Scherben aus dem Mittelalter

Hallo,

ich bin neu um Forum und würde euch gerne meinen Scherbenfund zeigen. Ich habe die Scherben in meinem Garten beim umgraben gefunden und beim Amt für Bodendenkmäler gemeldet.

Dort wurde mir gesagt, dass die Scherben aller Wahrscheinlichkeit aus dem hohen/späten Mittelalter stammen. Und dass sie auf einer Töpferscheibe gefertigt wurden (sieht man an den Rillen). Ganz sicher kann man bei Bildern natürlich nicht sein.

Auf dem Bild mit den zwei Scherben ist mein erster Fund zu sehen. Dieser wurde auch vom Amt kommentiert. Die weiteren Funde habe ich auch dem Amt zugeschickt, aber bisher keine Antwort erhalten. Vermutlich ist der Fund uninteressant geworden, als sie erfahren haben, dass die Erde im Garten Erdaushub ist. Damit ist jeglicher Fundzusammenhang zerstört.

Von meinem Vermieter habe ich erfahren, dass die Erde ein Gemisch aus der ursprünglichen Erde vom Grundstück und Aushub vom Bauunternehmer ist. Das Grundstück war der Dorfmittelpunkt der kleinen Gemeinde Nähe Schrobenhausen (Bayern). Deshalb vermute ich, dass die Scherben vom Grundstück sind.

Allerdings habe ich alles mögliche schon in der Erde gefunden. Von der Kombizange über Ziegelsteine über Betonrohrstücke bis zur Emailletasse. Also wohl auch Überreste vom ursprünglichen landwirtschaftlichen Gut.

Mir ist bewusst, dass man über diese einzelnen Scherben nicht viel sagen kann, jedoch erhoffe ich mir vom Forum ein wenig mehr Informationen zu Keramiken zu bekommen. Evtl. ein paar Links oder Literaturempfehlungen mit denen ich mich etwas mehr ins Thema einlesen kann.

Außerdem würde ich euch über weitere Funde und evtl. Kommentare von Amtsseite auf dem laufenden halten. Ich erwarte jedenfalls noch viele weitere Funde, denn bei jedem umgraben ist was neues zu finden. Zumindest falls euch das nicht zu viel ist mit diesen ganzen Scherbenfragmenten.:sweat_smile:

Ich bedanke mich schon Mal im voraus für jegliche Informationen zum Thema Keramik.

Gruß
Shard




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Update 1

Anbei die Bilder der neusten Funde.

Bei den ersten Fragmenten bin ich mir nicht sicher ob sie neuzeitlich sind. Fragment 11 und 12 scheinen oxidierend gebrannt worden sein und könnten auch von einem Blumentopf stammen. Fragment 13 und 14 weisen eine grüne Glasur auf.

Fragment 15 ist leider gebrochen (vermutlich durch die Gabel beim umgraben), ermöglicht aber so einen guten Blick auf die Bruchstelle.

Fragment 16 ist sehr dick (15mm).

Funde sind amtlich gemeldet. Bisher keine weitere Antwort vom Amt.

Gruß Shard




Hallo Shard,

falls keiner der Spezialisten hier reinschneit, schreib doch mal das Mitglied „Siria“ an. Sie hat sich zwar wohl von ihrer ehrenamtlichen Arbeit verabschiedet und ist inzwischen wohl mehr mit ihrem Garten beschäftigt, aber fragen kannst du ja mal, ob sie einen Blick werfen mag. Und vielleicht hat sie ja auch Literaturtipps.

LG Barbara

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Danke für den Tipp :grin:

Hallo Shard,
die Bestimmung von Scherben nur nach Fotos ist recht schwierig. Man muss die Bruchstücke einfach in der Hand haben, das Gewicht in Relation zur Größe abschätzen, eventuell sogar eine “Beißprobe” machen oder eine “Klangprobe”, indem man die Scherben gegen die Zähne klopft. Vorzeitliche Scherben klingen anders als neuzeitliche, weil sie oft mit Hächsel oder Sand gemagert sind. Neuzeitliche Scherben sind sehr viel homogener und anders gebrannt. Außerdem kann man an der Wölbung der Scherben die Größe abschätzen und auch eventuelle Randstücke lassen auf die Form des Gefäßes und damit des Alters schließen.- Diese praktischen Erfahrungen, die ich mit einer archäologischen Arbeitsgruppe bei Feldbegehungen und Ausgrabungen machen konnte, lassen sich theoretisch allerdings nur schwer vermitteln. Und deshalb kann man nach Fotos keine sichere Bestimmung machen.

Meine Einschätzung: Die Scherben auf deinen Fotos sind etwa in dem Fundspektrum, dass ich auch bei uns (Hessen) auf den Äckern finde. Dort wurden sie als zerbrochenes Gebrauchsgeschirr oder als Ziegelbruch meistens mit dem Tierdung der umliegenden Bauernhöfe eingebracht. Die meisten sehe ich als neuzeitlich, vielleicht auch frühneuzeitlich an. Bei glasierten Scherben gehe ich mit Sicherheit davon aus, dass sie neuzeitlich sind.
Die graue, dünnwandige Keramik ist wohl hochmittelalterlich, sie könnte zu einem Kugeltopf gehört haben, da die Krümmung sehr gering ist. - Noch ältere Scherben sehe ich nicht.
Die dicke Scherbe (16) und Randscherbe ist vermutlich eher in das 19. Jahrhundert zu verorten. Sie sehen maschinell erzeugt aus.

Das wichtigste Bestimmungsbuch (Keramik aus Südwestdeutschland, Rainer Schreg, erschienen im Verlag des Vereins für Archäologie des Mittelalters, Schloss Hohentübingen) ist leider vergriffen.
Ob es neuere Literatur über alte Keramik gibt, weiß ich leider nicht. Leider fehlt mir zurzeit die Muße, im Netz dazu Recherche zu betreiben. Aber vielleicht hast du ja selber Interesse, dort nachzuforschen. Möglicherweise gibt es Dissertationen o.ä. im Netz.
Falls eine Bewertung vom Amt kommt, wäre ich daran interessiert.

Schöne Grüße aus dem Taunus
Siria

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Hallo Siria,

vielen Dank für deine Einschätzung. Ich habe da jedoch noch ein paar Fragen.

Blockzitat
Die graue, dünnwandige Keramik ist wohl hochmittelalterlich, sie könnte zu einem Kugeltopf gehört haben, da die Krümmung sehr gering ist.

Mit der grauen dünnwandigen meinst du die im ersten Post auf dem ersten Bild? Die dunklere auf der man die Riefen der Töpferscheibe deutlich erkennen kann?

Blockzitat
Die dicke Scherbe (16) und Randscherbe ist vermutlich eher in das 19. Jahrhundert zu verorten.

Mit Randscherbe meinst du Nr. 4 und 5?

Blockzitat
Das wichtigste Bestimmungsbuch (Keramik aus Südwestdeutschland, Rainer Schreg, erschienen im Verlag des Vereins für Archäologie des Mittelalters, Schloss Hohentübingen) ist leider vergriffen.
Ob es neuere Literatur über alte Keramik gibt, weiß ich leider nicht. Leider fehlt mir zurzeit die Muße, im Netz dazu Recherche zu betreiben. Aber vielleicht hast du ja selber Interesse, dort nachzuforschen. Möglicherweise gibt es Dissertationen o.ä. im Netz.

Danke, genau so etwas hatte ich gesucht. Schade, dass es vergriffen ist. Nicht Mal gebraucht ist es noch zu finden. Aber vielleicht wird es ja Mal neu aufgelegt.
Im Netz hab ich schon gesucht, aber nur wenig gefunden außer im dreistelligen Euro Bereich und das ist mir zu viel. :sweat_smile:

Blockzitat
Falls eine Bewertung vom Amt kommt, wäre ich daran interessiert.

Na klar, wenn noch etwas vom Amt kommt werde ich das hier Posten. Ich fürchte nur die haben das Interesse verloren, da die Scherben in Erdaushub gefunden wurden.

Gruß Shard

Hallo Shard,
richtig erkennen kann man ja eigentlich nur die Großfotos. Bei den aufgereihten, nummerierten Bildern erschließt sich mir nicht ganz, welche identisch mit den "Groß"fotos sind.
Die hellgrauen Scherben auf dunklem Grund vom 1.Post halte ich für mittelalterlich.
Im Update sehe ich im Großbild rechts die industriell erzeugten Scherben. Sind die identisch mit der Nr. 16? Oder mit dem Bild darunter?
Wie schon gesagt: eine Ferndiagnose ist schwierig…
Gruß Siria

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Hallo Siria,

ja, die Scherben auf dunklem Grund sind die die das Amt bereits als Hoch- bzw. Spätmittelalterlich datiert hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht nummeriert. Also wären sie eigentlich 0 und -1. :sweat_smile:

Die Vergrößerung mit den zwei Scherbenstücken ist die Bruchscherbe Nr. 15.

Und die letzte Vergrößerung ist die Bruchkante von Scherbe 16. Die etwas dickere Scherbe.

Ich kann gerne Detailaufnahmen von den interessantesten Fragmenten machen. Einfach die Nummer schreiben. Alle in Detail wäre wohl etwas zu viel des Guten. :sweat_smile:

Gruß
Shard

Wie ich es mir dachte, kein Interesse mehr:

Blockzitat
bitte entschuldigen Sie die späte Rückmeldung. Solange Sie Funde weiterhin in den obersten Schichten finden, wo auch angefahrenes Erdreich liegt, brauchen Sie keine weiteren Updates zu schicken. Vermutlich stammt ein Teil der Scherben zwar wirklich von dem Grundstück, aber leider lässt sich nicht trennen, welche. Auch sind Fragmente des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit in Ortsnähe nicht ungewöhnlich, da hier wohl schon früher z.B. Schutt abgeladen wurde oder Felder/Gärten gedüngt wurden (sog. Scherbenschleier, da der Mist inklusive der Scherben kaputter Gefäße, die auf dem Misthaufen entsorgt worden waren, auf die Felder gefahren wurde).
Herzlichen Dank für die vorbildliche Meldung.

Leider auch keine weiteren Informationen zu den eingesendet Bildern.

Übrigens den Zahntest hab ich Mal probiert und bin kläglich gescheitert. Entweder Brauch man da mehr Erfahrung im das rauszuhören oder ich habe es falsch gemacht. Jedenfalls klingen die alle gleich :sweat_smile:

Gruß Shard

Hallo Shard,
außerhalb eines Befundes verlieren fast alle Scherben ihre Bedeutung, da ja der Zusammenhang fehlt. Scherben aus allen Zeiten gibt es in Massen. Allerdings können sie die Archäologen u.U. auf noch nicht bekannte Bodendenkmäler aufmerksam machen. Leider ist das in deinem Fall nicht gegeben.
Funde zu machen bedeutet, sich mit verschiedenen Kulturbereichen und - stufen auseinander zu setzen. Das alleine ist ja schon spannend und ein Gewinn. Es lohnt sich allerdings, immer mit offenen Augen durch die Landschaft zu gehen!
Vielleicht gibt es in deiner Region eine archäologische Arbeitsgruppe, in der du mitarbeiten könntest?

Der “Zahntest” hilft mir, linearbandkeramische und bronzezeitliche Scherben von neuzeitlichen zu unterscheiden. Oder von Steinen, die manchmal wie abgerollte Scherben aussehen können…Ohne die Arbeitsgruppe, die Feldbegehungen und Ausgrabungen hätte ich das auch nicht gelernt.

Also sei nicht enttäuscht. Immerhin hast du auf deine Fundmeldung eine Antwort vom Amt bekommen. Das ist nicht immer selbstverständlich.

Siria

Hallo Siria,

über die Antwort des Amtes habe ich mich gefreut und die Bearbeiterin war sehr nett, und mir ist auch bewusst, dass sie auf dem Amt viel zu tun haben und meine Funde im Zusammenhang mit dem Erdaushub uninteressant sind, aber die Enttäuschung ist natürlich groß dass eine großartige Informationsquelle versiegt.

Bei einer archäologischen Arbeitsgruppe wäre ich ja sofort dabei, allerdings hab ich derzeit nicht so viel Zeit dafür. Ich werde es aber im Hinterkopf behalten.

Gruß Shard

Edit: Ich werde natürlich weiterhin im Garten die Augen offen halten und die Funde hier posten. :grin:

Hallo zusammen,

hier mein neustes Update. Ich habe darauf verzichtet jede Scherbe im Detail abzulichten und habe die neusten Funde in einer Ansicht auf einem Blatt Papier fotografiert. (Jedes Fragment im Detail würde vermutlich zu umfangreich werden…).
Stattdessen habe ich ein paar der interessantesten Scherben im Detail fotografiert.

Scherbe Nr. 29 fand ich Recht spannend aufgrund der zwei umlaufenden Rillen:



Scherbe Nr. 1 scheint eine abwechselnd helle und dickere Struktur zu haben (zu erkennen auf dem kleinen Teil der Oberfläche, der nicht weggebrochen ist):




Scherbe Nr. 10 scheint auch diese abwechselnde Struktur zu haben:



Ich freue mich schon regelrecht wenn der Garten wieder reif fürs umgraben ist. Mal sehen was noch zutage kommt. :smiley:

Gruß Shard

Servus,

das neuste Update aus meiner persönlichen Grabungsstelle ist so weit.
Diesmal sind einige interessante größere Stücke zu Tage gekommen.

Hier einmal die Übersicht:

Das erste Mal hab ich zwei eindeutige Bodenstücke (37
und 38) gefunden. Auf 37 möchte ich etwas näher eingehen.


Das Stück scheint ohne Glasur und einfach grau zu sein. Deutlich zu erkennen sind die Töpferscheibenrillen. Ich habe Mal versucht eine Zeichnung zu machen (danke @Munigis für die Anleitung).

Hier noch ein Profilbild der Scherbe:

Ein weiteres interessantes Stück ist Scherbe 41. Das Fragment hat eine doppelte Wölbung.


Und als letztes möchte ich noch Fragment 40 vorstellen. Dieses Fragment ist zwar nur eine einfache Randscherbe, aber die Engobe ist diesem Fall sehr interessant. Auf der einen Seite ist sie komplett schwarz und auf der anderen rot.


Diesmal waren wirklich sehr viele interessante Stücke dabei. Unter anderem zwei “Schulterstücke” (44 und 59) und ein Stück mit deutlichen Töpferscheibenrillen und Einbuchtung (47).

Vielleicht gehe ich das nächste Mal darauf ein, falls ich dann weniger interessante Funde habe.
Ach ja, falls jemand etwas zu den Stücken beitragen möchte, nur zu! Von Amtsseite gab es diesmal leider keine zusätzliche Informationen, aber muss ja auch nicht jedesmal so sein.

Gruß Shard

Hallo Shard,

Keramik ist ein großes Thema, bei Aufsammeln wie beim Magazinieren. Ich beschäftige mich schon lange damit, und kann vielleicht ein paar Ansätze zu neuen Ideen beisteuern.

Fertigung
Die Größe der Magerungspartikel lässt sich als Hinweis auf die Benutzung unterschiedlicher Formungstechniken deuten, auf einer schnell laufenden Scheibe reißt man sich schnell mal die Finger an der groben Magerung auf. Drehriefen entstehen nicht nur auf der schnell laufenden Scheibe, sondern auch auf einer langsamen, einer drehbaren Unterlage. Auf größeren Scherben kann man das manchmal unterscheiden, bei der schnellen Scheibe müssen alle Riefen parallel sein, bei der langsamen Scheiben können sie durch quer dazu verlaufende Riefen unterbrochen werden. Das musst Du am Original prüfen, Fotos reichen dazu nicht aus. Für die zeitliche Einordnung spielt die Brandhärte (= folgt aus der Brenntemperatur) eine große Rolle. Die Einteilung erfolgt nach der Mohs’schen Härteskala Mohs'sche Härteskala – GEOWiki@LMU
für die Keramikbestimmung reichen weich gebrannt - mit dem Fingernagel ritzbar für älteres Material, bzw. hart gebrannt - nur mit dem Eisenmesser ritzbar. Dazu kommen Faststeinzeuge und Steinzeuge, die man anhand des Grades der Versinterung im frischen Bruch bestimmen kann.
Beim Brand können durch Unregelmäßigkeiten in der Luftführung unterschiedliche Härten aber auch Oberflächenfarben entstehen. Je jünger die Keramik ist, desto genauer konnte der Brennvorgang gesteuert werden, und desto geringer ist die Variationsbreite bei der Farbe.
In der Analyse mittelalterlicher Keramik wird häufig mit statistischen Methoden gearbeitet, wegen der hohen Fundanzahl. Ein erster Blick auf Deine Scherben scheint hauptsächlich Koch- oder Vorratsgeschirr zu zeigen, eher hochmittelalterlich, die Trink- und Schenkgefäße wären dann vorwiegend aus anderem Material gewesen, Holz, Leder, später auch Glas und Metall. In Norddeutschland wird ab dem späten Mittelalter die professionelle Töpferei eingeführt, damit vervielfacht sich die Anzahl der in Keramik gearbeiteten Gefäßtypen. Kann auch wichtig sein für die Altersbestimmung bzw. für eine Sozialanalyse. Spuren der Keramiknutzung kann ich auf den Fotos nicht entdecken, manchmal gibt es sogar eine Sekundärnutzung, Scherben als Spielsteine, große flache Scherben als Bratpfanne, etc.
Neben der Altersbestimmung kann anhand von Keramik eine Menge zur Wirtschaft und Gesellschaft der Nutzer erkannt werden. Und zuletzt noch, scharfkantige Brüche an großformatigen Scherben deuten auf eine schnelle Deponierung im Boden hin, kleine Stücke mit gerundeten Brüchen dürften dagegen aus umgelagertem Material stammen.

Ich hoffe, dass Du ein bisschen was davon an Deinen Funden anwenden kannst,
viel Erfolg und viel Spaß

Uwe

Hallo Shard,
freut mich wenn dir die Anleitung etwas geholfen hat.
Danke für die Erwähnung und weiterhin viel Spaß und Erfolg.

Viele Grüße
Oli

Servus,

@Schotte
Danke dir! Genau solche Infos suche ich. Ich habe zwar das Problem, dass ich lauter verschiedene Kleinstfragmente habe, bei denen nur selten neue Informationen rauszuholen sind, aber ich hoffe auf zukünftige Funde, welche neue Erkenntnisse bringen.

Zum Hintergrund der “Grabungsstelle”: hier war früher der Dorfplatz mit einer Scheune und die Keramik vermutlich in der Erde. Die Scheune wurde abgerissen und ein Wohnhaus gebaut. Dafür wurde die Erde auf einen Haufen neben dem Haus geschoben. Als das Haus dann stand, würde die Erde vom Haufen mit Erde von irgendwo anders her gemischt und auf ca. 400m^2 verteilt.

Auf ca. 30m^2 habe ich einen Garten angelegt. Ich werde also niemals alle Teile zusammen bekommen. Aber man sieht auch wie viele Keramiken hier liegen müssen. Bisher passt kaum ein Teil zum anderen. Und die ganzen Betonrohre, Ziegel und Schrott machen es nicht besser. Vermutlich sind dadurch auch die Scherben meist so klein.

Hast du vielleicht auch noch Infos zu Engoben? Das ist gerade bei mir ein großes Thema, durch den spannenden Find mit den zwei Farben.

@Munigis
Die Anleitung ist echt gut, habe aber auch schon schnell festgestellt, dass ich da auch sehr schnell an Grenzen Stoße mit den kleinen Fragmenten und den Nicht-Randstücken. Und ich muss noch etwas üben bis meine so gut aussehen wie deine.

Gruß Shard

Hallo Shard,
Engobe ist ein Begriff, der sehr unterschiedlich benutzt wird. Ich würde vorschlagen, nur wenn im frischen Bruch ein Materialauftrag zu erkennen ist, diesen als Engobe zu bezeichnen. In der Literatur wird auch gerne von ‘slips’ oder Überzügen geredet.
Der Übergang zu Verzierungen (z.B. mit farbigem Tonschlicker) oder Grundierungen (wie bei z.B. Fayence) ist fließend. Glättungen oder Politur können eine von der normalen Tonmasse abweichende Außenhaut zeigen, nach unten hin, zum Scherben direkt, gibt es dabei aber nur selten eine klare Abgrenzung.
Bei deiner Scherbe sehe ich keinen solchen Auftrag. Nach dem Foto würde ich eher auf einen nicht richtig homogenisierten Ton tippen, der dazu führte, dass sich beim Brand eine Blase bildete, die Außenhaut ausbeulte und wegbrach. Das kommt bis ins 19. Jahrhundert immer wieder mal vor, bis die maschinelle Tonaufbereitung dem ein Ende setzte.

Ich hoffe Dir ein bisschen weiter geholfen zu haben,

viel Spaß

Uwe

Hallo Uwe,

jede Info ist für mich interessant! :grin:

Die schwarze Seite könnte tatsächlich ein Abbruch sein der durch Ruß schwarz gefärbt ist. Deshalb war ich mir bei der schwarzen Seite auch nicht sicher ob das Engobe ist.
Die andere Seite ist aber rötlich (auf den Bildern kommt das nicht so richtig rüber). Die Bruchkante aber zeigt eher graues Material. Habe versucht ein Bild zu machen, aber man kann es einfach nicht gut erkennen. Deshalb kam ich auf Engobe.

Gruß Shard

Hallo Shard,

für die Farbe der Keramik ist die Brennathmosphäre ausschlaggebend, sauerstoffreiche Luft färbt die Eisenteile im Ton rot (FeO2 - Rost), sauerstoffarme Luft färbt grau bis schwarz (Fe2O3). Wenn die Atmosphäre während des Brandes wechselt, bleibt schon mal der Kern der Scherbe rot, oxidierender Brand, während die Außenseiten der Keramik schon nach grau oder schwarz verfärbt sein kann, reduzierender Brand.
Diese Farbwechsel sind ein Zeichen dafür, dass der Brennmeister oder der Bestücker des Ofens sich noch nicht so gut mit der neuen Brenntechnik auskennen, sie dürften also eher früh sein. Innerhalb des Ofens können je nach Zug und Luftzufuhr wechselnde Färbungen auf einem Gefäß oder innerhalb des Brenngutes auftreten. Und, damit es nicht zu einfach wird, Töpfer haben gerne mal mit Zuschlägen experimentiert, um Sinter- oder Schmelztemperaturen des Brenngutes zu minimieren.

Es dauert manchmal eine ganze Weile bis man die Eigenheiten eines Fundplätz anhand der Scherben erkennen kann, es geht Dir also nicht anders als den gelernten Archäologen.

viel Spaß und interessante Funde

Uwe

Hallo Uwe,

ich bin jetzt Mal dazu gekommen, die Bruchfläche vorsichtig mit einem Scalpel zu säubern. Das innere ist grau und an den Rändern ist eine Schicht rot bzw. schwarz, welche weniger als ein Millimeter beträgt. Der Übergang zu dem roten bzw. Schwarzen Bereich ist abrupt und nicht fließend. Ich habe versucht ein Bild zu machen, aber ich fürchte meine Kamera ist einfach nicht gut genug.

Gruß Shard