Römisches Medaillon oder Kettenanhänger?

Moin zusammen,
ich habe dieses, ich nenne es jetzt einfach mal so, Medaillon heute beim sondeln gefunden.
Durchmesser: 23,6 mm
Dicke: 11,1 mm
Gewicht: 9,7 Gramm
Material vermutlich Silber.
Das Medaillon ist innen hohl, hat an der Oberseite ein großes Loch und an der Unterseite ein kleines Loch. An der Oberseite war bestimmt noch irgendwas dran, ich denke ein Anhänger für eine Kette.
Auf jeder Seite ist ein römischer Kopf im Profil geprägt die Toga tragen und wenn ich mich beim hingucken nicht geirrt habe auch Lorbeerblätter.
Kann mir einer oder zwei der Fachleute unter die Arme greifen und bei der Bestimmung unterstützen?
Die Frage ist was sind das für Profile und wie alt ist das “Medaillon”?
Ich bin schon mit den Prägungen römischer Münzen am vergleichen.
Oder bin ich hier völlig auf dem Holzweg?
Mit Bitte um Unterstützung
und schon mal danke im voraus.
Gruß Huesi





Hallo,
möglicherweise handelt es sich um eine römische Siegelkapsel
aber darüber müsste man sich noch genauer informieren.
Inhalt des „Römerkoffers“ mit Wertangabe (roemischer-vicus.de)
Beste Grüße
Bucentaur

N’abend Bucentaur,
die kannte ich bislang gar nicht.
Da muss ich mich mal näher mit beschäftigen.
Danke für den Tipp.
Gruß Huesi

Hallo Huesi,

habe das mal an die antiken Numismatiker weitergeleitet, die in solchen Fällen oft sehr hilfreich waren:

https://www.reddit.com/r/AncientCoins/comments/173qjjm/found_yesterday_by_a_friend_possibly_a_roman/

Gruß, Timo

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Hallo Geognost,

besten Dank dafür, ich habe es mir durchgelesen, sehr interessant.
Danke an deine Kollegen für die Expertise.
Ich habe den Fund heute an den LWL gemeldet, aber noch keine Antwort bekommen.
Auch wenn es nicht echt ist, würde mich doch interessieren wie das Teil hier hin kommt und wie alt es ist.
Und dann gerade in dieser Gegend.
Warten wir mal ab, bin schon gespannt was da bei rauskommt.
Gruß Jörg

My 2 Cents

Wenn es sich um eine Siegekapsel handelt, müssten das Teil zu öffnen gewesen sein. Ob eine Hälfte als „Deckel“ fungierte, lässt sich aber von den Fotos nicht zweifelsfrei ablesen.

Eine andere Idee:
Behälter für Schnupftabak. Das Teil ist klein, also für Damen und vielleicht als Anhänger zu tragen gewesen. Aus China waren im 17./18. Jahrhundert solche winzigen Schnupftabakflaschen wohl auch in Europa bekannt. Der rudimentäre „Hals“ des Fundstücks könnte dafür sprechen.

LG Barbara

chinesisch_winzig

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Moin.
Wäre auch möglich aber das ist kein Blech, da passt nicht viel rein,
Die Köpfe sind aus Vollmaterial.
Aber nicht Silber, ich habe die Dichte gemessen, dafür zu niedrig.
Ich habe mal versucht von innen Bilder zu machen, da kann man erkennen das da nicht viel Platz drin ist.
Evtl. auch ein Amulett in Form einer Phalera, (Danke Geognost), an der abgebrochene Oberseite war evt. der Anhänger für die Kette befestigt.
Gruß Huesi





![IMG_20231010_083250|225x500](upload://msfnVhgbshUW4iL23wgaOq0czdN.jpeg

Ahhh… die neuen Fotos geben eine Menge mehr Informationen zu deinem Fundstück preis, als die Draufsichten und deine Beschreibung!

Und vielleicht kommt man mit den sich daraus ergebenden Fragen etwas weiter bei der Enträtselung.

  1. Könnte es sein, dass sich im Inneren eine Glasschicht befindet? Oder ist da etwas auskristallisiert? Beides könnte auf einen ehemals flüssigen Inhalt deuten. Von einer Metall-Patina gehe ich nämlich eher nicht aus.
    innen_1

  2. Unten gibt es eine Bohrung, die aussieht, als wäre sie nachträglich von außen nach innen (zum Hohlraum) geführt worden. Kannst du das bestätigen?
    innen2_loch

  3. Bei genauerer Betrachtung scheint mir das Teil aus zwei Metallen zu bestehen. Die Köpfe und deren schmale kreisförmige Umrandung scheinen mir heller – vielleicht doch Silber oder versilbert?

  4. Auf einem der neuen Fotos ist eine eine Art eigebettetes „Spähnchen“ zu sehen. Die Bildqualität gibt aber nicht genügend her, um das genau zu erkennen. Was vermutest du, wenn du durch eine Lupe guckst?

Bevor ich mich nun wieder von meinen eigen Sachen ablenken lasse und eine zeitintensive Recherche starte, warte ich doch sinnvollerweise auf deine Antworten. :innocent:

LG Barbara

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Ich danke dir und den anderen aber trotzdem für eure schon geleistete intensive Recherche.
Kristallisierte Flüssigkeit!
Das wirft ein ganz neues Licht auf das Fundstück.
Ich hatte ein Amulett vor Augen, aber ein Flakon, angehängt an einer Kette kann ich mir auch wohl vorstellen.
Die “Bohrung” hat einen Gratwurf nach außen, und in der Bohrung befinden sich auch grüne Rückstände (ich drücke es mal so aus).
Morgen werde ich mir das Objekt mal unter einem Stereomikroskop angucken, so wie es jetzt mit meinen Mitteln festzustellen ist, könnten die Portraitflächen tatsächlich aufgesetzt sein. Aber ich kann mich auch täuschen. Ich melde mich morgen nochmal dazu.
Allen ein schönen und erfolgreichen Abend.
Gruß Jörg

Hallo Jörg,

ich hoffe, ich konnte deinen Blick auf nicht sofort einzuordnende Fundstücke schärfen. Wirklich JEDES Detail kann Hinweise liefern. :wink:

Nebenbemerkung zum Thema Recherche:
Mit Google erledige ich die meisten meiner Recherchen erfolgreich. ChatGPT ist aber für mich zu einem Tool geworden, das auf eine ganz andere Art Informationen zusammenfügt als eine geschickte Kombination von Suchworten bei Google oder präzise Abfragen bei Wikipedia:

Ich
Welche Flüssigkeiten kristallisieren grünlich?

ChatGPT
Flüssigkeiten können in der Regel nicht grünlich kristallisieren. Die Farbe von Kristallen hängt in erster Linie von den Molekülen oder Ionen ab, die in der Flüssigkeit vorhanden sind, und von den Wechselwirkungen zwischen ihnen.
Allerdings können Substanzen in flüssiger Form oder als Schmelzen manchmal Farben aufweisen, die durch Absorption von Licht oder anderen physikalischen Prozessen hervorgerufen werden. Dies kann zu Farbänderungen führen, wenn die Substanz erstarrt oder kristallisiert. Zum Beispiel kann geschmolzenes Kupfer bei hoher Temperatur rötlich oder orange sein, und wenn es erstarrt und kristallisiert, kann es eine metallische Farbe haben.
Wenn Sie von einer spezifischen Flüssigkeit sprechen, die grünlich zu kristallisieren scheint, wäre es hilfreich, mehr Informationen zu haben, um Ihre Frage genauer zu beantworten. Grundsätzlich hängt die Farbe von Kristallen von der Zusammensetzung und den chemischen Eigenschaften der Substanz ab.

LG Barbara

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Hallo zusammen,
die Antwort der Archäologen aus Münster ist da,
es ist nicht römisch, eher Renaissance oder Barock. Eventuell handelt es sich um ein Siegel, durch das ein Band oder eine Kordel lief.
Aber ein schönes Stück.

Da keine Anforderung von Münster bleibt es in meinem Besitz und wandert bei uns ins Heimatmuseum.(vielleicht bekomme ich noch mehr raus.)
@RandomHH, ich werde deine “wink-Vorschläge-wink” beherzigen.
Allen beteiligten ein schönen Dank für die Geduld und Mühen.
Also weiter geht’s mit der Suche nach den Römern hier in der Umgebung.
Gruß Huesi

Nicht römisch – also ab ins Heimatmuseum als UFO mit der Beschriftung „Eventuell handelt es sich um ein Siegel, durch das ein Band oder eine Kordel lief"? Das ist in meinen Augen unbefriedigend.

Ich nehme an, in Münster kennt man nur deine ersten Fotos. Wenn ja, wäre vielleicht das Interesse an diesem Fund größer, wenn du die letzten Fotos nachreichst. Und vielleicht gibt es dann die Möglichkeit, die grünliche Substanz zu untersuchen. Es muss ja nicht gleich eine solche Geschichte dabei herauskommen:

https://sciencev2.orf.at/stories/1723744/index.html

Ich habe ja auch geschrieben das ich vielleicht noch mehr raus bekomme.
Ich bin nur etwas enttäuscht von Münster zu so einer Antwort.
Und das war nicht das erste mal!
Ich werde Münster noch mehr Bilder zur Verfügung stellen, mich interessiert das ja auch aber im ersten Moment denkt man da dann anders drüber.
Aber mal gucken.
Ich werde mich hierzu noch melden was es gegeben hat.
In einem anderen Beitrag ist ja noch eine "Pilum-,Katapultspitze oder Zinke offen, die habe ich dahingeschickt.
Mal gucken.
Gruß Huesi

Hallo,
ja dann lag ich doch mit Siegelkapsel nicht mal daneben, nur ist das Stück halt eben nicht Antik.
Ja, etwas mehr Mühe hätte sich das Amt doch geben können. Da wird Dir nichts anderes übrig bleiben als in der o.g. Epoche selbst weitere Recherche anzustellen.

Beste Grüße
Bucentaur

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@Alle

Hallo zusammen.

ich finde diese Formulierung auch ziemlich deeeeeeehhhhhnbar ! :sunglasses:

Wenn es ein “Siegel” als “Siegelstempel” gemeint sein sollte, dann ist die Machart ziemlich kurios,
Als “Siegelkapsel” müßte die Kapsel aber aus zwei teilen bestehen, denn die Kapsel war ja nur der Schutz für das Wachssiegel.

Seit der Römerzeit gibt es diese Kapseln in der Ausführung mit Scharnier. In unserer Zeit wurde dann eine Dose mit Knippsdeckel draus.

Römische Siegelkapsel
http://www.roemischer-vicus.de/downloads/verwendung_der_siegelkapsel.pdf

Verschluss durch Knippsdeckel


@Huesi

Hallo Huesi,

kannst du irgendwo am Rand feststellen ob da nur die Teile zusammengesteckt wurden !?

Ansonsten kann ich mir das Stück im Zusammenhang mit “Siegel” nur als “Verplombung” vorstellen.
Man zieht eine Schnur durch zwei Ösen am zu verblombenden Behälter und dann durch die Löcher der Plombe, verknotet sie unten und gießt an der oberen, großen Öffnung das Wachs ein. Das ginge natürlich auch mit Draht und Blei !

Seltsam an dem Stück sind auch die in unterschiedlichem Abstand angebrachten Striche, die im Moment aussehen wie römische Zahlen an einer Uhr. Aufgefallen sind mir auch die kleinen Bohrungen in einem der Striche auf jeder Seite, aber in unterschiedlichen Strichen !!??

Gruß
Kurti

N’abend zusammen,
ich habe heute morgen nochmals Bilder zu den Archäologen gesandt. Die Bilder die RandomHH auch zur Auswahl standen.
Mit dem Vorschlag es könnte doch auch ein Flakon gewesen sein mit Flüssigkeit drin .
Hier die Antwort:

Hallo Jörg,
dann scheint es eher ein Behältnis zu sein und die grünen Ablagerungen sind Reste des Inhalts.

Das war’s.

Soweit zu dem Thema dazu.

@Kurti
Ich mache ein paar Nahaufnahme der Stellen die Du meintest.
An einigen Stellen könnte man meinen das das Objekt zusammen gesteckt ist.
Mich wundert aber das die Portraits aus Vollmaterial bestehen.
Dadurch ist der Innenraum natürlich sehr klein.
Ich halte dieses Schmuckstück für sehr aufwendig gestaltete, und wie du schon erwähnt hast nicht alles regelmäßig.
Meine Meinung mittlerweile:
Dieses Teil ist älter als es aussieht.
Gruß Huesi

Hier noch ein paar Bilder.
An einigen Stellen sieht es aus als wenn da eine Falzkante wäre.





Ich kann das Desinteresse seitens des LWL nicht nachvollziehen. :face_with_raised_eyebrow: Und da damit eine Analyse der kristallinen grünlichen Substanz im Inneren flachfällt, hier eigene Überlegungen in Kürze, weil wenig Zeit.

Was könnte grünlich kristallieren und so wirksam und/oder so wertvoll sein, dass man es in kleinsten Mengen mit sich führt? Jetzt mal abgesehen von Gift. :grimacing:

Ich bin auf Weihrauch gekommen. Siehe die Sorte unten links:

Weihrauch war in der Medizin schon seit den Ägyptern bekannt. Zur desinfizierenden Wundbehandlung und gegen Entzündungen, z. B. am Auge und im Ohr (letzteres einRezept von Hildegard von Bingen). Zur Verabreichung als Pulver oder zum Auftragen als Salbe wäre ein Applikator zu denken, wie in dem Foto einer chinesischen Schnupftabakflasche. Eingesetzt wurde Weihrauch in der Medizin bis ins 18. Jahrhundert. Geriet dann in Vergessenheit.

Das Thema Medizin könnte auch eine Erklärung für die beiden Portraits liefern: Asklepios (Gott der Heilkunst) und seine Tochter Hygeya (Göttin der Gesundheit und Schutzpatronin der Apotheker).

Nochmal zu deinen Fotos: Mit jedem Schwung sind neue aussagefähige Details zum Vorschein gekommen. Z.B. die Riefen (wie von einer Feile oder feinen Säge), die so an dem gesamten Stück nicht möglich wären., also auf zusammengestzt schließen lassen.

Es fehlt zur kompletten fotografischen Dokumentation deines Stücks nur noch die Sicht auf das kleine Loch unten. Das nach meiner Schätzung nur ca. 2mm Durchmesser haben kann.

Falzkante: Hatte ich auch schon vermutet. Lässt sich wohl aber nur nach gründlicher Säuberung eines kleinen Abschnittes verifizieren.

Nebenbei: Wenn geringere Dichte als Silber, kommt (nach der Optik zu urteilen) wohl Zinn in Frage?

LG Barbara

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@Huesi

Hallo Jörg,

meine Deutung bezog sich ja nur auf die Antwort des Amtes bezüglich “Siegel”.
Auf deinen Fotos könnte man rein augenscheinlich auf einen Deckel schließen, aber die Betonung liegt auf “könnte” !
Da die Köpfe aus Vollmaterial sind wäre ja der Boden für ein Siegel gegeben. Wenn du Wert auf die Klärung, ob Deckel oder nicht legst, dann müßtest du das Stück zum Amt schicken, denn die können sowas überprüfen.

Der Flakon von Barbara ist natürlich, wenn man fehlende Teile durch Beschädigungen berücksichtigt, durchaus denkbar und das Amt ist jetzt wohl auch drauf gekommen. Etwas seltsam ist allerdings das zusätzliche Loch im Boden !?
Ansonsten reicht der Inhalt für ein paar Gifttropfen und Frauen kennen sich damit ja bestens aus ! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Bis dann

Gruß Kurti

NACHTRAG:

Das untere, kleine Loch könnte bei einem Flakon durch den Abbruch eines Fußes entstanden sein !?

Flakon 2

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Jepp, das wollte ich auch gerade nachtragen. Und einen “Bisamapfel” hatte ich als Referenz auch schon auf dem Computerschreibtischliegen. :rofl:

bisamapfel