch keine Ahnung und stochern nur im Dunkeln.

Was wäre denn deine Idee zu diesem Rätsel?

Gruß, Timo

Hi Timo,

eine Idee hab’ ich nicht! Ich finde halt die Goldkettentheorie sehr unwahrscheinlich!
Es hätte mehr Produkte als Werkzeuge geben müssen und ich kann nicht glauben, dass es eine einfache und wahrscheinliche Erklärung gibt, warum die Werkzeuge aber nicht die Produkte erhalten geblieben sind.
Wenn man aber z.B. in Pomepeii einen Dodekaeder mit einer eingefädelten halbfertigen Kette finden würde, wäre ich natürlich überzeugt!

Gruß,
Hugin

Hallo Hugin,

Leider ist so ein Fund eher unwahrscheinlich, weil die Dodekaeder bislang nur nördlich des Mittelmeers bzw. der Alpen gefunden wurden.

Aber immerhin haben wir den gut dokumentierten Fund aus dem Frauengrab von Gellep, in dem daneben ein Knochen gefunden wurde, der wohl in eines der Löcher gepasst hätte — was aber leider nicht verifiziert werden konnte, da dieser Knochen zu schlecht erhalten war um geborgen zu werden.

Da ist wohl die heißeste Spur zum Verwendungszweck und würde zu einer ‘Strickliesel’ passen — welches Material auch immer verarbeitet worden wäre.

Gruß, Timo

@Geognost und @kurti

Hallo zusammen (und hallo Hugin! :slightly_smiling_face:),

Kurzmeldung: Ich bin noch immer im Garten und in der Werkstatt zugange – und meine Recherche-Unterlagen habe ich leider nicht mitgenommen. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis ich Neues präsentieren kann. :pensive:

Ich denke, die Antwort ist einfach: Nur in ganz seltenen Fällen haben sich Museen und private Eigentümer (denn von denen gibt wirklich es noch mehr als genug!) um die Technik der Herstellung gekümmert. Es sei denn, ein Fundstück war fragmentiert und man konnte sehen, wie es gemacht war. Und auch das wird nicht immer das Interesse an einer Einordnung/Erforschung der Technik geweckt haben. Ein einziges Dokument, das sich mit der Herstellungstechnik befasst (kleine gestrickte Kette an der Tara-Brosche), datiert von ca. 1850.

Und: Dazu braucht man eine Übersicht über Techniken und Produkte, die im Zusammenhang stehen. Und einen Zusammenhang muss man überhaupt erst einmal herstellen!

Ein Beispiel aus meiner aktuellen Recherche zur Herstellung von Drähten, die für diese hier angenommene Art der Kettenherstellung zwingend nötig ist: Das Ziehen von Drähten hat man lange erst Menschen ab dem 8. Jahrhundert zugeschrieben. Aber weit gefehlt, wie eine aktuelle Dissertation (2021) zeigt. Und erst das experimental-archäologische Projekt des selben Autors hat eine Verbindung zu einem Beispiel-„Produkt“ hergestellt.

LG Barbara

@RandomHH , @kurti

Keine Ahnung, ob das irgendwie weiterhilft — aber da es sich anbot, habe ich gleichwohl einmal aus dem Scan von Carnuntum die relativen Lochdurchmesser aufgenommen.

Dabei erwies sich der Durchmesser des größten Loches als genau drei Mal so groß wie jener des kleinsten Loches. (Was mir gegen die Handschuhtheorie zu sprechen scheint, wie auch die weitere Verteilung der Größen.)

Gruß, Timo

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Keine Ahnung, ob das irgendwie weiterhilft — aber da es sich anbot, habe ich gleichwohl einmal aus dem Scan von Carnuntum die relativen Lochdurchmesser aufgenommen.

Also doch eher ein Vorläufer eines Messgeräts für Durchmesser?

https://www.amazon.de/BIlinli-Drahtstärke-Durchmesser-Metallbearbeiter-Messplatte/dp/B07RPW5QHK

https://mm.digikey.com/Volume0/opasdata/d220001/medias/images/1026/PCB-RULER-12INCH.JPG (im Bild rechts unten sind auch genau 12 Öffnungen aber nicht als Dodekaeder…)

So ganz bekomme ich den Gedanken eines Messgeräts auch nicht aus dem Kopf. Wenn man zum Beispiel zwei im Abstand von 0.6 Stadien (1/20 Leugen, 111 m ) aufgestellte Messstangen durch ein rund 3 cm großes Loch in Armlängenentfernung (~60 cm) anpeilt und jeweils an die Peripherie bringt, dann hätte man die Distanz von 1 Leuge (1.5 Röm. Meilen, 2.22 km) eingemessen.

Aber genau wie im Fall einer Schablone für technische Zeichnungen wäre dann ein flaches Exemplar doch viel praktischer als diese aufwändig gefertigten Dodekaeder, zumal man bei diesen immer nur vom größeren durchs kleinere Loch peilen könnte — was vielleicht zwecks Abschattung prinzipiell nicht ganz sinnfrei wäre, aber dann bei den jeweiligen Größenverhältnissen gar keinen Sinn mehr zu ergeben scheint.

[Falls jemand bessere Daten zu den Lochgrößen findet, die ich übersehen habe, wäre ich um Meldung dankbar.]

— Eine Beobachtung noch am Rande: Während in der Literatur stets von angelöteten ‘Füßchen/Knubbeln’ gesprochen wird, legt der Scan des Dodekaeders von Cardiff nahe, dass diese hier schon im Guss enthalten gewesen und hohl sind.

Und noch ein allgemeiner Rant:
Warum schicken nicht alle Institutionen, die solche Dodekaeder beherbergen, mindestens einmal einen Praktikanten oder den Hausmeister mit Schieblehre zum Ausmessen der Löcher ihrer Exponate? Das kann doch nicht so schwer sein!

Es ist dem Wissensgewinn jedenfalls nicht förderlich, sich (dem Publikum zuliebe?) in der “rätselhaft/geheimnisvoll-Schiene” festzufahren ohne erkennbares Interesse daran etwas zu ändern. Also rückt die Daten raus!

Gruß, Timo

Noch eine Idee, weil ich gerade im Spektrum der Wissenschaft (11.23) etwas über Apollonische Kreise gelesen habe: hat es damit etwas zu tun? Angeblich hat Apollonius auch ein (verlorenes) Buch über Dodekaeder geschrieben. Aber das als Gegenstand auszuführen, wäre nur für den Theoretiker oder Lehrer der Geometrie als Anschauungsobjekt interessant. Bei der nicht ganz seltenen Verbreitung würde ich aber eher von einem praktischen, alltäglicheren Einsatzfall ausgehen…

Mit Vermessung habe ich weniger an Peilungen, Durchgucken usw. gedacht sondern als Referenzdurchmesser für Nägel, Bolzen, Schrauben etc. die man auf einer Seite reinsteckt, aber nicht zwingend durchsteckt. Daher verschiedene Durchmesser auf gegenüberliegenden Flächen möglich.

Oder irgendwelche Waren oder Münzen, die damit “gemessen” wurden? Zumindest könnte das erklären, warum es anscheinend eine Verbindung zum Militär geben könnte (Sold). Aufschlussreich wäre vielleicht eine Karte der römischen Münzprägeanstalten im Vergleich…

Da müsste man eher einen Doktoranden auf Reisen zu allen diesen Orten schicken. Denn den bezahlt jemand anderes :slight_smile:
Sprich: wer finden will muss selbst suchen…

Interessanter Gedanke! Und auch wenn nicht — danke für den Hinweis auf Apollonische Kreise, mit denen ich mich betreffs meiner Untersuchungen zur römischen Geodäsie vielleicht einmal etwas näher beschäftigen sollte.

Die Idee wurde vor kurzem auf r/ancientcoins diskutiert und verworfen. Bei römischen Münzen habe das Gewicht interessiert und weniger der produktionsbedingt nicht immer konstante Durchmesser.

Hast ja recht — aber bei weit über hundert Exemplaren würde das wohl Jahre dauern und dabei Unsummen verschlingen, vom Energieaufwand ganz abgesehen. Da wäre eine simple, dezentral erstellte Tabelle, die jeder interessierte helle Kopf online studieren könnte, doch viel schlauer (man wird noch träumen dürfen).

Aber, wie schon geschrieben — so lange das Ausstellungsobjekt als ‘rätselhaft’ oder gar ‘geheimnisvoll’ gilt, verkauft es sich halt besser als eine Strickliesel bei der nicht klar ist, wofür sie genutzt worden wäre (Torques, ‘Ketten’, Seile, lederne Ummantelungen, Handschuhe, Penisfutterale, etc. pp.?).

Gruß, Timo

Jepp! Und ggf. einen Blick über den Tellerrand eines Fundkomplexes hinaus werfen. :slightly_smiling_face:

LG Barbara (braucht noch 1-2 Tage)

@ alle Rätselfreunde

Sorry, mein anderer Kram hat doch sehr viel mehr Zeit gebraucht als veranschlagt. Aber nun habe ich fertig:

EDIT: Dokument gelöscht, zu viele Tippfehler! Kommt neu.

LG und gute Nacht
Barbara